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AUSGABEN UND ABHANDLUNGEN
AUS DEM GEBIETE DER
ROMANISCHEN PHILOLOGIE.
VERÖFFENTLICHT VON E. STENGEL.
LV1I.
DAS STREITGEDICHT
IN DER
A1TPROVENZALISCHEN LYRIK
UND SEIN
V ERHÄLTNISS ZU ÄHNLICHEN DICHTUNGEN
ANDERER LITTERATUREN.
VON
LUDWIG SELBACH.
MARBURG
N. G. EI.WERT’SCHF, VERIAOSBD CHHANPl. tJNG.
1886.
Uvv
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S. 2 Z. 20 y. o. ). ed. st. Ed., ebenso S. 2 Z. 1 v. n., 8. 3 Z. 1 n. 2
v. o., S. 7 Z. 9 n. ö v. u., S. 23 Z. 15 v. u. — S. 3 Z. 15 v. o. 1. ed. II st.
II. — S. 3 Z. 22 y. o. 1. Anjon st. Anjon. — S. 7 Z. 4 v. n. 1. ed. IV st. IV. — 8.
8 Z. 5 v. o. 1. ed. II st. II. — S. 10 Z. 4 v. o. 1. Gul raut st. Gnlrant. — 8. 10 Z.
17 y. o. 1. u. st n. 8. 11 Z. 16 y. u. 1. an a’n st an’an. — S. 13 Z. 14 v. n.
füge ein nach Spiele: noch auch peinliche Alternativen wie Benecke (Iwein ed.
III. z. V. 4630) ans Joinville angiebt. — 8. 14 Z. 12 v. u. 1. coms at.cons. — S.
14 Z. 2 v. n. 1. Veranlass st. Versmaass. — 8. 15 Z. 22 y. o. 1. bilden st. bildet
— 8. 1.5 Z. 8 y. n. füge ein 436, 2. —S. 19 Z. 10 y. o. 1. 70.22 st. 70,32. — g.
20 Z. 17 v. o. 1. Espaua st. Espana. — 8. 22 Z 1 v. o. 1. im Einzelnen in den
übrigen st. in den einzelnen. — S. 22 Z. 19 v. o. 1. einführt st. anführt. — S. 23
Z. 19 v. o. 1. Festst Part. — 8. 29 Z. 4 v. o. 1. Wettkampf st. Kampf. — S. 29
Z. 15 y. n. 1. pers. st. prov. — 8. 34 Z. 7 v. o. 1. 14 st. 64. — 8. 38 Z. 22 y. o.
füge ein: Lanfranc Cigala (282) 4 : p. 110. — S. 38 Z. 13 v. n. füge ein: Rai-
mon Esoriya (398)1 : Chrest. 317. — S. 46 Z. 18 v. n. füge ein: Ms. Anhg. No.
33: 398,1 s. Römer p. 20. Reimw. alle 2 C. a = ida, nda, isea. b = a), en, aut.
Torn. i. — S. 47 Z. 19 v. o. füge an; Ms. 782:282,4.5 C. 1 dreiz. Torn. er,
ia, an, e. — 8. 47 Z. 20 v. o. 1. 4 st. 3.—S. 17 Z. 21 v. o. 1. 6 st. 5. — 8. 48
Z. 7 v. o. 1. ed. II. st. II. — S. 49 Anm. Z. 8 v. o. 1. 280,1 st. 289,1. — S 49
A. Z. 9 v. o. 1. 192,5 st. 182, 5.—S. 49 A. Z. 10 v. o. 1. 10,13 st. 42,2.—
8. 49 A. Z. 3 y. u. nach Poesie 156 einzureihen : 254, l—97,1 — 254,2 (s. p. 110)
und Z. 1 y. u. 97,1 bis 97,6 zu tilgen. — 8. 51 Z. 6 v u. 1. en st en. — 8.
52 Z. 9 y. o. 1. Gancelm st Gaucelem.— S. 54 Z. 16 v. o. 1. Vidal st. yidal.
— 8. 55 Z. 11 v. o. 1. yejaire st. vegaire. — S. 54 Z. 11 y. n, füge an: ln G. an
Coine gerichtet. — 8. 58 Z. 14 y. o. 1. , st. . — 8. 59 Z. 5 v. o. 1. saso st. razo.
8, 59 Z. 20 v. o. schalte ein nach Zeit: wie Bertr. de Gordo 1. — S. 69 Z. 12
y. u. tilge . nach Circ, ebenso S. 60 Z. 1. — S. 61 Z. 12 v. o. 1. zweicoblige st.
zweicolbige. — 8. 63 Z. 16 v. u. 1. veränderter 8t. verändeter. — 8. 64 Z 11 v.
o. 1. Guirant st. Guirant. — S. 64 Z. 17 v. o. 1. 451,1 st 452,1. — S. 64 Z. 24
y. o. 1. interessant st. interressant. — S. 68 Z. 15 v. u. 1. Mahn CXXl st.
M. C. XXI. — S. 72 Z. 22 füge ein : Fehlt unter G. Riquier. — 8. 74 Z. 18 v. u.
tilge 358,1. — S. 74 Z. 15 v. u. schalte ein nach 10,3:368,1. — 8. 75 Z. 8 v.
o. 1. 239,1 st. 239,3. — S. 75 Z. 12 v. n. 1. Liebhaber st. Liebhaher.— S. 77
Z. 15 v. o. 1. 17 st. 16. — S. 78 Z. 7 v. o. 1. 282,14 st. 284,14. — 8. 79
Z. 10 v. u. 1. Partie st. Partei. — S. 80 Z. 1 v. u. füge an: Fehlt unter Izarn.
— S. 112 Z. 1 v. o. 1. Correcturbogens.
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Herrn
Professor Dr. Edmund Stengel
in dankbarer Verehrung
gewidmet
vom Verfasser.
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§. 1 .
1] Dem Streitgedicht — darauf deutet schon sein prov.
Name*) hin — liegt die Idee des sinnlichen Kampfes, sei es
nun des ernsten sinnlichen Kampfes oder des Kampfspieles,
zu Grunde. Wie bei diesen der natürlichen Auffassung nach
nur eine Beteiligung zweier oder mehrerer Streiter denkbar
ist, so kann auch von einem Streitgedicht im eigentlichen
Sinne des Wortes nur da die Rede sein, wo dasselbe nach
prov. Art durch Herausforderung und Entgegnung zweier
oder mehrerer sich feindlich gegenüber st ehender Dichter ent¬
standen ist. Den beiden Seiten des sinnlichen Kampfes (ern¬
ster Kampf und Kampfspiel) entsprechend, lässt sich auch
das prov. Streitgedicht in zwei Hauptarten sondern, welche
sich durch den Ernst der Veranlassung und die Art und
Weise in Anlage und Ausführung unterscheiden: Tenzone
im engeren Sinne und Vartimen .
2\ Dem eigentlichen Kampfe ist erstere vergleichbar.
Wie sich dort die Gegner in ungezwungener Weise durch
Hieb und Gegenhieb körperlich zu schädigen suchen, wollen
•) Prov. „tenso“. Diez (Etym. Wtb. p. 687 ed. Scheler) giebt pr.
tensar, afrz. tencer streiten, bestreiten, nfrz. tan rer ausschelten als Partici-
pialvb. von tenere, tentos in der Bedeutung „einen Satz behaupten“, afrz.
auch „vertbeidigen“, „schützen“' und daher afrz. tence, tencon, prov. tensa,
tenson an. Tener in dieser Bedentnng kommt in zwei Partimen (24, 1 u.
227, 7) vor. Tenson ist jedoch prov. gleichbedeutend mit contenson (437, 11),
welches anf lat. contentio, Waffen- und Wortstreit, hindentet nnd von con-
tendere, pr. contendre (52, 3; 218, 2) schwerlich za trennen ist. Eine Ueber-
schrift von 388, l in Hs. 0 ist contencio. Da nnn lat. tendere sich be¬
grifflich mit contendere berührt, so wird man tenso als eine Kürzung aus
contenso — contentionem — anseben oder doch mit dem Participialvb. tensar
ans lat. tendere — tentus — tentiare zusammenbringen müssen; cf. Groeber’s
Ztschr. VI, p. 119.
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2
sie sich hier durch Ueberbietung in Beschuldigung aller ihnen
anhaftenden Schwächen und Georechen sittlich in den Staub
ziehn. Hier endet der Wortstreit entweder unentschieden
oder mit der Niederlage eines Gegners; stets aber findet er
seinen Abschluss durch die Streiter selbst.
3] Das Partimen, dem auch der Name joc partit, ge¬
teiltes Spiel, zugehört, erinnert dagegen in manchen Zügen
an das Kampfspiel, welchem man in der mittelhochdeutschen
Litteratur vielfach unter dem Namen geteiliiu spil begegnet.
Auch bei dem „geteilten spil“ waren verschiedene Formen
üblich, doch schon die Uebereinstimmung der Bezeichnungen
deutet an, dass sich hier, wie im poet. Wettkampf, die Spiel¬
genossen in die Uebernahme mehrerer, bei freier Wahl ge¬
wöhnlich aequivalenter, Dinge teilten oder doch Bedingungen
festsetzten, um deren Erfüllung sie wetteiferten. Die Ent¬
scheidung war hier nicht immer durch den Ausgang selbst
bestimmt, sondern oft dem Urteil von Schiedsrichtern (Kie-
sern beim Kampfspiel) anheimgegeben. Eine Anschauung sol¬
chen leiblichen Kampfspieles giebt uns das Nibelungen-Lied
Str. 404 (Ed. V. Lacnmann p. 56):
, „Den stein sol er werfen und springen dar näch,
Den g6r mit mir schiezen. lät in sin niht ze gäch.
Ir muget hie wol Verliesen die 6re und ouch den lip:
Des sult ir iuch bedenken“, sprach daz minnecliche wip.
Die Spiele, welche hier Brunhilde ihrem Partner Günther
auferlegt, werden von ihr selbst Str. 402 geteiltiu spil be¬
nannt, eine Bezeichnung ( jeu-parti ), die noch heute bei dem
fahrenden Volk der Jahrmärkte für eine Art Ritterspiel in
Anwendung kommt, wie mir aus dem Programm eines sol¬
chen, welches ich hier in Marburg gesehen, in Erinnerung ist.
4] Während der leibl. Wettkampf in seiner aus dem
Nib.-Lied bekannten Form eher dem Certamen entspricht,
erinnert er v in der Form des Tourniers mehr an das Par-
timen. (s. 50.) Die Bezeichnung Torneyamen für einen poeti¬
schen Streit zwischen mehr als zwei Interlocutoren geht denn
auch von der Vorstellung des leiblichen Kampfspieles, des
Tourniers, aus. Ausserdem werden noch Schach- und Würfel-
Spiel, welche sonst in der prov. Poesie als Vergleiche zum
Spiel der Liebe dienen (L. u. W. p. 374 u. 387), mit unserer
Dichtgattung in Verbindung gebracht (248, 11; 248, 28; 448, 1)
und überhaupt ähneln mehrere moderne Gesellschaftsspiele in
ihrer Einrichtung dem poetischen joc partit der Provenzalen.
Ueber geteiltiu spil vgl. ferner: Iwein, Ed. 111. Benecke und
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3
Lachmann zu Vs. 4630; Erec, Ed. II. Haupt-Anm. zu Vs. 867
ff.; Wartburg-Krieg, Ed. Simrock §. 16.
§. 2 .
5] Bei den Provenzalen muss sich das Streitgedicht,
namentlich die Art des Partimen, grosser Beliebtheit erfreut
haben. Dichter jeden Ranges, von den bedeutendsten Rei¬
genführern der prov. Musensitze bis herab zum kleinsten
Dichterling fanden in dieser Gattung ein Mittel Kunstfertig¬
keit und Gelehrsamkeit zur Schau zu tragen. Durch das
Partimen traten sie in Verkehr mit den mächtigsten Gönnern,
welche teils mit ihnen selbst Streitgedichte verfassten, teils
zur Verhandlung von Liebesstreitfragen Anregung gaben.
Der Graf von Rodes, der Vizgraf von Torena und der
Delphin v. Alvergne schätzen Uc von St. Circ auch wegen
der „tensos“, die sie mit ihm wechselten (M. II. p. 47); selbst
Könige (Peire II. v. Aragon), mächtige Fürsten und hoch-
gestellte Frauen erscheinen als Interlocutoren; Guillem de
Montaignagout ist vom Grafen von Provence beauftragt
Sordel eine Liebesfrage vorzulegen (225, 14); Folquet macht
mit G. Riquier auf Wunsch ihres frohsinnigen Gönners,
Grafen v. Comunge, ein Partimen (153, 2) und Graf Karl
(1. v. Anjon) wünscht über die Ansichten, welche Sordel und
Bertram d’Alamano über eine Streitfrage ausgetauscht, unter¬
richtet zu werden. (437, 10; 189,4.)
6] Sammlungen von Liebesstreitfragen, als welche man
früher wohl die Contentiones der Blanchemain auffasste (Bartsch,
Grdr. p. 64), scheint man jedoch nicht angelegt zu haben.
Nach den neueren Untersuchungen von A. Thomas waren
die Contentiones vermutlich eine Sammlung partimen artiger,
moralisirender Erörterungen, welchen gelegentlich zur Stütze
der gewonnenen Ansichten Anekdoten beigegeben waren. Sie
bandelten etwa über die Frage: Lequel vaut mieux, avoir
une femme qui vous trompe, mais qui vous accable de preve-
nances, ou une femme fid&le, mais peu empressöe? (Thomas,
Franc, da Barb. et la litt. prov. etc. p. 153).
§•3.
7] Was nun unser Interesse an dem prov. Streitgedicht,
speciell dem Partiiüen, einigermassen erhöht, ist seine frühe
eigentümliche Ausbildung. Poetische Wettkämpfe, in denen
man einen und denselben oder zwei verschiedene Gegenstände
wetteifernd besingt und feiert oder zwei Parteien streitend
vorführt, sind zwar auch in früheren und gleichzeitigen
1 *
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4
Literaturen anderer Völker bekannt, aber als wirkliche
Wettgesänge, zwischen zwei oder mehreren sich feindlich
gegenüberstehenden Dichtern, sind sie zuerst bei den Pro-
venzalen ausgebildet worden. Diejenigen Literaturen, welche
Streitgedichte im prov. Sinne aufweisen, haben sie erst später,
mithin wahrscheinlich unter dem Einflüsse prov. Vorbilder,
gepflegt, so die port. u. span. (vgl. F. Wolf Studien S. 202).
8] Auch das nordfranzösische Jeu-parti ist ganz nach dem
Muster des provenzalischen, ein mattes Abbild desselben,
ausgefiihrt. Bezüglich der reichen Jeu-parti-Litt, bei den
Nordfranzosen (194 jeux-partis) genügt eine Verweisung auf
Gr. Raynaud: Bibliographie des Chansonniers frangais des
XIII« et XIV e si&cles t. II.
No. 8, 25, 39, 101, 107, 147, 155, 203, 239, 258, 259, 277,
289, 294—298, 330—335, 359, 365, 375, 378, 400, 403, 491,
494, 496, 497, 546, 547, 572, 596, 618, 650, 664, 666, 667—669,
690—694, 703, 704, 706, 707, 770, 840—842, 861, 862, 871,
878, 899, 907-910, 915—918, 926—928, 931, 938, 940—952,
958, 978, 1021, 1025—1027, 1034, 1041, 1042, 1054, 1066,
1068, 1071, 1072, 1074—1076, 1078, 1085, 1092, 1094, 1097,
1111, 1112, 1121, 1122, 1167, 1185, 1187, 1191, 1200, 1201,
1230, 1235, 1263, 1282, 1290, 1291, 1293, 1296, 1307, 1316,
1331, 1335, 1336, 1338, 1340, 1341, 1343, 1344, 1346, 1351,
1354, 1393, 1437, 1442, 1443, 1448, 1504, 1505, 1513, 1514,
1517, 1518, 1520, 1523, 1584, 1588, 1637, 1666, 1671, 1672,
1674, 1675, 1678, 1679, 1687, 1737, 1744, 1759, 1774, 1776,
1794, 1798, 1804, 1817, 1818, 1822, 1824, 1825, 1833, 1838,
1850, 1861, 1878, 1888, 1890, 1925, 1949, 1962, 1966, 2014,
2049, 2083, 2129.
9] In der italienischen und englischen Poesie kommt es
meines Wissens gar nicht vor. Im Italienischen geben eini¬
gen Ersatz für den Mangel die Frag - und Antwort'Sonette,
bei welchen auch die Regel, dass der Antwortende den Reim
des Fragers befolgen muss, an das prov. Streitgedicht erin¬
nert. (Poesie p. 252.) Im Englischen sind dagegen in zahl¬
reichen Beispielen jene fingirten Redekämpfe vertreten, welche
der französischen Dichtung nach dem Vorgänge mittellateini¬
scher Poeten schon früh unter den Namen estrif, desbat ,
disputoison u. s. w. geläufig waren. Es geht gleichsam ein
kosmopolitischer Zug durch diesen Zweig der dialogischen
Dichtung. Sie begegnet nicht nur in der mittellateinischen,
französischen und englischen, sondern auch in der italieni¬
schen, spanischen, portugiesischen, deutschen, ja auch der per¬
sischen und secundären türkischen Poesie.
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5
10] In der deutschen finden sich schon unter den höfi¬
schen Dichtern Belege dieser Gattung*), während die bei
den Provenzalen übliche erst bei den sogenannten Meister¬
sängern, Heinrich v. Meissen (Frauenlob**) und seinen Ge¬
nossen Rumezlant und Regenboge, also gegen Ende des 13.
resp. Anfang des 14. Jahrh. auftaucht. Aber auch in dieser
Periode sind prov. Muster nur sehr spärlich nachgebildet
worden, eine Erscheinung, die vorwiegend in der Charakter¬
verschiedenheit der prov. und deutschen Lyrik überhaupt
begründet sein mag. Unzweifelhaft wurden auch bei den
Minnesingern Liebesfragen gestellt, doch hat sich keine be¬
sondere Dichtgattung daraus entwickelt (Poesie 237). Bei
der grösseren Tiefe und Innigkeit der deutschen Lyrik mochte
die verstandesmässige Künstelei des prov. Joc partit keinen
Eingang finden.
§. 4.
11] Erst neuere deutsche Dichter, zugleich Gelehrte,
haben das prov. Joc partit durch scherzhafte Versuche in
der deutschen Poesie wieder in Erinnerung gebracht. Kein
Wunder, dass auch F. Rückert, der mit so seltener Fein¬
heit die poetischen Stimmen anderer Völker belauschte und
nachahmte, auf dem Felde des poetischen Streites erscheint:
„Sänger, sprecht mir einen Spruch!
Saget was ist mind’re Noth:
Der Geliebten Treuebruch
Oder der Geliebten Tod?“
fordert er seinen Mitstreiter Uhland auf. Dieser legt in
vier ununterbrochenen Strophen den Vorzug des Todes in
Treue dar und Rückert verficht dagegen in vier weiteren
Strophen das Leben der Geliebten in Untreue***). Inhaltlich
vgl. dazu B. G. 194, iS. Alle Argumente werden also in
diesem Gedicht auf einmal gebracht, nicht in einzelnen hin
und her sausenden Hieben wie im Joc partit.
*) Ein Zwiegespräch zwischeu Gawan und Keie über die Mittel uud
Wege,, welche am Hofe zu Amt uud Würden führen, unter den Gediohteu,
welche M. S. II, 140 dem tugendhaften Schreiber beigelegt werden. (Sim-
rock §. 16.)
**) Frauenlob verhandelt mit Regenboge und Rumezlant die Frage, ob
die Frauen mehr durch die Anrede wip oder frouwe geehrt würden. (Ett-
müller, Frauenlob 107.)
***) Gedr. bei Rückert, ges. Ged. 1843, I. Teil p. 515. Aufnahme des
Gedichtes im Jahre 1836.
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6
12] Mehr Anlehnung an prov. Muster haben in dieser
Hinsicht Wackernagel und Simrock beobachtet, indem sich
ihr Dialog Strophe um Strophe bewegt. Die fein ersonnene,
neckische Herausforderung Wackernagels atmet frische Kam¬
pfeslust :
„Joseph, nun zieh ich vor Dein Haus,
Und schlag an’s Thor und rufe Dich zum Streit heraus:
Freund Joseph, komm und sei zum Kampfe wacker!
An meiner Hüfte klirrt das Schwert,
Und munter weht die Fahn am Schaft: es schnaubt das Pferd
Und drückt den Huf unruhig in den Acker.
Wer unterliegt, der zürnet nicht: leicht tröstet sich jedweder,
Warf Freundesarm ihn auf den Sand.
Ich frage Dich, antworte Du und sprich zur Hand:
Ist mehr das Schwert zu ehren, mehr die Feder?“
J. Simrock: „Ich öffne, Wilhelm, Dir das Thor,
Da stehst Du unberitten, stehst zu Fuss davor:
Es schnaubt kein Ross, es klirren keine Sporen;
Nicht Schwert noch Lanze giebt’s zu sehn:
Nur eine Fahn’ am Schaft der Feder seh’ ich wehn;
Sie reitet auf dem Sattel Deiner Ohren.
So hast Du, seh ich sonnenklar, der Feder Dich ergeben,
Und sprichst dem Dienst des Schwertes Hohn.
Das Gastrecht schützet Dich: sonst lehrt ich Dich zum Lohn
Das Schwert verehren, dem die Reiche beben*).“
Nachdem Simrock in dieser Weise seinem Gegner die Ehren¬
rettung der Feder überwiesen, ringen die Dichter in noch
ferneren neunzehn Strophen um die Prävalenz der erkorenen
Gegenstände.' Wiederholt erhärten beide im Verlaufe der
Erörterungen ihre Ansichten durch Zeugnisse aus biblischen
Stoffen, der alten Geschichte, deutschen Heldensage und mit
treffendem Witz ersonnene Bilder aus der Natur. Chamisso,
dem „steht so wohl das Saitenspiel, dem einstmals, frisch
geschwungen, so wohl die blanke Klinge stand“ wird das
Kichtschwert in die Hand gelegt; doch entscheidet er sich
für keine Partei:
„Das Geld ist Macht und Herrlichkeit
Ein Freiherr Rothschild ist der Heros uns’rer Zeit“ etc.
Hier also leuchten auf Schritt und Tritt die Grundzüge des
prov. Joc partit hindurch. Eine formelle Abweichung zeigt
*) Ged. ▼. Wilh. Wackeruagel p. 161.
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7
sich, abgesehen von dem Wechsel des Reims, nur darin,
dass die beiden Tornaden (1. hat 6, die 2. 4 Verse) sich
nicht den letzten Versen der Strophen anschliessen, sondern
zusammen das Reimschema einer ganzen Strophe bilden. Cha-
misso’s Ausspruch ist, wie im Prov., in der Strophenform des
Gedichts abgefasst. Dasselbe Thema behandelt auch ein persi¬
sches Munäzarät und zwei arabische Prosa-Munäzarät. (Ethe
p. 118.)
§..5.
13] Der Wert dieser prov. Dichtungen liegt für uns nun
zwar vornehmlich in der culturhistorischen Seite: Die Vor¬
würfe und Rechtfertigungen der Gegner in der Tenzone im
engeren Sinne, die aufgeworfenen Fragen des Partimen und
die während der Debatte geäusserten Meinungen geben uns
ein ungetrübtes Bild von der Denk- und Empfindungsweise
jener Jahrhunderte in Südfrankreich. Hauptziel vorliegender
Arbeit blieb jedoch zunächst das gesammte Material, nach
gewissen Gesichtspunkten geordnet, zusammenzustellen, das
Verhältnis des prov. Streitgedichtes zu verwandten Dich¬
tungen anderer Litteraturen aufzuhellen, sowie auch Fragen
über Einrichtung, Vortrag derselben und dergl. zu erörtern.
Die am Schluss mitgeteilten, bisher ungedruckten, Ge¬
dichte verdanke ich der Güte meines verehrten Lehrers,
Herrn Prof. Stengel, dem ich für die bereitwilligste Ueber-
lassung des vielfach nur handschriftlich vorhandenen Materials
sowie für sonstige Förderung der Arbeit zu wärmstem Danke
verpflichtet bin.
Litteratur.
§• 6 .
14] Ausser den schätzbaren Berichten, welche uns die
prov. Biographieen (Mahn Ed. II. Berlin 1878) über einzelne
Streitgedichte hinterlassen haben, ist aus der älteren Zeit
besonders eine Notiz in der Doctrina de compondre dictatz
No. 17 u. 33 (Meyer: Trait^s catalans, Romania VI. p. 357)
und eine weitere in den Leys d’amors zu erwähnen. (Ed.
Gatien-Arnoult I, 344 und Bartsch, prov. Chrest. IV. p. 376.)
Später hat Millot, histoire litt, des Troub. I. p. 66 des dis-
cours preliminaire dem Streitgedicht eine kurze Betrachtung
vom Standpunkte des Moralisten und Aesthetikers aus ge-
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widmet. Der erste, welcher ihm seine Aufmerksamkeit in
philologischer Hinsicht zuwandte, war Raynouard: Choix
des poesies orig, des Troub. Bd. 11. 186 ff. Manche zweifel¬
hafte Fragen erörtert und zum Teil gelöst zu haben ist
das Verdienst unsers Altmeisters Diez: Poesie der Troub. II.
p. 98 und p. 164 i71. Fauriers Abhandlung in: Hist, de
la poesie prov. t. I, 473 und t. II, 101 ist ^neist eine Re-
proauction des von Diez Gesagten. Ferner: Galvani, Osser-
vazioni sulla poesia de’ Trovatori p. 65; K. Bartsch, Grdr.
z. Gesch. d. prov. Litt. §. 25 und P. Meyer’s Bemerkungen
über einzelne spätere hierher gehörigen Producte in „Les
derniers Troub. de la Provence.“ Einer freundlichen Mit¬
teilung des Herrn Prof. Justi verdanke ich die Kenntniss
eines Aufsatzes von H. Ethd unter dem nicht glücklich ge¬
wählten Titel: Ueber persische Tenzonen. (Verhandlungen des
fünften internationalen oriental. Congresses, Berlin 1881,11. Teil
p. 48.)
Bezeichnungen der Gedichte.
§. 7 -
15] Im Vorhergehenden wurde schon gelegentlich an¬
gedeutet, dass sich das prov. Streitgedicht vorwiegend in
zwei Richtungen — Tenzone im engeren Sinne und Partimen
— darstellt, ln dem ältesten, vielleicht Raimon Vidal bei¬
zulegenden Tractat (Doctrina *) wird noch kein Unterschied
berührt, während die etwa 1350 abgeschlossenen Leys d’a-
mors denselben ausdrücklich hervorheben. Auch von Ray¬
nouard, Diez, Fauriel, Bartsch sind beide a. a. 0. promiscue
gebraucht worden. Von allen hat überhaupt nur das Par¬
timen eine grössere Beachtung, die eigentliche Tenzone da¬
gegen nur eine beiläufige Erwähnung gefunden.
„Nicht immer, bemerkt z. B. Diez, hebt die Tenzone mit einer
doppelten oder Streitfrage an, sondern erscheint zuweüen in Form eines
gewöhnlichen Gesprächs; dreht sie sich alsdann um persönliche Ver¬
hältnisse, so pflegt sie sich leicht zu bitterem Wortwechsel zu wenden.“
Auf die Unterscheidung beider „Gattungen“ durch die
Leys, aber mit Uebergehung des wichtigsten dort angegebenen
Indiz’s — en tenso cascus razona son propri fag — hat zwar
*) Doctrina de comp, dictats No. 83 : Tenso es dita teuso per 9.0 com
se diu coutra 8 tan e disputau subtilmen lo uu ab l’altre de quaique raho hom
vulla cantar.
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9
schon Philippson (Mönch v. Mont. p. 80) hingewiesen; wenn
er aber, und besonders Diez in seiner bisher eingehendsten
Erörterung, die Grenzen beider nicht deutlich markirten,
so scheint es hier um so mehr geboten eine auf die Gedichte
selbst sich stützende Erklärung zu suchen. Die Definitionen
der Leys können allerdings dabei zunächst als Gesichtspunkte
berücksichtigt werden; im Verlaufe dieser Untersuchung wer¬
den wir jedoch sehen, dass mehrere Gedichte dieser Gattung
weder eine Zuordnung zur tenso noch zum partimen im Sinne
des Leys zulassen würden.
16] La diffinitios de tenso: Tensos es contrastz o debatz, en lo
quäl cascus mante e razona alcun dig o alcun fag; et aquest dictatz
alqunas vetz procezih per novas rimadas, et adonx pot haver. XX. o
trenta cobblas o may, et alcunas vetz per coblas, et aquest conte de.
VI. coblas a. X. am doas tornadas, en lasquals devo jutge eligir,
lequals definisca lor plag e lor tenso. Diffinitios de partimen: Par-
timens es questios ques ha dos membres contraris, le quals es donatz
ad autre per chauzir e per sostener cel que volra elegir; e pueysh
cascus razona e soste lo membre de la questio, lo quäl haura elegit.
Eu totas las autras cauzas, cant al compas e cant al jutjamen
e cant al so, es semblans a tenso. Diferensa pot hom pero vezer
entre tenso e partimen, quar en tenso cascus razona son propri fag
coma en plag; mas en partimen razona hom l’autru fag e l’autru
questio, jaciaysso que soen pauza hom partimen per tenso e tenso
per partimen, et aysso per abuzio.
Danach wäre die Tenzone ein Contrast oder eine Debatte
über ein wirkliches Factum oder Dictum eigener Person,
während das Partimen dem einen Unterredner eine zwei¬
gliedrige Streitfrage über ausserpersönliche Angelegenheiten
vorlegt, und diesem eines ihrer Glieder nach Belieben zur
Verteidigung überlässt.
§. s.
17] Stellen wir nun die Bezeichnungen, welche die Trou¬
badours selbst für diese Producte verwendet haben unter An¬
gabe der Charakteristika der betr. Gedichte zusammen.
I. In den nach den Leys als tenso aufzufassenden Gedichten steht
die Bezeichnung tenso 70, 32 für ein milderes persönliches, 84,1
für ein persönlich-satirisches Streitgedicht; tenso neben plait,
in 97,7 und 248,16; neben vers d’amor im ältesten, partimen-
artigen Streitgedicht 451,1; tensa 75, 8 (resp. 298,1: Sim dizes
mal Matheus, s. Arch. 34, 415), doch ist der Bezug von tenso
(tensa) auf das Gedicht nicht gleich sicher. Den sichersten
Ausweis geben stets die Tornaden.
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10
II. Die Partimen nach den Leys tragen iolgeudeNamen: 1) Tenso
1.1. 8,1. 16,16. 165,1. 165,5. 194,18. 239,1. 295,1. 366,10.
406, 16. 414,1. 437,10. 461,16. — 2) Corden 282,14. — 3) Cow-
tenso 437,11. s. auch Ensenhamen v. Guirant de Cabreira, pr.
Chrest. p. 85 Vs. 4 und Ueberschrift von 388,1 in Hs. 0 (Con-
tencio).— 4) Partimen 97,4. 111,1. 248, 20. 248,28. 388,1
neben partida 248, 14. — 5) Partida (partia) 196, 2. 225, 14.
424.1. — 6) Plaü (plag) und wenn auf Liebe bezüglich plait
d’amor 75, 5. 155, 24. 167, 42. 194, 2. 201,5. 205,4 dem ältesten
vollständigen Partimen; 236,12. — 7) Jocpartit , als geschlossener
Ausdruck selten, neben conten 388,4, neben tenso u. plaitz 449,1;
dagegen mehrfach joc in Verbindung mit andern Verbalformen
v. partir 24, 1. 129, 3. 435, 1 etc. — Mischung dieser Namen
zeigen folgende Gedichte: Tenso (tensa) mit: partimen 153, 2.
171.1. 226,5. 226,8. 248,34. 425,1; plait 139, 1. 167,47. 233,5;
partit 359,1; joc partit n. plaitz 449, 1. — Conten neben plaü
238,3; jocpartit 388,4. — Partimen (partida): joc (d’amor, partit)
229, 1. 248,36; plag 249,2.
III. Auf Streitgedichte zwischen mehr als zwei Interlocu-
toren gehen die Leys nicht ein. Diese werden benannt: temo
226.1. 248, 11. 392, 15; tenso , conten, joex enamoratz 432, 2;
partimen 201,6; partia 248,77.
IV. Für die erdichteten Wortkämpfe erscheinen die Namen
tenso (305,13. 366,29) content und plag (82,14).
18] Die Definitionen der Leys erweisen sich insofern mangel¬
haft, als ausserhalb des von ihnen gezogenen Rahmens mehrere
Gedichte stehen, welche weder persönliche Angelegenheiten der
Streiter selbst verhandeln noch in erster Cobla zwei sich wider-
streitende Sätze vorschlagen. Zumeist bewegt sich der Disput
um irgend welche Zweifel über Persönlichkeiten, Welthändel
u. dergl. (s. §. 59). Der Name dieser Dichtungen ist tenso
10,6. 149,1. 201,1. An das Partimen erinnern zwar Wen¬
dungen wie n e partrai vos un joc 11 149, 1, doch entwickelt
sich der Dialog in freierer Gedankencombination wie im Partimen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Bezeichnung parti -
dor einmal für den Interlocutor, ein anderes Mal in der Be¬
deutung von partimen angewendet wird (10,3; 201,5) und der
Ausdruck vagueira partizo in vollster Bedeutung des Wortes
für ein obscoenes Partimen (401,6) voi kommt.
§•9.
19] Die hier angegebenen Ausdrücke bezeichnen nun teils
den generellen, teils den speciellen Charakter der betr. Gedichte
in welchen sie Vorkommen So stehl 1: Tenso , mit welchem
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Tensa, Conten und Contenso sich decken, nach obiger Zusam¬
menstellung
1) für jede fingirte oder wirkliche Verhandlung irgend
welcher Streitsache in poetischer Form, ist also die Gattungs¬
bezeichnung und daher im weitesten Sinne von Liederstreit auf¬
zufassen. Der Gattungscharakter ist die Erörterung von Streit¬
fragen in strophenweiser Wechselrede, bei welcher die Kegel
f ilt, dass der Antwortende den Reim des Herausforderers oder
'ragers beibehält. Die streitige Angelegenheit selbst kann in
einem persönlichen Zwist oder tadelhaft befundenen Verhalten
der Gegner oder aber in discutirbaren Fragen auf dem Ge¬
biete der Erotik, ritterlichen Galanterie, Politik u. s. w. be¬
ruhen.
2) Auf Grund des Inhalts findet es zugleich als Special-
Bezeichnung für solche Gedichte Verwendung, welche einen
persönlichen Streit ausfechten (Tenzone im engeren Sinne).
Der Name Tenzo für dasPartimen und die damit verwandten
Gedichte basirt auf der Discussion oder dem Raisonnement: ven-
cutz seres de la tenson 8,1. 165, 5. del vostre conten es vencut
388,4. totztemps duraria ill tensos 167, 47. trop poiria durar
nostra tenso 248,34. la tenson que razonatz 406,16. remaignal
tensos 366, 10. 226, 1. oimais laissem nostra tensos estar 414,1.
Enric sabra nostra tenson fenir 139,1. — Häufig erscheint Tenso
in den Tornaden, in welchen die Dichter ohne Umschweif ihren
Richter ernennen oder erst das Kind ihrer Müsse zur Wander¬
schaft nach einem mächtigen Gönner auffordern und es der
Obhut eines Sängers an vertrauen: Nostra tensos an’a la Com-
tessa 16,16; an*an Reforsat 233, 5; tenson vai t’en a Tarascon
corrent 359,1$ nostra tenson bailem ad Oievier 201,1; vas sela
Pen vai ades mesatge, e digatz li d’esta nostra tencho 239,1.
20] II. ln der weiteren Bedeutung von tenso tritt auch plag
(plait) auf, ist aber mit Vorliebe für das Partimen gebraucht
worden und steht dort in Verbindung mit Verbalformen von
partir 155,24. 201, 5. Da es weniger vorkommt und den Begriff
des Liederstreites schlechter ausdrückt, so findet es neben Tenso
wenig Berücksichtigung. Zu beachten ist 139, 1 C. 5: De vos
qem faitz a diquest plait tenson.
21] III. Partimen dagegen, mit welchem Parti(d)a, joc partit
zusammenfallen, dient nur als specielle Benennung und wird
neben dem generellen Tenso für solche Streitgedichte gebraucht,
welche im Eingang eine, gewöhnlich ersonnene, Streitfrage in
ihre Bestandteile scheiden und dem Gegner einen ihrer Gegen¬
stände zur Verteidigung gegen den andern überlassen. Daher
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findet es meist in den ersten Coblen in den Verbindungen pren-
dre, triar, chauzir lo meillor, respondre d*un partimen, metre
denan un partimen Verwendung (97,4; 153,2; 226,8; 248,14;
248, 34 u. f.). Seltener begegnet es in den Tornaden: A Peira-
fuoc tramet mon partimen 249,2; d’est partimen nos partira
229,1; car so qu’ieu die es mielhs d’esta partida 248,14; pos
la partida avem bastida 424, 1; en c’est partit que ieu li ai
trames 359,1.
22] IV. Die Bezeichnung Torneyamen, welche Raynouard, Diez
und Bartsch fiir ein Streitgedicht zwischen mehr als zwei Inter-
locutoren ansetzen, ist nur als Titel in den Handschriften (Tor-
neyamen d’En G. Faidit e d’En Ugo e d’En Savaric L. R. V,
379) nicht aber aus den Gedichten selbst zu belegen.
§• 10 -
23] Die herkömmliche, aber nichtsdestoweniger missbräuch¬
liche, Verwechselung von Tenso (im engeren Sinne) und Par¬
timen, welche die Leys- tadeln, mag sich teils durch die gene¬
relle Verwendung des Namens Tenso neben der speciellen, teils
durch das Ineinandergreifen beider Dichtarten erklären. Denn
einerseits giebt es persönliche Tenzonen, die sich im weiteren
Verfolge des Streites kaum von Partimen unterscheiden (§. 56),
andererseits geben die Partimen nicht selten in der Hitze des
Kampfes die übliche Form einer theoretischen Disputation auf,
um in leidenschaftliche persönliche Ausfälle umzuschlagen, oder
sind gar gerade mit Rücksicht auf eine peinliche Lebenslage
des Herausgeforderten angelegt (§. 66). Unter den Dichtern
selbst ging die Verallgemeinerung und Annäherung der ursprüng¬
lichen Bedeutung von Tenso an den Ausdruck Partimen so weit,
dass man Verbindungen wie partir tenso (194,18; M. p. 47),
metre tenso 248, 11; prendre d’una tenso 194, 18 für das Part,
gebrauchte. Andererseits kommen zur Specialisirung auch Aus¬
drücke wie tenson partia (189,4 ) und tenso de partimen (171,1)
vor. Die ganze Anlage der Definitionen der Leys legt die Ver¬
mutung nahe, dass dem Verfasser selbst bei seiner „diffinitios
de tenso“ die generelle Bedeutung vorschwebte. Diese Ver¬
mutung erhebt sigh fast zur Gewissheit durch die Besprechung
der Richterwahl unter diff. de tenso, obschon uns die erhaltenen
Tenzonen im engeren Sinne weder eine Richterwahl überliefern,
noch sich überhaupt zu einem Rechtsspruch eignen.
Wir erkennen daher Tenso als Gattungsbezeichnung und
unterscheiden: 1) Fingirte Tenzone. — 2) Tenzone im engeren
Sinne (persönliche Tenzone). a. mildere, b. satirische, c. parti-
menartige. — 3) Historische Tenzone. — 4) Partimen. a. zwi-
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sehen zwei Dichtern, b. zwischen drei und mehr Dichtern
(Torney amen).
Alter des Streitgediohtes.
§. u.
24] Die Geschichte des prov. Streitgedichtes lässt sich bis
in die ersten Anfänge der prov. Poesie zurückverfolgen. Welche
der einzelnen Arten — und vorzüglich kann hier nur von Ten-
zone im engeren Sinne und Partimen die Rede sein — aber die
erstgepflegte gewesen sein mag, lässt sich nach den uns erhal¬
tenen Zeugnissen schwerlich mit Bestimmtheit entscheiden. Als
erster Beleg für das hohe Alter des Streitgedichts gilt allgemein
eine Stelle in jenem poetischen Selbstlob des ersten Troubadours,
Guillem IX; er, der mit scharfsichtigem Auge alle Verhältnisse
schnell durchforscht, weiss auch bei einem Liebesspiel die beste
Wahl zu treffen: E sim partetz un joc d’amor No sui tan faz
No sapcha triar lo meillor d'entrels malvaz. (B. G. 183, 2; Chrest.
29.) Dieser Ausspruch lässt sich genau auf die Anlage der
späteren Partimen anwenden und würde also bei poetischer
Deutung des joc d’amor schon unter Wilhelm IX. eine feine
Ausbildung dieser Art des Streitgedichts bekunden: Eine deut¬
lich hervorspringende Zweigliedrigkeit dilemmatischer Fragen
und Ueberlassung der Wahl, worauf partir, triar u. malvaz
hindeuten. Wie aber wäre das Vorkommen einer, auf der
höchsten Stufe ihrer Kunstmässigkeit stehenden, Dichtungsart
erklärlich zu einer Zeit, wo die prov. Poesie ihre Keime erst
entfaltete? Dass hier unter joc d’amor nicht etwa die auch in
späteren Partimen behandelten, verschiedenen, Formen des sinn¬
lichen Liebesaustausches oder irgendwelche sinnliche Spiele, son¬
dern Verhandlungen von Streitfragen auf dem Gebiete der Erotik
zu verstehen sind, erscheint ziemlich gewiss, aber es bleibt doch
fraglich, ob diese in poetischer oder nur prosaischer Gestalt vor
sich gingen. Denn, dass man sich in den höheren Kreisen der
prov. Gesellschaft seit der Ausprägung des Rittergeistes über
Fragen der Liebe und ritterlichen Galanterie unterhielt, ist
unzweifelhaft und Wilhelm IX., der geschätzte Förderer edler
Unterhaltung, könnte sehr wohl an solchen Erörterungen Teil
genommen haben.
25] Nach späteren Andeutungen hat man gleich der Schul-
discussion im Mittelalter ein Spiel wie das Partimen in Prosa
S flegt. In den alten Biographien heisst es, wiewohl irrtüm-
(L. u. W. 436. A. 2), unter Maria v. Ventadorn (M. II.
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p. 58 und Arch. 50, 256) zur Erläuterung des Partimen 295, 1 :
„Eines Tags unterhielt sich der Graf von La Marche mit ihr und sie
hatten einen Streit unter sich, denn der Graf behauptete, dass jeder
treue Liebhaber, welcher in Gunst und zum Ritter und Freund ge¬
nommen sei, gleiche Berechtigungen mit seiner Dame habe und Dompna
Maria bestritt die Meinung des Grafen.“ .... Darauf habe sie
die Streitfrage mit dem sangesüberdrüssigen Gui d'Uisel, der
sich grade an ihrem Hofe befunden, verhandelt um ihn wieder
zu erheitern. Ausdrückliche Beweise, dass man solche Fragen
zum Gegenstand prosaischer Unterhaltungen machte, finden sich
zahlreich; so auch lassen die Worte des „Ensenhamen de la don-
zela* von Amanieu des Escas keine andere Deutung zu:
E si voletz bastir Solatz de jocx partitz
Nols fassatz descauzitz Mas plazens e cortes.
E si fort vos enueja Son solatz eus fa nueja
Demandatz li novelas: Cals donas son plus belas
0 Gascas o Englezas Ni cals son pus cortezas
Pus lials ni pus bonas? (Chrest. 329,31 u. 331,16).
Im Folgenden wird dann die Angelegenheit noch näher erklärt
und die Unterweisung im Verhalten gegeben. Eine Beziehung
obiger Stelle (183, 2) auf solche höfische Unterhaltungen in Prosa
ist daher wohl möglich, andernfalls aber hätte das Partimen
bezüglich der Priorität gegenüber der persönlichen Tenzone den
Vorrang.
26J Partimen, in welchen Wilhelm IX. selbst als Inter-
locutor fungirt hätte, sind uns nicht überliefert. Das in B. G.
183, 9 unter seinem Namen, aber auch Gui d’Uisel 16, ver-
zeiclmete Partimen N Ebles aram digatz (resp. pos endeptatz)
ist endgültig von Suchier (Troub. Marcabrun, Jhb. XIV, 119)
auf Grund der handschriftlichen Attribution als von Gui d'Uisel
und Eble d’Uisel nachgewiesen. Die Ueberschrift „La tenzon
de NEbles e de son senhor lo cons Peitavins“ rührt vom Grafen
Galvani her.
§• 12 .
27] Zunächst würde dann ein dem zeitgenössischen Troub.
Cercalmon zugeschriebenes Streitgedicht 112,1 in Betracht kom¬
men, welches wegen der eigentümlichen Verteilung des Dialogs
eine besondere Stellung in der Tenzonen-Litteratur einnimmt.
Es ist nur in einer Hs. (R.) erhalten und besteht aus sechs
neun^eiligen Strophen mit dem Reimschema äbäbbäbäb.
Die Silbenzahl der Verse wechselt in den einzelnen Strophen,
doch kann als ursprüngliches Versmaass der 7-Silbner gelten,
s. Römer, volkst. Dicht, p. 58. Die Reimsilben sind Str. 1:
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a = ia, b =: ort; Str. 2 u. 3: a = alha, b = e; also nur von
dem ersten Interlocutor (Maistre) werden nach Gesetz des Streit¬
gedichts die Reimsilben des Gegners wieder aufgenommen, ln
den letzten drei Coblas flieset die Wechselrede in rascherer Folge,
so dass in jeder die beiden Streitenden zweimal ihre Meinung
darlegen und zwar so, dass die Verse 1, 2, 5, 6, 7 dem Guil-
lalmi, 3, 4, 8, 9 dagegen dem Maistre zufallen. Eine solche Ver¬
teilung der Wechselrede findet sich in keiner andern Tenzone.
Die Reimsilben der drei letzten Strophen sind: a 4 =ansa, b 4
= etz; a 5 = atge, b 5 = ier; a 6 = osta, b 6 = el.
28] Wir haben es hier mit einer persönlichen Tenzone
zu thun, welche als Verfasser Maistre und Guillalmi aufweist.
Sie hebt mit einer Lebens Schilderung des Maistre an, der in
seiner Dürftigkeit keine Unterstützung bei der Geistlichkeit
findet und nur Trost schöpft wie der Schwan, der in seiner
Todesahnung noch einmal volltönend seinen Gesang anstimmt.
Jedenfalls sind diese Worte auf eine Schenkung seines Gast¬
gebers (Str. 6) Guillalmi berechnet. Dieser vertröstet ihn
jedoch auf die gabenbringende Ankunft des Grafen von Poitou,
obgleich Maistre eine Wachtel in der Hand einem Huhn in
Anderer Verschluss vorziehen würde. Klage und scherzhafte
Tröstung bildet auch den Inhalt der folgenden Strophen. Der
Cobla 2 erwähnte Coms de Peitieus ist nach Mann (Troub.
Cercalmon. Jhb. I, 83) kein anderer als unser alte Troub. Wil¬
helm IX., eine Ansicht, die jedoch nur in der handschriftlichen
Ueberlieferung wurzelt, dass Cercalmon der eine Interlocutor
(Maistre) sei.
29] Allein gegen Cercalmons Autorschaft machen sich neben
allerdings nicht ganz feststehenden formellen Gründen (neun-
zeil. Str., schwere und weibliche Reime) bemerkenswerte inhalt¬
liche Bedenken geltend. Dass die Tenzone seinen eigentlichen
Namen nicht nennt, ist natürlich kein zwingender Grund sie
Cercalmon abzusprechen, da auch die Verfasser anderer Streit¬
gedichte zuweilen in ihren Anreden nur Titel oder Berufs¬
namen, oder das gegenseitige familiäre und gesellschaftliche
Verhältniss angeben (165,1; 198,1; 279, 1; 292, 1; 461,16).
Der Name Guillalmi erinnert aber an Guillalmet (198, 1),
welcher einen viercobligen Liederwechsel mit Prior hatte
(M. G. 533). Guillalmet macht dem Prior einen Vorwurf wegen
Vernachlässigung gottesdienstlicher Pflichten; er habe durch
seine Lässigkeit einen Heiligen schon so lange kümmerlich und
kleidlos stehen lassen. Der Prior stimmt darauf sein Klage¬
lied über die Hartherzigkeit der Welt an, deren Gaben nicht
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hinreichten um sich und den Heiligen zu kleiden. Den iro¬
nischen Vorschlag seines Gegners, er möge dem Heiligen bis
zu besseren Zeiten leihen, weist er mit dem Bemerken zurück,
dass er sich schon zwei Jahre vergebens um sein Wohlergehen
bemüht habe. Der wiederholte Bezug auf den Geiz der Geist¬
lichen, die Armut des Maistre und scherzhafte Tröstung Guil-
lalmi’s stimmen so sehr mit den Schicksalen des Heiligen und
Priors überein, dass die Vermutung nahe liegt, jener Guillalmi
in 112, 1 sei identisch mit Guillalmet in 198, 1 und Maistre
ebenso mit Prior. Der Str. 2 erwähnte Coms de Peitieus wäre
alsdann auf einen späteren Grafen von Poitou (wahrscheinlich
Richard Löwenherz, Römer p. 58) zu deuten.
30] Ist unser Maistre derselbe, welcher den heftigen Wort¬
wechsel mit Fraire Berta führt (292, 1), so scheint seine Lage
später besser geworden oder sein Lamentiren unbegründet ge¬
wesen zu sein. Denn dieser Maistre konnte Berta als Gast
während einer Krankheit oder im Alter bei sich aufnehmen.
Seine Hoflhung, sich durch den Tod Berta’s bereichern zu
können, bleibt jedoch durch die Erholung desselben unerfüllt.
Es steht der Annahme kein Hinderniss .entgegen, dass Maistre
zunächst fahrender Cleriker war, der, bei den habsüchtigen
f eistlichen Höfen seiner Zeit keinen Unterhalt findend, seinem
ilend auch ein Mal in der Nationalsprache Ausdruck gab und
später zur Würde eines Priors emporstieg. Wie Maistre, so
erwarten auch die Vaganten speciell Hülfe von der Geistlich¬
keit: „Wohin soll ich mich wenden, wenn nicht an den Cle-
rus a ruft ein solcher auch in einem lat. Gedichte aus. (0. Hu¬
batsch, lat. Vagantenlieder des M. A. p. 22). Jedenfalls also
ist Cercalmon’s Verfasserschaft sehr in Frage gestellt.
§; 13 .
31] Mit grösserer Sicherheit ist demnach als ältestes der
überlieferten Streitgedichte das zwischen Uc Catola und Mar-
cabrun (451,1) anzusetzen, denn letzterer gehört nach P. Meyers
Untersuchungen wahrscheinlich noch ganz der ersten Hälfte des
12. Jahrh. an. (Romania VI, 119—129.) Hier reden sich die
Verfasser Cobla um Cobla mit wirklichem Namen an. Es hat
noch eine primitivere, der gewöhnlichen Form eines Gespräches
näher stehende, Anlage wie die späteren Streitgedichte, indem
sich der Streit erst allmählich entwickelt. Uc Catola spricht
den Wunsch aus in der Stunde des Scheidens noch einen „Lie-
bes-Vers a mit Marcabrun zu machen, denn er liebt von Herzen.
Marcabrun dagegen beklagt sich, wie in vielen seiner Dich¬
tungen, auch hier über den Trug der Liebe und damit war
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erst das Thema des Disputes bestimmt, indem Uc Catola die
Liebe gegen diesen Vorwurf eifrig* in Schutz nimmt Sind die
einleitenden Worte gerade iflit Rücksicht aufMarcabrnn’s Schmäh¬
schriften gegen die Liebe gewählt, so würde diese Tenzone als
mildere persönliche zu verzeichnen sein; andererseits aber ge¬
hört sie, abgesehen von der eigentümlichen Art der Einleitung,
mit gleichem Rechte dem Partimen zu, indem der weitere Ver¬
lauf der Discussion, frei von Ironie und persönlichen Schelt¬
reden, nach Art der Partimen über Trug und Treue der Liebe
handelt.
32] Von Uc Catola ist uns noch in Da. ein zweistrophi¬
sches Gedicht überliefert, in welchem ‘amics’ und 'amiga' als
redende Personen auftreten (451, 2 ). Letztere fragt den Gelieb¬
ten ausdrücklich nach dem Grund zur Aenderung seines Beneh¬
mens, ob er sie verschmähe einer andern zu Gefallen oder aus
reiner Erkaltung gegen sie. Der Freund antwortet, er habe
sich von ihr getrennt um dem üblen Ende zu entgehen. Bartsch
hat dieses Gedicht nicht als Tenzone verzeichnet. Ist es tat¬
sächlich das Werk eines Verfassers, so besitzen wir in ihm das
früheste Beispiel einer Canzone in der Form des unvermittelten,
strophenweisen Dialogs, welche der Dichter hier zur anschau¬
licheren Darstellung des Liebeszwistes und zur Rechtfertigung
des Widerspruches zwischen seinem früheren und jetzigen Ver¬
halten benutzt hätte.
33] Das etwas später entstandene Zwiegespräch zwischen
Beatrix v. Dia und Raimbaut III. v. Orange (fl 173) 46,3,
welches dasselbe Motiv behandelt und sich nur durch grössere
Coblenzahl von jenem unterscheidet, wird von Bartsch als Ten¬
zone, von Diez als Canzone angesehen. Bei beiden Gedichten
aber ist kein Grund vorhanden, von der Annahme zweier Ver¬
fasser abzugehen, um so weniger, als sie von mehreren späteren
Gedichten, für welche die Gesprächform gewählt ist, bedeutend
ab weichen (87,1; 372, 4; 409,3). Während in diesen der Dichter
zur Vermeidung der Monotonie des gewöhnlichen Minneliedes
zum Dialog greift und im Uebrigen nur eine Lobpreisung seiner
Dame bezweckt, zeigt sich in obigen Gedichten (46, 3 u. 451, 2)
ein wirklicher Contrast, welcher die Damen als Trägerinnen der
Leiden um die Untreue oder Gleichgültigkeit des Geliebten hin¬
stellt. (s. §.§. 28 und 47.) Da ein solcher Triumph von Seiten
des geliebten Dichters aber gegen Brauch und Schicklichkeit
der Romantik verstossen hätte, so scheinen diese Liedpr, wenn
sie wirklich von nur einem Verfasser stammen, eher den un¬
glücklich liebenden Damen zu gehören.
2
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18
§• 14 .
34] Zu den ältesten Streitgedichten mögen ferner die¬
jenigen zu rechnen sein, in welchen Bernart v. Ventadorn als
Mitredner auftritt. Da sie keine historischen Anhaltspunkte
oder auch nur Verstecknamen enthalten — Bischoff hat sie
in der Biogr. nicht berücksichtigt — so müssen wir sie nach
ihrer Gemütsstimmung einer der verschiedenen Lebensphasen
des Dichters anpassen. Mit ziemlicher Sicherheit stammt
jedoch aus dem dritten Viertel des 12. Jahrh. dasjenige, in
welchem er von Lemozi, offenbar demselben, welchem Peire
v. Auvergne in seinem etwa 1180 entstandenen Rügeliede
Str. 5 als elendem Jongleur ein Denkmal setzte und Bernart
selbst eins seiner Lieder widmete, wegen seines Liebeskum¬
mers und daraus folgenden Verstummens seines Gesanges an¬
gegriffen wird. Bernart wird von Lemozi aufgesucht; das
letzterem zugeeignete Lied stammt nach Diez aus der Zeit von
Bernart’s Aufenthalt bei dem Gönnerfursten Raimund V. von
Toulouse (L. u. W. p. 30), doch ist daraus nicht zu folgern,
dass die Zusammenkunft in dieselbe Zeit fällt. Bernart’s Ent¬
gegnung , er sei von seiner Geliebten verschmäht worden, würde
am besten auf seine Trennung von Azalais v. Montpellier,
Gattin des Vizgrafen Ebles 111. passen. Seine Verteidigung
gegen Peire v. Auvergne über einen ähnlichen Gegenstand
(323,4) — C. 1 erinnert an *Lo rossinhol s’esbaudeia’ — bekun¬
det eine Zerknirschung, die auf einen völligen Bruch mit der
Liebe schliessen lässt. Er freut sich die thörichten Liebes-
fesseln abgestreift zu haben und spricht den naiven Wunsch
aus, dass der Lauf der Welt verkenrt würde; alsdann sollten
die Damen um die Geliebten werben und ihre jetzige Hart-
’ näckigkeit schwer büssen. Mögen nun die Lieder in die Zeit
der ersten oder zweiten Katastrophe zu Ventadorn fallen —
mit grosser Wahrscheinlichkeit sind sie noch in den Jahren
1150— 1160 verfasst. Eine mehr heitere Lebensauffassung
spricht sich dagegen in seinem Liederwechsel mit Peirol aus
(70, 32); wahrscheinlich war der Anlass dazu die anfangs er¬
folglose Liebesmüh Peirol’s um Assalide, Schwester des Del¬
phins v. Alvergne (L. u. W. p. 252); vgl. C. 2. V. 5 — 8 mit
70, 15.
§. 15 -
35] Aus der Mitte des 12. Jahrh., sicherlich dem dritten
Viertel desselben, stammt das erste vollständig ausgebildete
Partimen, zwischen Guillem Augier und Guillem (205, 4), denn
Augier nennt als Zeitgenossen König Roger Friedrich 1151 —
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1155 (L. u. W. p. 484). Die Streitfrage dreht sich um den
Vorzug von Reichtum und Wissenschaft. Der nicht näher
bestimmbare Sänger Guillem wählt die letztere. Wie aus seinen
Co bien hervorgeht muss er im Besitze der damaligen Kloster-
schul-Bildung gestanden haben, denn unter seinen Argumenten
glänzen die gangbarsten Daten der heil. Schrift und alten
Geschichte. Am Schluss der Discussion wird Romeus mit dem
Schiedsrichteramt beehrt. Dieser ist wahrscheinlich identisch
mit Romieu aus Viana, welchen auch Bernart v. Ventadorn
zum Freund und Vertrauten hatte (70, 32). Wir sind daher
nicht genötigt, die Beteiligung des Joglar Augier (von 1229
ab historisch) anzunehmen.
36] Ein anderes, schon früher erwähntes, Partimen (205, 1)
wird auf Grund formeller yebereinstimmungen mit 42,3 und
229, 2 nicht dem alten Trobador Guillem Augier und Bertram
d’Alamano, die zeitlich zu weit entfernt liegen, sondern Augier
Figueira und Bertram d’Aurel zugesprochen. (Suchier, Jhb.
XIV, 119). Zu einem gleichen Resultat kommt auf Grund
historischer Forschung und Aneignung einer Vermutung P.
Mevers (Rom. X, 263), dass der Joglar Augier (= Augier No-
vella) und Auzer Fig. identisch seien, 0. Schultz, Zs. JX, 120,
Anm. 1. Früher als obiges Partimen (205, 4) sind demnach mit
einiger Sicherheit nur die beiden Gedichte anzusetzen, in denen
Uc Catola als lnterlocutor fungirt. Erst im letzten Viertel
des 12. Jahrh. entwickelt sich recht eigentlich die Blüte der
Tenzonen-Litteratur. Um diese Zeit tritt auch zuerst das per¬
sönlich-satirische und historische Streitgedicht auf. Erst gegen
das letzte Decennium des 12. Jahrh. erscheint die fingirte Ten-
zone mit dem ihr eigentümlichen Charakter des Sirventes oder
des Gelegenheitsgedichtes in den Dichtungen Peirol’s, des
Mönchs v. Montaudon, und Raimbaut’s de Vaqueiras (s. §. 31 ff.).
§• 16 .
37] Unter dem eifrigen Bemühen des productiven G. Ri-
S uier, die an den Wunden der Albigenserkriege erkrankte
’oesie zu frischem Leben zu erwecken, nahm auch die hinwel¬
kende Tenzonendichtung einen neuen Aufschwung. In zwei¬
undzwanzig Streitgedichten, meist Partimen und Torneyamen,
wirkte er selbst als lnterlocutor mit. Im Verein mit seinem
Kampfgenossen Guillem de Mur versuchte er sogar eine Wei¬
terbildung, indem er vier Unterredner beteiligte; gleichwol
macht dieser Neuerungsversuch schon einen kümmerlichen
Eindruck.
38] ln der letzten Periode der prov. Poesie wurde fast
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20
nur noch die fingirte Tenzone in der Art der Estrifs cultivirt.
Noch zu Ende dieser Periode (1468) erhielt Peire de la Roqua
den Preis der Aiglentina für ein Kampfgespräch zwischen Krieg
und Frieden. (Bartsch Grundr. p. 81).
391 Die unzuverlässigen Ueberschriften der Hss., die oft
nur den Vornamen der Verfasser, oder selbst nur den Anfangs¬
buchstaben desselben, angeben und der Mangel an individuellen
Zügen und Anspielungen auf historische Begebenheiten erschwe¬
ren die Bestimmung der Dichter und Datirung ihrer Werke.
Wahrscheinlich sind uns nicht alle Streitgedichte aus dem An¬
fang der prov. Poesie überliefert, denn die wenigen, aus jener
Zeit erhaltenen, konnten kaum Guiraut v. Cabreira in seinem
Ensenhamen an den Spielmann Cabra zu der vorwurfsvollen
Aeusserung bewegen: ^Bons estribotz Non t’eis pels potz Re-
troencha ni contenson“ (Chrest. 85)! Das Ensenhamen ist nach
der Datirung von Milä y Fontanals (De los trovadores en
Espana p. 265) etwa um 1170 entstanden. Das gegen 1200
nach dem Muster des vorigen abgefasste Lehrgedicht des Gui¬
raut v. Calanson gedenkt bei poetischer Auffassung des „joc“
schon specieller des Partimen, indem von dem Spielmann Fadet
das „ben parlar e jocx partir u verlangt wird. (M. G. No. 111
u. Dkm. 94).
40] Römer scheint nach seiner Andeutung (p. 65) die sati¬
rische Tenzone für die älteste zu halten. Ich möchte in den
Tenzonen des Bernart v. Ventadorn die ältesten Muster erken¬
nen. Diese Tenzonenart war bei einer persönlichen Feind¬
schaft leicht zu Uebergängen in die satirische Tenzone (d. h.
sie lieh der Satire die Form), bei einer theoretischen Streit¬
frage zu Uebergängen in das Partimen, geeignet. Letzteres
erreichte wahrscheinlich erst seinen Höhepunkt als sich das
dialektische Element schon mehr in der übrigen prov. Lyrik
geltend gemacht hatte.
Verhältniss des prov. Streitgedichtes zu ähnlichen
Dichtungen anderer Litteraturen.
§. 17 .
41] Die knappen Bemerkungen, welche die prov. Littera-
tur über ihre Kindheit in der Form der Selbstbetrachtung
hinterlassen hat, geben uns keine Winke über den Ursprung
ihrer einzelnen Dichtgattungen an die Hand. Für die Ent¬
stehungsfrage des Streitgedichtes kommen hauptsächlich die
Partimen und die damit verwandten Gedichte in Betracht,
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denn die persönlich - satirische Tenzone ist erst späteren Vor¬
kommens und zweifellos unter dem Einfluss des persönlichen
Rügeliedes entstanden, welches seinerseits wieder in der Nei¬
gung der Zeit zur Kritik und der damit verwandten Satire
begründet ist.
42] Zuerst hat unser Altmeister Diez die Frage über den
Ursprung des Streitgedichtes, speciell des Partimen, berührt:
Er hält es für ein Product des dialectischen Geistes jener
ganzen Zeit. Hierin liegen allerdings die Grundbedingungen
für die Existenz unserer Dichtgattung überhaupt; fraglich
bleibt aber, ob nicht andere Litteraturen eine ähnliche Dich¬
tung früher ausbildeten und auf die poetische Gestaltung der
Streitfragen bei den Provenzalen hin wirk teil. Der dialectische
Geist kam in der That ja nicht nur in der provenzalischen,
sondern auch in anderen, früheren und gleichzeitigen, Littera¬
turen durch eine besondere Liedergattung zur Geltung, wenn
auch sowohl hinsichtlich des Stoffes als der Form in ganz ver¬
schiedener Weise: Die Conflictus der älteren christlich-latein.
Poesie, ebenso die arabisch-persischen Munäzarät , unterbreiten
z. B. ernste, erhabene Gegenstände ihrer Betrachtung; die
Darstellung hatte bei diesen tieferen Gehalt und eine vorwie¬
gend lehrhafte Färbung. Die Altercationes der Vaganten¬
poesie nähern sich in der Wahl der Themata schon mehr dem
prov. Partimen, doch hatten sie wesentlich eine didactische,
moralische oder satirische Tendenz und die Behandlung verrät
überall die gelehrtere Bildung des fahrenden Klerikers. Die
8 rov. Kunstlyrik dagegen, welche als Organ des verfeinerten
ittergeistes weder erhaben noch gelehrt sein wollte nnd ur¬
sprünglich nur der Tendenz der Unterhaltung huldigte, hat
hauptsächlich der Richtung des höfischen Lebens jener Zeit
ihre Streitfragen entnommen: der Liebe und ritterlichen Ga¬
lanterie. Demgemäss waren auch die Argumente, abgesehen
von einigen autoritativen Beispielen aus der hl. Schrift, dem
Altertum etc., den geläufigen Anschauungen der Zeit ent¬
sprungen.
43] Dem Hang zur höfischen Unterhaltung und der Leb¬
haftigkeit des prov. Dichtergeistes verdankt das Partimen seine
thatsächliche Verhandlung in dramatischer Wechselrede zwischen
zwei Dichtern, während die Conflictus, Altercationes etc. der
übrigen Poesien nur einen Verfasser zählen, der teils in epi :
scher, teils mehr dramatischer Form die Streitsache zwischen
zwei erdichteten Personen oder personificirten Gegenständen
vorfuhrt. Wie eigentümlich das Gepräge der betreffenden
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Dichtungen in den einzelnen Litteraturen sein mag, oder wel¬
chen Anteil andere Länder, besonders der Orient durch Ver¬
mittelung der maurischen Herrschaft in Spanien, an der ersten
Ausbildung der Dialektik im Oecident haben könnte, kommt hier
nicht in Erwägung; es bleibt nur zu untersuchen, ob vielleicht
eine andere Litteratur auf die poetische, gleichwol von den
Provenzalen ganz originell gestaltete, Verhandlung der Streit¬
fragen einen bestimmenden Einfluss gehabt hat. Im Folgenden
soll der etwaige Wert der Berührungspunkte des prov. Wett¬
streites mit dem der anderen Litteraturen für eine Ableitungs¬
theorie des ersteren abgeschätzt werden; eine Bemerkung
Brakelmann’s aber, in seinem missratenen Plaidoy er für die
Priorität der nordfrz. Pastourelle (Jhb. IX, 155 ff.), und eine
Andeutung Römers (volkst. Dicht, p. 65), veranlasst mich auch
kurz auf diese frühere Gattung der prov. Lyrik einzugehen.
§• 18 .
44] Konnte etwa die Form der Pastorela für die parti-
menartigen Gedichte massgebend sein? Sie knüpft, indem sie
den Dichter redend anführt, an irgend ein episches Moment
an und giebt erst darauf das Liebesgespräch zwischen Dichter
und Schäferin in dramatischer Form, nicht selten mit über¬
leitender Erzählung des Dichters. Die Pastorela gehört also
zur erzählenden Poesie, während die Tenzone ursprünglich
dramatisch ist. Zwar haben die Anlage der Pastorela mehrere
der fingirten Tenzonen, in welchen der Dichter bald einen
Conflict seinerselbst mit einem unkörperlichen oder unbeseel¬
ten Wesen, bald zweier Wesen unter sich darstellt. Auch bei
diesen geht eine, über die Situation aufklärende, Vorbemer¬
kung des Dichters voraus. Die fing. Tenzonen sind jedoch
nicht als die ursprünglichen, nicht etwa als eine Uebergangs-
stufe zwischen Past. und eigentlichem Streitgedicht aufzulassen,
sondern als eine spätere Schöpfung, indem die eigentümliche
Darstellungsweise, welche die Mitte zwischen beiden Dicht¬
gattungen hält, benutzt wurde, um Ideen einer ganz andern
Welt zum Ausdruck zu bringen. Meistens erscheint der fin-
girte Wettkampf als politisches und moralisches Sirventes.
451 Auch inhaltlich fehlt der „tenzonenartige Charakter“
den uns überlieferten Pastorellen, welche, wie neuerdings auch
Römer richtig hervorhob, die ursprüngliche Volksmässigkeit
bereits eingebüsst hatten. (Volkstüml. Dichtungsarten d. altprov.
Lyrik p. 22). Diejenigen, welche die Ursprünglichkeit am
meisten bewahrt haben, zeigen die Annäherung an das Par-
timen am wenigsten. Der in ihnen vorgeführte Streit trägt
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23
einen von dem Partimen doch wesentlich verschiedenen Cha¬
rakter. Während hier die beiden Dichter im Wettstreit Gründe
und Gegengründe zur Verfechtung ihrer erkorenen Sätze bei-
bringen, sich also in einem bestimmten Falle zu überzeugen
suchen, bezweckt die Rede von Dichter und Schäferin in der
Pastorelle eine gegenseitige Wirkung auf den Willen. Dieser
Zug macht gerade die Pastorelle geeigneter zur dramatischen
Fortbildung, welche in Nordfrankreich thatsächlich schon früh
(Adam de la Halle) vorkommt. Am engsten tritt das histo¬
rische Streitgedicht mit dem Sirventes im Gewände der Pasto¬
relle in Beziehung. Solche Pastorellen, welche nur wegen
ihrer Einkleidung Anspruch auf diesen Namen machen können,
sich im Uebrigen aber betrachtend über Zeitfragen und mo¬
ralische Zustände verhalten, sind schon unter Marcabrun (29)
vorhanden, Streitgedichte ähnlichen Inhalts in der freieren
Form des gewöhnlichen Gesprächs datiren aber aus späterer
Zeit. Eine Berührung beider Dichtgattungen fand demnach
nur in den Ausläufern statt. Was überhaupt jeden Gedanken an
die Möglichkeit eines bestimmenden Einflusses der Part, auf die
partimenartigen Gedichte ausschliesst, ist der Umstand, dass der
Pastorelle der Charakterzug eines Wettgesanges in irgend¬
welcher Form mangelt. Insofern aber, als das Partimen als
eine eigenartige Form des Wettgesanges gelten kann, erinnert
es an Stoffe des klassischen Altertums.
§• 19 -
46] Das Certamen Virgils. Von Virgils zehn Idyllen —
sein Vorbild Theokrit kommt natürlich für die prov. Poesie
nicht in Betracht — sind für uns besonders die siebente und
dritte von Interesse. (Ed. Ribbeck, Vergib Mar. Buc. etc.
p. 37 ff. 13 ff.). In diesen findet vor einem Schiedsrichter eine
wirkliche Herausforderung zum Wettkampf statt, bei dem es
dem zweiten Hirten obliegt, das vom ersten Gesungene in
Strophen gleicher Länge vollkommener darzustellen, während
in den übrigen Idyllen entweder nur eine Person fungirt oder
bald eine zwanglose Unterhaltung, bald ein liederartiger freier
Wechselgesang zu beobachten ist.
47] In der siebenten Idylle stellt sich Meliboeus als er¬
zählende Person ein, wie die sangesreichen und — gleichen
Hirten Korydon und Thyrsis in einen Streit gerieten und dann
vor dem Schiedsrichter Daphnis zum ernsten Werke des Wett¬
gesanges fortschritten. Nach zwölfmaligem Wechselgesange,
der in vierzeiligen Strophen aus Meliboeus Munde mitgeteilt
wird, endet der Kampf mit dem Siege des Korydon,
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24
48] ln der dritten Idylle ist dagegen die Darsellung des
Certamen, wie im prov. Streitgedicht, ganz dramatisch, indem
die erzählende Einleitung und überleitende Zwischenrede fehlt.
Hier kommen die beiden erdichteten Hirten Menalkas und
Damoetas, von ländlichen Neckereien voll kern haften Natur¬
witzes ausgehend, schliesslich zur Aufforderung sich im Wett-
gesange zu messen. Nachdem beiderseits die Belohnungen für
den event. Sieger bestimmt und der befreundete Palaemon zum
Richter ernannt ist, beginnt der Gesang des Damoetas. Die
schwierigste Rolle wird Menalkas, dessen Stichelreden den
Wettkampf veranlassten, vom Richter überwiesen. Er ist als
Antwortender gezwungen, seines Gegners willkürliche und viel¬
leicht vorher erfundene Lieder noch durch Stegreifgesänge
ähnlichen Inhalts zu übertreffen, wenn ihm der Sieg zufallen
soll. Nachdem vierundzwanzig zweizeilige Strophen gewech¬
selt, schliesst das Gedicht mit dem Ausspruch Palaemon’s, der
den schweren Kampf nicht zu entscheiden wagt. Der Inhalt,
welcher unter ländlichen Farben die Ereignisse der Zeit schil¬
dert, kommt hier weniger in Anschlag wie die ganze Einrich¬
tung der Gedichte.
49] Erwähnt sei noch, dass wirkliche poetische Wettkämpfe
im Sinne der alten Certamina nach jener Anecdote in Arnaut
Daniel’s Biographie (M. p. 37) auch bei den Provenzalen be¬
kannt waren. Die beiden Wettkämpfer, Arnaut und ein an¬
derer Joglar, der sich noch besser auf die dunkle Manier des
Dichtens verstehen wollte, mussten gegenseitig ihr Ross als
Pfand stellen. Jeder sollte das Lied, dessen Gegenstand be¬
stimmt war, unbekümmert um seinen Mitstreiter dichten und
Richard Löwenherz urteilen, wer den Sieg errungen. Doch
nimmt die Angelegenheit eine heitere Wendung, indem sich
Arnaut trotz seiner Abgeschlossenheit durch ein Plagiat an
seines Gegners Canzone geschickt aus der Verlegenheit zu
ziehen wusste. (L. u. W. p. 285). Die späteren Wettkämpfe
des toulousanischen Dichterkreises unterscheiden sich durch
die Stellung der Preise und sind in dieser Hinsicht eher dem
modernen Preis-Singen und -Dichten, in ihren übrigen Ein¬
richtungen den deutschen Meistersängerschulen ähnlich. (Bartsch,
Grdr. p. 75).
50] Vergleichen wir die antiken Wettgesänge aber mit
den provenzalischen in Form des Partimen, so zeigen sich
neben merklichen Uebereinstimmungen doch wesentliche Unter¬
schiede. Während dort die beiden Hirtensänger unbekümmert
um einander denselben oder jeder einen besonderen Gegen-
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25
stand wetteifernd besingen oder feiern, treten die prov. Dich¬
ter durch die Verhandlung in feindliche Beziehung, indem es
gilt, die aus einer Controversfrage erkorenen Gegenstände mit
Gründen und Widerlegungen gegen einander zu verfechten.
Sollten aber den provenzalisehen Dichtern wohl überhaupt
VirgiPs Werke bekannt gewesen sein? Diez schreibt ihnen
nur eine geringe Kenntniss des klassischen Altertums zu:
„Virgil erscheint mehr im Lichte zauberhafter Weisheit.“ Das
häufige Auftreten seines Namens und vielfache Reminiscenzen
an Stellen seiner Schriften und anderer lat. Autoren (bes. Ovid)
sprechen allerdings etwas gegen Diez’ Ansicht, aber selbst
nur eine leidliche Kenntniss zugegeben, wird man den Pro-
venzalen vielleicht eine engere Bekanntschaft mit den auf das
Certamen sich gründenden und im ganzen Occident verbreite¬
ten, späteren lat. Streitgedichte zuerkennen dürfen.
§• 20 .
51] Das älteste derselben ist der früher dem Beda vene-
rabilis oder Milo zugeschriebene, auf mythischem Grunde be¬
ruhende „conflictus veris et hiemis“ (gedr. Alex. Riese: Antho-
logia latina II, 687). Wahrscheinlich aber ist das Gedicht ein
Product aus KarPs des Grossen Zeit und dem Schosse des
Alcuin’schen Dichterkreises—vielleicht ein Werk seines Schü¬
lers Dodo — entsprossen (Ad. Ebert, Allgem. Gesch. d. Litt,
d. M. A. im Abendlande II, 67). Die ersten neun Verse un¬
seres Gedichtes bilden die erzählende Einleitung. Im Früh¬
ling versammeln sich die Hirten unter schattigen Bäumen um
zum Lobe des Kukuks ein Lied zu singen, unter ihnen auch
der jugendliche Daphnis und ältere Palaemon. (cf. Idylle 3. Vir¬
gils). Der eisbärtige, struppige Winter und der blumenge¬
schmückte Frühling fangen jedoch einen grossen Streit über
das Kukukslied an, der in dramatischer Wechselrede von drei¬
zeiligen Strophen — abgesehen, von der zweimaligen kurzen
Verknüpfung durch Erzählung in VV. 13 u. 43 — verläuft,
lu hartem Wortgefecht ringen die Personificationen Ver und
Hiems um die Superiorität, Leid und Lust, Mühe und Müsse
gegen einander ab wägend. Den Lobpreisungen des Frühlings
gegenüber, der den allbelebenden Einzug des Kukuks, des
Blumen- und Früchteerzeugers herbeisehnt, führt der Winter
dessen Plagen und seine Freuden ins Treffen: Der Kukuk ist
der Bringer der Arbeit, der Störer meiner behaglichen Ruhe
am warmen Herd und der fröhlichen Gelage. Auch über den
Einwurf des Frühlings, dass er nur die von ihm und dem Som¬
mer gehäuften Schätze verzehre, setzt sich der Trotzige mit
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26
Hohn hinweg bis ihm durch Palaemons Rechtsspruch Schwei¬
gen auferlegt wird. Sollte nicht auch in diesem Gedicht, wie
in andern gleichzeitigen lat. Producten, eine ernste Anspielung
auf historische Ereignisse der Zeit versteckt liegen? Wahr¬
scheinlich diente dem Dichter der rauhe Winter als Sinnbild
für die stürmische kriegerische Vergangenheit, der Frühling
mit seinen Keimen für den Einzug des Friedens nach Beendi¬
gung der Sachsenunruhen und' die grossen Hoffnungen, welche
man von der Wiederherstellung des Weltreiches im Abend¬
lande hegte.
52] Analog dem Certamen Virgils ist des Dichters end¬
licher Zweck die Verherrlichung seines Gegenstandes, des
Kukuks als Frühlingsboten, ein Motiv, welches auch in den
mittelalterlichen Nationalliteraturen Anklang fand und noch
heute, vielfach variirend, in Volksliedern fortlebt. Wie eng
sich aber auch dieses Gedicht in den Grundgedanken an sein
antikes Vorbild anlehnt — darin, dass der Dichter seine Ab¬
sicht nicht durch eine wetteifernde Erhebung verwirklicht,
sondern den Sieg des Frühlings in einem Conflict mit seinem
Widersacher erreicht, zeigt es auch grosse Originalität gegen¬
über dem Virgirschen Certamen. Dieses Streitgedicht steht
demnach wegen des inneren Zwistes und des schroffen gegen¬
seitigen Angriffes, der den Titel „Conflictus“ statt des in Vs. ö
stehenden Certamen berechtigt, in enger Verwandschaft mit
dem Partimen. Vgl. z. B. VV. 22 ff.:
Ver: Quid tu, tarda Hiems, cuculo convitia cantas?
Qui tempore gravi tenebrosis tectus in antris
Post epulas veheris, post stulti pocula Bachi.
Hiems: Sunt mihi divitiae, sunt et convivia laeta,
Est requies dulcis, calidus est ignis in aede
Haec cuculus nescit, sed perfidus ille laborat
Ver VV. 34: Quis tibi, tarda Hiems, semper dormire parata
Divitias cumulat gazas vel congregat ullas
Si ver vel aestas ante tibi nulla laborant?
Hiems: Vera refers: ilii, quoniam mihi multa laborant,
Sunt etiam servi nostra dicione subacti,
Jam mihi servantes domino, quaecumque laborant.
Das Partimen unterscheidet sich nur durch den nationaleren
Inhalt und die Ersetzung der mehr objectiven Darstellungs¬
weise zwischen erdichteten Streitern durch die subjectivere
Verhandlung zwischen zwei Dichtern selbst,
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27
§• 21 .
53] Der Conflictus veris et hiemis war wahrscheinlich die
Quelle der zahlreichen späteren lat. Streitgedichte. Zum Teil
gehören sie der lat. geistlichen Lyrik, meistens aber der Va¬
gantenpoesie an. Zu den ältesten zählt jedenfalls auch der in
allen abendländischen Litteraturen des Mittelalters beliebte
„dialogus inter corpus et animam 11 (gedr. Wright p. 95 ff. vgl.
Kleinert, Streit zwischen Leib und Seele, Halle 1880; G. Paris
in Roman. III. 569 u. Stengel in Zeitsehr. IV. 365 ff. sowie E. Haufe:
Fragm. der Rede der Seele an den Leichnam Greifsw. 1880u.Varn-
hagen, Angliall, z25 u. 111,569). Geistlich-didactischen Zwecken
. diente ferner: „ Disputatio inter cor et oculum Wright p. 93—95.
Dieses Gedicht hat nur eine einmalige längere Entgegnung, eine
erzählende Einleitung und Schluss bemerkung. Im Goliae dialo-
gus inter aquam et vinum wird dagegen Rede und Antwort
36 mal in fast regelmässigem Wechsel von je 4 Versen aus¬
gesprochen. Der Dialog, welchen der Verfasser im Himmel
gehört, stellt einen Streit zwischen Thetis und Lyaeus vor dem
Tribunal Gottes dar. Thetis tritt für das Wasser, Lyaeus für
den Wein auf, der durch geschickte Anwendung einer Bibel¬
stelle siegt *) {Hubatsch w 26). Ein davon verschiedenes Gedicht
desselben Inhalts wird als Fragment des Benedictbeurer
Codex von Schmeller unter dem Titel: „De Conflictu vini et
aquae“ mitgeteilt **). Nachdem die schlussbildende Moral,
dass Ungleiches nicht vermengt werden darf, vorausgeschickt
ist, fechten Wasser und Wein den Confliet selbst aus: Vinum
sentit aqua secum — Dolens inquit: „quis te mecum — Ausus
est conjungere?“ (Str. 3). Das Gedicht zeichnet sich durch
eine derbe Lebhaftigkeit des Dialogs aus, doch entbehrt es
der Fülle von gelehrten, meist der Bibel entnommenen Argu¬
menten des vorigen. Das unstrophische Gedicht: Hermanni
Contracti Conflictus Ovis et Lini***) zeigt mehr einen Zug
der Reflexion mit didactischem Hintergründe.
541 Eine der interessantesten Disputationen ist die Alter -
catio Phyllidis et Florae f) über den Vorrang eines geistlichen
Liebhabers vor einem weltlichen. In der Darstellungsweise
entspricht es dem Conflictus veris et hiemis. Der Eingang
*) Ed.: Th Wright: The latin poems commonly attributed to Walter
Mapes 1841. p. 87 — 92.
•*) Schmeller: Carmina Burana, 16. Bd. d. litt. Vereins zn Stuttgart.
p. 2°.2.
*♦♦) Haupt: Ztschr. f. d. A. XI. 215.
f) Wright a. a. 0. p. 258 — 267} Carm. Burana p. 155 ff. ein Bruchstück.
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28
enthält die Schilderung der Situation. Die reizenden Jung¬
frauen Phyllis und Flora wandern hinaus und geraten am
Bachesrand in einen Streit über den Wert ihrer Geliebten.
Phyllis hält den Ritter ; Flora den Kleriker hoch. Str. 5 er¬
innert an die Herausforderung mancher Partimen, welche ein
ähnliches Thema behandeln:
Non est differentia — Corporis aut oris
Omnia sunt communia — Et intus et foris
Sunt unius habitus — Et unius moris
Sola differentia — Modus est amoris.
(Cf. im Prov. B. G. 24, 1; 139,1; 313, 1; 384, 1; 388, 1). Auch
in diesem Gedicht überbieten sich nicht einfach die Streiterin-.
nen in wetteifernden Lobreden, sondern gehen widerlegend auf
die Behauptungen der gegnerischen Partei ein, wie im Par ti¬
men (cf. Str. 18, 40 wo der Gegensatz der Meinungen beson¬
ders her vor tritt). Der Dialog wechselt allerdings stets erst mit
mehreren Strophen und ist vielfach mit epischen Bestandteilen
vermischt. Von Str. 40 ab folgt ein langer Bericht über den
weiteren Verlauf des Disputes. Es kann nicht auffällig sein,
dass der Dichter als Sohn der Kirche die Curie des Liebes¬
gottes dahin entscheiden lässt, dass der Cleriker ‘aptior ad
amorem’ sei. Die Vorlage dieser Altercatio war wahrschein¬
lich ein altes, in Handlung und Darstellung freilich ganz ver¬
schiedenes, lat. Gedicht, dessen Entstehung nach Waitz viel
leicht noch ins 11. Jahrh. fällt. Das Liebesconcil spricht sich
auch in diesem Gedicht zu Gunsten des Klerikers aus. (Haupt,
Ztschr. VII. p. 160; Hubatsch p. 26).
55] Als Satiriker und Träger der Zeitgedanken kenn¬
zeichnet sich der Goliarde in drei andern, durch heftige An¬
griffs weise hervorstechenden Streitliedern: De Clarevallensibus
et Cluniacensibus; De Mauro et Zoilo; De Presbytero et Lo -
yico. Wright p. 237 — 251. Sehr gebräuchlich war für diese
Gedichte die 4zeil. Strophe.
56] Schliesslich sei noch der Dialogus creaturarum mora-
lizatus erwähnt, eine umfangreiche Sammlung von Prosa-Con -
fiidus , in welchen alle Erscheinungen der belebten und unbe¬
lebten Natur in hartem Wortgefecht um die Superiorität ringen.
Eine englische Uebersetzung des lat. Originals: „The dialo-
gues of creatures moralysed“ enthält Douce Coli. 271. (cf. Ethe
a. a. 0.). Mit diesen lat. Streitgedichten, Certamen, Conflictus,
Altercatio und wie sie heissen mögen, deckt sich in den Grund¬
linien das persische Munäzarät,
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29
§• 22 .
57] H. Ethe, der in seiner Abhandlung: „Ueber persische
Temonen u recht interessante Einblicke in diese orientalische
(resp. persische) Spielart unserer Dichtgattung eröffnet, sucht
auch die Beziehungen des pers. Munäzarät, Wort- oder Kampf¬
liedes, zu der proy. Tenzone und dem Estrif der benachbarten
Nationallitteraturen aufzudecken und beschäftigt sich mit der
Frage, ob überhaupt eine Ueberführung des pers. Mun. in die
abendländischen Litteraturen möglich sei. Dazu erscheinen
ihm zwei Wege denkbar: Entweder direkt durch die Kreuz¬
züge und die durch dieselben herbeigeführte nähere Berührung
von Orient und Occident oder aber indirekt durch Uebermit-
telung des Spanisch-Arabischen, welches das Abendland in
nicht geringem Masse beeinflusste. Er meint nun, dass die
orientalische Dichtungsart sich durch die Kreuzzüge und bei
dem innigen Verhältniss, in welchem Rieh. Löwenherz und
seine Truppen zu Saladin und dessen Streitern standen, sehr wohl
nach Grossbritannien verbreitet haben könnte, da die englischen
estrifs mehr als alle anderen europäischen Producte dieser Art
dem Munäzarät verwandt seien und mit diesem oft wunderbar
in den streitenden Parteien übereinstimmten; dagegen müsse
den Provenzalen bis auf Weiteres die selbständige Erfindung
zuerkannt werden, denn einerseits errege ihm die Tradition,
dass Guillem IX. schon Verfasser einer Tenzone sei, anderer¬
seits der Umstand Bedenken, dass im Arabischen das abge¬
schlossene poetische Munäzarät nicht existirt. Wohl kaum
aber würde der Verfasser die Möglichkeit einer Verpflanzung
des prov. Wettkampfliedes nach der Provence hin erörtert,
noch auch Spuren seiner Wanderung in dem engl. Estrif auf¬
gesucht haben, wenn er nicht vollständig jene älteren latein.
Streitgedichte übersehen hätte.
§. 23 .
58] Eine grosse Neigung zur Dialektik ist dem Orient
nicht aozusprechen. Im Arabischen ist zwar das abgeschlos¬
sene Streitgedicht im persischen Sinne erst durch ein Exem¬
plar in ganz neuer Zeit vertreten , aber die Grundlagen des¬
selben, die vertiefte Betrachtung eines Gegenstandes, die Ab¬
schätzung nach seinen Licht- und Schattenseiten, machen sich
schon in älterer Zeit bemerkbar. Mit Vorliebe wurden solche
Betrachtungen als Episode in epischen Dichtungen verwendet,
wie z. B. im Novellencyclus des Hariri, eines um 1100 leben¬
den arab. Dichters, welcher unter dem Namen des Hareth
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Ben Hemman die Abenteuer des Abu Seid v. Serug *) erzählt,
ln der zweiten Makame erzählt Hareth, es sei ein hülfebedürf-
tiger Wanderer im Kreise froher Geselligkeit erschienen, kla¬
gend über den Verfall seines Reichtums und seine jetzige Not.
Um seinen Witz auf die Probe zu stellen und seiner Notdurft
abzuhelfen, verspricht ihm Hareth ein Goldstück, wenn er das
Lob desselben in Versen verkünden wolle. Darauf lobt der
Wanderer das Gold: Es wird mit Ehrfurcht begrüsst in allen
Landen, mit Freud’ empfangen, mit Leid entsandt, giebt dem
Schwachen Kraft und Selbstvertrauen, Verstand dem Thörich-
ten u. s. f. Das Goldstück wird für seinen Redefluss hinge¬
geben und ein zweites in Aussicht gestellt, wenn man jetzt
auch den Tadel höre und „der Wanderer auf der Stelle Hess
noch einmal rauschen die Welle“ : Das Geld ist ein Heuchler
mit freundlichem Lächeln aber kaltem Herzen, Feind der
Wahrheit, Lehrer des Bösen, bringt Hader und Streit unter
die Menschheit .... „Darum verachtet es ein edler Mann
und spricht: „Du Taugenichts, hinweg von meinem Angesicht.“
59] Noch mehr erinnert an das Munäzarät die 36. Ma¬
kame „Jungfrau und junge Frau“ Sie handelt über die Vor¬
züge und Schattenseiten derselben und veranschaulicht einer¬
seits die Reize, andererseits die missfälligen Eigenschaften beider
in den wunderbarsten, meist recht delicaten, Bildern. Die be¬
kanntesten Prosa-Munäzarät im Arabischen sind ausserdem nach
Eth4: Kaffee und Taback; Dattel und Traube; acht Schrift¬
arten; weisse und braune Mädchen; Männer und Weiber;
Schwert und Feder in zwei verschiedenen Versionen; Narcisse
und Rose; Streit zwischen den Städten Malaga und Sale.
§• 24 .
60] Proben solcher Prosa-Munäzarät finden sich auch im
Persischen. Am frühesten aber war das poetische persische Wort¬
kampflied ausgebildet, welches sich von den Munäzarät in ge¬
reimter Prosa dadurch unterscheidet, dass der Dichter die Ar¬
gumente nicht auf einmal bringt, sondern in einzelnen Hin-
und Widerreden der im Streite vorgefiihrten Parteien. Die
ältesten Muster dieser Gattung mit dem ursprünglichen Cha¬
rakter des maskirten Lobgedichtes sind: Wettstreit zwischen
Lanze und Bogen; Tag und Nacht; Himmel und Erde; Musel¬
mann und Parse; Araber und Perser. Sie sind alle dem latein.
Streitgedichte auf’s Engste verwandt, nur tritt in ihnen der
Zweck der Didaktik und Panegyrik unverhüllter hervor. An
*) Die Verwand] d. Abu Seid v. Serug nd. d. Makamen d. Hariri in fr.
Nachbild, v. Fr. Riickert, Stuttgart n. Tübingen ls»7.
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Stelle der einleitenden Situationsmalerei der latein. Conflictus
erscheint bei den meisten schon der lehrhafte Ton:
„Jede Waffe schlägt im Kampfe eine and’re Art von Wunde,
Zeigt sich auch den Feind zu schmerzen jede gleichermassen schwer;
Aber in der Ferne treffen, ohne sich vom Platz zu regen,
Lanze nur allein und Bogen, streiterprobter Krieger Wehr.“
Lanze und Bogen, Ethö p. 94.
„Zahllos hat uns Gott erschaffen in des Weltbau’s Stufengraden
Von der Erde bis zum Himmel Wunderdinge aller Art,
Aber Himmel just und Erde sind’s, die mehr als alle andern
Seiner Schöpferkraft und Allmacht Werke uns geoffenbart.“
Himmel und Erde p. 102.
61] Die Beweise, welche die streitenden Parteien für ihren
Vorrang ins Gefecht stellen, sind bald der Lebenserfahrung,
bald den heil. Schriften und der Mythologie entnommen. Sprung¬
haft reiht sich Bild an Bild, Vergleich an Vergleich. Analog
den lat. Gedichten lässt auch das Munäzarät bei aller Objecti-
vität der Darstellung erkennen, zu welcher Partei sich der
Dichter bekannte. Die lang ausgedehnte Antwort des Bogens
z. B. bekundet die Absicht des Verfassers, dass er eine Ver¬
herrlichung desselben erzielte. Die Lanze selbst muss seine.
Ueberlegenheit anerkennen und schliesst sonderbar mit einem
schwülstigen Lob des Herrschers, der allein dem Bogen solches
Wissen könne verliehen haben.
62] Der Schlussübergang zur Preisung des Gönners (Schahs)
ist in den einzelnen Munäzarät verschieden. Im Wettstreit
zwischen „Himmel und Erde“ unterbricht der Zeitlauf den
Disput und rät zum Frieden unter Hinweis auf den muster¬
haften, huldreichen Fürsten; in „Nacht und Tag“ ruft der Tag
das Haupt der Amire zum Rechtsspruch an; nirgends aber
wird der nahe liegende Gedanke verwirklicht, den Herrscher
selbst den Disput schlichten zu lassen, wie im Conflictus veris
et hiernrn vom erhabenen Sitze Palaemon, unter dessen Person
vermutlich Karl d. Grosse zu verstehen ist, dem Frühling sein
Recht zuerkennt.
63] Die in den Munäzarät erwähnten und gelobten Per¬
sonen führen Ethe zu dem Ergebniss, dass alle fünf der Zeit¬
periode vom Ende des 4. bis etwa in das zweite Jahrzehnt des
ö. Jahrh. der Hijrah, also dem zweiten Viertel des 11. Jahrh.
unserer Zeitrechnung angehören. Später, aber noch in dem¬
selben Jahrhundert, entstand ein anderes Munäzarät: „Streit
zwischen Feder und Schwert.“ Was nun jede Annahme einer
Verpflanzung dieser orientalischen Produete nach dem west-
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liehen Europa ab weist, ist der Umstand, dass der Occident
selbst solche Erzeugnisse in lat. Sprache schon mehr als zwei
Jahrhunderte früher aufweist.
§• 25 . .
64] Leicht waren auch Uebergänge dieser lat. Dichtgattung
in die Nationalliteraturen ermöglicht. In den Centralpunkten
gelehrter Bildung Nordfrankreichs (besonders Paris), war sowohl
die mehr academisch-geistliche, wie profane lat. Dichtung der
Scholaren heimisch. Daher hat in der nordfranzösischen Poesie
diese latein. Liedergattung zahlreiche Nachdichtungen erfahren,
bald im engeren Anschluss an das knappe lat. Original, bald
in märchenhaft ausgeschmückten Novellen. Dem alten latein.
Conflictus veris et hiemis verdankt unzweifelhaft das nordfrz.
Estrif „De V Yver et de l’Este (Jubinal II, 40) seinen Ursprung.
Die Würde des lat. Gedichtes ist natürlich durch den fabu-
lirenden Ton ganz geschwunden. Statt des Richteramtes durch
Palaemon wendet sich der nordfrz. Trouvere an seine Zuhörer:
„Seigneurs e dames, or emparlez
Que nos paroles oy avez
Apertement;
E vus, puceles, que tant amez
Je vus requer que vus rendez
Le jugement.“
65] Der Conflictus inter aquam et vinum fand eine Um¬
gestaltung in „La disputoison du Vin et de Vlaue *).“ Nach¬
dem der Dichter die peinliche Wirkung des Genusses verschie¬
dener Weine geschildert, werden die Weine bald in einem
Streit um den Vorrang vor dem Richterstuhl des Liebesgottes
vorgeführt. Darauf mischt sich auch das Wasser hinein und
fordert sein von den Menschen verkanntes Recht. Nach einer
Beratung des Liebesgottes mit seinen Weinräten endet der
Disput mit einem Vorschlag zur Versöhnung. Ein spanisches,
natürlich nationalertes, Gedicht desselben Inhalts giebt der
App. zu Walter Mapes bei Wright p. 306. In ähnlicher Weise
ist die Erzählung vom Zwist der Blumenjungfrauen (Alterca-
tio Phillydis et Florae**) in zwei altfranz. Liedern zu einem
lieblichen Märchen ausgesponnen. Die Vögel mengen sich in
den Streit: Die Nachtigall tritt auf als Zweikämpferin für
*) Jnbinal: Nouveau recneil de contes, dits, fabliaux; Paris 1839 p. 293,
Wright p. 299.
♦*) „De Florance et de Blancheflor,“ Meon: Nouv. edit. au gm. des Fab¬
liaux et Contes .. . par Barbazan Rd. IV. p. 354 und „Hueline et Aiglantine“
Meon, Nouv. rec. I 353.
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Blancheflor, die den Geistlichen liebt und siegt über den Pa¬
pagei, welcher die Liebe der Florance zum Ritter verteidigt.
Der überwundenen Florance bricht das Herz; die Vögel be-
S tben sie und bedecken sie mit Blumen. J. Grimm (kl. Sehr.
, 76) sucht die gemeinsame Quelle in einer Sage des 12.
Jahrh. Derselbe Gegenstand wurde auch in der englischen
und deutschen Litt, behandelt*).
66] Der „Platt Renart de Dammartin contre Vairon son
roncin“ (Jub. II. p. 23) ist dermassen erweitert und mit neuen
Elementen versetzt, dass es fraglich erscheint, ob ihm das sie¬
benzeilige Gedicht „Golias de equo pontificis“ (Wright p. 85),
welches ohne Gegenrede des Pferdes das Elend des Kleppers
veranschaulicht, zu Grunde liegt. In inhaltlicher Hinsicht
weicht überhaupt dieses Gedicht von den vorherbesprochenen ab.
67] Diese Auswahl der nordfrz. Nachdichtungen lässt die
Stellung der lat. Lieder zur Fabliaudichtung erkennen. Auch
die übrigen desbats und disputoisons tragen unverkennbar den
Character der betr. latein. Lieder. Sie dienen der Satire, Mo¬
ral und Didaktik und stehen deshalb oft im engsten Verhält-
niss zu den Fragen der Zeit. Ich verweise bezügl. derselben
auf Hist. litt. d. 1. France t. XXIII. p. 216 — 234. Vermut¬
lich waren es nicht die Laien, sondern die Goliarden selbst,
welche sie zuerst in die frz. Litt, überführten. Denn in Nord¬
frankreich, wo ihr wüstes Treiben die Kirche gegen sie her¬
ausforderte und die scholastische Philosophie dem Fortgedeihen
ihrer Poesie hindernd entgegentrat, waren sie schon früh zum
Wechsel der Sprache gezwungen. So mochten sie sich der
nationalen Poesie zuwenden, mit dieser alle ihr eigentümlichen
Elemente aufnehmen, und lat. Lieder mit gelehrterem Charak¬
ter in nationale Gestalt umformen. Dass wenigstens die Dich¬
ter in innigem Connex mit der lat. Sprache standen, bezeugen
gelegentlich eingestreute lat. Wörter und Wendungen und viele
Sprachkünste anderer Gedichte.
§• 26 .
68] Ebenso fanden mit grosser Wahrscheinlichkeit die lat.
Conflictus auch unmittelbare Uebergänge in die englische Na¬
tionaldichtung. Das erste Beispiel in engl. Sprache ist der
verschieden datirte und öfter edirte „ Streit zwischen Eule und
Nachtigall“ (s. Mätzner, altengl. Sprachpr. I, 40. Wülcker, neu-
•) Wrightp. 364—371; Typograpbical Antiqnities. London 1812. Bd. III.
p. 311. Meister Heinzeifa ▼. Constanz: Streitgedicht v. Pfaffen und Bitter ed.
Pfeiffer. Leipzig 1852.
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angels. Sprachdkm. p. 12). ten Brink (Gesch. d. engl Littr. I,
273) setzt ihn auf Grund sprachlicher und litteranscher Mo¬
mente in die erste Hälfte der Regierungszeit Heinrich III.
(1216— 1272). Die Acteure der lat. Streitgedichte erscheinen
auch in dem engl. Estrif auf dem Felde des Kampfes; The
debate and stryfe betw . Somer and Wynter (Hazlitt, Remains
of the early pop. poetry of Engl. London 1864. Introd. p. 64);
Debate of the body and the send (Mätzner, Altengl. Sprachpro-
ben I, 92. Wright p. 334 — 349 drei Nacbildungen verschie¬
denen Alters). The amorous Contention of Phillis and Flora,
Wright p. 363. Mehrere estrifs scheinen ihren Ursprung auf
den Dialogus creaturarum moralizatus zurückzuftihren: Mann
und Frau (Typ. Ant. II, 381): De homine et muliere; Leben und
Tod (Typ. Ant. IV, 575): De vita et morte. Es würde zu weit
fuhren, hier auf die grosse Anzahl der teils poetischen, teils
prosaischen und zu kleinen Dramen erweiterten, zuweilen mit
Allegorie durchflochtenen engl. Redekämpfe näher einzugehen.
Besonders häufig treten die Tiere, Drossel, Nachtigall, Lerche,
Kukuk, Eule, Elster, Greif, Pelikan, Gans, Schaaf, Pferd,
Fuchs, Wolf als Gegner auf.
§. 27 . _
69] Für den provenz. Wettstreit in Form der Tenzone
ist hingegen nicht mit gleicher Sicherheit eine Entlehnung der
latein. Conflictus nachzuweisen, wenngleich diese auf Grund
der (§§. 20 u. 21) angeführten Analogien unter allen Streitge¬
dichten die grösste Wahrscheinlichkeit einer Einwirkung für
sich haben. Zwar finden sich Uebergänge dieser latein. Dich¬
tung selbst in die Poesie der Trobadors, aber erst zur Zeit
der Nachblüte, wo bereits auch andere rom. Poesien solche
Stoffe ausgebildet hatten. Der in fast allen abendländischen
Litteraturen vertretene geistlich-didactische Dialogus inter Cor¬
pus et animam ist z. B. auch im Provenzalischen hehandelt*);
Pflege solcher geistlich-betrachtenden Poesie deutet aber schon
auf die Verfallszeit hin. Nichtsdestoweniger konnten freilich
die lat. Conflictus, besonders der älteren Latinisten, auf die
Gestaltung des prov. Streitgedichts ein wirken, während sie
selbst erst cultivirt wurden als die Poesie der Trobadors ihre
nationale Bedeutung verloren und einen gelehrten Charakter
angenommen hatte.
70] Unter den fingirten Tenzonen scheinen einige ursprüng¬
lich auf ein lat. Original der Vagantendichtung zurückzugehen,
*) Lautrier aoziei una tenso, Bartsch Grdr. §. 01.
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vgl. Golias de equo pontifieis*) mit Bertram Carbonei 13 u.
14 und Graf v. Provence 2; allein das gedrängte lat. Gedicht
erfuhr schon in Nordfrankreich eine erweiterte Bearbeitung
(§. 25), welche in manchen Zügen an das späte prov. Gedicht
erinnert. Andere Gedichte mögen direkt aus der lat. Quelle
geschöpft haben. Den in frz., engl, und deutschen Handschrif¬
ten in verschiedener Gestalt überlieferten, humoristischen Dia¬
log mit dem fadenscheinigen Mantel, welchen ein fahrender
Schüler vom Pontifex erhielt**), hat sich Gui de Cavaillo für
seine Zwecke dienstbar gemacht (192,3); das beliebte Casus¬
spiel „Si te forte traxerit Romam Vocativus ***) wurde von
Rostaing Berenguier auf seine Liebschaft angewendet (427,2)
und überhaupt standen beide Dichtungen im weiteren Verlauf
in Wechselwirkung. Um aber die Bedeutung der betr. Va¬
gantenlieder für die Anfänge der Tenzonendichtung zu con-
statiren, ist erst ihre genauere Zeitbestimmung notwendig.
Vermutlich würde diese einer Ableitungstheorie aus der Va¬
gantendichtung eher zum Hinderniss als zur Empfehlung ge¬
reichen, da wir für mehrere der hierhin gehörigen Gediente
wohl Walter Map’s (gest. gegen 1210) Autorschaft f) bestehen
lassen müssen und auch in den übrigen Vagantendisputationen
kaum eine über die Anfänge der Tenzonendichtung hinaus-
f ;ehende Quelle finden dürften. Ueberhaupt aber ist es miss-
ich, bei einer, doch auch vielfach eigenartigen, Dichtgattung,
fiir welche alle Vorbedingungen zur Entwickelung in den socia¬
len Verhältnissen gegeben waren, an Entlehnung zu denken.
Wahrscheinlicher ist indessen eine Einwirkung der Vagan¬
tendichtung auf die erst gegen Ende des 12. Jahrh. auftau¬
chende fing. Tenzone, welche unverkennbar gemeinschaftliche
Züge mit den lat. Liedern trägt, vgl. bes. die Gott-Tenzonen.
Die fingirte Tenzone ff).
§. 28 .
71] Von sowohl inhaltlich als formell sich als fing. Ten-
zonen erweisenden Gedichten sind im Verhältniss zu der Zahl
*) Gedr. Wright p. 85.
**) H>. Epigr. de mant. a pont. dato, bestehend aus 6 Hexametern. Eher
könnte das längere Ged. von 23 Versen (Hist. litt. d. 1. F. XI, 10) Vorlage
gewesen sein.
***) Hnbatsch p. 54.
f) Wright a. a. 0. Giesebrecht, die Vaganten und ihre Lieder,
ff) Die ausdrückliche Hervorhebung der alten Biographien (M. p. 53),
dass Elias d’Uisel der Verfasser von „bonas tensos‘% Ebles dagegen von „malas
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der wirklichen im Provenzalischen nur ganz wenige vorhan¬
den. Vorab muss ich einer Eigentümlicnkeit der Canzonen
gedenken, welche an die fingirte Tenzone erinnert.
Die Leys d’amors erwähnen (I, 322) eine „cobla tenzonada
en avXra maniera dicha enterrogativa“ Von den sechs ange¬
gebenen Beispielen gehören die vier ersten der, unpassend mit
cobla tenzonada in Verbindung gebrachten, cobla enterrogativa
an, das fünfte steht irrtümlich an jener Stelle, indem dort gar
keine Frage aufgeworfen wird und nur das sechste kann eigent¬
lich als cobla tenzonada betrachtet werden da hier Frage und
Antwort ab wechseln:
Helas, ques has? greu mal . e quäl?
Fervor . d’amor? o yeu . coral?
0 be . de me? de te . per que?.
Hier also hat sich der Dichter offenbar eine zweite mitredende
Person wenigstens vorgestellt, sein Gedicht ist demnach kein
Selbstgespräch im absoluten Sinne des Wortes mehr wie wir
deren in erzählenden Dichtungen (Flamenca) und vielfach in
Canzonen eingestreut finden, wo der Dichter in der beweg¬
teren dialogischen Form teils in erster, teils in zweiter Person
des Verbums für sich selbst redend, sein Stimmungsbild ent¬
wirft. Beispiele vgl. K. Appel: Leben und Lieder Rogiers
p. 13.
72] Mit noch grösserer Deutlichkeit geht die Gegenüber¬
stellung eines erdachten Mitredners in Guiraut’s de Borneil (3):
Ailas! com muer que as amis? (M. W. II, 51) hervor. Auch
diesem dient die Wechselrede, wie im eigentlichen Selbstge¬
spräch, zur Darstellung sich widerstrebender Elemente des
eignen Innern. Zwischen Liebesbangen und -Hoffen schwan¬
kend erwägt der Dichter selbst zagend die Folgen einer Lie-
beswerbung, während er dem fingirten Freund Worte der Er¬
munterung in den Mund legt.
73] Eine gleichmässigere Verteilung des Dialogs wird in den
Gedichten Albert de Sestaro 10*) (Domna, a vos me coman,
tensos“ gewesen sei, wird schwerlich, wie Faariel 1.11, 106 meint, dahin za
verstehen sein, dass der erste Dichter wirkliche, der andere dagegen fingirte
Tenzonen verfasst hätte. Nach Analogie von „mala chanson“ (= 194, 19) der
Biographie Gai d’Uisel’s, (Arch. 50, 256) könnte man eher an Tenzonen im
engeren Sinne (= böse, satirische Tenzonen) nnd Partimen denken, wenn nicht
etwa die nach der Auffassung der Trobadors frivole und verwerfliche Aufstel¬
lung von Eble’s Streitfragen zu dem Attribut „mala“ veranlasste (s. §. 64).
*) VonRaynouard, Rochegnde und Mahn ist es Albert Marques v. Ma-
laspina beigelegt; wahrscheinlich mit Recht, da Albert de Sestaro, Sohn eines
Jonglears, Str. 6 u. 7 nicht Marques genannt werden konnte. Im Grundriss
irrtümlich als Tenzone bez.
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M. W. 111,181) und Aimeric v. Peguillan 23 (Dotana, per vos
estauc en greu türmen, Chrest. 159) beobachtet. In ersterem
kommen die beiden ersten Verse der Cobla dem Dichter, die
beiden folgenden der scheinbar gegenüberstehenden Domna zu,
V. 5 ist eine neue Erwiderung des Dichters und 6 wiederum
eine Entgegnung der Dame. In dieser Verteilung wird der
Dialog, welcher das vorsichtige Liebesverhältniss der Dame
zum schmachtenden Liebhaber schildert, durch sieben Strophen
fortgeführt. Aus coblas tenzonadas in vollster Bedeutung be¬
steht das zweite Gedicht. Mit besonderer Leichtigkeit wech¬
seln Rede und Gegenrede, Vers um Vers ab. In den ersten
drei Coblas (8 einreimige Zehnsilbner) werden den überzärt¬
lichen Liebesgeständnissen des Dichters 'Bezeugungen gänz¬
licher Abneigung entgegengeschleudert. Entmutigt wendet sich
dann der Liebende an Amors mit dem Vorwurf, dass sie ihn
f etäuscht habe. Den Vorschlag der Liebe, sein Herz von dem
Lummer durch eine andere Wahl zu befreien, verschmähend,
folgt er ihrem Rat sich durch Dulden und Dienen grössere
Zugänglichkeit zu erwirken.
74] Am nächsten sind diejenigen dialogischen Gedichte den
fingirten Tenzonen verwandt, in welchen das Gespräch Cobla
um Cobla mit dem vorgestellten Interlocutor erfolgt. Es sind
ebenfalls Canzonen in Gesprächsform, eine Art, zu welcher die
Dichter griffen, um der monotonen Form des Minneliedes eine
neue Wendung zu geben, welche sich durch grössere Leben¬
digkeit auszeichnete. Guillem Rainol d’At 4 (Arch. 34, 402)
giebt sich schon in der erzählenden Einleitung als solche zu
erkennen. Den Liebesbriefen stehen inhaltlich die in Hs. L. als
Conseill bezeichneten Gedichte Raimon de las Salas 3 (Arch.
34, 428), Bertram del Pojet 1 (Arch. 34, 374; wohl = 75, 1)
und Pistoleta 4 (M. W. III, 192) nahe. Der Dialog, in welchem
die Dichter um Rat in ihrer Liebesqual bitten oder sich als
versteckte Liebesboten an ihre hohen Damen ausgeben, hat
den Endzweck der Geliebten die ergebensten Huldigungen dar¬
zubringen. Ein Fall aus der ausgeschmückten Biographie des
Raimbaut de Vaqueiras bezeugt diese bei den Trobadors üb¬
liche Sitte. Wie Pistoleta, so entdeckt auch Rambaut der
Beatrix v. Montferrat (Gattin Heinrich’s v. Carret), dass er
wegen der Vorzüge seiner Dame nicht wage ein Liebesgeständ-
niss abzulegen und bittet um Rat in dieser Angelegenheit.
Aufgemuntert durch Beatrix erklärt Rambaut sie selbst für die
Geliebte (L. u. W. p. 230), Eine ähnliche Dichtart ist Joan
de Pennas 1, ein „guerrier,“ in welchem Dichter und Geliebte
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in gegenseitigen Lobeserhebungen wetteifern (Chrest. 327). Gui-
raut de Borneil 69: Sieus quier conselh bella amia Alamanda
(Arch. 33, 322), welches Bartsch ebenfalls nicht als Tenzone
aufluhrt, möchte ich dagegen als eine wirkliche gelten lassen,
indem es obiger Züge, welche dazu berechtigen auf einen Ver¬
fasser zu schUessen, entbehrt *).
§. 29.
75] Einen ganz andern Charakter als diese dialogisirten
Canzonen tragen die fingirten Tenzonen. Dem Verzeichniss ist,
wie auch im Folgenden, nur die Angabe der hauptsächlich be¬
nutzten Drucke beigegeben. Mehrere schwerer zugängliche alte
Drucke wurden durch die in Mahn: Werke d. Troub. und den
seit dem Grundriss erschienenen Specialausgaben ersetzt, sowie
auch einige mir bekannte, im Grdr. überhaupt noch fehlende,
Drucke neu hinzugefugt. —
Bertran Carbonei (82) 13. Ronci, cen ves m'aves faih penedir.
Meyer, Dem. Troub. p. 61. — id. 14. Si anc null tems fuy ben en-
cavalcatz. Meyer p. 63. — Daspol (122) 2: Seinhos, aujas c’aves saber
e sen. Meyer 43. — Graf v. Provence (184) 2: Carn et Ongla, de
vos nom voill partir. Arch. 34, 407. — Gui de Cavaillo (192) 3:
Mantel vil. Arch. 34, 416. —■ Guillem de St. Disdier (234) 8: D’una
don’ai auzit dir que s’es clamada. M. W. II, 55. — Mönch v. Mon-
taudon (305) 7: Antra vetz fui a pariamen. Klein, Mönch v.. Mont,
p. 35. — id. 11: L’autre jorn m’en pogei el cel. Klein p. 39. — id. 12:
L’autrier fui en paradis. Klein p. 32. —id. 13: Manens e frairis
foron compaigno. Klein p. 44. — Peire Duran (339) 3: Midons cui
fui demans del sieu cors gen. M. G. 1075 — Peirol (366) 29: Quant
amors trobet partit. M. W. II, 6 — Raimbaut de Vaqueiras (392) 7:
Domna, tan vos ai pregada. M. W. I, 362. Ulrich, altital. Leseb.
p. 1. — Anonyma (461) 43: Bel segner deus, sieu vos soi enoyos.
Suchier, Dkm. prov. Litt. u. Spr. I. p. 336.
§. 30 .
76] Die fingirte Tenzone erscheint teils in mehr dramati¬
scher (82,13; 82, 14; 184,2; 192,3; 392, 7; 461,43), teils in
mehr epischer Form (122, 2; 234,8; 305,7; 305, 11, 305, 12;
305, 13; 339, 3; 366, 29), lehnt sich also einerseits an die eigent¬
liche Tenzone, andererseits an die Pastorelle an. In diesen
Formen schildert der Dichter bald ein erdachtes Gespräch
•) Aehnliche Verwendung des Dialogs zum Ausdruck der verschieden*
artigsten Stimmungen und Gedanken ist auch in anderen Litt., bes. im Ital.
nicht selten, s. Ulrich p. 41. 43. 46. 83. Nannucci, manuale della lett. etc.
Bd. I, p. 1. 126. 134. 202. 203. 241. 351. 854. 487 (Sonett).
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seinerselbst mit einem andern Wesen, bald stellt er sieb nur
als erzählender Situationsmaler ein, um zwei fingirte, strei¬
tende Parteien in ihren eigenen Rollen vorzuführen. Eine solche
Darstellungsweise bot ein geeignetes Mittel um Gedanken und
Empfindungen zum Ausdruck zu bringen, die sich nicht gut
fiir andere Dichtgattungen eigneten oder doch in deren Ge¬
wände ermüdeten.
77] Wie die angeführten Namen zeigen, reicht das Alter
der fingirten Tenzone nicht weit in die Blüte-Periode der prov.
Poesie zurück. Sie taucht erst gegen das letzte Decennium
des 12. Jahrh. auf unter den Dichtungen Peirols, Raimbauts
de Vaqueiras und des Mönchs v. Montaudon. Da sie sich je¬
doch fast gleichzeitig darin versuchten, so ist schwer zu er¬
mitteln, welchem dieser drei Sänger die Schöpfung der fing.
Tenzone beizumessen ist.
§. 3i:
78] Peirol’s Zwiegespräch mit der Liebe (L. u. W. 255)
ist während der Vorbereitung zum dritten Kreuzzuge (1189 —
1192) entstanden, denn es gedenkt missbilligend des Zwists der
beiden Könige Philipp August und Heinrich II., durch welchen
die Fahrt zum Beistand des heldenmütigen Markgrafen Konrad
f. Montferrat verzögert wurde. In dem Disput mit der Liebe
zeigt der Dichter, dass nur die Kreuzzugsstimmung ihn über
den Schmerz der Trennung von Assalide, Schwester des Del¬
phins v. Alvergne, hinwegzusetzen vermochte; auch durch
die Schlusstornada, welche die (unerfüllt gebliebene) Hoffnung
ausspricht, dass der Delphin sich nicht zurückhalten werde,
giebt sich das Gedicht als ein eigentümlich angelegtes Kreuz¬
lied zu erkennen. Auffällige Aehnlichkeit zeigt der Eingang
des nordfrz. Streitliedes von Thibaut IV. mit Amours, Ray¬
naud 1684: Quant amours vit que je li aloignoie. Hist. litt,
d. 1. F. XXUI, 798.
§• 32.
79] Weniger lebendig wie Peirol scheint der Mönch von
Montaudon von der Idee der Kreuzzüge ergriffen zu sein. In
einem Gespräch mit Gott, welches im Paradiese geführt wird,
kommt sogar eine völlige Abneigung gegen die aufreibenden
Wanderungen unverhüllt zum Durchbruch (305, 12: L. u. W.
276). In den ersten Coblen beklagt sich der Dichter durch
sein gottesfürchtiges Klosterleben die Gunst der Freiherrn mit
Ausnahme des Herrn Randon (Philipp August) verloren zu
haben. Obgleich es ihm Gott nicht als Verdienst anrechnet,
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dass er sich ins Kloster sperrt und Hader und Streit mit seinen
Nachbarn führt um die Verwaltung zu behaupten, sondern
Lachen und Singen vorzieht, furchtet der Mönch doch zu sün¬
digen, wenn er als fahrender Sänger die Welt durchzieht.
Gegen Gottes Vorwurf, dass er seinen Freund und Wohlthäter
(Richard Löwenherz) nicht besucht habe, verteidigt er sich
mit den Worten: „Herr, wohl hätte ich ihn gesehen, wäre es nicht
durch eure Schuld unterblieben, denn du hast seine Haft geduldet.
Aber du bedenkst nicht wohin sieh das Schiff der Sarazenen wendet,
landet es in Accon, so sind die Schurken dort im Vorteil ; ein Tor
ist, wer euch in’s Getümmel folgt.“ Das Gedicht ist also zur Zeit
der dreizehnmonatlichen Haft Richard’s verfasst, „während wel¬
cher für das schwach besetzte, mühsam errungene Accon Be¬
sorgnisse entstehen mussten“ —etwa 1194. s. Klein p. 31.
.§. 33.
80] Aehnliche Auffassung der Kreuzzüge bekundet auch
ein späterer Dichter, Daspol (122,2). Während eines Traumes
wird er in den Himmel entrückt und wohnt dort einem Ge¬
richt Gottes bei. Gott beklagt sich, dass weder weltliche noch
geistliche Würdenträger sein heiliges Grab zürückverlangten
als Dank für die Vergiessung seines Blutes um ihr Seelenheil:
„Erinnerte man sich, wie ich für das Menschengeschlecht an’s
Kreuz geschlagen wurde, so würde Jeder sich gern dem Zuge
anschliessen.“ Der Dichter erhebt sich und hält entgegen,
Gott habe Unrecht, denn er gebe den Sarazenen eine solche
Macht, dass die Christen endlich an dem Gelingen ihres Kam¬
pfes verzweifeln müssten; er möge den Ungläubigen Einsicht
ihres Vergehens geben, dann würde der Sieg ein unblutiger
seiD. Als Gott mit heftigen Strafen gegen die in Feigheit,
Hochmut und Habgier befangenen Fürsten, Geistlichen und
geistlichen Ritterorden der Templer und Hospitaliter droht,
schlägt ihm der Dichter vor, er möge doch alle Schäden und
Unannehmlichkeiten beseitigen, alsdann würde Jeder nur edlen
Trieben nachhängen und sich Alles zum Guten wenden. Dar¬
auf erwacht der Dichter:
E pueis m’esprit, mas Dieus per sa santeza
Vuella, sil plas, quel rei el Cardinal
E li prelat el prinser sian tal
C’usquecs vuella fenir en gran boneza. (Tom. l).
Das zweite Geleit geht an den Rei d’Aragon, der als Vater
und Sohn des Edelsinnes, Schloss des Wertes, Quelle der Tu¬
gend gepriesen wird..
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41
Auch diesem Gedicht liegt der Zweck des Sirventes zu
Grunde: Auf der einen Seite schwingt der Dichter die Geissei
über die Sittenverderbtheit der Fürsten und des Clerus, auf der
andern aber findet er auch keinen Grund seine Stimme für die
heilige Sache zu erheben. Offenbar ist das Gedicht zu einer
Zeit entstanden, wo die einstmalige epidemische Wanderlust
nach dem heil. Lande schon erkaltet war, wahrscheinlich als
Ludwig der Heilige zum unglücklichen 6. oder 7. Kreuzzuge
rüstete, für welchen weder die Anstrengungen der Päpste noch
die unermüdlichen Kreuzpredigten Teilnahme erwecken konn¬
ten. Umso berechtigter mochte den Kreuzzugseiferern das Lob
des Königs von Aragon (Jacob d. Eroberer 1213— 1276) er¬
scheinen, welcher die Sarazenen erfolgreich bekriegte. Oeffent-
liche Erklärungen gegen die unglücklichen Züge stehen nicht
vereinzelt da; vgl. Austorc v. Orlac 1.
§. 34.
81] Zwei andere fing. Tenzonen des Mönchs v. Montaudon
streifen das Gebiet des moralischen Sirventes (305,11 u. 305,7).
Sie zählen zu dem Originellsten, was die prov. Poesie hervor¬
brachte. In ersterer (L. u. W. 274) versetzt sich der Mönch
auf Befehl des St. Michel in den Himmel. Nachdem er im
ersten Teil eine Klage des St. Julian zu Gott über das Hin¬
schwinden der Gastfreundschaft angehört, wohnt er einem
offenen Gericht Gottes zwischen den Mönchen als Klägern und
den Weibern als Verklagten bei. Ich gehe auf den bekannten
Inhalt des Disputes, in welchem die Frauen das Eigentums¬
recht der Malerei (resp. des Schminkens) gegen die Beschwerde
der Mönche behaupten, nicht näher ein. Das Gedicht ist in
den letzten Partien, welche besonders auf die Zubereitung der
Essenzen eingehen, ganz darstellend.
821 Die zweite, ebenfalls dieses Verjüngungsmittel betref¬
fende, Tenzone (L. u. W. 275) muss nach jener enstanden sein,
da sie in Str. 1 an die Klage der Votivgemälde anknüpft. Um
allem Lärm ein Ende zu machen, befiehlt Gott dem Mönch,
dem Unwesen aus Liebe zu ihm zu steuern. Dieser hält je¬
doch das Schminken für ein Naturrecht der Frauen und bittet
um Nachsicht; erst dann würde das Glätten und Schminken
ein Ende nehmen, wenn Gott entweder die Schönheit der Frauen
bis zum Tode bestehen lasse oder die Schminke ganz vertilge.
Von den Strafen, welche die Frauen treffen sollen, möchte der
Mönch nur Elise v. Montfort verschont wissen, da sie eine Aus¬
nahme ifiache und über sie noch keine Beschwerde geführt sei.
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§. 35.
83] Als fünfte der Tenzonen, welche Gott als Interlocutor
wählten, schliesst sich das anonym überlieferte Gedicht 461, 43
r»n. Der Dichter, mit Vornamen Rostaing, giebt uns hierin
einige Aufschlüsse über seine Schicksale. Er zürnt gegen Gott,
dass er ihn mit Unglücksfallen überladen und durch die Wucht
feindlicher Hiebe niedergeschmettert hat Gott aber hat die¬
selben über Rostaing gesandt als eine gerechte Strafe für Mis¬
setaten, welche er an Eremiten und Kauffahrern verübt. Nichts¬
destoweniger erklärt der schwer Büssende, der sei nicht wacker,
welcher nicht Pilger und Kaufleute beraube; so lange ihm nicht
das Glück von anderer Seite hold sei, würde auch sein Dich¬
ten und Trachten auf Raub und Mord gerichtet sein. Die in
Str. 5 u. 6 genannten Personen, wie Bore, Martin, Sanciners,
Enavanza, Kichaval d’Azillers, welche Rostaing als Söldner
halten, Gott aber unschädlich machen will, geben uns keine
Kriterien für die zeitliche Bestimmung des Gedichtes an die
Hand, da sie nicht mit Sicherheit mit historischen Persönlich¬
keiten zu identificiren sind. Indem das Gedicht auch nur ein
Product übermütiger Laune ist, brauchen sie nicht einmal not¬
wendig der Zeit seiner Abfassung angehören, ebensowenig wie der
in Torn. 2 erwähnte Garin d’Anjers. Unter Martin ist vielleicht
der berüchtigte Freibeuter und Söldner fehdelustiger Fürsten,
Martin Algai (f 1211) zu verstehen, der auch 457, 33 vor¬
kommt und 129,3 eigentümlich zu einem Partimen verwendet
wird. Zur ungefähren Bestimmung des Dichters Rostaing bietet
vielleicht der Name Bore einen Anhaltspunkt. Mit dem Bore
del rey d’Arago stand der im Anfänge des 14. Jahrh. dichtende
Rostaing Berenguier aus Marseille in näherer Beziehung, so
dass letzterem wohl unsere fingirte Tenzone zugehört.
§. 36.
84] Wie diese Dichter in Liebe und Gott, so finden der
Graf v. Provence (184, 2) und Bertran Carbonei (82,13 und
82,14) den erdichteten Unterredner in ihrem Ross. Der Graf
(Berenguier 1209 — 1245) drückt dem Pferde seinen Wohlge¬
fallen über dessen Tüchtigkeit in Berg und Thal aus und ge¬
lobt sich nicht von ihm zu trennen, es sei denn mit der Waffe
in der Hand. In der Antwort wird ihm dafür vollste Aner¬
kennung gezollt. Die eigentliche Bedeutung der Tornaden, in
deren erster dem Renner gewünscht wird zu leben wie Guigo
de Galpert, weiss ich nicht zu ergründen. *
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85] Dieses, vermutlich als Sirventes aufzufassende, Gedicht
hat den Charakter der Tenzone weniger gewahrt wie die beiden
Dialoge B. Carbonel’s mit seinem Widerpart. Im Gegensatz
zum vorigen Gedicht wird hier das Pferd von seinem Herrn
wegen schlechten Trabes und täglich zunehmender Hinfällig¬
keit getadelt. Der unglückliche Klepper giebt dagegen die
Beschuldigung schlechter Bewirtung zurück und möchte lieber
den Tod als längere Fasten und Plagen erdulden. Es liegt
die Vermutung nahe, dass auch diese, scheinbar ganz scherz¬
haften, Gedichte eine tiefere Absicht involviren. In 82,13 wird
nämlich ausser einem sen Romieu noch Domna Saurina, die
trefflichste bis nach Messina, mit Lob überhäuft. In 82,14
rät der Gaul die Ankunft des reichen Grafen von Vellin ab¬
zuwarten, dem die Tenzone zum Spass vorgelegt werden soll.
Demgemäss fordert das 3. Geleit die Tenzone selbst auf mit
den Worten:
Tenson vai t’en ad Albainia corrent, ....
Tu li vai dir quieu li prec humilment,
Que mi pagues, e faria ben e gent.
So hat es Bertran verstanden durch die Antwort des Pferdes
seine eigene Dürftigkeit kund zu geben und den Grafen (Ber-
trand IH., prince d’Orange et comte d’Avellino 1282 — 1335,
Meyer) durch den mehrcobligen Wortstreit geschickt auf
seine Bitte um Unterstützung vorzubereiten. Die Gedichte sind
erst gegen Ende des 13. Jahrh. entstanden, da Bertrans Lebens¬
zeit nach P. Meyer (Dern. troub. p. 56) in die Jahre 1280 —
1300 fällt.
86] Ein umfangreiches, unstrophisches, Streitgedicht in
? aarweise gereimten Versen zwischen En Buch und seinem
ferd, in catalanischer Mundart abgefasst, hat Foerster (Grö¬
ber’s Ztschr. I, 79) edirt. Auf ein anderes eatalanisches: la
Disputa del ase contra frare Enselme Turmeda sobre la na¬
tura et nobleza dels animals, verweist Meyer p. 61.
§. 37.
87] Als letzte der Tenzonen mit einem unkörperlichen oder
unbeseelten Wesen bleibt noch 192,3, Gui de Cavaillo und sein
Mantel, zu nennen. Der Inhalt des nur in einer Hs. (H.) über¬
lieferten Liedes bietet weniger Schwierigkeiten als die Herstel¬
lung der Form: Schlechter, lumpenhafter Mantel, nur zum Schaden
warb ich dich, denn ich geriet dadurch in solche Scham, dass ich
jetzt noch den Kopf hängen lasse; besser hätte ich dich in’s Feuer ge¬
worfen ehe ich in deiner Hülle die Aufnahme bei der „plazen dou-
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sana“ (Millot: Donsava) und der „bella nagalborden“ (Millot: Gal¬
berge) verlor. — Gui, königlich wurdest du bedient als ich dich vor
Kälte schützte, jetzt aber werde ich verspottet; doch ich will die
Dienste nicht aufzählen, die ich dir erwiesen; wenn euch aber eine
Dame meinetwegen verschmäht, so tragt mich nicht dorthin und
wenn euch die Liebste die Aufnahme versagt, so möchte ich lieber
euch beide betten. — Mantel, für deine hübsche Rede will ich dich
in Scharlach färben lassen —. Der Mantel ist mehrfach Gegen¬
stand dichterischer Behandlung geworden. Welch* anderer Kern
aber liegt in Karl v. Holtei’s Lied an den Mantel n Schier
dreissig Jahre bist du alt“: Du warst getreu in allen Stücken,
drum lass ich dich auch nicht mehr flicken, du Alter, würdest sonst
neu. Und mögen sie mich verspotten, du bist mir teuer doch ....
§. 38.
88] Unter den noch übrigen Gedichten ist besonders Raim-
baut y. Vaqueiras 7 von Interesse (L. u. W. 221). Es berichtet
ein fehlgeschlagenes Liebesabenteuer mit einer Genueserin,
welche, in ihrem ungeschliffenen genuesischen Dialekt redend,
die, in blumenreichster Sprache vorgetragenen, zärtlichen Lie¬
beserklärungen des prov. Dichters abfertigt Augenscheinlich
ist das Gedicht während der Wanderungen Rambauts in Ober¬
italien oder doch in frischer Erinnerung an dieselben entstan¬
den. Da Ramb. den Hof v. Orange nicht vor 1189 verliess
und nicht vor 1192 (resp. 1194) eine bleibende Stätte am Hofe
seines neuen Gönners Bonifaz II v. Montferrat fand, so scheint
unser Gedicht den ersten neunziger Jahren des 12. Jahrh. zu¬
zugehören. Die Bezeichnung „descort“, welche ihm Maus (P.
Card. Anhg. 491) beizulegen geneigt ist, erscheint zum Min¬
desten sehr gewagt und beruht vielleicht auf einer Verwechs¬
lung mit dem ebenfalls in verschiedenen (fünf) Mundarten ab¬
gefassten Gedicht „Eras quan vey verdeyar“ (M. W. I, 371)
desselben Dichters. Während letzteres, sich im Eingang selbst
descort nennend, die von der Theorie vorausgesetzte und einst¬
weilen noch festzuhaltende metrische und strophische Ungleich¬
heit beobachtet — die 5. C. hat 9 Verse; die 6. C. 10 Verse
in 5 Sprachen, correspondirend den vorhergehenden Coblen;
weibl. und männl. Reime sind in den einzelnen Coblen ver¬
setzt — bewahrt obiges Gedicht mit Ausnahme der wahrsch.
auf Corruption beruhenden Verse 27,28 und 79 in allen
Strophen gleichmässigen Bau, ist daher unter No. 817 bei Maus
(s. Druckt) nicht aufzuführen. Die erste fünfzeil. Torn. schliesst
sich regelrecht an den provenzalischen, die zweite an den ge-
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nuesischen Text an. Dass die Reime von Co bla zu Cobla
wechseln, kann natürlich nicht auffällig sein. Aber auch in
inhaltlicher Hinsicht entspricht das Gedicht nicht dem eigent¬
lichen Wesen des Descort Während dieses ursprünglich
ernsterer Art ist und die, infolge unerwiderter Liebe entstan¬
dene, disharmonische Stimmung des eigenen Innern zum Aus¬
druck bringt, lässt sich unser Gedicht als eine humoristische
Darstellung eines Liebeszwistes auffassen. Ich bemerke noch,
dass Maus, Anhe. 491 anzugeben ist:
äbbäbbcbebbbbd statt abbabbcbcbbbb
77777777777774 7777777777774
Bezüglich des reimlosen Schlussverses jeder Strophe ver¬
weise ich auf Römer, volkstüml. Dichtungsarten p. 17 (aber
unten war Diez, Poesie d. Troub. 82 Anm. 1, nicht L. u. W. 82
Anm. 1, aufzuführen).
§. 39.
89] Dem Mönch von Montaudon begegnen wir noch einmal
in einer Tenzone halb didactischen Inhalts (305,13). Er stellt
den Contra&t zwischen Reichtum und Armut dar, indem Rei¬
cher und Armer, in einem Streit begriffen, ihre beiderseitigen
Vorzüge und die nachteiligen und verwerflichen Regungen
ihrer Lage abschätzen. Der Graf v. Urgel soll den Richtspruch
abgeben. Ein ähnliches tenzonenartiges Gedicht v. Garin d.
Braunen *) (163,1) veranschaulicht eine innere Spaltung zwischen
Mesura und Leujaria, indem die wohlgemeinten und verführe¬
rischen Eingebungen beider in eigener Rede dargestellt werden.
Der „Vers“ wird an Eble de Sinhas geschickt, welcher seinen
Rat erteilen soll, wem zu folgen sei. Ob unter letzterem der
Dichter gleichen Namens gemeint ist, lässt sich auf Grund seines
einzigen Partimen mit Guillem Gasmar nicht feststellen. Die
Form des Gedichtes ist sehr einfach: a a a a b mit Reimwechsel
von a alle zwei Coblen. Eine fing. Tenzone oder vielmehr ein
fing. Partimen ist Lanfranc Cigala 4: Entre mon cor e me e
mon saber Si moc tensos, l’autra nueg que m dormia. (M. W.
III, 131, eine Str. s. den Text im Anhang).
90] Ueber den Streit zwischen „trabuquet“ und „cata“
von Raimon Escrivan (Chrest. 317) spricht Römer, volkstüml.
*) Seine prov. Biograph. (M. p. 61) hebt ausdrücklich hervor: non fo
trobaire de vers ni de ohausos mas de tempsos, was mit den erhaltenen Lie¬
dern nicht in Einklang steht. Obiges ist aber sicherlich Garin d. Braunen
gehörig (s. die verschiedenen Autorangaben der Hss.), da er sich in Torn. 1
ausdrücklich als Verfasser angiebt. In Hs. Ä (M. G. 1306) steht es unter den
Tenzonen.
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Dicht, p. 20. Die erzählenden Tenzonen Guillems de St.
Disdier (234,8 von Meyer p. 27 P. Duran zugeschr.) und P.
Duran's (339,3), ein Muster der Obscoenität, enthalten nichts
Bemerkenswertes.
§• 40.
91] Fassen wir das Resultat dieser inhaltlichen Unter¬
suchung kurz zusammen so ergiebt sich: Von fing. Tenzonen
werden mit unpersönlichen Wesen geführt 366,29 (Liebe);
305,7; 305,11; 305,12; 122,2; 461,43 (Gott); 82,13; 82,14;
184,2 (Pferd); 192,3 (Mantel). Die übrigen sind poetische
Darstellungen von wirklichen oder erdichteten Gesprächen
des Dichters selbst mit einer Person (339, 3. 392, 7), oaer von
andern Personen oder Personificationen unter sich (234,8.
305,13. 398,1); tenzonenartig 163,1. partimenartig 282,4. Das
Gebiet des politischen Sirventes betreten 122,2. 305, 12. 366,29;
des moralischen 305, 7. 305,11; der Didaktik 305, 13. 163,1.
282,4; persönliche Angelegenheiten behandeln 82,13. 82, 14.
184,2. 192,3. 234, 8. 339,3. 392, 7. 461,43.
§. 41 *
92] Ueber den Bau der fing. Tenz. ist wenig zu bemerken.
Ich verweise bezgl. des Reimschemas auf die entsprechende No. bei
Maus, Anhg. od. Anm. z. P. Card. Strophenbau, berichtige et¬
waige Irrtümer und gebe die Coblenzahl und Reimsilben an.
Maus Anm. 2 No. 4: B. G. 305,13. 8 C. a wechselt jede Cobla =
o, iers, ey, er, is, ans, atz, or. b = ia. — Anm. 2 No. 20 : 82,14.
6 C. 3 T. a = atz, b = ent, c = ansa. — Ms. Anhg. 105,2:305,11.
18 C. Reimwechsel. a t = at, a 2 = ort, a 8 = os, a 4 = anz, a § = oill,
a fl = on, a T = em, a 8 = entz, a 9 = utz, a 10 = ar, a lt = ut, a tl = a 6 ,
a t» = °, a u = a i> a i8 = a 8; a i« = a s> a t 7 == b a l8 = es. b t — 0 , t „ 15 =
atz, b, 0 en, b lt , u at, b l4 es, b l6 , ]7 ar, b l8 an. — Ms.
221 :192,3. 2 C. 2T. Die erste C. ergiebt nach dem Drucke
die Formel: a 3 a s b 6 b 18 c § b Ä c 6 b Ä d 6 e 6 b tl d § 6 e b u .
a = il, b = ei, c = is, d = en, e = ana.
Die zweite: a« b 6 a 6 b a a 8 b 6 b 8 b 8 c u b u e lt b lt ( 10 )
a = i(t)z, b = ei, c—*ana.
Durch Zusammenfassung v. V. 1 u. 2, 9 u. 10, 12 u. 13,
und Trennung des zwölfsilbigen 4. Verses der ersten C. in 2
Sechssilbner lässt sich eine mit der zweiten C. gleiche Vers-
und Silbenzahl herstellen. Nur durch Aenderung des ersten
Reimes erster C. und des 7. zweiter C. in itz ergiebt sich das
Schema: a § b # a 6 b 8 a 6 b 0 a 0 b 6 c lt b lt 6 U b u .
a = itz, b = ei, c = ana.
Die Caesur tritt in den 11-Silbnern nach 5. bet. Silbe ein,
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eine Caesur, wie sie die Leys (1,116) und die franz. Lyrik
(Tobler 2 p. 91) kennen und überdies G. Figueira in 2 tfed.
(no. 2 u. 7 d. Ausg. v. Leyy).— Ms. 280,3 :122,2. 8C. 2T.
Reimw. alle 2 C. a, = en, a t = os, a s = at, a 4 = al. b, = ia, b a
= ura, b s = age, b 4 = eza. — Ms. 306:82,13. 6 C. 2 T. a = ir,
b = ais, c = ina. — Ms. 309:461,43. 6 C. 2 T. a = os, b = ers,
c = anza.— Ms. 317 :366,29. 6 C. 2 T. a = it, b = en, c = an,
d = os. — Ms. 359,4 :184,2. 2 C. 2 T. a = ir, b = aigna, c =
aia, d = ert Metr. u. Reim = 160, 1. — Ms. 359,8 : 234,8. 5 C.
2 T; aber: ab 11-Silbner. Reim Wechsel alle 2 C. a! = ada,a 2 =
ia> a 8 = aire. b, = ura, b 2 = eira, b s = ire. c t = an, c 2 = en, c 8 =
ier. d t = e, d 2 = it, d s = itz, Vgl. Bartsch Zs. II, 200. — Ms.
491: 392,7. 6 C. 2 T. s. §. 38. Reimw. jede C. a t = ada, a 2 =
eso, a 8 = ida, a 4 = ato, a 5 = era, a 6 = esco. b t = atz, b t = o, b 8 =
ens, b 4 = ei, b 8 = ai, b 6 = i. c t = esa, c a = ado, c 8 = aire, c 4 = osa,
c 8 = ire, c 6 = ego. d t = es, d,= ado (?), d 3 = ics, d 4 = al, d 8 =
atz, d 4 = ar. — Ms. 501:305, 12. 6 C. a = is, b = os, c = anha. —
Ms. 535,20:339,3, 4 C. a = en, b = i, c = ansa, d = e. — Ms.
579,7 :305, 7. 7 C. 4 T. a = en, b = ura, c = ar, d = ir.
93] Unter diesen Gedichten sind 3 in zweireimigen, 6 in
dreireimigen, 5*in vierreimigen Coblen abgefasst. Besonders
einfacher Formen hat sich der Mönch v. Mont, in 305,13 und
305,11 bedient, beide bei den ältesten Trob. bekannt. Ihre
Verbreitung s. Maus p. 67. Bartsch, Jhb. XII 4,12. Künst¬
liche Reimablösungen finden sich nicht. Eine ausgesprochene
Neigung für eine gewisse Silbenzahl ist ebenfalls nicht zu beob¬
achten, kann auch nicht im Wesen der fing. Tenz liegen, wie
z. B. bei der Pastorelle; 6 mal wurde der 10-Silbner verwendet,
3 mal der 7-Silbner, ferner der 7- und ll-Silbner, 6- und 11-
Silbner, 7- und 8-Silbner u. s. w. gemischt.^ Das Gesetz der
Beibehaltung gleicher Reime wurde bei der fing. Tenz. nicht
so scharf beobachtet. Auch abgesehen von 392,7 (s. §. 38)
weichen noch ab 305,11 und 305,13. Hinsichtlich der Form
treten die Gedichte unter sich nicht in nähere Berührung, in
wieweit sie dagegen der Form anderer Gedichte nachgebildet
sind, bleibt künftiger Feststellung Vorbehalten.
§• 42 .
94] Zeugnisse für die Beteiligung zweier Verfasser. An
der Beteiligung zweier Verfasser für die Mehrzahl der Ten-
zonen wird nach den Ausführungen von Diez (Poesie p. 165)
kaum ein Zweifel obwalten. Unterstützt wird seine Ansicht
durch zahlreiche Zeugnisse aus den prov. Biographieen. Neben
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einzelnen Notizen, welche die Biogr. des Uc v. §t. Circ (M. p.
47), Rainaut de Pons (M. p. 64) und Grafen v. Rodes (M. p.
61) enthalten, sind besonders hinsichtlich des Partimen mehrere
Deutungen beachtenswert. Dass diese teilweise aus den Ge¬
dichten selbst zusammengesetzt sein mögen, thut ihrer Beweis¬
kraft für die Beteiligung zweier Verfasser an der Tenzone
keinen Abbruch; s. M. Il p. 46 zu 432, 2; M. p. 58 u. Arch.
50,256 : 295,1, über die Zuverlässigkeit dieser Stellen L. u. W.
436 Anm. 2; Arch. 50, 256 Novelle zur Erläuterung von 282,14;
Arch. 50,256:194,2; ferner M. p. 62:392,31; M. p. 61:
457, 33; M. p. 58 :253,1. Uebrigens ist auch kein Grund vor¬
handen an der Glaubwürdigkeit der Auslegung des Partimen
384,1 zu zweifeln (M. p. 47; L. u. W. 331), wenngleich die
näheren Umstände auch sehr detaillirt erscheinen. Uc v. St.
Circ giebt sich selbst als Verfasser und sogar als vermittelnden
Boten in einem Liebeshandel zwischen Savaric v. Mauleon und
Guillelma v. Benagues an. Letztere hatte Savaric durch fal¬
sche •Verheissungen zum Entschluss bewogen um die Gunst
der Gattin Guirauts v. Manchac zu werben; nachher wurde
sie eifersüchtig und beschied ihn wieder zu sich „e sapias
per ver que ieu Uc de St. Circ .... fuy lo me*satge a bemerkt
der Biograph. Savaric war unentschlossen, welcher von beiden
Damen er sich zuwenden solle und verhandelte deshalb die
Angelegenheit mit dem an seinem Hofe befindlichen Prebost v.
Limoges.
95] Es erübrigt noch zweier Gedichte zu gedenken:
1) Ein persönliches fiügelied Granets gegen Bertram d'Alamano
wegen seiner Wahl in einem Partimen mit Sordel (189,4);
2) Die satirische Tenz. des Bertram d’Alam. mit Guigo (76,1).
Interessant ist besonders ersteres dadurch, dass sich das Par¬
timen, welches die Veranlassung dazu gab, erhalten hat. (437,10).
Sordel überlässt Bertram dje Wahl zwischen dem Verlust der
Liebesfreude und dem der Waffenehre und Ritterlichkeit ohne
Wissen seiner Dame. Bertram entscheidet sich für den ersten
Fall und wird deshalb folgendermassen verspottet (M. G. 1017;
fälschlich tenson überschrieben): „Sordel, da der Graf (Karl I v.
Anjou) den Wunsch hegt, dass ich ihm die Torheit darlege, welche ihr
und Bertram in eurer Tenzone behauptet habt — nun, ihr war’t stets
ein Tor in Liebesdingen und Bertram verteidigte die Waffenehre, er,
der nie ein Ringlein seines Panzers im Kampf verlor; Sordels Liebes-
brauch ist bekannt, er liebt freudenleer und wenn je ein grosser, schlaf¬
fer Tropf Waffenruhm errungen, so hat ihn Bruder Bertram in vollem
Masse.“ Das 1. Geleit geht mit Bezugs auf Bertram au Johann
v. Valari, dem Vorsicht empfohlen wird im Glauben an Ber-
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trams Tapferkeit, das 2. an die Gräfin y. Rodes (Guida, Toch¬
ter Heinrich I, L. u. W. p. 380), um deren Gewinnung sich
Sordel das Haupt soll scheeren lassen wie viele Ritter. Joh.
v. Valari in Frankreich und die Gräfin v. Rodes sind nämlich
zu Richtern des Partimen ernannt worden. Aehnliche Verhöh¬
nung trifft Bertram auch 76,1 Str. 4 (H):
Vostre fraire Bertram al partimen
Partis e pres per com lo tenc per pro
Que aissi tenc so que taing a baro
E vos laisset tot com malvais pren
Pois vos laisset de tota valor blos
Mas beus laisset que de totz bes socos
Gran malvestat ab lait captenemen
E gran cors flac farssit davol coratge.
Das Partimen hierzu ist nicht überliefert. An der Beteiligung
zweier oder mehrerer Dichter an der Tenzone ist demnach, wo
nicht stichhaltige Gründe dagegen sprechen, festzuhalten.
Tenzone und Sirventes.
§• 43 .
961 In der Beteiligung mehrerer Verfasser, sowie nach Form
und Inhalt, treten aber mehrere Arten der Tenzone, besonders
die satirische, in nächste Berührung mit dem Antwortsirventes.
Es kann hier natürlich weder von den Kettensirventesen, noch
den längeren Liedern mit einfacher oder mehrfacher Erwider¬
ung die Rede sein*). Nur diejenigen Sirventese kommen in
*) Die Titel oder Unterordnungen in den Hs., nach welchen fast jedes
Antwortged., oft sogar ein einfaches Sirv., eine Tenzone ist, 6ind natürlich nicht
massgebend. Nach dem Vorgänge dieser findet man mit Unrecht viele längere
Antwortsirventese als Tenzone bezeichnet, obschon aus den Gedichten selbst nur
einmal tenzon zu belegen ist (209,2), was dort Reimbehelf zu sein scheint. Kin
Kettensirventes, bestehend aus einer Cobla mit drei Erwiderungen in gleichem
Metrum und Reim, voll ehrenrühriger Bemerkungen ist z. B. 10,13 — 42,2 —
79,1 — 289,1 (Arch. 34,407 ; Zs. VII. 216). In formeller Hinsicht stimmt
hiermit 182,5 überein, steht aber inhaltlich nicht damit im Zusammenhang.
Ein einfaches Antwortsirventes, in Metrum und Reim ebenfalls mit 42,2 über¬
einstimmend, ist 457,30 — 209,3. s. auch 42,1 — 10,9 — 461,22 (8,2) —
437,2a Anc persona tan avara (Arch. 50,263). Längere Gedichte, denen eine
mehrfache Erwiderung in gleichen Reimen zu Teil wird, sind 194,19 — 361,1
—432,1 (Erklärung Arch, 50,256); 325,1—357,1 —182,2—57,3 ein politisches
Sirventes (L. u. W. 480; Poesie 156); mit abweichenden Reimen 397,1—447,1
—29,15. Längere Gedichte mit einmaliger Entgegnung: 16,13—9,21 (Zs. VII,
215); 54,1 — 288,1 (M. p. 58); 97,1 — 254,2 (Metrum n. Reim = 97,6);
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Betracht, deren Angriff nur in einer einzelnen Cobla bestand,
welcher dann nach Tenzonenart durch eine zweite in gleichem
Versmass und Reim entgegnet wurde. Diese zweistrophigen
Antwortgedichte unterscheiden sich manchmal nur dadurch von
gewissen Tenzonen, dass der streitige Gegenstand seiner Ent-
scheidung* weniger nahe geführt wird und lassen daher eine
Unterordnung zu Tenzone und Sirventes zweifelhaft. Man findet
sie deshalb von verschiedenen Gelehrten, ja zuweilen von ein
und demselben, sowohl als Tenzone wie auch als Sirventes be¬
zeichnet. Da aber die geringere Strophenzahl nur ein äusser-
liches Indiz zur Zuordnung zum Sirventes sein würde — denn zu¬
weilen mochte der Gegenstand als erledigt erachtet oder der Coblen-
wechsel durch irgendwelcheZufälle unterbrochen werden — so gilt
es eine Entscheidung hierüber nach andern Kriterien zu treffen.
§• 44.
97] In der Tenzone wird von dem Angreifer eine Antwort
erwartet; bei dem Sirventes ist eine solche zwar nicht ausge-
160.1 — 180,1 Milä y Fout. 432, Druck fragmentarisch (Metr. u. Reim 184,2);
192.2 — 83,2 je zwei Coblas mit Refrainzeilen (L. u. W. 445; Zs. IX, 126);
192,4 — 209,2 (L. u. W. 444; Zs. IX, 125), nennt sich in der Tom., welche
das Gedicht dem Sänger Bernadon übergiebt, „tenson“ nnd steht in Hs. A unter
den Tenzonen; 217,2 — 177,1 Guillem Figneira’s Rügelied gegen die röm.
Geistlichkeit und Gormonda’s v. Montpellier Verteidigung (L. u. W. 455);
225,1 — 96,1 (Blumenlese 166), G. d. Montaignagout besingt seine Dame als
einen Freude-, Frauendienst nnd Liebe erleuchtenden Mond. • Ueber die Deu¬
tung des Namens Gauseranda als Freudenspenderin sollen die savi de Proensa
ihre Meinung abgeben. Blacasset legt einen Lobspruch mittels solchen Ver¬
gleiches für eine Schmähung aus, denn wie der Mond sein Licht von der Sonne
erhalte und vom Höhepunkte des Glanzes herabsinke, so strahle seine Dame
nur in erborgter Pracht und ihr Wert sei im Verfall; das Gedicht ist voll Wort¬
spielereien; 229,4 — 302,1 G. Raimon an die verratsinnenden Mola und Bertam,
metr. = B. de Born 24 ; 241,1—457,2 a Amic Guiraut tant me fai de vertut (H)
Arch. 34,410; 265,3 — 437,6; Zs. VII, 206; 293,20 (nach No. 16 im Grdr.
zu setzen da Aldric beginnt) — 293,43 (Suchier, Jhb. XIV, 147; Zs f. rom.,
Phil. VII, 197), Gelegenheitsgedicht; 343, l*— 340,1 persönliche Mitteilungen,
vermittelt durch Jongleur Peironet; 344,5 — 457,28 Cunica verteidigt von P. G.
de Luzerna (s. L. u. W. 376; Zs. VII, 205); 356,7 — 389,34 M.II p. 9; L.
u. W. 82); 420,1 (französisch) — 119,8 M. G. 1399 B. (L. u. W. 89 — 91);
437,9 (auch als Str. 2 in 437,7) — 96,9 : Die „süsse Feindin“, die Sordels
Herz geraubt, ist jedenf. Beatrix, Gräfin von Provence, die 1220 mit Raimund
Berengar (1209 — 1245) vermählt; in der Entgegnung macht sich Blacasset
über Sordels Rede lustig; 457,36— 310,3; Ws de St. Circ Klage über Ver¬
kennung seiten? seiner Dame; Geleit geht an Salvagia (s. 283,2 u- 282,15),
welche Nicolet durch die liebevolle Aufnahme Uc’s verdriesst; cf. Zs. VII, 214.
Erwähnt sei noch, dass- bei diesen längeren Antwortgedichten die Beibehaltung
derselben Reime nicht erforderlich war ; Es wechseln z. B. die Reime in 288,1;
437,6; 293,43; 457,28; 389,34; 119,8. Beihehalten sind die Reime des ersten
Gedichts von 254,2; 180,1; 83,2 mit Ausnahme der Refrainzeilen; 209,2;
177,1; 96,1; 302,1; 257,2a; 340,1; 96,9; 310,3.
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schlossen, aber doch mehr oder minder dem Belieben dessen
anheimgestellt, an welchen es gerichtet ist oder aber die Er¬
widerung geschieht ganz zufällig, oft sogar von einem Dichter,
der gar nicht durch persönliche Anspielungen dazu berufen
war. Die Erwartung einer Erwiderung setzt die mehrcoblige
Tenzone durch die Herausforderung ausser Zweifel. Diese
findet, der Verschiedenheit der in der persönl. Tenzone be¬
handelten Gegenstände gemäss, in verschiedener Form statt:
Vielfach durch eine, zuweilen mit ‘voill qem diatz, saber vuelh’
(15,1. 191,2. 248,16. 252,1. 287,1) eingeleitete Frage: 15,1. 46,3.
70,32. 97,7. 98,2. 189,5. 191,2. 248,16. 252,1. 286,1. 287,1. 323,4.
345.1. Auch kommen die Wendungen ‘escometre vos voill* (458,1),
‘ar vos desfi’ (422,2) bei ernsten Anlässen vor oder es wird nach
Art eines Cosselh, welches C. 1 erbeten (242,69) oder gegeben
(461,56) wird, verhandelt. Vereinzelt stehen 112,1 (28) und
138,1 (100). Am häufigsten aber begegnet die Form der ein¬
fachen directen Anrede: 19,1. 52,3. 76,1. 84,1. 98,1. 189,2. 197,3.
198.1. 231,3. 267,1. 282,13. 292,1. 306,2. 438,1. 441,1. 460,1.
Die Mehrzahl dieser Gedichte gehört zur persönlich-satirischen
Tenzone und veranlasst die Antwort, ohne weiter dazu aufzu¬
fordern, schon durch starke, direkt an den Angegriffenen ge¬
richtete Invectiven. Aus der Tenzone Bertrans de Gordo mit
Peire Raimon (84,1) geht deutlich hervor, dass man in der
direkten Anrede eine Aufforderung zur Gegenwehr erblickte:
Car de tenso vos comis, Str. 3.
98] Es empfiehlt sich daher, alle diejenigen zweicobligeri
Antwortgedichte, welche im Eingänge mit der Tenzone über-
einstimmen, als Tenzonen zu bezeichnen, alle andern dagegen,
bei welchen die Antwort mehr oder minder zufällig erscheint,
dem Sirventese unterzuordnen. Demnach werden im Folgen¬
den an entsprechender Stelle folgende Gedichte unter den Ten¬
zonen eingereiht werden: 76,17; 123,1; 151,1; 156,4; 192,5)
welche untrügliche Zeichen der Tenzone durch eine deutliche (prec
que—76,17. digatz 123,1. 151,1. 156,4, saber volria 192,5)
Herausforderung abgeben; ferner mit direkter Anrede: 75,4;
97,8; 152,1; 156,9; 187,1; 197,2 (?); 253,1; 298,1; 392,31 (3
Strophen); 402,1; 437,8; 453,1; 454,2; 457,33 und Seignen en
coms cum poiria en soffrir L. u. W. 336*).
•) Direkte Anrede haben auch 119,5 — 92, l; 181, 1 — 158, 1 Zs. VII,
216; das in N als tenson betitelte „Messter Albric, . som prega Ardisons“
(457,20»); doch scheinen diese Gedichte eher dem Sirventes anzugehoreu. Er-
steres kennzeichnet sich unzweldentig als Sirventes, indem der Augeredete,
Spielmann Mauret nicht selbst antwortet, sondern nur die Cobla des Delphin
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§.45.
99J D,er Angriff in den zweistrophischen Antwortsirventesen
ist gewöhnlich ein indirekter. Der erste Dichter schildert ein¬
fach das Verhalten des zweiten, ohne jedoch persönlich Stellung
gegen ihn zu nehmen. Gleichwohl konnte sich die Antwort
direkt zurückwenden (285,1; 393,3; 119,10 vilan cortes. . . .).
In 136,3 (Grdr. 136,2 bildet Str. 3 davon, vgl. auch Stengel,
Jen. Lit. Z. 1876 S. 768 Sp. 2) verspottet Elias d’Uisel Str. 1
den Gaucelem Faidit wegen seiner, durch die masslose Be¬
geisterung für den Kreuzzug (1201) her beigefuhr ten Armut
ohne ihn namhaft zu machen. Gaucelm, der sich jedoch leicht
aus der trefflichen Zeichnung erkannj, hebt ohne sich zu recht-
fertigen das Hungerleiden auf Caslutz hervor, wo der grosse
Reichtum in Lachen und Scherzen und die Bewirtung der Gäste
in Canzonen und Sirvenlesen besteht, statt in Genüssen der
Tafel (Str. 2). Erst darauf wendet sich Elias direkt an seinen
Gegner zurück indem er ihn mit Namen anredet. Er gesteht
die Geringfügigkeit seiner Habe im Vergleich zu den vermeint¬
lichen Schätzen Gaucelms und rühmt ironisch dessen ehren¬
werten Bund mit der trefflichen Dirne Guillelma. Str. 4, welche
wieder den Anschein eines Sirventes hat, hält Gaucelm seiner
Ehrvergessenheit die löbliche Ehe des Elias entgegen: N Elias
c’amei a seror — Co ditz n Ebles qes lei cosis .... Die mei-
v. Alvergne zu übermitteln bestimmt ist. Sie critisirt die veränderte Lebens¬
weise Bertrans de la Tor, welcher durch denselben Spielmann die Vorwürfe zn-
rück giebt'(M. p. 11); 457,20a ist ein Gelegenheitsgedicht und der natürlichen
Auffassung nach eine Verwendung Uc’s v. St. Circ und Sordels für den brod-
losen Ardison bei seinem Gönner Albric. (Sucbier Dkm. p. 320; Zs. VII, 203).
Fernere sirventesartige Coblenwechsel oder Gelegenheitsgedichte sind 42,1— 10,9;
es steht in Beziehung zu 4Hl,22 (8,2 zu setzen) in Metrum und Reim (Arch.
50,263), worauf Sordel erwidert (Anc persona tan avara). 461,22 behandelt
die imaginäre Waffentüchtigkeit Sordels, welche auch die Sirventese Peire Bremons
(330,6; 330,18; Zs. VII, 211) und Joans d’Albuzzo (266,3) berühren; Zs. VII,
204. 95,3 — 119,4: Inh. L. u. W. 94 nach M. p. 11. 285,1 wird P. Vidal
von Marques Lanza in 2 Coblen verhöhnt, auf die auffälliger Weise von P. Vidal
nur durch eine Strophe entgegnet wird; Veranlassung und Inh. L. u. W. 139,
M. p. 13. 330,20 — 192,1 nennt sich im Eingang „vers el son de ser Gui*;
Reime sämmtlich auf i, zu beachten Oi als Schlusswort jeder Gobla; Zs. IX,
128 (vgl. 457,42). 353,1 worauf des Delphins „Vilan cortes, l’avetz tot mes a
mal erwidert; Aufschluss hierüber giebt die Biogr. P. Pelissiers M. p. 63; L.
u. W. 95. 393,3 (Arch. 50,263); ob Raimon Vidal gehörig? s. Cobla l Vs 6,
welcher eine Anspielung auf seine Rasos de trobar enthalten könnte. Diese
Gedichte sind meist persönliche Rügelieder, teils gehören sie zu dem poetischen
Verkehr, welcher bei den Dichtern der nachklassischen Zeit üblich wurde, wie
die Rätsel- und Witzspiele des Bort del rey d’Arago und Rost, ßerenguier aus
Mars. (103,2 — 427,2; 103,3 — 427,1 ; 427,5 — 103,l).
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sten Punkte, auch die Zeichnung der gefälligen Körperbildung
finden sich auch in Gaucelms prov. Biographie wieder*). Diez
und Bartsch haben den Liederstreit, welcher wohl noch in das
erste Jahrzehnt des 12. Jahrh. fällt, als Tenzone betitelt.
100] Eine Tenzone, für welche sich ein unberufener Inter«
locutor fand, ist 138,1. In der ersten Str. beklagt sich Engles
über den Mangel an Freigebigkeit und Courtoisie am Hofe des
Königs von Navarra. Str. 2 erfährt er eine Zurechtweisung
durch einen ungenannten Dichter und der Disput wird darauf
noch fortgesetzt. Das Geleit geht unter grossen Lobeserheb¬
ungen an den König von Aragon. Ist Engles kein wirklicher
Personenname, sondern Pseudonym für G. de! Bauz**) (s. 392,31),
so ist unter dem König von Navarra Sanche d. Starke (1194
bis 1234), unter denf König von Aragon Petrus II. (1196—1213)
zu verstehen. Eine histor. Anspielung enthält vielleicht Str. 2
V. 8, wo der Name Engles übertragen gebraucht wird: ‘Car
Fransa toi als Engles cascun dia/ Jedenfalls wird mit diesen
Worten auf den Verlust der französischen Lehen unter Johann
ohne Land an die Krone von Frankreich hingedeutet (1203).
Meyer (p. 35) bestimmt dagegen die Abfassungszeit auf das
Jahr 1253.
Die persönliche Tenzone (Tenz. im engeren Sinne).
§. 46.
101] Die persönliche Tenzone ist teils in feindlichen Be¬
ziehungen der Dichter unter sich, teils in Verspottungssucht
oder doch irgend einem als tadelhaft befundenen Verhalten des
Herausgeforderten begründet und geht demgemäss auf die ver¬
schiedenartigsten Lebensverhältnisse ein. Sie durchläuft alle
Phasen der Gemütsverfassung, zeigt sich in ihrer Haltung bald
*) Die Liederstreite bildeten offenbar sowohl für die Rügelieder Peire’s
d’Alvergue n. des Mönches von Montaudon, wie auch für die Biographie eine
ausgiebig verwertete Quelle. Es ist daher durchaus nicht zu billigen, wenn,
wie das bisher immer geschehen ist, die Angaben der Biographien als Bestäti¬
gungen jener zeitgenössischen chronica scandalosa angeführt werden. Die histo¬
rische Beglaubigung solcher, der Scbmähsnnht entstammenden Angaben ist da¬
rum nicht weniger als unanfechtbar. m
**) Nichtsdestoweniger kann der Name Engles auch für Raimb. de Vaqu.
(s. dessen Lebensbeschreibung in H) gebraucht worden sein, da die Verwen¬
dung eines und desselben Verstecknamens für Dichter und Gönner oder Geliebte
auch sonst bezeugt wird. P. Vidal und Barral nannten sich Rainier Chrest. 238;
Guillem de St. Didier, Vizgräfln v. Polignac und Hugo Marschall Bertram L.
u. W. 263; Raim. v. Mir. und Raim. VI. v. Toulouse Audiart (L. u. W. 308).
Pie 1. C. würde besser für Raimb. d V. passen.
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wehmütig und ernst, bald heiter und lebendig, redet bald die
Sprache milder Besonnenheit, bald der rücksichtslosesten Härte
und Leidenschaftlichkeit und schlägt im Affect den Tou des
schonungslosesten Sarkasmus an. Ihre Zahl beläuft sich nach
folgendem Verzeichniss auf 55.
Albert marques de Malaspina (15) 1 Aram digatz, Raimbaut, sius
agfada. M. W. III, 182; M. G. 1307. — Alexandri (19) 1 En Bla-
casset, bon pretz e gran largueza. — Beatritz de Dia (46) 3 Amics,
en gran consirier. Ramb. d’Aurenga D. M. W. I, 84. — Bernart (52) 3
Gaucelm, nom posc estener. M. W. II, 102. — Bernart deVentadorn
(70) 32 Peirols, cum avetz tant estat. Chrest. IV 141. — Bertran (75)4
Javare, anc a mercat. Arch. 50,263. — Bertran d’Almano (76) 1
Amics Guigo, be m’azaut de tos sens (M. W, III, 148). — id. 17
Seigner coms, eus prec quem digatz. Arch. 34,411. — Bertran de
Gordo(84) 1 Totz tos afars es niens. Arch. 34,382. — Blacatz (97)7
Peire vidal, pos far m’ave tenso. P. Vidal 39. — id. 8 Peirol, pos
vengutz es vas nos. Arch. 34, 405. — Bonafe (98) 1 Seignen Blacatz,
pos per tot vos faill barata. M. G. 1142. — id. 2 Seignen Blacatz,
talant ai que vos queira. M. G. 1143. — Cercamon (112) > Car vei
fenir tota dia. Jhb. I, 97; vgl. Romania VI, 118; VIII, 126. Zs.
III, 308. — Daude de Carlus (123)1 En re nom semblatz joglar.
R. V, 136 u. 174. — Elias d’Uisel (136) 3 Manens foral francs pe-
legris. Str. 2 = 167,13 Barbieri p. 123. Str. 3 = 136, 2 R. V, 143.
Meier 16 — Engles (138) 1 A la cort fuy l’autrier del rey navar.
Meyer 31. — Folco (151)1 Cavaire, pos bos joglars est. Arch. 50,264.
— Folquet (152) 1 Porcier, cara de guiner. Arch. 50,282. — Fol-
quet de Romans (156) 4 En chantan voill quem digatz. Arch. 34,405.
— id. 9 Nicolet, gran malanansa. Arch. 34,412. — Gräfin v. Pro¬
vence (187) 1 Vos quem semblatz dels corals amadors. R. V, 123;
Blumenlese No. 147. — Granet (189) 2 De vos mi rancur compaire.
Arch. 50,265; Str. 3 = 189,6. — id. 5 Pos anc nous vale amors, seigner
Bertran. M. G. 543. — Gui (191)2 Falco, en dire mal. §. 85, 1. —
Gui de Cavaillo (192) 5 Seigner coms, saber volria Arch. 34,407.—
Guigo de Cabanas (197)3 Vist ai, Bertran, pos nous viron mei oül.
Blumenlese 181. — Guillalmet (l98) 1 Senher Prior, lo sains es ran-
curos. M. G. 533. - Guillem Rainol d’At (231) 3 Maigret, pojat m’es
al cap. M. G. 596. — Göiraut de Borneill (242) 69 S’eus quier con-
seill bei’ amig’ Alamanda. Arch. 33,322. —- Guiraut Riquier (248)16
Auzit ai dir, Bofils, que saps trobar. — Isabella (252) 1 N Elias
Cairel, de l’amor. Arch. 34,382. — Iseut de Capnio (253) 1 Domna
n Almucs, sius plagues. R. V, 18. — Joan Lag (267) 1 Qui vos dara
respieg, dieus lo maldia. — Lanfr. Cigala (282) 13 Lantelm, quius
onra nius acoill. — Lemozi (286) 1 Bernart de Ventadorn, del chan.
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M. W. III, 247. — Lignaure (287) 1 Aram platz, G. de Borneil M.
G. 821. — Maistre (292) 1 Fraire Berta, trop sai estatz. §. 85,3.
— Matheus (298) 1 Seigner Bertran, per la desconoissensa. Arch.
34, 415 — Montan (306) 2 Eu veing vas vos, seigner, fauda levada.
Unter Domna H. zu ordnen, die im V. fehlt. M. G. 63. — Peire
d’Alvergne (323) 4 Amics Bernartz de Ventadorn. M. W. 1, 102 —
P. Guillem de Toloza (345) 1 En Sordel, e queus es semblan. M.W. II,
252. —Raimb. de Vaqueiras (392) 31 Tuit me pregon, Engles, qu’eu
vos don saut. Str. 2 = 209,1. R. V, 185 (H). Str. 3: Angles, ben tost
venguest naimars lassaut ist nicht verzeichnet. — Richart de Tarascon
(422)2 Cabrit, al meu vegaire. M. G. 532. — Taurel 1,438) 1 Falconet,
de Guillalmona. Arch. 34, 383. — Tornas (441) 1 Bernado la genser
dona ques mir §. 85,2. — Uc Catola (451)1 Amics Marcabrun, car
digam. Klein p 99. — id. 2. Nom posc mudar, bels amics, qu’en
chantans. Chr. 55. — Uc de Maensac (453) 1 En Peire, per mon
chantar bei. Meyer 30. — Uc de Mataplana (454) 2 En Blacasset
eu sui de noit. Arch 50,277. — Uc de St. Circ (457) 33 Seigner
coms, nous cal esmajar. Chrest. 160. — Uc de St. Circ (457) 33 a
Seignen en coms, cum poiria eu suffrir. M. W. II, 157. — Uguet
(458)1 Scometreus voill, Reculaire. Milä 323. — Yescoms de Torena
(460) 1 En vostr’ais me farai vezer M. G. 116. — Anonyma (461)56
Bona domna, tan vos ai fin coratge. §. 85,4. —
Als Tenzonen sind von Bartsch noch irrtümlich 97, 5, eine
Botschaft von einem ungenannten Dichter (Uc v. St. Circ? 460,1)
an Blacatz und Gui (v. Cavaillon) durch Spielmann Gasquet,
282,21, ein persönliches Rügelied gegen Kaimon Robin und
282,15, welches über Enrics Liebe zu Salvagia handelt, be¬
zeichnet.
§• 47.
102] Zu den Tenzonen mit jenem sanfteren Charakter
gehören namentlich diejenigen zwischen Verliebten und Damen,
welche über irgend ein Liebesverhältniss unterhandeln (46,3;
187,1; 242, 69; 252,1; 253, 1; 306, 2; 451,2; 461,56). Diese
gleichen mehr einer Canzone in Gesprächform (s. §. 28). Uc
Catola, Ramb. v. Orange und Elias Cairel werden von ihren
Geliebten der Treulosigkeit beschuldigt. Während aber die
Dame Catola’s von einer weiteren Erklärung Abstand nimmt
und Beatrix v. Dia sich nach Versicherung der Treue endlich
beruhigt, kommt es zwischen E. Cairel und Dame Isabella
schliesdich zu unzarten Auseinandersetzungen, in welchen Elias
erklärt, sie nicht aus Liebe, sondern nach Spielmannsart um
Ehre und Erwerb besungen zu haben.
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56
103] Ein inniges Verbaltniss bekundet hingegen die Cobla
der Gräfin v. Provence (Garsende, Gattin Afons II. v. Prov.).
Sie ermutigt Gui de Cavaillo zu kühneren Ansprüchen, da
beiden durch seine Zaghaftigkeit grosses Leid zugefugt würde.
Gui antwortet, ihr hoher Wert flösse ihm Furcht ein, wess-
halb er sich erst durch Dienen ihrer Huld würdig zu machen
gedenke. Die Entstehung des Gedichtes ist wahrscheinlich in
die Jahre 1209 —1217 zu setzen, da sich die Gräfin wohl erst
nach dem Tode ihres Gatten in Gui verliebte und bis 1217
für ihren minderjährigen Sohn regierte. Da Gui im eigenen
Interesse wohl kaum einer Frau übelstehende Ermutigungen
in den Mund gelegt hätte, so rührt auch dieses Gedicht ent¬
schieden von zwei Verfassern, das Gespräch zwischen Montan
und seiner Dame zeigt dagegen einen so unerschöpflichen Reich¬
tum an Obscoenität, dass die Beteiligung einer Dame fraglich
erscheint.
104] In 253, 1 richtet Iseut de Capnio eine Cobla an Al-
mucs de Castelnou zu Gunsten eines Guigo de Tomen, welcher
mit Almucs in Uneinigkeit geraten war und nach der hs. Notiz
(M. p. 58) nicht um Verzeihung seines Vergehens bat. Ein
Guigo v. Tornel wird auch erwähnt in einem Sirventes P. Car¬
dinais (57) mit welchem obiger Liebeverlorener identisch sein
könnte (s. Maus p. 27). Derselbe scheint aber nach dem Ge¬
leit des Sirv. weniger ein Troubadour, als ein Gönner der
Troub., gewesen zu sein. In ähnlicher Weise verwendet sich
auch in dem anonymen Gedicht 461, 56 ein Fräulein bei der
Herrin für den verabschiedeten Geliebten. Durch Frohsinn,
Tüchtigkeit, höfliche Rede und Verschwiegenheit wird ihm die
Wiedergewinnung seiner Liebe Str. 6 in Aussicht gestellt*).
105] Ueber die Unterrednerin Alamanda in G. de Borneil
69 fehlt mir jede sichere Auskunft. Eine Alamanda wird er¬
wähnt in Verbindung mit Guiscarda in Bernart Arnaut d'Ar¬
magnac 1, doch ist die Identität schwerlich nachzuweisen.
Vielleicht giebt die ausführliche Lebensnachricht Guiraut’s in
der Cheltenh. Hs. Aufschluss, welche mir aber nicht zu Gebote
steht. Str. 5 nimmt auf eine ebensowenig sicher bestimmbare
Persönlichkeit Bezug: ‘Melhor conseill dera na Berengieira que
vos no m’en donatz’. Berengaria ist ein mehrfach gefeierter
Name (Guiraut d’Espagna). Falls jedoch in unserm Gedicht
eine Angehörige der von Guiraut gerühmten spanischen Königs¬
häuser gemeint ist, so scheint man darunter eher Berengaria,
*) Angaben über die Verwendung von Damen zu Mittelspersonen in Liebes-
zwisten s. v. Napolski, Pons v. Capd, p. 29.
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57
Tochter Sancho VI. v. Navarra (1191 vermählt mit Rieh. Lö¬
wenherz), als die gleichnamige Mutter Ferdinand III. (von
1217 ab König v. Castilien) verstehen zu müssen. Die Ent¬
lehnung der Form durch Bertran de Born 13 (Zs. f. rom. Phil.
111,409) zwingt uns nämlich, das Gedicht mindestens in die
mittleren Jahre von Guiraut's Dichterlaufbahn (1175 —1220)
zurückzuversetzen.
§• 48.
106] Eine ungemilderte Bitterkeit atmen dagegen meistens
diejenigen Tenzonen, in welchen zwei Dichter persönliche Strei¬
tigkeiten ausfechten oder sich wegen irgend welcher sittlichen
Mängel angreifen. Zuweilen wird auf die Vorwürfe durch eine
Selbstverteidigung erwidert, nicht selten aber ohne jegliche
Rechtfertigung ein ähnlicher Gegenhieb geführt und es kommt
zu verhöhnenden Zornreden und schimpflichen Beleidigungen
wie im persönlichen Rügeliede, jener mit Galle durch tränkten
Dichtungsart. Wie das persönliche Sirventes so giebt auch
die persönliche Tenzone oft schätzbare Aufschlüsse zu den
Lebensverhältnissen und der Charakteristik der Troub., doch
ist bei der Leidenschaftlichkeit den gegenseitigen Vorwürfen
nicht immer Glauben zu schenken. Einige dieser Tenzonen,
welche auf Vorkommnissen des engeren Verkehrs der Dichter
unter sich basiren, lassen eine eigentliche Deutung nicht zu.
Da sich vielfach Dichter der Verfallszeit auf diesem Gebiete
versuchten, so sind auch ihre Biographieen oft zu allgemein
gehalten, als dass sie zur Verständlichmachung der Coblen bei¬
tragen könnten.
§. 49.
107] Das Alter der scharfen, satirischen Tenzone steigt
nicht hoch — die Tenzonen mit Maistre (§. 12) sind unbe¬
stimmt — in die prov. Litt, hinauf. Zu den ersten zählen die
Liederwechsel Raimbauts de Vaqu. mit seinem Gönner Wil¬
helm IV. v. Orange (392, 31) und Albert, Markgrafen v. Ma-
laspina (15,1). In 392,31 wird u. A. der Prinz wegen seiner
Gefangennahme durch die Fischer des mit ihm verfeindeten
Grafen Ademar II. v. Poitiers verhöhnt. Da Ademar erst 1189
zur Regierung kam, Ramb. aber bald nachher den Hof von
Orange verlassen zu haben scheint, so muss das Gedicht etwa
1190 entstanden sein (L. u. W. 219).
108] Das zweite Gedicht, in dessen Eingang Markgraf
Albert über seinen Gegner als Sieger in einer Liebschaft mit
der Dame v. Tortona triumphirt, enthält in der Entgegnung
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58
Rambauts eine Bemerkung, welche auf die Verbindung des
Markgrafen mit den Tortonesern gegen Genua zu beziehen ist
in den Jahren 1196—1198: Per que’s clamon de vos li Genoes —
Que mal lur grat, lur empenhes l’estrada (Str. 2). Diez hat
diese historisch bemerkenswerte Tenzone, in welcher Raimb.
den Hohn des Gegners zurückweist „indem er dem Vorwurf
des Unglücks und der Dürftigkeit den triftigeren des Meineids
und der Ehrlosigkeit entgegensetzt“ L. u. W. 226 in trefflicher
Uebersetzung mitgeteilt. Eine ausführliche Auseinandersetzung
der in der Tenzone vorkommenden geschichtlichen Persönlich¬
keiten und Begebenheiten giebt 0. Schultz, Zs. VII, 192 ff.
§. 50 -
109] Ungefähr derselben, vielleicht etwas späteren Abfas¬
sungszeit. gehört auch Bertran de Gordo 1 an, da das ver¬
mutliche Todesjahr seines Interlocutors Peire Raimon 1200 ist
und Bertrkn de Gordo, nach seinen historischen Nachweisen
zu schliessen (Zs. f. rom. Phil. IX, 120) schwerlich vor dieser
Zeit gedichtet hat. Wie es scheint ist Bertran von den Be¬
suchen des Jongleurs P. R. nicht erbaut: „Dein Handeln taugt
nichts, P. Raimon, deine Denkungsart ist gemein, dein Wissen gilt
unter guten Menschen keine zwei Angevis und den halte ich für
einen Thoren, welcher dir Ehre und Gutes erweist; wisse, ich werde
dir nicht schenken, was zu thun du auch zu mir gekommen seist.“
Die folgende Str. schildert Bertrans eigenes Elend und darauf
folgen wechselseitig noch gründliche persönliche Auseinander¬
setzungen. — Dass dieser Bertran de Gordo identisch ist mit
dem gleichnamigen limousinischen Ritter, dessen Pfeil dem
Leben des Rieh. Löwenherz vor Chaslutz ein Ende setzte (s.
Maus p. 75), entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Wilhelm
v. Gordon, welcher nach der Lebensnachricht Bertrans de Born
durch Richard seines Erbschlosses Gordon beraubt war, ist
jedoch wahrscheinlich ein Angehöriger des Troubadours.
110] Die Schicksale Gordons werden noch in einer Ten¬
zone zwischen Matheus und Bertran (298,1) berührt: „Herr
Bertran, über die Undankbarkeit, welche ihr erzeigt, werde ich nach
Belieben singen, denn wer es mit Versprechen bewenden lässt, be¬
geht einen Fehler; schwerlich wird von euch Ehre erworben werden;
denn wie man hört — und ich kann nicht umhin, es euch vorzuwer¬
fen — habt ihr dem König Gordon verkauft; wenn das wahr ist,
Herr, so suchet euch eine (geringere) Stätte, denn ein so reicher
Ort kam euch nicht zu; wer euch wohl versteht, dem gilt euer Ja
gleich einem Nein, denn mit höflicher Lüge wisst ihr euren Vorteil
zu machen; wegen des Schadens aber, den ich davon habe, muss ich
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59
euch tadeln.“ In der Antwort behauptet jedoch Bertran, dass
er weder Gordon noch seine Fehde (Rente?) verkauft, wohl
aber den König um guten Vertrag gebeten habe und die rechte
Zeit ab warte, sich an den Plünderern seiner Länder zu rächen:
..... abanz veirai razo
Qe venjarai de lor sol qal rei plaia
Sei dagenes no temen colp ni plaia
Qe plus ni an levat qe barasclo
Per me raubar e segon tuit gasto
Per qe prec den qels confonda e de^aia.
Ich zweifle nicht, dass der Bertran dieses Gedichtes identisch ist
mit dem, ebenfalls wegen Mangel an Freigebigkeit getadelten,
Bertran de Gordo des vorigen. Jene Erklärung würde sich
auf die Lehnsunterstellung Gordo’s unter Philipp August (1211)
beziehen (Zs. IX, 121). Der oben erwähnte Gaston ist jeden¬
falls Gaston VI., Vizgraf v. Bearn, welcher während des Albi¬
genserkrieges auf Seiten des Grafen von. Toulouse stand und
bei dessen Hülfeleistung (1212) offenbar Bertrans Besitzungen
angriff. Das Gedicht gehört also in diese Zeit.
111] Auf dieselbe Zeit könnte noch eine, allerdings unklare,
Beziehung auf Pons de Capdoil (1180 — 1190 dichtend) und
Audiart, vermutlich dieselbe unbestimmbare Persönlichkeit,
welche Pons. v. Capd. in einigen Tornaden nennt, in Rieh, de
Tarascon 2 hindeuten. Nach der handschr. Attribution von
DalK ist die Tenzone jedoch von Rieh, de Tarascon und Gui
de Cavaillo, welcher schon dem ersten Viertel des 13. Jahr¬
hunderts angehört.
§• 51 .
112] Mangel an Freigebigkeit lockte auch noch Granets
Drohung gegen Bertran d’Alamano (18S, 2), die Rüge des Engles
über den Hof v. Navarra (§. 45) und Maistre’s Klage gegen
Guillalmi (§. 12) hervor. Uc v. St. Circ. beschwert sich eben¬
falls über das unrühmliche Benehmen des Grafen v. Rhodes,
in dessen Diensten man grössere Plagen erdulde, wie in der
Gesellschaft des Freibeuters Martin Algai. Der Graf weist
ihn jedoch mit dem Bemerken zurück, dass er ihn nie als Gast
f ewünscht habe (457,33 a). Diez legt die zweite Strophe mit
Imänderung der Anfangszeile der ersten Str. in „Seigner vefc-
coms“ dem Vizgrafen (Raimund IV.) v. Torena bei (L. und W.
336). Bartsch bringt diese, aus zwei Coblen bestehende, Ten¬
zone mit 457,33 zusammen (L. u. W. 336 u. 337). Auf Grund
des ganz verschiedenen strophischen und metrischen Baues
(s. Strophenf.) sind jedoch beide als selbständig aufzufassen.
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60
Die Widersprüche in Uc’s v. St. Circ. Behauptungen lassen
sich ebensowenig zu einer und derselben Zeit in Verbindung
bringen. Uc ist nämlich in 457, 33 über die Not des Jongleur¬
standes hinausgekommen und wäre sogar in der Lage dem
Grafen in Geldverlegenheit beizuspringen. Letzterer erinnert
jedoch den verwegenen Dichter daran, dass er ihn aus dem
Staube erhoben und durch seine Spenden bereichert habe.
Ueber die Identificirung des Grafen v. Kodes s. Meyer (p. 57.
N. 3), welcher in dem Gegner Uc’s nicht Hugo IV, sondern
dessen Vorgänger Heinrich I. (1208 - 1222) erblickt.
§• 52.
113] Ein anderer umfangreicherer Wortwechsel mit Uc v.
St. Circ (460, 1), welcher nach Diez’ Ansicht vom Grafen
v. Rhodes ausgeht, ist auf Grund der handschr. Attribution
dem Vizgrafen v. Torena zuzuschreiben. Der Vizgraf schwört
die Burg von Uc’s prahlsüchtigen Beschützern (Uc und Arnaut)
noch vor Frühling zerstören zu wollen. Uc bezweifelt den
Erfolg dieses Unternehmens, wenn ihm Graf Gui (de Cavaillo ?)
nicht Hülfe leiste. Der Vizgraf ist ohne diese seines Sieges
gewiss, doch rät ihm Uc den Tag nicht vor Abend zu loben.
114] In den Fehden der Fürsten fanden die Trobadors
mehrfach Veranlassung zur Verhöhnung vermeintlicher Waffen¬
tüchtigkeit. Bertram v. Alamano wünscht Auskunft vom Gra¬
fen v. Provence, ob er die Verschanzung erstürmen will und
spornt ihn an, vielleicht ironisch, den Andern als Beispiel der
Tapferkeit voranzugehen. Der Graf glaubt so kriegserprobt
zu sein, dass er sein Glück machen wird (76, 17).
115] Bertrans eigene Waffentüchtigkeit steht übrigens bei
einigen Zeitgenossen auch nicht im besten Ansehen (vgl. 189,4).
Guigo de Cabanas hat auf Verlangen Na Saura aus Gavaudan,
Raimonda v. Rocafoill und die Gräfin (v. Provence) benach¬
richtigt, dass er in dem grossen Kriege der beiden Grafen
Schild und Lanze unversehrt liess. Bertran findet jetzt um¬
somehr Grund seinen Gegner zu schätzen, da unter rechtlie¬
benden Leuten die Verläumdungen eines Taugenichts dieselbe
Wirkung hätten wie die Lobsprüche eines Ehrenmannes. (197,3).
Der Krieg, von welchem in beiden Gedichten die Rede ist,
muss die v Fehde zwischen Raimund VII. v. Toulouse (1222 —
1249) und Raim. Berengar v. Provence (1209 - 1245) sein, an
welcher Bertran d’Alm. sich in Wort und Tat beteiligte.
116] In einem anderen, nur bei Veränderung der handschr.
Strophenfolge als Tenzone zu bezeichnendem, Liede geht der
Angriff von Bertr. d’Alam. aus (76,1). Er beschreibt Guigo’s
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ehrbare Laufbahn vom Traber bis zum Ritter. Auf Guigo's
Erwiderung beim Rufe nach den Tüchtigsten der Provence
würde man seinen Namen nicht nennen, nimmt Bertram Ver¬
anlassung ihm als Muster der Tüchtigkeit einige Barone der
Provence ironisch vorzuschlagen: Herrn von Pui, Torcho, Miul-
lon, Corteso, Lunel, Castelnou.
117] Mit bitterem Spott wendet sich auch Folquet de Ro¬
mans gegen Nicolets Tapferkeit, dem die Sporen menr zu Gute
kamen wie die Lanze (156,9). Die wackern Grafen Gottfried
und Hubert, welchen Nicolet gefolgt ist, sind Gottfried und
Hubert v. Blandrate Zs, Vll, 215.
118] Eine andere, zweicolbige, Tenzone des Folquet de Ro¬
mans ist ziemlich genau zu datiren (156, 4). Folquet fordert
Blacatz auf ihm mitzuteilen, was er zu thun gedenke, wenn der
Kaiser ins hl. Land ziehen werde. Die Gräfin v. Prov. habe
S behauptet, er sei ails Liebe zu ihr fröhlich und guter
. Blacatz teilt ihm mit, die Liebe zu der trefflichsten halte
ihn fest, er würde in ihrem Heim Busse thun. Unzweifelhaft
ist die Fahrt des Kaisers auf den 5. Kreuzzug zu deuten,
dessen Verzögerung Folquet zu feurigen Ermahnungen an die
Herrscher veranlasste. Das Gedicht scheint während der Vor¬
bereitungen zu dem Kreuzzuge, welchen Friedrich II. nach
langen Umschweifen endlich im Septbr. 1227, resp. Juni 1228
antrat, verfasst zu sein. Von geschichtlichem Interesse ist noch
192,5 (L. u. W. 446; Zs. IX, 127), um 1229 verfasst.
§•53.
119] Von Blacatz gehen mehrere persönliche Tenzonen aus,
welche in Liebe ihren Grund haben. Peirol giebt er den
schalkhaften Rat sich um eine, nicht näher angegebene, treff¬
liche Dame zu bewerben (97, 8). Von P. Vidal will er Auf¬
klärung über den Widerspruch, welchen Verstand und Thor¬
beit in seinejn Wesen bilden, besonders hinsichtlich seiner sinn¬
losen Verliebtheit. P. Vidal behauptet dagegen seine Fertig¬
keit in allen Dingen, erhebt den Wert der Treue in der Liebe
und hofft sein Glück zu machen (97, 7; L. u. W. 144). Dass
der ruhmgekrönte Ritter selbst mehr Glück in der Liebe hatte,
geht aus der Tenzone P. Guillems de Toloza mit Sordel her¬
vor, worin letzterer als Mitbewerber um die Gräfin (v. Rhodes)
neben dem in ihren Diensten ergrauten Blacatz aufgezogen
wird (345, 1). Letzteres Gedicht scheint erst nach 1230 ent¬
standen zu sein (Blacatz canutz), ersteres um 1215 (P. Vidal,
velhs).
120] Ebenfalls in Liebe begründet sind 189,5; 438,1; 441, 1;
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454,2. Die interessantesten unter diesen sind die beiden ersteren.
Granet ermahnt Bertran d’Alam. von seiner aussichtslosen Liebe
abzulassen und seine Waffen, eingedenk seines Seelenheils, gegen
den Antichrist zu wenden, der über dem Meere regiere. Ber¬
tran ist jedoch so von Liebe gefesselt, dass er den Antichrist
herbeiwünschen und ihm sein Herz schenken würde, wenn er
ihn aus seiner Qual reissen könnte fPoesie 145). Die Anspie¬
lungen auf die Fortschritte des Anticnrists beziehen sich wahr¬
scheinlich auf das Jahr 1244. In diesem Jahre fiel Jerusalem
und bald nachher fugte der Sultan von Aegypten seinem Reiche
Syrien, Palaestina und Damascus bei. Das Gedicht wird dem¬
nach zwischen den Jahren 1244— 1248, wo man den Kreuz¬
zug antrat, entstanden sein. Die Schlussbemerkung: Tos en
Sordel na ben camiadas cen — ben puesc camiär una si no mes
bona', passt nur auf die späteren Lebensjahre Sordels (f etwa
1270) und ist demnach mit jener Datirung zu vereinbaren.
Nach Bertrans Aeusserungen in diesem Geaicht hat er sich
schwerlich dem Zuge, für welchen ihn Sordel als tüchtigen
Seemann vorschlug (L. u. W. 387), angeschlossen.
121] Der andere Wortwechsel beginnt mit ehrenrührigen
Aussagen über Faleonets Liebe zu Guillalmona, deren Ziel
durch den Markgrafen v. Montferrat entrückt wird. Wie aus
einer historischen Tenzone Faleonets mit Faure hervorgeht,
lebte er zur Zeit Friedrich II., denn er nennt als Zeitgenossen
Gui de Cavaillo, Peire Bremon (149, 1). Auf Grund der histo¬
rischen Momente, an welche vorliegende Tenzone anknüpft, ist
sie nach 1237 anzusetzen, da in diesem Jahre der Kaiser an
den empörerischen lombardischen Städten (bes. Mailand) durch
seinen Sieg bei Cortenuova Rache nahm. Als Gönner wird
Str. 4 Guillem Rentin genannt.
§. 54.
122] In mehreren Tenzonen wird Dürftigkeit und Schlem¬
merei des Gegners gerügt. Hauptgegenstand d%s Gesprächs
bilden sie zwischen Elias d’Uisel und Gaucelm Faidit (§. 45),
Folco und Cavaire (151, 1), G. Rainol d’At und G. Maigret
(231,3), Uguet und Reculaire (458, 1). Cavaire rechnet es
Folco zur Schande an, dass er sich von einem Jongleur des
Markgrafen v. Este habe kleiden lassen. Diez hält Folco für
Bertran Folco, Zeitgenossen Raimons de Miraval und Gui’s de
Cavaillo. Der erwähnte Markgraf kann daher ebensowohl
Azzo VI. (1196 — 1212) wie Azzo VII (1215 — 1265) sein.
123] Guillem Maigret wird wegen seiner Schwelgerei an¬
gegriffen. Die Biographie rechtfertigt diesen Vorwurf voll-
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63
kommen indem sie bemerkt, er habe den Verdienst seiner Leier
durch Spiel und Trunk in der Taverna verschwendet (M. p. 62).
Ein gleicher Vorwurf trifft Reculaire, der sich deshalb Wein
lind Würfel erkoren hat, weil nach der Prophezeiung alles
Erdengut in Rauch aufgehen würde und der Tod den Mäch¬
tigsten dem Geringsten gleichstelle.
124] Blacatz, welcher als Dichterfreund von andern Tro-
badors so viel Lob erntete, wird von Bonafe in zwei Tenzonen
wegen Dürftigkeit verhöhnt (98,1 u. 9<^, 2). Auch noch andere,
für die Charakteristik bemerkenswerte, Vorwürfe und histor.
Elemente mengen sich hinein. Die erste Str. von 98, 2 nimmt
auf zwei, nicht näher bestimmbare, Persönlichkeiten Bezug:
Guillem Bareira und Raimon Oblacheira Zu dem Inhalt vgl.
einen Lobspruch Cadenets (L. u. W. 323).
§. 55.
125] Die noch übrigen persönlichen Tenzonen sind von
minderem Interesse. 19, 1 mahnt Alexandri den Blacasset für
seine Schulden. Dieser erinnert seinen Freund an erwiesene
Wohlthaten. Daude de Carlus hält Gui de Glotos eher für
einen Kaufmann wie Jongleur. Gui gesteht Str. 2 seinen Han¬
del wohl zu kennen und ist gekommen um ihm Tugend zu
verkaufen (123,1). Lanfr. Cigala hält Lantelm keiner Ehre
und Aufnahme wert, denn in ihm seien Hochmut und Unwis¬
senheit gepaart und seine Gedichte aus Schmutz und Schmäh¬
sucht gekleistert; statt von Trefflichkeit rede er von Gui de
Nanteuil. Die Entgegnung giebt ähnliche Schmeicheleien zu¬
rück (282, 13). Das Gedicht ist nur bei verändeter Strophen¬
folge als Tenzone aufzufassen, ln 422, 2 wird Betrug und
Verläumdung gestraft. Bezüglich Maistre 1 und Guillalmet 1
verweise ich auf §. 12. Ueber 152, 1 s. Zs. IX, 134. Nur sel¬
ten beschränken sich die satirischen Tenzonen auf die Bespre¬
chung des einzelnen Factums oder Dictums, welches den Aus¬
gangspunkt des Streites bildet; die meisten— alle hier bespro¬
chenen haben natürlich keinen gleich kriegerischen Charakter —
gestalten sich im weiteren Verlauf zu einem wahren Sünden¬
register. Ich verweise dafür auf ein §. 85, 1 mitgetheiltes bis¬
heriges Ined, welches Schultz Zs. IX, 124 f. vor 1209 setzt,
s. V. 20 u. 70.
§• 56 -
126] , Allerdings giebt es einige persönliche Streitgedichte,
welche sich von oben besprochenen durch eine bedeutend höfi¬
schere Haltung auszeichnen. Auch diese führen ihren Ursprung
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64
wie die satirischen, auf ein wirkliches Factum oder Dictum
eines der streitenden Dichter zurück, doch wenden sie sich
weniger gegen den Charakter als gegen eine falsche oder doch
discutirbare Ansicht des Gegners. In dieser Eigenschaft nähern
sie sich wesentlich dem Partimen und unterscheiden sich von
diesem nur dadurch, dass sie nicht gesetzte, sondern wirkliche
Fälle behandeln, infolgedessen einen andern Eingang zeigen
und die Meinungen in ungezwungener Combination austau-
schen. Dass die Dichter selbst die Verwandtschaft dieser per¬
sönlichen Tenzone mit dem Partimen erkannten, geht aus dem
Verweis des Bonfil an Guirant Riquier hervor: 'Pus plag
d’amor laissatz per sermonar eine Benennung (plag d’amor),
die gewöhnlich für Partimen über Gegenstände der Liebe ge¬
braucht wird.
§• 57 .
127] Ob die älteste Tenzone zwischen Uc Catola und Marc.
(452, 1) hierhin gehört, muss dahin gestellt bleiben, da aus der
ungebräuchlichen Art der Herausforderung nicht deutlich er¬
sichtlich ist, ob die einleitenden Worte Catolas gerade mit
Rücksicht auf Marcabruns bekannte feindliche Stellung gegen
die Liebe gewählt wurden. Nach Marcabruns Erklärung über
die fals’amors entwickelt sich ein partimenartiger Disput, in¬
dem^ Cat. den Wert der Liebe gegen Marcabruns Anschuldi¬
gungen aufrecht hält. Das Gedicht ist besonders interressant
wegen der zahlreichen Argumente aus der hl. Schrift und dem
Altertum.
128] Verschiedene Ansichten über den Wert und die Na¬
tur der Liebe werden auch in 286, 1, 323, 4 und 70, 32 ge¬
wechselt. In ersteren wird B. v. Vent. wegen seines Sanges¬
überdrusses zur Rede gestellt. Bernart erklärt die Vegeblich-
keit seiner aufrichtigen Liebes Werbungen habe ihn gegen die
Liebe erbittert. Seine Gegner empfehlen ihm die Geduld als
erste Bedingung zum Erwerb der Liebesfreuden. Ueber den¬
selben Gegenstand verhandelt Bernarts Liederwechsel mit Peirol.
129] Die Verteidigung der Damen durch einen nicht näher
angegebenen Bernart gegen Gaucelm (52, 3) scheint durch
Rügelieder des letzteren veranlasst zu sein: Gaucelm, ich kann
nicht umhin erzürnt mit euch zu streiten, denn ich habe den Willen
die Damen nach Kräften zu verteidigen; denn eine giebt mir für
frühere Uebel höflichen Ersatz, wesshalb es sich ziemt, dass ich auf
ihr Benehmen meine schönen Reden verteile. Peire Cardinal, wel¬
cher in seinen Canzonen gegen die Liebe zu Felde zieht, er¬
ging es ebenso durch Uc de Maensac, dem sein schöner Sang
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manches Angebinde, Ring und Handschuh, einbringen (453,1).
Beide Angreifer finden jedoch in P. Card, und Gaucelm hart¬
näckige Verfechter ihres Standpunktes.
130] Die Tenzone G. Riquiers mit Bonfil bekundet die
moralphilosophische Richtung, in welche die Dichter der Ver¬
fallszeit, besonders Guiraut, die Poesie einzulenken suchten.
Bonfil rät ihm daher, wenn er den Liebesstreit aufgeben wolle
um zu predigen, den weissen Mantel (als Ordensgewand unter
Mönchs- und Ritterorden bekannt) anzulegen (248, 16). Str. 6
der hdschr. Strophenfolge ist als St.r 5 anzusetzen.
§• 58 \
131] Litterarisches Interesse bietet besonders die Tenzone
zwischen Guir. de Born, und seinem, in Guirauts Planh näher
charakterisirten, Freunde Lignaure. Es handelt sich um die,
vielfach bei den Dichtern disKutirte, dunkle Manier des Dich¬
tens (s. Bartsch, Reimkunst der Troub. Jhb. I, 171; Poesie p. 60).
Die Veranlassung scheint Guirauts Gedicht: „A penas sai co-
mensar — Un vers que vuelh far leugier“ gewesen zu sein, in
welchem er sich gegen die dunkle Poesie ausgesprochen hatte
(M. W. I, 195). Sein Gegner nimmt diese in Schutz: „Guiraut
ich möchte wissen, weshalb ihr die dunkle Poesie tadelt; schätzt ihr
so sehr was Allen gemein ist, dann würden alle Dichter gleich sein.“
„Lignaure, ich bestreite nicht, dass jeder nach seiner Neigung dichte,
meiner Meinung nach aber ist die leichte, klare Poesie geschätzter
und beliebter.“ „Guiraut, ich bemühe mich nicht zu dichten, dass es
Gut und Schlecht, Gross und Gering versteht. Die Unkundigen ver¬
stehen nicht, auch kümmert es sie nicht, was schwerer und besser ist.“
Guiraut jedoch meint durch den klaren Gesang, wie er auch
in jenem Gedicht erörtert, eher verstanden und berühmt zu
werden. Die letzten Strophen wenden sich von der Behand¬
lung des Themas ab und bekunden das innige Verhältniss in
welchem Guir. zu Lign. stand (287, 1).
Die historische Tenzone.
§. 59 .
132] In der freieren Gedankencombination des gewöhnli¬
chen Gesprächs verlaufen noch einige Tenzonen über Fragen
des öffentlichen Lebens, Persönlichkeiten und Welthändel. Sie
sind am besten als eine besondere Art der Tenzone aufzufas¬
sen. Dem Partimen nähern sie sich zwar insofern, als die Per¬
son der Dichter nicht in die Streitsache verwickelt, mithin
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das Interesse mehr auf die Lösung der Zweifel über den in
Rede stehenden Gegenstand gerichtet ist. An das Part, erin¬
nern auch Wendungen wie „e partrai vos un joc“ (149, 1),
doch behandeln diese Gedichte Fälle der Wirklichkeit — nicht
gesetzte — mit sirventesartiger Tendenz und die conträre Stel¬
lung der Dichter zu dem diskutirten Gegenstand tritt nicht in
der schrotten Weise des Part, hervor. Folgende Gedichte ge¬
hören hierhin:
Auzer Figueira (42) 3 NAimeric, queus par del pro Bertram
d’Aurel. Arch. 34, 404. — Faure (149)1 En Falconet, bem platz car
es vengutz. §. 85, 5. — Guigo de Cabanas (197)2 Nesqileta, qar m’a
mestier. R. Y, 176 u. 143. — Guillem (201) 1 En aquel son quem
play ni quem agensa. Meyer 51. Ist 322, 2 einzureihen. — Guillem
Raimon (229)2 NAimeric queus par d’aqest marques. Arch. 34,404. —
Guillem de Saint Leidier (234) 12 G. de San Disder, vostra sem-
blansa. Als 285,2 einzureihen. — Guiraut Riquier (248) 37 Guillem
de Mur, que cuja far. M. W. IY, 237. — Jaufre (260) 1 . Guiraut
Riquier, diatz me M. W. IY, 252. — Joan d’Albuzzo (265) 2 En Ni-
colet, d’un sogne qu’eu sognava. Arch. 33, 297. — Raimon Guillem
(402) 1 Amics Ferrari, del marques d’Est. Arch. 50, 264. — Montan
(306) 3 Meravill me com negus honratz bars. Blumenlese 11. Gehört
437, 8 zu. — Simon Doria (436) 3 Seignen Jacme Grills, eus deman.
Arch. 34, 383. —
§. 60 .
133] Die hier angeführten Namen besagen hinlänglich, dass
die Mehrzahl der historischen Tenzonen der Mitte des 13. Jahrh.,
also der Verfallsepoche des Minnedienstes, angehört. Es kann
daher nicht Wunder nehmen, dass man zu einer Zeit, wo die
Erregung der besseren Trobadors über diese Erscheinung sich
vielfach in Sirventesen Luft machte, auch in Tenzonen über
den Untergang des Minnedienstes und seine Ursachen verhan¬
delte. Drei Tenzonen betreffen diesen Gegenstand (260, 1;
436,3; 437,8). Ihr Inhalt bekundet, dass das öffentliche In-,
teresse an der Poesie völlig erkaltet war. „Guiraut Riquier,
fragt Jaufre, von welchem Volke wird der Frauendienst nach
eurem Wissen noch besser hochgehalten? Hier findet er so
üble Aufnahme, dass jeder über den Verlust bekümmert ist.“
Guir. berichtet, dass bei den Catalanen die gute alte Lebens¬
art noch herrsche und rät ihm Verschwiegenheit in Liebes-
dingen. Als Jaufre’s Gönner wird Jolivetz genannt.
134] Jacme Grill misst die Schuld des Unterganges von
Scherz und Frohsinn den habgierigen Edlen bei, während er
die Frauen lobt. Sein Interlocutor Simon Doria hält aller-
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67
dings Jacme’s Ansicht betr. der Habgier der Grossen für Irr¬
tum. Da die 3. Str. neue Reime ansetzt, so scheint Symon noch
eine Erwiderung erwartet zu haben.
135] Gegen die Nichtswürdigkeit der Grossen richtet sich
auch Sordel. Er drückt Montan seine Verwunderung darüber
aus, wie ein hoher Baron durch schlechte Taten seine schönen
Verheissungen Lügen strafen könne. Montan giebt zwar zu,
dass man dem Klugen nicht einreden könne eine trügerische*
Tat stehe gut an, doch nimmt er die Mächtigen in Schutz in¬
dem er bemerkt, es koste zu viel um sich in Ehren und An¬
sehen zu setzen. — Die Absicht von GuigoVde Cabanas Strophen¬
wechsel mit Esquil., sowie der Bezug auf Rogier, ist nicht
recht aufzuklären.
§. 61 .
136] Während sich die Dichter in vorgenannten Tenzonen
gegen die Schäden der Zeit im Allgemeinen richten, üben sie in fol¬
genden das Amt des Sittenrichters über bestimmte, namhaft
f emachte Persönlichkeiten. Mit einer bewunderungswerten
'reimütigkeit und Furchtlosigkeit gehen Faure und Falconet
vor (149,1): „Herr Falc., wohl gefällt es mir, dass ihr gekommen
seid, denn lange machte ich mit euch keine Tenzone; ich werde ein
Spiel mit euch teilen, das man weithin hören soll; bei jedem Zug
wollen wir einen elenden Baron einsetzen und ihn nach Verdienst
beurteüen; nicht mögen wir uns pinschüchtern lassen von den reichen
Lumpen, wenn nur unser Lied den Trefflichen gefällt.“ Darauf
überbieten sich die Dichter im Ausfindigmachen tadelnswerter
Freiherrn. Nachdem Gui v. Cavaillo, Maltortel und dessen
Bruder Raino, Rostanh, Bremon, Herr v. Folqualquier, v. Cour-
teson und dessen Onkel, Herr v. Meolhon, v. Berre u. Andere^
verunglimpft sind, rät Faure nicht grundlos seinem Gegner die
Provence zu verlassen, wenn nicht die Raben seinen Falken
rupfen sollten. Falconet will sich indessen nach Chaslutz auf-
machen, wo stets Gastfreundschaft und Freigebigkeit zu Hause
ist. Einige der angeführten Personen dienten auch Bertr. d’Alam.
zur Zielscheibe des Spottes (76, 1). In beiden wird der Herr
v. Courteson (G. del Bauz) noch als lebend genannt; die Ten¬
zonen müssen daher vor 1218 gedichtet sein.
137] Eine eigentümliche Tenzone wechselt zwischen G. Rai-
mon und Aim. v. Feg. (229, 2). Der Dialog bewegt sich hier von
Zeile zu Zeile. Das ganze Gedicht umfasst in dieser Vertei¬
lung 12 Zeilen. Der in Rede stehende Markgraf gegen dessen
Fähigkeit, Lebensart und Thatkraft einerseits Zweifel obwalten,
der aber andererseits als jung und besserungsfähig hingestellt
5 *
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68
wird, ist selbst seinem Stammlande nach nicht näher angegeben
und daher nicht mit ausreichender Sicherheit zu bestimmen.
Denn über G. Raimons Leben ist wenig bekannt und der viel
gereiste Aimeric genoss die Gunst mehrerer Markgrafen: Rai¬
mund VI. v. Toul., Wilh. IV. v. Montf., Wilh. v. Malasp. und
Massa, Azzo VI. u. VII.v. Este. Da jedoch die Identität Guil-
lem Raimons mit Raimon Guillem ziemlich feststeht, so ist
auf Obizzo II., Sohn Azzo’s VII. zu schliessen.
138] Die Cobla ähnlichen Inhalts, welche Raimon Guillem
an Ferrari v. Ferrara (zweite Hälfte des 13. Jahrh.) richtete
(402,1), ist vermutlich ebenfalls auf Obizzo zu beziehen; ygl. Zs.
VII, 231. Letzteres dunkle Gedicht (402, 1) ist durch Ueberhäu-
fung metrischer Künsteleien sehr verunziert (s. Strophenformen).
Ferraris Erwiderung (150, 1) ist in gleicher stropn. und metr.
Form aber abweichenden Reimen abgefasst und deshalb das
Gedicht mit besserem Recht als Sirventes zu bezeichnen.
139] In 42, 3 unterhält sich Auzer Fig. mit Aim. v. Peg.
über ein Spiel, in welchem Bertram d’Aurel dem Guillem del
dui fraire zweimal Schach mit einem Messer bot und sich vom
Spiel erhob, als Guillem zu ziehen gedachte. Aimeric hält es
für weise, dass Bertram das Spiel Sordels Meister überliess
und sich ohne Schaden aus der Verlegenheit zog. Der dem
Gedichte zu Grunde liegende Thatbestand ist unklar. Der
Bezug auf Sordel wird einigermassen aufgehellt durch die ano¬
nyme Cobla 461,80 (Arch. 50, 263). Für den Verfasser der¬
selben, welcher sich durch Sordels Verluste im Spiel genügend
gerächt sieht (Zs. VII, 204), wird obiger Guillem zu halten sein,
ln der Verbindung „dui fraire“ möchte ich eher die Bezeich¬
nung eines Freundschaftsverhältnisses (wie M C. XXL) als das
Schloss Dosfraires erkennen.
§. 62 .
140] Ganz besonders entschädigen uns die übrigen Ge¬
dichte für den Mangel an poetischem Gehalt durch ihre ge¬
schichtliche Bedeutung. Joan d'Alb. 2 erzählt in allegorischer
Einkleidung den Zug Friedr. II. nach Italien zur Demütigung
des lombardischen Städtebundes. Strophe um Strophe wechselt
die Beschreibung von Albuzzo’s Traumvision mit Nicolets Er¬
klärung derselben ab. Im Traume erscheint ihm ein Adler,
welcher hohen Fluges gen Salerno zieht und Alles ohnmächtig
vor sich hertreibt. So grossen Luftzug erregt er, dass Alles
um ihn her erdröhnt und das' Feuer in einem von Köln kom¬
menden Schiffe in hellen Flammen auflodert und nach allen
Seiten, wohin des Adlers Flug sich wendet, verheerend um sich
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69
greift. Dann löscht der Adler das Feuer aus und zündet ein
helles Licht in Montferrat und andern Orten an und erhebt
sich selbst über alle Welt. Nach Nicolets Erklärung ist der
Adler der Kaiser, welcher durch die Lombardei kommt; sein
hoher Flug bezeichnet seinen Wert mit dem er seine Wider¬
sacher niederschlägt; der Wind ist sein grosser Schatz, wo¬
durch er der Deutschen Heer anfeuert um seine Befehle aus¬
zurichten; das Erlöschen des Feuers bedeutet den Frieden,
das Anzünden des Lichtes in Montferrat aber die Rückgabe Mont-
ferrats an den Markgrafen, die übrigen Lichter die Belohnungen
seiner Parteigänger und die Erhebung des Adlers in die Luft
die Herrschaft des Kaisers über alle Welt. Die Tornaden
sprechen den Wunsch aus, dass Gott dem Kaiser Kraft und
Willen gebe Tugend und feine Sitte wieder herzustellen. Da
der Markgraf v. Montf. (Bonifaz III.) noch als Anhänger Fried¬
rich II. gilt, so muss das Gedicht zwischen Novbr. 1237 (Sieg
bei Cortenuova) und 1242 entstanden sein, in welchem Jahre
sich Bonifaz von den lombardischen Städten gegen Friedrich
erkaufen liess. Es fehlt diesem Gedicht eigentlich ganz das
Charakteristikum der Tenzone.
141] Eine andere, im Grdr. ebenfalls als Tenzone betitelte,
Traumdeutung (234, 12) hat ebensowenig tenzonenartigen Cha¬
rakter. Sie ist eine geschmacklose allegorische Darstellung
von Liebe, Dame und Verleumder durch Garten, Blume und
zerstörenden Wind. Der Interlocutor Guillems de St. Disdier
war vermutlich Manfred II. — Bezüglich G. Riquiers Unterre¬
dung mit G. de Mur (248, 37), welche mehrmals in Verbin¬
dung tritt mit der Bekämpfung der Mauren in Murcia, ver¬
weise ich auf Milä 360; bezügl. 201,1 auf Meyer (p. 51), wel¬
cher das Gedicht auf Grund der Anspielungen auf die Unruhen
in Limoges und Pampelona bald nach 1276 datirt. (s. auch
p. 51. N. 2).
Partimen.
§. 63 .
142] Während die bisher besprochenen Tenzonen der Wirk¬
lichkeit angehörende Gegenstände behandeln und von ernsterer
Art sind, Deziehen sich die Partimen fast ausschliesslich auf
5 esetzte Fälle und sind reine Spiele und Uebungen des Witzes,
n der ersten Strophe wirft ein Dichter eine Controversfrage
auf und überlässt einen ihrer Gegenstände einem Kunstgenüs¬
sen zur Wahl und Verteidigung gegen den andern. Eine
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70
Hauptbedingung war dabei die Ersinnung von möglichst spitz¬
findigen dilemmatischen Streitfragen, so dass sien der Streit
meist um die Praevalenz ganz aequivalenter Dinge dreht, ln
diesem Sinne rühmen sich die Dichter hübsch teilen, ein ver-
driessliches Partimen machen zu können (226, 5; 437,10), be¬
zeugen selbst in Verlegenheit zu sein wegen der Schwierigkeit
der Wahl (16,16; 155,24; 167,42) oder rügen es andererseits
in eitler Selbstüberhebung, wenn das Part, ohne Trug aufge¬
stellt ist (449, 1).
143] Die Klarlegung der Streitfrage geschah in der ver¬
schiedensten Weise. Entweder fragt der Dichter ohne Um¬
schweif nach dem Vorrang zweier näher charakterisirten Ge¬
genstände (8,1; 10,19; 97,3; 129,1; 142,3 etc.) oder giebt
vor, Träger eines Dilemmas zu sein und fragt um Rat in seinem
Zweifel (10,37; 12,1; 16,16; 24,1; 75,2; 77,1 etc.), oder
stellt sich widerstreitende, fingirte, Beziehungen von andern
Personen, Rittern, Damen und dem Interloeutor selbst auf und
fragt nach dem besten Teil (10,3; 10,28; 16,15; 52,4; 97,4;
97,12; 139,1; 145,1 etc.). Im weiteren Verlauf vertauschen
die Partimen die freie Wechselrede der bisherigen Tenzonen
durch ein dialectisches Hin- und Wiederreden, in welchem es
gilt Gründe und Widerlegungen zur Verteidigung des gewähl¬
ten Satzes beizubringen. Die hierhin gehörigen Gedichte sind
folgende *). 7
144] Ademar (1) 1 Miraval, tenzon grazida. Arch. 34, 379. Ver¬
mutlich Ademar lo Negre C. 4. V. 3. Zs. IX, 130. A. 5. — Aimeric
(8) 1 Peire del Puei, li trobador. Dkm. 134. — Aim. de Peg. (10)3
Albert, chauzetz al vostre sen. M. G. 693. — id. 6 Amicx NAlbertz,
tensos soven. M. W III, 251. — id. 19 De Bergadan, d’estas doas
razos. Milä. 296. — id. 28 Gaucelm Faidit, de dos amics corals.
M. G. 1199. — id. 37 NElias, conseill vos deman. M. W. II, 172. —
Alaisina Yselda (12) 1 A na Carenza al bei cors avinen. Gröbers
Ztschr. IV, 510. — Albert de Sestaro (16) 15 En Peire, dui pro cava-
lier. M. W. III, 83.— id. 16 Gaucelm Faidit, eu vos deman. M. W.
II ? 100. —id. 17 Monges, digatz segon vostre sciensa. M. W. III, 81.—
Arman (24) 1 Bernart de la Bartal, chauzit. Arch. 32, 414. In der
Ueberschrift in Da. G. Q. heisst er Arnaut. — Bernart (52) 4 NElias,
de dos amadors. Arch. 34, 380.— Bertran (75) 2 En Bernartz, gran
cortezia^- id. 3 Gausbert, razon ai adrecha. Arch. 35,102. Vermut¬
lich Bertran d. Preissac gehörig. Zs. VII, 181. — id. 5 Monge, eu vos
demant de doz plag cortes. Gröb. Ztschr. IV, 503. — Bertran Albaric
*) Aim. de Peg. 6 und BertraD 3 waren nicht wohl anders unterzuordnen.
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71
(77) 1 Amic Guibert, ben a set ans passatz. Meyer p. 125 — Blacatz
(97) 3 En Pelissier, chauzetz de tres lairos. M. W. II, 141. Arch. 34,
405. — id. 4 En Raimbautz, ses saben. M. W. II, 137. — id. 12 Seigner
Blacatz, ben mi platz e m’aienza. Suchier, Dkm. pr. Litt. n. Spr. I,
335. Unter Bernart anzug. — Cavaire (111) 1 Bonafos, eu vos enyit.
Klein p. 108. — Dalfi d’Alvergne (119)6 Perdigon, ses vassalatge.
Arch. 32,4&). — Eble d’Uisel (129) 1 En Gui, digaz al ivostre grat.—
id. 2 En Gnf, digatz la quäl penriatz vos. §. 85, 6. — d. 3. Gui, eus
part mon essien. — Enric (139) 1 Amics Arver, d’una ren vos de-
man. — Esperdut (142) 3 Seignen Pons de Monlaur, per vos. Arch.
34,187. — Esquilha (144) 1 Jozi, diatz vosqu’es hom entendens. M. G.
1019. —Esteve (145) 1 Duy cavayer an prejat longamen. Dkm. I,
132. — Folquet (153) 1 Guirautz, don’ ab beutat granda. M. W. IY,
234. — id. 2 Guiraut, pus em ab senhor cuy agensa. M. W. IY, 253.—
Folquet de Mars. (155)24 Tostemps, si vos sabetz d’amor. — Gau-
celm (165) 1 Cozin, ab vos voill far tenso. Für Gaucelm steht Gau-
seran C. 4, 6, 8. Arch. 34, 379. — id. 5 Jauseume, quel vos est sem-
blant. Jedenfalls = 178, 1; Suchier, Dkm. I, 326. Interlocutor ist
Graf v. Bretagne. — Gaucelm Faidit (167) 42 NAlbert, eu'sui en
error. — id. 44 NUc de la Bacalaria. M. W. II, 99. — id. 47 Perdi¬
gon, vostre sen digatz. M. W. II, 97. — Gausbert (171) 1 Peire Bre-
mon, maint fin entendedor (R. Y, 241}. §. 85, 7. — Grflf v. Provence
(184) 1 Amics n Arnaut, cen domnas d’aut paratge. M. G. 1305 A;
P. 0. 106. — Graf v. Rodes (185) 2 NUgo, vostre semblan digatz.
Arch. 34, 185. — Gui (191) 1 En Mainart Ros, ab saubuda. Arch.
35,101. s. Zs. IX, 129. Für Gui steht auch Guionet. — Gui d’Uisel
(194) 2 Aram digatz vostre semblan. s. Arch. 50,256; Arch. 32, 417.—
id. 16 NEbles, pos endeptatz. Suchier, Dkm. I, 328. — id. 17 NElias,
a son amador. M. G. 696. — id. 18 NElias, de vos voill auzir. M. G.
695. — Guigo (196) 1 Ar parra si sabetz triar. M. G. 355. —id. 2
Joris, eil cui deziratz per amia. M. G. 585. — Guillem (201) 2 Guil-
lem, d’un plag novel. Graf Richart, Interloc. v. Guillem, fehlt im B.
Grdr. Yerz., s. §. 85, 9. — id. 5 Seigner Arnaut, d’un joven. Arch. 34,
381. — Guillem Augier (205) 1 Bertran vos c’anar soliatz ab lairos.
M. G. 534. s. Suchier, Jhb. XIV, 292. Zs. IX, 120. — id. 4 Guillem,
prims iest en trobar a ma guiza. Chrest. 71. — Guillem Gasmar
(218) 1 NEbles, ar chauzetz la meillor. Arch. 32, 416. — Guillem de
Mont. (225) 14 Senb’En Sordel, mandamen. M. W. II, 253. — Guil¬
lem de Mur (226) 5 Guillem de Murs, un enujos. Meyer p. 47. —
id. 7 Guiraut Riquier, pus qu’ es sabens. M. W. IY, 243. — id. 8 Gui¬
raut Riquier, segon vostr’ escien. M. W. IY, 250; Milä 361. — Guil¬
lem P. de Cazals (227) 7 Bernart de la Bart’ anesem platz. Arch.
34, 401. — Guillem Raimon (229) 1 Del joi d’amor agradiu. — Guil¬
lem de St. Gregori (233) 5 Seignen Blacatz, de domna pro. M. W. n,
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139. — Guillem de la Tor (236) 8 Seigner nlmbertz, digatz vostr* escdensa.
M. G. 660. — id. 12 Us amics et un’, amia M. W. III, 248. — Guionet
(238) 1 Cadenet, pro domn’ e gaja. §. 85,11. — id. 2 En Raimbant,
pros domna d’aut paratge. Muss. 441. — id. 3 Peirols, dos baros sai.
Suchier, Dkm. I, 338. Die Namen wechseln zwischen Peire, Peirols
u. Pomairols auf einer Seite, s. 366, 24. — Guiraudo (239) 1 En
Giraldon, un joc vos part d’amor. Suchier, Dkm. I, 333. Tenzone
mit einem Grafen — Guiraut de Bornelh (242) 22 Bern plairia, seigner
reis. M. G. 822; (Milä 340). — Guiraut Biquier (248) 14 Aras s’eäfors,
n’Eveyos, vostre sens. M. W. IV, 236. — id. 20 Coms d’Astarac, ab
la gensor. M. W. IV, 244. — id. 28 Falco, don’ avinens. Falco kann
schwerlich mit Falco in 191, 2 identisch sein, wenn die Datirung von
Schultz (s. 125) richtig ist. — id. 34. Grainier, pus non puesc vezer
vos. §. 85, 8. — id. 36 Guillem de Mur, chauzetz d’esta partida.
M. W. IV, 241. — Guiraut de Sal. (249) 2. — En Peironet, vengut m’es
en coratge. Meyer 71.— Lanfr. Cigala (282) 14 Na Guillelma,
man cavalier a ratge. M. W. III, 127; Arch. 50, 257. — Lantelm
(283) 2 Raimon, una domna pros e valens. §. 85,14. — Maria v. Vent.
(295) 1 Gui d’Uisel, bem peza de vos. M. W. III, 51.—Marques
(296 2 Guir. Riquier, a sela que amatz. M. W. IV, 240. — Oste (313) 1
Guillem, razon ai trobada. §. 85, 12. — Peire Torat (358) 1 G. Riquier,
si beus es luenh de nos §. 85,13. — Peire Trabustal (359) 1 Amix
Raynaut, una donna valent. Meyer 128. — Peirol (366) 10 Dalfin,
sabriatz me vos. M. W. II, 30. — id. 17 Gaucelm, digatz m’al vostre
sen. M. W. II, 33. — id. 30 Seigner, quäl penriatz vos. M. W. II, 32.—
Prebost de Val. (384) 1 Savaric, eus deman. Arch. 32, 418. — Pujol
(386) 1 Ad un nostre genoes. M. G. 191. Ich lese: Ad un nostre,
Genoes. Ist dieser, im weiteren Verlauf nicht genannte Dichter =
Geneys lo Joglar. Vz. 175. ? Genoes auch als Versteckname bei Arn.
v. Mar. — Raimbaut (388) 1 Albertet, dui pro cavalier, Arch. 34,
374. — id. 4 Aram digatz, Gaucelm Faidit. Suchier, Dkm. I, 331.—
Raimb. de Vaqu. (392) 29 Senhen Coine, jois e pretz et amors. Arch.
35, 102.—Raimon G. de Beziers (401) 6 Joan Miralhas, si dieus
vos gart de dol. M. G. 1018. — Raimon de Miraval (406) 16 Bertran,
si fossetz tan gignos. Arch. 34, 184. Raimon d. 1. Salas u. Bertr.
d’Avignon. Zs. IX, 135. — Rainaut de Pons (414) 1 Seignen Jaufre,
respondetz mi, sius platz. Arch. 32,412; s. Rev. d. lang. rom. 19,
255. — Rodrigos (424) 1 Ar chauzes de cävalaria. M. G. 322. Ge¬
hört dem Interloc. R. zu. Ist R. = Rain, de Tres Sauses ? s. 359, 1.—
Rofian (425) 1 Vos que amatz cuenda domna plazen. M. G. 954. —
Rofin (426) 1 Rofin, digatz m’ades de cors. Arch. 34, 384. Unter
domna H. zu ordnen, die im Verz. fehlt. — Sifre (435) 1 Mir Bernart,
mas vos ai trobat. M. G. 1020. — Simon Doria (436) 1 Car es tan
conoissens vos voill. Arch. 34, 380. — id. 2 NAlbert, chauzetz la quals
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73
mais vos plairia. §. 85,10. — Sordel (437) 10 Bertran, lo joi de
domnas e d’amia. M. G. 1267. Blumenlese 1. — id. 11 Doas domnas
amon dos cavaliers M. G. 1268. — Str. 3 in J = Str 6 in R; Str- 4
in J = Str. 3 in R. — Uc (448) 1 Dalfin, respondetz mi sius platz.
M. G. 458. cf. 45, 1. — Uc de la Bac. (449) 1 Digatz, Bertran de
San Felitz. M. W. III, 213. — id. 4 Seigner Bertran, us cavaliers
prezatz. Arch 34, 432. — Anonym (461) 16 Amics privatz, gran
guerra vei mesclar. M. G. 318 — Aicard und Girard, Si paradis e
enfernz son aital. Rom. Forsch, v. Yollm. I, 135; Suchier, Dkm. I,
297. — Ein Partimen „sur le merite et les inconv&rients de l’amour,“
welches Millot (III, 438) und Diez (L. u. W. 492) angeben, ist mir
unbekannt. Die Anzahl der Part, ist 103.
§• 64.
145 ] „Die Trobadors dichten häufig Tenzonen und teilen
sich in einen Gegenstand der Liebe oder einen andern, der
ihnen recht ist,“ sagt Aim. y. Peg. (6) in einem an Albert de
Sest. gerichteten Partimen. Nur selten gefällt es jedoch den
Trob.über spitzfindige Fragen der Minne und ritterlichen Galan¬
terie hinauszugehen. Die verschiedenartigsten Erscheinungen
und Wirkungen der Liebe, welche in den Canzonen die innere
Gefühlswelt mehr oder minder bewegen, treten im Partimen
gegen einander auf und ringen um die Superiorität. Die nur
in Diebe begründeten Streitfragen gewähren einen rechten Ein¬
blick in die ars amandi der Trob. und bezeugen häufig die
ekelhafte Lüsternheit eines Zeitalters der grössten Sittenfreiheit.
Meist kämpft ein Genuss gegen den andern oder Genuss mit
äusseren Ehren. Diez hat schon eine kleine Auswahl der Streit¬
fragen gegeben. Ich ergänze dieselbe ohne ein bestimmtes Ein-
teilungsprincip zu befolgen,,nur wurden gleichartige Fragen
möglichst zusammengereiht.
146] Was ist schätzbarer: Der Besitz der Liebesfreuden
durch falschen Waffenruhm oder der wirklichen Waffenehre
und Ritterlichkeit ohne Liebe 437,10? Aehnlich 424,1. —Ein
Zaubermantel, welcher die Gunst jeder Dame gewinnt oder
eine unfehlbare Lanze 196,1? —|Was ist schwerer zu ertragen:
Schuldenlast oder Liebeskummer 218,1 ? —Ist es ratsam die
Geliebte in vertrauter Situation für den Gewinn von 1000 Mk.
bei Zahlungsnot abzugeben 194, 16; den Reichtum für die
höchste Liebesgunst 165,1?—Was ist angenehmer in Gunst
©der Geschenken zu steigen 248, 36? — Ist Wissenschaft oder
Unwiderstehlichkeit bei Damen vorzuziehen 248, 14; eine gute
Kleidung im strengen Winter oder hübsche Dame im heissen
Sommer 129, 2? — Was ist höher zu achten: Die Liebe oder
die eigene Kraft als Triebfeder hoher Taten 313,1? — Gebührt
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74
einem treuen Werber dieselbe Gewalt über seine Geliebte wie
dieser über ihn 295, 1? — Ist die Gewissheit der Liebe ohne
Genuss oder Liebesgenuss mit dem Gedanken des Missfallens
angenehmer 248,28? —Welche Qual führt eher den Tod her¬
bei: Die Gesellschaft des Martin Algai ein Tagesdrittel oder
Liebesgunst der Geliebten eine Adventsnacht 129, 3? — Ein
edler Kitter, der lange versäumt hat seine Dame zu besuchen
ist ihrer Ungnade gewiss, wenn er vor ihr erscheint. Soll er
in diesem Zustande verharren oder sie Wiedersehen um sie zu
verlieren 449, 4? Sind die Freuden oder die Leiden der Liebe
grösser 16, 16? — Was ist angenehmer: Die erbetene oder ange¬
botene Huld 449*, 1? ähnlich 153, 1. — Ist es einer Dame höher
anzurechnen, dass sie sich von der Aufrichtigkeit des Geliebten
erst überzeugt oder die Freundschaft gleich gewährt 236, 8.
366, 30? — Was ist besser: Geliebt zu nassen oder gehasst zu
lieben 248,20? — Wem ist grössere Wichtigkeit in Liebesdingen
beizulegen: Dem Auge oder dem Herzen 249,2?—-Ist es vor¬
zuziehen, dass der Liebende das Herz der Dame kennt oder
umgekehrt 225, 14? —Was ist höher zu schätzen: Eine Dame
durch grosses W issen oder durch Kühnheit zu gewinnen 436,1 ? —
Was ist besser: Der Freundin Tod oder Leben in Untreue 194,18?
Mit der Freundin zu sterben oder ein durch ihren Tod trost¬
los gewordenes Dasein 236,12? — Der Tod um den Genuss der
Liebesgunst oder ewige hoffnungslose Liebe 425, 1 ? — Ist die
Liebe zu alten oder jungen Damen vorteilhafter 75, 3? — Ist
eine Dame wegen ihres Alters aufzugeben 1, 1? —Wegen zu
grosser Sprödigkeit 77,1; 358,1 ? — Wegen Hinhaltung durch
Liebesheucheleien 75, 2? — Soll sich ein Liebhaber einer Dame
zu wenden, welche unter der Bedingung ihre Liebe schenkt,
dass man von einer andern, unerwiderten Liebe ablasse 10,3?
s. L. u. W. 296. — Ist eine leicht gewonnene einer lange gelieb¬
ten Edelfrau vorzuziehen, welche erst durch Eifersucht zur
Gewährung derselben Gunst angetrieben wird 384,1 ? — Ver¬
bietet eine Unholde in guter oder böser Absicht sich um eine
andere Dame zu bemühen 185,2? — Wer muss sich mehr seiner
Liebe würdig zeigen: Ein glücklicher Liebhaber oder wer es
werden möchte 388,1; oder gute Hoffnung darauf hat 226, 7;
dem nur Gutes oder nur Uebles zu Teil wird 10, 28? — Ist*
eine Dame vor oder nach dem Genuss der Liebe mehr zu lie¬
ben 366, 10? — Wer liebt fester: Derjenige, welchen unerwi¬
derte Liebe zu Grunde richtet oder zur Erhöhung seines Wertes
anfeuert 238, 1; der nicht umhin kann überall von seiner Dame
zu reden oder seine Liebe in stiller Bewunderung verschweigt
52,4? — Welchen Geliebten soll eine Dame annehmen; Der seine
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75
Liebe gesteht oder es nicht wagt 392,29? — Welche Dame ist
lobenswerter, die eine zwingt die Macht der Liebe zum Kuss,
die andere wagt es nicht ihre Absicht auszuführen und weint
137,42? — Wem erzeigt eine Dame grössere Liebe: Dem sie
giebt oder von dem sie nimmt 229, 1; dem sie befiehlt sich
Waffenruhm zu erwerben oder lediglich ihr zu leben 437,11? —
Welche Liebe ist vorzuziehen: Welche Ehre oder Genuss ver¬
spricht 97,4; 171, 1; 233,5; 239,3; 248,34; 414, 1? —Ist ge¬
heimer Genuss neben einem öffentlich geehrten Nebenbuhler an¬
nehmbar 167, 44? — Der sonderbare Liebesbrauch, welchen
Diez L. u. W. p. 58 A. 2 bespricht, gab Veranlassung zu drei
Partimen: Ist eine solche Nacht dem Genuss der kurzen, höch¬
sten Liebesgunst vorzuziehen 366, 17?—Ist es empfehlens¬
werter den Schwur zu halten oder ihn zu brechen 10,37;
426,1 ? — Ist eine von ihrem Eheherrn eifersüchtig bewachte
oder eine sich selbst überlassene Gattin leichter zu gewinnen
461,16? — Welcher von zwei eifersüchtigen Gatten ist mehr
zu tadeln: Der eine hütet eine hässliche unhöfliche Dame, der
andere eine treffliche 167, 47 ? — Ist die Eifersucht des Gatten
oder der Gattin besser 226, 5 ? — Ist es besser Jungfrau zu
bleiben oder zu heiraten 12, 1; Buhle oder Gatte 194,2, Gat¬
tin oder Buhlerin 359, 1 zu sein. Ist als Buhle der Herzens¬
freund oder Todfeind des Gatten eher zu wählen 388, 4? —
Ist von einer Dame ein durch die Liebe zu unsinniger Ver¬
schwendung oder besonnener Spendung veranlasster Ritter vor¬
zuziehen 16,15; der Reiche dem Armen 145,1; 201,2; 242,22;
ein ritterlicher Mann niederen Standes einem elenden Baron
119,6; ein Ritter, welcher nur Tapferkeit besitzt einem andern,
der alle Tugenden in sich vereinigt und feige ist 238,2; ein
hochtrabender, weltgeyrinnender Ritter einem einfachen, weni-
{ jer geschätzten 139, 1? — Welche Dame ist vorzuziehen: Eine
edige, welche ohne Zeichen ihrer Gunst liebt oder eine, welche
Liebesbeweise giebt aber noch ausserdem Liebhaher hält 155,24;
eine reichere mit einem Geliebten oder eine ärmere ohne einen
solchen 201, 5; eine weniger anmutige aber in jeder Hinsicht
aufrichtige Dame niederen Standes, oder eine artige, gefällige
Heuchlerin 129,1; ein hübsches, in Liebessachen aber uner*
fahrenes Mädchen, oder eine im Liebesdienst schon erfahrene
Dame 142,3; eine schöne unerfahrene oder weniger schöne
erfahrene Dame 75,5; eine Dame von schönem Wuchs und
hässlichem Gesicht oder von vollendeter Gesichtsschönheit aber
unebenmässigem Wuchs 24,1? — Mehrere Partimen sind wegen
zu lasciven Tones unmitteilbar 144,1; 153,2; 165,5; 184,1;
196,2; 401,6; 435,1; 436,2.
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76
§• 65 .
147] Streitfragen, in welchen die Liebe ganz ausgeschlos¬
sen ist, erscheinen verhältnissmässig selten: Verdient das Ja
oder Nein mehr Ehre 8, 1 ? — Welcher Baron thut besser:
Derjenige, welcher den Seinigen oder Fremden spendet 226, 8? —
Welchem von zwei Rittern soll man seine Freigebigkeit höher
anrechnen: Der eine kann aus eigenen Mitteln seine Ausgaben
bestreiten, der andere muss rauben um zu schenken 191,1? —
Was ist vorzuziehen: Ueberall reiche Geschenke nach Verdienst
und aus gutem Herzen zu empfangen oder selbst Geschenke
geben zu können ohne aber Dank zu ernten 227, 7 ? — Ist
Geld und Gut oder die Wissenschaft der sieben Künste höher
zu schätzen 205,4? — Von zwei tüchtigen Baronen hat sich der
eine aus niederer Stellung emporgeschwungen, der andere ist
in hoher Gesellschaft aufgewachsen: Wer hat grösseres Ver¬
dienst 238, 3?
148] Von diesen Discussionen über weltliche Gegenstände
weicht ein Gedicht zwischen Aicard und Girard ganz ab:
Freund Girard, wenn Himmel und Hölle so sind, wie wir täg¬
lich hören, möchtet ihr alsdann lieber den Anblick der Him¬
melsfreuden oder Höllenqualen haben?“ Girard hofft durch
die Kenntniss der ersteren eher zum Gottesdienst angehalten
und ihrer dadurch teilhaftig zu werden. Aicard glaubt hin¬
gegen, dass der Anblick der Qualen, welche nach seiner Mei¬
nung Sarazenen und Juden erleiden, ihm ein grösserer Sporn
sein werde Gott zu dienen und die Sünde zu meiden. Girard
hält das Motiv der Furcht für verwerflich, da nur reine Liebe
den Himmel erwerbe.
149] Zwei Par timen verdienen als culturgeschichtliche
Denkmäler besondere Beachtung, wenngleich die Charakter-.
Zeichnung der darin besprochenen Nationen auch nicht ganz
treu sein mag. Zeitlich aas erste ist jedenfalls das Partimen
Raimons de Mir. mit Bert ran Folco d’Av. (Bertr. d’Alam.,
Diez, L. u. W. 319). Es behandelt die Frage, ob die Lom¬
barden oder Provenzalen mehr Ansprüche auf den Ruf der
Tapferkeit, ritterlichen Gesinnung und höfischen Lebensart
machen könnten. Bertran wirft sich zum Verfechter der Lom¬
barden auf indem er ihnen jene Vorzüge in allgemeinen Wor¬
ten zuerkennt. Auf den Einwurf Raimons, dass die Proven¬
zalen Freigebigkeit hoch hielten, durch ihre Tapferkeit Symon
das Land entreissen, den Tod ihres Herrn rächen und dem
Grafen seine Ehre wiedergewinnen würden, erwidert Bertran —
obwohl mit Unrecht — man habe ihre Tapferkeit bei Belcaire
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77
f esehen, wo Symon sie trotz ihrer doppelten Streitkraft in
’urcht gesetzt und zur Herausgabe der Besatzung genötigt
habe. Raimon sucht darauf noch die Prachtliebe, Gastfreund¬
schaft und Freigebigkeit der Provenzalen zu schützen. Als er
auch in der Lobpreisung dieser Tugenden durch das angege¬
bene Gleichgewicht der Lombarden entkräftet wird, geht er.
zu einem Punkte über, gegen welchen sein Gegner nichts ein¬
wendet: Pflege der Poesie. Seine Erhebung der prov. Frauen
wird jedoch durch die Bemerkung Bertrans verbitttert, dass
diese es liebten die Kinder Anderer von ihren Gatten ernäh¬
ren zu lassen. — Das Gedicht ist nach 1216 entstanden, da in
diesem Jahre des gedachten Symon v. Montf. Ungestüm an der
tapferen Gegenwehr des Grafen v. Toulouse bei Beaucaire
scheiterte.
150] Ein ähnliches Thema behandelt Albert de Sest. (16.)
mit Monge (L. u. W. 448). Sie disputiren über die Vorzüge
der Catsdanen (Gascogner, Provenzalen, Limosiner, Alvergna-
ten und Vienneser) und Franzosen, i wozu er die Poiteviner
rechnet). Einige wörtliche Anklänge und überhaupt die Aehn-
lichkeit der Frage lassen vermuten, dass das eine Gedicht
unter dem Einfluss des andern entstanden ist, obwohl beide
formell nichts gemein haben. Auf Seiten der Catalanen, deren
Partei Alb. v. Sest. ergreift, werden Geselligkeit, Frohsinn und
Frauendienst gerühmt und von Monge dagegen Armut in Le¬
bensbedürfnissen und deren Gewinnung durch Strassenraub
getadelt; auf Seiten der Franzosen stehen üppige Lebensweise,
Reichtum in Waftenrüstung und Kühnheit als Vorzüge und
ihnen gegenüber als Schattenseiten ihr düsteres Gemüt und
Mangel an Leutseligkeit.
t
§. 66 .
151] Obgleich die Partimen gewöhnlich nach Art einer
theoretischen Discussion über gesetzte Fälle disputiren, so ist
doch nicht zu verkennen, dass einzelne gerade mit Rücksicht
auf die Lebenslage des Herausgeforderten angelegt und mit
Ironie gemischt sind (129,2; 194,16; 248,36); in 205,1 wird
Bertran, der zunächst als Räuberheld und Wegelagerer ge¬
schildert wird, gefragt, welches Geschäft mehr einbringe, Räu¬
ber oder Jongleur zu sein; in einem Partimen zwischen Ca-
vaire und Bonafos (111,1) handelt es sich für letzteren um
die Wahl zwischen einer hübschen Dame und zehn ihm schäd-
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78
liehen Bürgern von Orlac. In letzten beiden Gedichten kom¬
men natürlich die Gegner zu heftigen persönlichen Erklärungen.
§• 67 .
152] Es erübrigt noch einiger Eigentümlichkeiten zu ge¬
denken. Unter den wenigen uns erhaltenen Novellen dient eine
als Einleitung zu einem Par timen zwischen Lanfranc Cigala
und Guillelma v. Rozers (284, 14). Sie war früher nur aus
einer Uebersetzung in der Hist. litt, de Troub. II, 163 bekannt,
jetzt gedr. Arch. 50, 256. Der Verfasser hat es verstanden
geschickt das Dilemma der Streitfragen des Par timen hinein¬
zuverweben: Zwei durch Geist, Mut, Reichtum und Gastfreund¬
schaft weithin im Rufe stehende Barone lieben zwei Damen und machen
sich ihrer Liebe durch manche löbliche Tat, Hoffeste und Tourniere
würdig. Eines Tages werden beide von ihren Damen zur nächtlichen
Zusammenkunft eingeladen und versprechen ihren Besuch. Trotz ihrer
Uebereinkunft, dass stets einer zur Bewachung des Schlosses und Be¬
wirtung der Gäste Zurückbleiben solle, machen sich beide Barone bei
Nacht und Nebel auf den Weg zu dem, drei engl. Meilen entfernten,
Schlosse ihrer Geliebten. Bald begegnen ihnen irrende Ritter, welche
sich über die Vorzüge der Barone unterhalten und auf gute Beher¬
bergung in ihrem Schlosse hoffen. Nach langem Schwanken kehrt
der eine, vom Mitleid gerührt, zum Schlosse zurück um seine Gäste
zu bewirten, der andere setzt seinen Gang zur Geliebten fort. Lanfr.
Cigala, dem dieses Abenteuer genau bekannt war, verhandelte in einer
Tenzone mit G. v. Rozers die Frage, welcher von beiden Baronen
mehr Lob verdiente. — Guillelma verficht gegen Lanfr. denjeni¬
gen, welcher die Geliebte besucht. In der Tom. erklärt sich
Lanfr. unter allen Umständen für besiegt.
153] Einige Partimen weichen in ihrer Einricl^ung ganz
von der regelmässigen Art ab. Peire Torat bittet in mehreren
Strophen, die zugleich persönliche Mitteilungen enthalten, den
fern wohnenden G. Riquier um Auskunft, ob es billig sei sich
einer Dame zuzuwenden, welche nur unter der Bedingung alle
Bitten gewähren will, dass man von einer andern Geliebten,
der man lange erfolglos gedient, ablasse (358, 1). Guiraut rät
ihm in ebenso vielen Strophen gleicher Form im Dienst der
ersten auszuharren. Das Gedicht ist unten §. 85,13 beigefügt.
154] Aehnlich wird von Uc (wahrsch. v. St. Circ, s. Biogr.),
resp. Bauxan, dem Delphin v. Auvergne eine Frage in fünf
Strophen vorgelegt (448, 1). Es handelt sich darum zwischen
vier Liebesverhältnissen, die näher charakterisirt sind, das beste
auszusuchen. Der Delphin giebt seine Meinung in entsprechend
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längerem Gedicht von sechs Strophen ab und Uc antwortet
darauf in sechs weiteren Strophen. Den Wechsel der Strophen¬
form der Erwiderungen s. am Schluss.
155] In 194,18 sind zwei Par timen verknüpft worden.
Nachdem nämlich Elias Str. 2 das Leben der Gelieoten in Un¬
treue ihrem Tode in Ehren vorgezogen, fügt er Str. 3 fiir Gui
d’Uisel gleich eine Frage über einen „neuen Gegenstand“ an:
Ist es besser eine treffliche Dame einen Tag des Sommers oder
eine Adventsnacht zu besitzen? s. 129, 3. Darauf gehen die.
Dichter noch dreimal auf die Behandlung der Streitfragen ein,
indem sie jedesmal in zwei Coblen mit den entsprechenden Rei¬
men antworten.
§. 68 .
156] Als Mittelglied der Par timen zwischen zwei Dichtern
zu solchen zwischen drei Dichtern (Torneyamen) schliessen sich
hier zwei Gedichte an, welche noch von zwei Dichtern verfasst
wurden, aber eine Dreiteiligkeit der Frage enthalten (283, 2;
97, 3). Ersteres, von einem unbedeutenden Dichter Lantelm
und einem nicht näher bezeichneten Raimon, bezieht sich auf
die Frage, wer mehr Schmerzen erleidet, der ertappte und ver¬
triebene Buhle, die Gattin oder deren eifersüchtiger Gatte.
157] Das wahrsch. ältere Gedicht des Blacatz mit P. Pe-
lissier behandelt die Frage, welchem von drei Dieben es am
schlechtesten erging: Der erste stahl zwei Capaune und verlor
dafür den Fuss und die rechte Hand, der zweite wurdfe für die
Entwendung von 2 Pfennigen gehängt und der dritte für den
Raub einer Lanze und Mönchskutte des Klosters geblendet
(97, 3). Dieses sind die einzigen Beispiele dreiteiliger Fragen.
Sie wurden jedenfalls deshalb nicht mehr gestellt, weil ihre
Beantwortung und Erörterung für zwei Dichter zu grosse
Schwierigkeiten darbot. Entweder war ein Dichter gezwungen
(wie in 283, 2) die Verfechtung zweier Teile zusammen zu
übernehmen und dann war die Partei ungleich, oder es musste
auf eine weitere Discussion nach Beantwortung der Frage ver¬
zichtet werden. Letzteres geschieht thatsächlich in 97, 3, wo
selbst die einzige Erwiderung nicht einmal eine präcise Beant¬
wortung der Frage ist, indem Pelissier für die drei Diebe nur
Vorteile in der Strafe erkennt. •
158] Auffällige Uebereinstimmung zeigt nun dieses Part,
mit einem Torneyamen zwischen Raimb. de Vaqu., Ademar und
Perdigon. (392,15). Wie es sich dort um drei verwerfliche
Diebe handelt, so streitet man hier um den löblichsten von drei
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Baronen, deren Eigenschaften näher geschildert werden. Gleich¬
heit in Versmass und Reim bestätigen zur Genüge, dass ein
Gedicht das andere als Vorlage benutzt hat oder wenigstens
unter dessen Einwirkung entstanden ist. An eine Parodie des
Torneyamens (392,15) ist kaum zu denken. Man würde von
einer natürlichen Behandlungsweise zu einer unbequemen, un¬
natürlichen, zurückgeschritten sein. Da ein zeitliches Hinder¬
niss auch nicht vorliegt, dem Partimen des Blacatz die Priorität
einzuräumen und Raimbauts Gedicht das erste uns überlieferte
Torneyamen ist — denn es muss vor 1207, Raimbauts vermut¬
lichem Todesjahr, entstanden sein — so ist es evident, dass
Raimb. de Vaqu. auf Grund von Blacatz’ Partimen jene Um¬
änderung in der Verteilung der Rollen von zwei auf drei Per¬
sonen vornahm und damit Schöpfer des Torneyamen wurde.
Fingirte poetische Gespräche zwischen mehreren Personen
kommen zwar auch in früheren andern Litteraturen vor, allein
der Trobador bedurfte solcher Vorbilder nicht, um einmal vor*
handene Formen weiter auszubilden, besonders wenn das Be-
dürfniss grösserer dramatischer Lebendigkeit hinzukam.
Torneyamen.
§• 69 . .
159] Streng genommen, sind wir nicht berechtigt diesen
Namen zu gebrauchen, weil er nur als Ueberschrift in den
Handscl^riften, nicht aber in den Gedichten selbst vorkommt
und auch wohl kaum in der übrigen Litt, für diese besondere
Art des Partimen zu belegen ist.
Die betr. Gedichte sind folgende: Guillem (201) 6 Vos dos
Guülems, digatz vostre coratge. Suchier, Dkm. I, 330. Tenzone mit
R[ain]au[t], also Nr. 412 resp. 413 gehörig. — Guiraut Riquier (248)
11 AnMiquel de Castilho. §. 85,15 — id. 74 Senh’ En Austorc, de
Boy lo coms plazens. M. W. IV, 254. — id. 75 Senh’ En Enric, a vos
don avantatge. M. W. IV, 238. — id. 76 Senh’ En Enric, us reis un
ric avar. M. W. IV, 248. — Raimb. de Vaqu. (392) 15 En Ademar,
chauzetz de tres baros. Arch. 32, 411. Fehlt unter Perdigo. — Savaric
de Malleo (432) 2 Gaucelm, tres jocs enamoratz. Chrest. 155. Fehlt
unter Uc d. 1. Bac. —
VierInterlocutoren sind nur zweimal zu verzeichnen: Guillem
de Mur (226) 1 De so don ieu sui doptos. M. W. IV, 246. — G.
Riquier (248) 77 Senhen Jorda, sieus manda Livernos. M. W. IV, 233.
Levy, Paulet de Mars. p. 26.
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81
§. 70 .
160] In sechs Torneyamen (201,6; 248,11; 248,75; 248,76;
392,15; 432,2) werden in erster Strophe beide Interlocutoren
mit Namen angeredet und nach Art der Partimen zur Wahl
zwischen drei Controversfragen aufgefordert. Mitunter wird
auch der Gang der Verhandlung bestimmt, indem der Frage¬
steller einem seiner beiden Gegner den Vorteil der ersten Wahl
überlässt: Senhen Enric a vos don avantatje — D’aquests tres
jocx, pueys a NMarques la tria (248,75); Seigner NAesmar
chausez de tres baros — Cal presaz mais e respondez primers
— Et aprob vos responda en Perdigos (392,15). In den übrigen
Fällen wählt der zuerst Angeredete zunächst, dann der zweite
Dichter, wonach dem Fragesteller die Verteidigung des dritten
Satzes übrig bleibt. Jeder Dichter spricht zwei- höchstens
dreimal, seine eigene Entscheidung erhebend, die beiden andern
mit Gründen verwerfend.
161] Inhaltlich steht das Torneyamen dem Partimen selbst¬
verständlich sehr nahe. Nur in Minne begründet ist das von
der prov. Biographie (M 2 p. 46) gedeutete Tom. zwischen
Sav. de Mal., G. Faidit und Uc de la Bac. (432,2; L. u. W.
328 ); ebenso das schlecht überlieferte, p. 109 mitgeteilte, zwischen
G. Riquier, Miquel de Cast, und Condolet, einem im Verz. noch
nicht aufgefiihrten Dichter 248, 11. Von den drei Rittern bei
Raimb. de Vaqu. (15) zeichnet sich der eine durch Freigebig¬
keit und Ruhmsucht aus, der andere ist ritterlich und eben¬
falls freigebig aber minder prachtliebend, der dritte glänzt in
Waffenehre, Rüstung und Geselligkeit. Rainaut legt ihnen
andere Eigenschaften bei: Glück im Spiel, in der Liebe, in
Waffen (201, 6). Guir. Riquier entscheidet mit Enric (II. v.
Rodes), und Marques über den Vorzug zwischen Besitz alles
Wissens, unbedingtem Sieg in Waffen und Fähigkeit, Freige¬
bigkeit zu üben (248, 75). Ein anderes Torn., in welchem nir
Marques der Herr v. Alest eintritt, soll unter drei Uebeln
das schlimmste bestimmen: Welchem von drei Königen, die in
Missbehagen leben, erging es am schlechtesten: Der erste, ein
reicher Geizhals, ist gezwungen freigebig zu sein; der zweite
möchte gern Ruhm erwerben und kann nichts zu dessen Er¬
langung thun; der dritte hat sich Gott ergeben und kann ihm
nicht nach Gefallen dienen (248, 76).
162] Ein Torneyamen, an welchem nach dem Verz. im
Grd. G. Riquier, Rainart und Austorc beteiligt sind, weicht
insofern von obigen Torn. ab, als in erster Cobla nur eine Per¬
son (Austorc) zur Antwort aufgefordert wird und die Wechsel-
6
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32
rede sich zwangloser fortbewegt. Guiraut wünscht von Austorc
Aufschluss über den Grund von Guillem’s de Mur Berufswechsel
und befurchtet, Guillem habe sich mit dem Grafen entzweit.
Der Graf v. Boy scheint nämlich Guillem aus seinen Diensten
entlassen zu haben. Austorc giebt Str. 2 teils dem Eigensinn
Guillem’s, teils dem Mangel an Erkenntlichkeit des Grafen die
Schuld und glaubt Guiraut sei froh über die Entfernung eines
Kunstgenossen, welcher Alle übertreffe. Darauf sieht sich der
Graf veranlasst sich in den Disput zu seiner Rechtfertigung
einzumischen. Er berichtet, Guillem habe Pflug und Karst dem
höfischen Leben vorgezogen, weil er besseren Gewinn von seiner
Hände Arbeit erwarte (248, 74). Das Gedicht hat beson¬
ders biographische Wichtigkeit wegen der Erklärungen über
Guillem’s Charakter und Lebensverhältnisse. Wie aus dem
Zusammenhang hervorgeht, ist der Str. 3 und 9 mit dem Na¬
men Rainart Angeredete identisch mit Austorc. Irrtümlich
ist dieser Dichter im Verz. (No. 38 und 412) doppelt aufgeführt
worden, während dem Grafen v. Boy noch keine Stelle im Verz.
der Troub. eingeräumt ist.
§• 71.
163] Aehnlich in seiner Entstehung und deshalb bemer¬
kenswert ist ein Gedicht zwischen vier lnterlocutoren: Guillem
de Mur, G. Riquier, Marques und Senher. Zunächst möchte
G. de Mur von G. Riquier Mitteilung über den Wert seiner
gepriesenen Liebe haben; sein Herr klage über den längen,
vergeblichen Dienst. Guiraut streut nun in seine Antwort Be¬
merkungen über den Unwillen des Senher gegen die Liebe und
Marques’ Stellung zu derselben ein. Hiedurch werden beide
zur Entgegnung genötigt. Die Ansichten über die Liebe werden
dann noch in 4 weiteren Coblen und 4 Torn. ausgesprochen,
unterbrochen durch persönliche Neckereien (226, ,1).
164] Das zweite Gedicht zwischen vier Unterrednern (248,77)
gehört ebenfalls der späteren Zeit an. In erster Strophe for¬
dert G. Riquier drei Dichter folgendermassen auf: Jordan,
wenn euch Livernos und Lautresc an gleichem Tage zum Be¬
such einlüden und Izarn in gleicher Weise die Marquesa und
Na Saissa und Paulet der tüchtige König Alfons und der Be¬
herrscher Apuliens in der Absicht euch zu beschenken: Wo¬
hin würdet ihr euch wenden? Nachdem die Dichter ihre Er¬
klärungen in je einer Strophe gemacht, giebt Guiraut in Str. 5
seine Meinung darüber ab. Chabaneau hält Jordan mit Recht
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V
83
jur denselben Jordan, Herrn v. 11a, welcher 248,20 zum Schieds¬
richter ernannt wird. Ob dieser aber identisch ist mit dem
Jordan, welchen man bei der Belagerung von Peralada (1285)
unter den Rittern nennt (bei Levy p. 31) wage ich nicht zu
entscheiden. Mehrere Anzeichen deuten auf eine frühere Zeit.-
Das Gedicht als Ganzes unterscheidet sich bedeutend von dem
eigentlichen Torney amen. Während in diesem alle beteiligten
Dichter ihren erkorenen Satz wechselseitig gegen einander be¬
haupten indem sie auch jedesmal auf die Erklärungen aller
übrigen Kampfgenossen eingehen, stellt hier Guiraüt jedem der
genannten Dichter ein Partimen für sich, von welchem jeder
im weiteren Verlaufe seinen Teil nur gegen Guiraut hätte ver¬
teidigen müssen, eine Anlage, die aber nicht durchzuführen war.
Diese sind die einzigen Beispiele von Streitgedichten unter vier
Personen. Beide, und besonders das letztere, lassen den ver¬
unglückten Versuch erkennen auch das Interesse an dieser
Gattung der prov. Lyrik wieder zu heben.
Razonamen*).
§. 72 .
165] In der zweiten Cobla wurde von dem Interlocutor,
oft schon unter Angabe eines ihn bei der Wahl leitenden Ge¬
dankens, gewählt. Die Verteidigung des erkorenen, bezw.
übrig gebliebenen, Gegenstandes, welche von da ab begann,
nennen die Dichter Razonamen (226,7; 238,3; 366,30). Es ist
natürlich, dass dieses inhaltlich ganz dem Charakter der übri¬
gen lyrischen Poesie entspricht. Handelt es sich um Liebes-
fragen, so finden wir dieselbe Verschiedenartigkeit der Ansich¬
ten über die Liebe und ihr Wesen wieder, wie in den unter
verschiedenen Verhältnissen und Gemütsstimmungen verfassten
Canzonen. Auch die Partimen, welche die Liebe gegen Waf¬
fenruhm, Reichtum oder Wissenschaft oder die letzteren unter
sich abschätzen, operiren ganz mit den zeitgeraässen Begriffen.
Mit wenigen Ausnahmen — als höchste muss das älteste, zeug-
nissreiche Partimen 205,4 bezeichnet werden — geben Genuss,
Vorteil, Glanz, Ruhm, äussere Ehre, Unüberwindlichkeit bei
der Wahl und mithin auch bei der Verteidigung den Ausschlag.
Selbstverständlich treten diese Begriffe unter den mannigfach¬
sten Umständen, je nach der Art der Streitfrage, auf.
*) Auch einige Stellen ans den übrigen Arten der Tenzone sind in fol¬
genden §§. angeführt.
6 *
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84
§. 73 .
166] Am gewöhnlichsten ist die Art des Razonamen, welche
die Ueberlegenheit des erwählten Gegenstandes nur nach sub-
{ ‘ectiven Anschauungen und Gefühlen beweist. Die Dichter
iringen unter stetiger Bezugnahme auf die gegnerische Partei
die nir ihre Ansicht sprechenden Beweise, ohne jedoch die Ar¬
gumente durch Berufung auf ähnliche Fälle und dergl. zu
stützen.
167] Andere hingegen begnügen sich nicht mit der An¬
bringung persönlicher Ansichten, sondern halten sich mit einer
bewundernswerten Schlagfertigkeit eine Fülle aus der Natur
der Liebe entsprungener und durch Erfahrung anerkannter
Sentenzen und Devisen entgegen. Zuweilen geschah dieses
unter Hinweis auf die Allgemeingültigkeit: segon que digon li
auctor 52,3; e trobas ho legen 194, 18; 226,5. Es würde je¬
doch ein müssiges Thun sein hierfür Citate zu bringen, da sich
dieselben Fälle in zahlreichen Canzonen vorfinden.
168] Oft bekräftigen die Tr ob. ihre Aussagen durch Er¬
fahrungssätze allgemeinerer Art. Die Streitgedichte bergen daher
einen reichen Schatz volkstümlicher Philosopheme unter welchen
sich einige ausdrücklich als wirkliche Spruchweisheiten (re-
proier) ausgeben: 1,1; 112,1; 119,5; 205,4; 242,22; 305, 7;
323, 4$ 372, 4 (Cons.); 460,1 u. f.
169] Jene Volksweisheit spricht sich auch in mehreren
naheliegenden, meist dem Leben der Natur entnommenen Bil¬
dern und Vergleichen aus. Im Allgemeinen ist jedoch zu be¬
merken, dass die Bildersprache dem Streitgedicht weniger eig¬
net, wie den übrigen Gattungen der prov. Lyrik. Ich verweise
auf die demnächst erscheinende Untersuchung über die Bilder
und Vergleiche im Prov. von C. Stössel. Aus der Tiersage
sind vier Beispiele angezogen: Fuchs und Kirschbaum 10, 19;
70,32. Rainart — Isengrin 422, 2; 438,1.
170] Von Namen und Stoffen des Altertums, auf welche
die Streiter bei der Beweisführung Bezug nehmen, nenne ich
Adam 359,1. David 248, 14; 451,1. Gebot (5.) 359,1. Irops
248,14. Judas 129,3; 392,29. Salomon 205,4; 248,14; 451,1.
Simson 248,14; 359, 1. — Alexander 191, 1; 205, 4; 238, 2;
248,75. Aristoteles 205, 4. Cato 8, 1. Darius 248, 36. Helena
238,2. Ovid 451,1. Paris 84, 1; 248,36; Porus 205, 4. Priamus
238, 2. Tantalus 283,2. Tyrus 165,1. Virgil 205, 4.
171] Aus dem bretonischen und franz. Sagenkreise gelten
als Repräsentanten für die verfo chtenen Ansichten: Artur 248, 76.
breton, Hoffnung 414,1. Trista n und Isolde 366, 10. — Aiol 98,1.
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85
Auchol (?) 401,6. Andreus 16,16. 236, 12. 249,2. Gui de
Nanteuil 282,13. Olivier 15,1. Roland 15, 1. 196,1. 238,2.
Piramus und Thisbe 425,1. Die Bedeutung dieser Persönlich¬
keiten geht meist aus den (§. 64. 65. 70) angegebenen Streit¬
fragen hervor.
172] Von Zeitgenossen oder Persönlichkeiten der prov. Ver¬
gangenheit werden als Beispiele gebracht: Alfons X 226,8.
Bertran 8,1. Borrel 441,1. Charles Nintrec (?) 191,1. Delphin
v. Auv. 388,1. Durban 97,3 (s. 343,1). Friedr. II 436,2.
Guiraudet lo Ros 248, 77. Hugo del Bauz 8,1. Jaufre Rudel
249,2. 425,1. Joans 145,1. 292,1. König von Marocco 436,2.
von Ungarn 165,1. Perol 8,1. Raimon 8,1. Andere wurden
schon im Vorigen genannt. Zuweilen werden auch Widerleg¬
ungen aus dem Leben und den Schriften des Gegners entnom¬
men 10,19. 16,16. 70,32. 167,47.
Jutjamen.
§• 74 .
173] Es scheint ein Princip des Razonamen gewesen zu
sein, dass der Gefragte die Einwürfe des Fragestellers oder
Herausforderers jedesmal erwiderte; daher schliessen die Streit¬
gedichte mit wenigen Ausnahmen mit einer geraden Strophen¬
zahl ab. Es Stand mithin dem herausfordernden Dichter frei,
den Liederstreit nach Belieben zu beendigen und in den üb¬
lichen Tomaden nach Gutdünken seinerseits einen Richter zu
ernennen*). Der Mitstreiter erklärte sich alsdann entweder
damit einverstanden oder fügte für seinen Teil noch Richter
hinzu.
174] Selbstverständlich schien die Richterwahl nur für die¬
jenigen Gedichte geboten, welchen eine dilemmatische Streitfrage
zu Grunde lag. Diejenigen Streitgedichte, welche sich in der
freieren Wechselrede eines Zwiegesprächs bewegten oder sich
um persönliche Angelegenheiten drehten, waren überhaupt nicht
zur Beurteilung geeignet. Auffällig erscheint es daher, wenn
das Jutjamen unter der Definition von tenzo in den Leys be¬
sprochen wird. Entweder hat dem Verfasser der Leys der
generelle Begriff von tenzo vorgeschwebt oder es haben viel¬
leicht Reminiscenzen an jene Jutjamen, welche über brieflich
*) In 97, 12 und 165, 24 wird nur vom zweiten Dichter, also in 2. Torn.
gewählt nnd in 194,18 und 359, 1 der Tornadengedanke schon in letzter Cobla
aasgedrückt.
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vorgetragene Liebeshändel gefällt wurden (Grdr. §. 29), die Be¬
sprechung des Jutjamen unter „Diffinitio de tenzo“ bewirkt.
Aber selbst unter den etwa 100 Fällen, wo eine Richterwahl
zulässig war, werden nur ca. 50 dem Urteil von Schiedsrichtern
übergeben; in den übrigen lassen es die Dichter oft einfach bei
der Discussion bewenden oder gefallen sich in dem Gedanken
gesiegt und die Verständigen für sich gewonnen zu haben. Die
Richter des Gesanges sind:
175] Agnesina 426, 1 — na Aldenai 239,1 — na Andiart 97,12 —
Azalais 236, 12 — Azalais (Poncelleta ?) 238,3 — Balairis, na 139,1 —
Beatrix v Este 10,3,194,18 — Berenguier v.Tarascon 359,1 — Blacatz
8, 1 — Capa, domna 233,5 — Castel de Sinha 249,2 — Cobeitoza 426,1
— Comtessa von ? 449,1 — Conja 236,12 — Cort de Peirafoc 249, 2
— Dardasier, en 248,34 (s. 358,1) — Delphin 167, 44; 167, 47;
239, 1; v. Auvergne 185, 2 — Ebles 145,1 — Eble de Sinhas 163,1
(estrif) — Eleonore 248, 36 — Emilie v. Ravenna 10, 3 — Enrix
226,8; 248, 36 — na Flors 436,1 — Gardacors 432, 2 — Gaucelm
Faidit 119, 6 — Gaucelma 155, 24 — Geliebte ohne nähere Angabe
227,7 — Graf von Astarac 248,76 — : Comunge 153,2 —: Fau
(?) 10, 28 — : Provence 225,1 — : Vellin 82,14 (fing. Tenz.) — :
Urgel 305,13 (fing. Tenz.) — Gräfin von Angoulöme 16,16 —: Kodes
437,10—Guigo (Berenguier ?) 424,1 —Guillelma v. Benagues 384,1;
432, 2 — Hugo (del Bauz C. 6) 8, 1 — Jacme Grills 436, 1 — Joans
145,1 — Johan Imbert 201, 1 (hist. Tenz. über welche er seine Mei¬
nung abgeben soll) — Joh. v. Valari 437, 10 — Jordan de la ila
248, 20 — Labinia de Cavais 283, 2 — Malcoratz 461, 16 — Marga-
rida (vr. Aubusson) 194, 2 — Maria 194,18 ; 432, 2; v. Ventadorn
167, 44; 185,2; 384, 1 — Montferrat, domna de 384, 1 — P. R.
425, 1 — Palau, cela de 229, 1 — Peire d’Estanh 248, 75 — Peire de
Fraisse 248, 14 — Pinos, la bela de 144,1 — R. del Plan 425, 1 —
Rambauda 437, 11 — Reforzat (Jaufre) 233, 5; 238, 3 — Rodrigos
461, 16 — Romeus 205, 4 — Salvagia de Londre 283, 2 — Senher
de: Canpendut 153,1 —: Narbona 296,2 — Soraina de Lepros
283, 2 — na Tantalis 139,1 — na Tiborc 449,1 — Vescoms de
Torena 144,1 — Conrat Viguier 248, 11. Letzterer ist wahrsch. kein
Personenname, sondern Amtstitel = viguier (lat. vicarius).
176] Unter Berücksichtigung, dass 249,2 nur die daselbst
wohnende Dame gemeint ist, beschränkt sich also die Zahl der
Schiedsrichter in 25 Fällen auf eine Person, in 21 (22) Fällen
auf zwei und in 3 (4) Fällen auf drei Personen und zwar konnte
das kleine Tribunal aus Männern, Frauen oder beiden zugleich
bestehen.
Viele obiger Namen sind bekannt. Bezügl. Reforsat ver¬
weise ich auf Zs. IX, 126. Conja Zs. VII, 204. Jordan: Levy,
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P. d. Mars. p. 31. Joli. v. Valari Zs. VII, 209. Rambauda Zs.
VII, 209. Tiborc Zs. IX, 131. Mehrere Namen kommen im
„treva“ v. Guillem de la Tor (Suchier, Dkm. p. 323) und dem
g leichartigen Gedicht „truan mala guerra“ (M. W. I, 368) v.
-aimb. de Vaqu. vor.
§. 75 .
177] Dass unter den Schiedsrichtern so viele bedeutende
Gönner der Trobadors oder angebetete Damen hervorleuchten,
ist für die Erklärung des bedauerlichen Umstandes, dass nur
zwei (bezw. 3) Urteilssprüche vorhanden sind, keine unwichtige
Thatsache. Wie man im Geleit der Canzonen das Gedicht dem
Gönner, Freunde oder der gefeierten Dame zueignete, so wählte
man im Partimen, dem Charakter des Gedichtes entsprechend,
unter grossen Lobeserhebungen die Richter, ohne auch nur in
allen Fällen ein Urteil in dichterischer Form zu erwarten. Im
Allgemeinen scheint auch das Geleit der Partimen nur persön¬
lichen Beziehungen gewidmet zu sein und keinen andern Zweck
zu haben, als den zu Richtern ernannten Personen eine Ehre
zu erzeigen.
178] Wählten die Kämpfer den Gönner an dessen Hofe sie
sich zufällig befanden, so wurde vielleicht das Urteil am
Schluss des Vortrags auch wohl mündlich abgegeben (153,2;
205,4; 225,1); bei einer mehrfachen Richterwahl musste da¬
gegen die Abgabe eines einheitlichen poetischen Urteilsspruches
oft schon daran scheitern, dass die zu Richtern erhobenen Per¬
sonen nicht zusammenlebten, denn stehende Gerichtshöfe, wel¬
chen neben der Schlichtung von Liebeshändeln auch die Be¬
urteilung in den Partimen verhandelter Streitfragen obgelegen
haben s<3l, sind nicht wahrscheinlich und nirgends nachzuweisen.
(Diez, Minnehöfe.) Ueberhaupt aber lag dem Partimen weniger
die ernste Absicht einer Lösung der Streitfragen als die Ten¬
denz der Unterhaltung zu Grunde. Die beiden uns erhaltenen
Urteilssprüche stammen aus der Verfallszeit und sind vermut¬
lich als eine der vielseitigen. Neuerungen G. Riquiers zu be¬
trachten.
§. 76 .
179] Die Leys geben über die Einrichtung des Richter¬
spruches Folgendes an: El jutges per aquel meteysh compas de coblas
o per novas rimadas pot donar son jutjamen; enpero per novas rima-
das es huey mays acostumat; en lo quäl jutjamen alqu volon seguir forma
de dreg, fazen mensio dävangelis e d’autras paraulas acostumadas de
dire en sentencia: la quäl cauza nos no reproam; pero be dizem que
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aysso no es de necessitat. quar abasta solamen qu’om done son jutjamen
et aquel declare per aquela maniera que mays plazera a cel qu’es elegitz
per jutge.
Es ist zu beachten, dass diese Bemerkungen nur für die
jüngsten, dem Anfang des 14. Jahrh. angehörigen, Produete
S elten. Die beiden überlieferten Urteilssprüche zeigen weder
-eimpaare (novas rimadas) noch eine Beobachtung bestimm¬
ter Rechtssätze oder hervorstechende sententiöse Sprache. Mit
Recht erklärt daher der Verfasser der Leys die Bezugnahme
auf bestimmte Rechtssatzungen hänge von dem Gutdünken des
Richters ab.
§• 77 .
180] Die beiden Urteilssprüche wurden nur von einem
Richter ausgefuhrt, denn der „coms joves“, welchen G. Riquier
in 226,8 wählt, ist identisch mit dem von Guillem ernannten
Enrix, der seine Entscheidung „en cantan“ darlegen soll. Un¬
zweifelhaft ist unter Enrix nämlich Heinrich II v. Rodes zu
verstehen, welchem im Torney. 248,75 der Sieg zuerkannt
wird. Da ihm das Attribut »joves“ beigelegt wird, so ist das
Partimen mit seinem Urteil wahrscheinlich noch vor seinem
Regierungsantritt (1274) gedichtet. Sein Ausspruch besteht
aus einer Cobla mit Tornada in der Versart und den Reimen
des Partimen. In der Strophe recapitulirt er kurz die Ver¬
handlung der Streitfrage und spricht sich in der Torn. dahin
aus, dass es rühmlich sei, Jedem Gutes zu thun, aber derjenige
den grössten Ruhm verdiene, der es den Seinigen thut. (s. Diez,
Poesie p. 168.)
181] Das zweite, bisher unbeachtete Jutjamen wurde über
ein Torneyamen zwischen G. Riquier, Enric (II v. Rodes) und
Marques gelallt (248, 75). In der Streitfrage wird die Freige¬
bigkeit von Enrix, das Wissen von Marques und die Ritter¬
lichkeit von Guiraut gewählt und unter zahlreichen Argumenten
verfochten. Nach geschlossener Verhandlung wird von allen
Streitern Peire d’Estanh zur Ausführung des Jutjamen bestimmt.
Seine Entscheidung ist in einer Cobla, welche in Form und
Reim ebenfalls mit dem Torneyamen übereinstimmt, niederge¬
legt; mithin gebührt auch ihm eine Stelle im Verz. der Trob.
Guiraut Riquier, nous tenhatz a otratje
Vos ni NMarques, sitot a vostra guia
Non die jutjan; qu en est vostre lengatje
Li conoissen mantenon tota via,
C’om se fassa pros donan e meten
E [Vom] conquier honor e pretz valen;
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Ges non die mal ad armäs ni a sen,
Mas donar [a] sobre totz senhoria. M. W. IV, 239.
182] Die Strophe ist nur in einer Handschrift (R) und
offenbar in schlechter Form überliefert. Peire d’Estanh giebt
der von Enrix verteidigten Freigebigkeit den Vorzug. Da
Guiraut und Marques aber gegen Freigebigkeit plaidirt haben,
so lässt sich in Vs. 4 u. 5 nur gezwungen ein Verständniss
hineindeuten, wenn nicht für „mantenon“ oder „donan e meten“
ein anderes Wort eingesetzt wird.
Man ersieht aus beiden Urteilssprüchen, dass auch das
Raisonnemeht einer Kritik unterworfen wird. Wie es scheint,
fallen für die Güte dÄselben gerade jene gelehrten Zeugnisse
aus Stoffen des Altertums, den Heldensagen u. s. w. am schwer¬
sten in die Wagschale.
§• 78 *
183] Als ein ferneres Jutjamen erkennt Bartsch (Poesie
ed. 2 p. 167) die Schlusstornada des ältesten vollständig ausgebil¬
deten Partimen 205,4. G. Augier hält den Reichtum gegen
die Wissenschaft hoch und schlägt in der vorletzten Torn. den
an Verstand und Gut reichen Romeus zum Rechtsspruch vor.
Darauf heisst es:
En Romeus per jutjamen di
Que mais val sens que non fai manentia;
Pero *a si ditz que l’aver penria.
(* assi R, aissi M).
184] Da diese Worte unmöglich Romeus’ Eigentum sein
können, so sind sie schon deshalb von minderwertigem Interesse.
Zweifelhaft bleibt jedoch überhaupt, ob wir in ihnen auch nur
die poetische Wiedergabe eines von Romeus etwa mündlich
verkündeten Urteils besitzen Vielleicht war es eine Vorahnung
des Dichters über Romeus’ Urteil, etwa in dem Sinne: R., der
Reiche und Verständige wird zwar dem Wissen den grössten
Wert einräumen, aber den Reichtum vorziehen. Ist die Torn.
nicht später nachgetragen, so würde im ersteren Falle die Ge¬
genwart des Romeus bei Verhandlung der Streitfrage und das
Gedicht als Improvisation anzunehmen sein, indem Romeus
nach seiner Warn durch Augier etwa seinen Ausspruch münd¬
lich abgab und Guillem diesen sofort in poetische Gestalt umgoss.
Ausführung, Vortrag, verschied. Spraohgebrauoh.
. §• 79 .
185] „Dass aber die Tenzonen, wenn auch nur zum Teil,
improvisirt worden seien, darüber liegen keine Winke vor;
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auch scheint ein Umstand dagegen zu sprechen. Es liegt 1 n
der Natur der Sache, dass dieses vor einer Gesellschaft, insbe¬
sondere vor Richtern des Gesanges hätte geschehen müssen,
allein diese werden erst am Schlüsse des Gedichtes gewählt
und zuweilen als entfernt angegeben“ (Diez, Poesie 167). Die
Fälle, in welchen das Entferntsein der Richter angegeben wird
sind 8,1. 16,16. 233,5. 239,1. 248, 20. 249, 2. 359,1. Die Ab¬
wesenheit wenigstens eines Richters ist bei einer doppelten oder
dreifachen Richter wähl vielfach zu vermuten. Dagegen sind
Partimen, welche die Gegenwart der Richter bezeugen oder
wahrscheinlich machen, selten 153,2. 205,4. 225,14. 226,8.
248, 75. Diez befasst sich auch in diesir Frage ausschliesslich
mit dem Partimen. Raynouard behauptet das Improvisieren
gerade von der persönlichen Tenzone: „Elle etait quelque-
tois une satire dialoguee entre deux personnages, qui se faisaient
mutuellement des reproches hardis et injurieux, et dont chacun
attaquait et combattait Tautre dans des Couplets ordinairement
improvis4s. u Seine Ansicht hat zwar die Leichtigkeit der in¬
haltlichen Ausführung für sich, entbehrt jedoch nicht minder
jeder positiven Beweise und natürlichen Begründung.
186] Die Schwierigkeiten des Improvisirens lagen auch
besonders in der formellen Seite. Eine beträchtliche Zahl von
Tenzonen zeigt ein complicirteres metrisches Gebilde, schwerere
Reime und Reim Wechsel, so dass die Annahme des Improvisirens
trotz aller Leichtigkeit der dichterischen Handhabung der prov.
Sprache zu grosse Ansprüche an die Kunstfertigkeit der Dich¬
ter stellen würde. Gegen dieselbe spricht endlich auch die
vielfach nachweisbare, formelle Abhängigkeit der Tenzonen
von andern lyrischen Gedichten*).
§. 80 .
187] Ohne Zweifel aber ist der Coblen-Wechsel bei der
grössten Zahl ziemlich rasch von Statten gegangen. Wahr¬
scheinlich hat man sich die Coblen reihum mitgeteilt, beant¬
wortet und dann zuaammengefügt — Pos la partida avem
*) Von den Trob. selbst wird oft 6chon das Dichten der Canzonen als
Schwierigkeit bezeichnet. Gröber bemerkt Rom. Stud II, :;38 : „Musste Amant
und seinem Gegner ein Zeitraum von 10 Tagen bewilligt werden zur Ausfüh¬
rung eines Gedichtes von massigem Umfang und zur Vorbereitung eines mes¬
senden Vortrags desselben uud brauchte der Joglar im 2. Falle (sc. Arch. 50,282)
eine carta zur Nachbildung einer einzigen Strophe, so scheint das .Dichten und
Gomponiren den Trob. keineswegs so leicht geworden zu sein, dass ihnen Per¬
gament und Griffel nicht willkommene Hülfsmittel bei Fixtrung ihrer Gedanken
abgegeben hätten *
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bastida heisst es 424, 1, wo bastir jedenfalls auf den strophischen
Aufbau des Partimen hindeutet. Die Zusammenstellung der
Coblen ging ohne Schwierigkeiten, wenn die Dichter zusammen¬
lebten wie 75,4; 84,1; 97,8; 149,1; 153,2; 286,1; 292,1;
295,1; 306,2; 345,1; 384,1; 402,1; 451,1; 454,2; 457,33.
Nach einigen, in den Tenzonen vorkommenden, Wendungen
haben die Dichter das Zusammensein als Erforderniss zur Ver¬
handlung einer Streitfrage betrachtet: Falconet, wohl gefällt
es mir, dass ihr gekommen seid, denn lange machte ich mit
euch keine Tenzone 149,1 — B. v. Vent., ich bin hierher ge¬
kommen , um euch wegen des Gesanges anzugreifen 286, 1.
Tenzonen zwischen abwesenden Dichtern sind selten: 460,1;
248,34; 358,1; in letzterer muss die Verhandlung schon nach
einmaliger Entgegnung abgebrochen werden.
§• 81 .
188] Auch dieTenzonen, speciell die partimenartigen Gedichte,
waren zum Vortrag bestimmt (149,1; 153,2; 225,14; 451,1)
und sowohl fiir den Sänger wie Declamator geeignet. Die Doc-
trina de comp, dictatz giebt die Unterweisung: Si vols far tenso
deus la prendre en algun so que haja bella nota e potz seguir les rimes
del cantar o no. (Rom. VI, 357.)
Die Leys bemerken: Encaras dizem que non es de necessitat
ques haja so; enpero en aquel cas ques faria al compas de vers o de
chanso o d’autre dictat qu’aver deja so, se pot cantar en aquel vielh so.
Von den Leys wird also die Notwendigkeit einer Melodie in
Abrede gestellt; falls aber die Tenzone ein anderes Gedicht als
Vorlage benutzt, ist sie in dem bekannten Tone des Musterge-
dichtes voi zutragen. Die Doctrina scheint dagegen für die
Tenzone stets eine Melodie und zwar stets nach einem andern
bekannten Gedichte (cantar) vorauszusetzen.
189] Ob die Tenzonen in den Handschriften mit Noten —
vielleicht in R.; Gröber, Rom. Stud. II, 368 — oder musikali¬
schen Anweisungen versehen sind, ist aus den Beschreibungen
der Handschriften nicht ersichtlich. Die Gedichte selbst geben
uns fiir den Gesang fast keine sicheren Aufschlüsse an die Hand,
indem das häufig vorkommende „chans“ oder „chantan“ uns wegen
seiner Vieldeutigkeit nicht über Zweifel hinwegsetzt. Nur eine
einzige, historische, Tenzone beruft sich auf die Melodie eines
andern Gedichtes, ohne dieses jedoch näher zu kennzeichnen:
En aquel son quem play ni quem agensa
Vuell fort de vos, amixs G., auzir .....
Tom.: Nostra tenson bailem ad Olivier
Qu’el penra la, en Gll’, ses dangier
E chaatar l’a als consols a prezensa. (201,1.)
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190] Aus diesem Zeugniss, sowie auch 239,1 ist zu ent¬
nehmen, dass die Tenzone nur einem Sänger oder Declamator
übergeben wurde, während die dramatische Anlage und Leb¬
haftigkeit der Debatte eher auf einen Vortrag mit verteilten
Rollen schliessen Hesse. In dieser Aufführung hätte sie trotz
ihrer grossen Unterschiede vom Drama einigen Ersatz für den
Mangel an dramatischen Werken geben, und vielleicht gerade
dadurch einer gedeihlichen Entwickelung der dramatischen
Poesie entgegenwirken können.
§. 8 2 .
191] Für die Licenz des verschiedenen Sprachgebrauchs,
welche sich nach den Leys über tensos (i. eng. S.), partimens,
pastorelas, vergieras, ortolanas, monjas, vaquieras, und andere
Gedichte erstreckt, finden sich hinsichtlich unserer Dichtgattung
nur zwei Belege:
1) Ein Partimen zwischen Gaucelm (Jauseume) und dem
Grafen v. Bretagne über ein delicates Thema 165,5. Die
Coblen des Graten sind dort als französisch in ursprünglich
normannischer Mundart aufzufassen und auch die Coblen Gau-
celms tragen an einigen Stellen, doch nur zufällig, französische
Färbung. (Suchier, Dkm. 556.)
2) Die humoristische, mit grossem Geschick ausgefuhrte,
fing. Tenzone von Raimb. de Vaqu. mit der Genueserin (392,7).
Ein anderes, von Suchier a. a. 0. als Tenzone in verschiedenen
Sprachen bezeichnetes Gedicht (Arch. 34, 403) ist ebensowenig
wie 420,1 als solche aufzufassen. Es ist eine Botschaft des Hugues
de Bersie durch den Jongleur Bernart d’Argentau an Folquet de
Romans in unreiner franz. Sprache. Das ganze Gedicht umfasst
drei Strophen mit zwei Torn. und trägt den Charakter eines Kreuz¬
liedes. ln den Schlussstrophen wendet es sich an Friedrich (II)
und den Markgrafen v. Montferrat (Wilhelm IV), welchen es
durch die Erinnerung an die unsterblichen Thaten seines Ahnen
Konrad zum Kreuzzuge (den fünften, 1228) anzufeuern sucht.
Da Friedr. Kaiser genannt wird, so ist das Gedicht nach Nov.
1221 (Kaiserkrönung durch Honorius) entstanden — wahrsch.
also zur Zeit, als Friedr. sein Kreuzzugs versprechen zu um¬
gehen suchte.
§. 83.
192] Ich gebe hier eine gedrängte Uebersicht über den
strophischen und metrischen Bau der Tenzonen in alphabetischer
Ordnung nach Maus, Anhg. zu P. Card. Strophenbau. Die bei
Maus eingeflossenen und oei einem derartigen Unternehmen
schwer vermeidlichen Irrtümer wurden möglichst berichtigt.
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Ms. 9 :386,1 C. 1 u. 2. Bei Ms. 169 C. 3 u. Toni. C. 1 u. 2 einreim.
= es. C. 3 a = ia, b = ey, c = ir, d = ar. — Ms. 17:98,2. 6 C.
a = eira — Ms. 25 :165,1. 8 C. Reimw. von a je 2 C. on, ais, ir,
es. b = ia durch alle C. — Ms. 29 : 229, 2. Am besten als zwei-
strophisch anzusetzen, Rede wechselt von Zeile zu Zeile, es, aire —
Ms. 46 :435,1. 8 C. Reimw. von a je 2 C. at, us, ais, it. b = on
durch alle C. — Ms. 47:152,1. 2 C. er, ec. — Ms. 52 :153,2.
6 C. 2 T. Reimw. je 2 C. a=ensa, aire, ansa. b = o, ir, at. —
Ms. 56 :225, 14. 6 C. 2 sechsz. T. en, ia, atz. — Ms. 58:458,1.
6 C. 2 dreiz. T. Reimw. je 2 C. a = aire, ia, ava. b = un (on), atz,
utz. — Ms. 60: 205, 1. 6 C Reimw. je 2 C. a = os, en, atz. b =
aire, ansa, eira. — Ms. 61:42,3. a a a b b b nach Arch. 34,404.
u nii6 6 ia
2 C. 2 T. el, aire. — id. 151, 1. 2 C. est, i. — id. 345,1. 6 C. 2 T.
Reimw. je 2 C. a=an, or, atz. b=utz, er, ir. — id. 436, 3. 3 C.
Reimw. je 2 C. a = an, atz. b=utz, ir. Zugehörige 4 C. fehlt. —
Ms. 93:156,4. 2 C. atz, aire, enza. 7, 4, 5, 8, 4, 5, 6, 5, 5, 7,
7, 6, 7, 7, 6(?). — Ms. 95 : 194,16. 2 C. atz, ia. — Ms. 122 : 384,1.
6 C. 1 fünfz. und 1 zweiz. Torn. an, en, ia, er. Die ersten 2 C.
scheinen Vs. 7 Binnenreim zu haben a 4 c 6 , also c lrt — Ms. 123 : 76,17.
2 C. atz, o. — id. 142, 3. 4 C. Reimw. von a je 2 C. os, or. b=ar
durch alle C. — id, 448, 1. Uc’s Frage in5C. aabbaab(8 S).
Reimw, von a je 2 C. atz, enz, at. b = on durch alle 5 C. Erwid.
des Dalfi in 6 C. mit .Reimablösung. 6. C. at, or. 7 C. or, ers. 8. C.
ers, ai. 9. C. ai, anz. 10. C. anz, en. 11. C. en, it. Neue Erwid.
Uc’s in 6 weiteren C. in welchen die Reime a = es undb = ar sich
C. um C. ablösen. — Ms. 139 : 267,1. Ist nicht von Raim. de Tors
1 und Guigo 2 = Ms. 140 zu trennen, s. Maus p. 81. C. 1 u. 2 ia,
aire, atz. C. 3 u. 4 aire, ia, atz. — Ms. 140 : 196, 2. Maus p. 81.
Reimwechsel: C. 1 u. 2 ia, aire, atz. C. 3 u. 4 esa, assa, utz. s. 267,1.
— Ms. 159 :75, 5. a b b a a c c d d, an, es, ent, at. 3 C. —
555689888
Ms. 172 : 449,4. 4 C. atz, ia, er, ir, aigna. — Ms. 177 : 453,1. 2 C.
el, i, an. — Ms. 204 : 424,1. 6 C. 2 dreiz. T. Reimw. je 2 C. a =ia,
uda, ida. b = es, atz, itz. — Ms. 210:306,2. 4 C. ada, an. —
Ms. 212 : 15,1. 6 C. 2 T. Reimw. a = ada, ia, ansa. b = es, ar, ier.
— id. 436: 2. 6 C. Reimw. a = ia, ura, isa. b = ais, oc, ic. —
Ms. 216 : 282,13. ababababababababccdddd
85 85858585858585444 326
beeffffb. 4 C, oill, ensa, o, ec, aing, ar. — Ms. 229 :422,2.
6446226 5
4 C. 2 T. Reimw. jede C. a = aire, ella, ia, alla. b=i, uy, atz, ai.
c = esc, on, ier, ag. Selbst die Torn. wechseln: T. l = art, T.2 =
elh. — Ms. 248 C. 2—5 zu streichen: 1,1. 4 C. Reimw. a= ida,
aigna. b = on, an. — Ms. 249: 189,2. 6 C. Reimw. a=aire, ia,
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ona. b = e, an, ers. — Ms. 251:192, 5. 2 C. ia, or. — Ms. 278 : 205,4.
6 C. 4 T. Reimw. a = isa, eira, ia. b = er, us, i. — Ms. 280: 239,1.
6 C. 2 T. Reimw. a = os, er, o. b = ia, ansa, atge. — Ms. 282 :138,1.
3 C. 1 T. ar, ia. — id. 189, 5. 4 C. 2 fünfz. T. Reimw. a=?an, en.
b = enha, ona. —- id. 248, 77. Torney. 4 C. 1 fünfz. T. os, ia. —
Ms. 283 : 16,17. 6 C. Reimw. a = ensa, ansa, ire. b = es, atz, ens. —
Ms. 289 : 112, 1. s. §. 12. — Ms. 298 :167, 42. 6 C. or, ar, en. —
Ms. 306 :441,1. 4 C. 4 T. ir, ays, ina. — Ms. 312: 156,9. 2 C.
ansa, ire, en. — Ms. 314:194, 18. Erstes Partimen a b a b b 6
8 8 8 8 8 7
S I
6 6 b, ir, en, ia. Zweites Part. (C. 3, 5 u. s. w.) a b b a c d d e
778 8888877 10
o, ar, ir, ella, en, (ern); fehlt bei Ms. 597. Ganze Gedicht 9 C. 2 T. 1. T.
schliesst sich an das erste P. an, die zweite an das zweite. — Ms. 3i7:
111,1. 4 C. 2 T. it, en, an, os. — Ms. 338 : 265, 2. 6 G. 2 T. ava,
ia, an(t). — Ms. 342 :414,1. 6 C. 2 dreiz. T. Reimw. a = atz, or,
en. b = aire, enza, ia. c = er, ir, ar. — Ms. 344:184,1. 2 C. 2 T.
atge, ia, en.—id. 201,6. 4 C. Torney. 238, 2. 6 C. 248,75. 6 C.
3 T. Torney. 249,2. 6 C. 2 T. 282,14. 6 C. 2 T. S&mmtlich in
gleichem Reim. — Ms. 346:97,8. 2 C. os, als, endre. — id. 98,1.
6 C. 2 T. ata, ana, er. — Ms. 353 :191,1. 4 C. 2 T. uda, anz, iz,
ais. — Ms. 359 : 234, 12. 2 C. anza, atge, ors, eis. — id. 392, 29. 5 C.
ors, ai, age, ir. — Ms. 360: 75, 2. 6 C. Reimw. a=ria, endre, eza.
b = en, er, os. c = or, an, en. d = at, ir, ai. — Ms. 366:236,12.
6 C. 2 sechsz. T. ia, er, is, ar, ir. — id. 248, 11. Torney. 6 C. 3
sechsz. T. o, an, en, at, eya — id. 248,28. 6 C. 1 sechsz. T. en,
os, er, atz, ensa. — Ms. 368 : 75, 4. 2 C. at, en, or, atz, aire, utz.
— Ms. 383 : 306, 3 (437, 8). 10 S. 2 C. ars, en, endre, ai. — Ms.
385 : 187, 1. 2 C. ors, ans, age, ir. — Ms. 390 : 238,1. 6 C. Reimw.
a = aia, ia, era, b=or, etz, atz c = ansa, ava, ailla. d = en, an,
ut. e = en(d,), ais, e(n). — Ms 397 : 196,1. 4 C. 1 T. ar, o, ia,
an. — Ms. 408: 260, 1. 4 C. 2 T. Reimw. a = e, ai. b = itz, os.
c = enha, aire. d = ans, er. e = essa, ia. — Ms. 418:46,3. 8 C.
2 zweiz. T., ier, ena, aire, al. — Ms. 439: 52,3. 6 C. 2 T. Reimw.
a = er, or, ir. b = enda, ensa, ina. — Ms. 447 : 167,44. 6 C. 2 fünfz.
T. ia, en. — Ms. 452 : 191, 2. 6 C. al, atz, e, or. — Ms. 456 : 194,2.
6 C. 2 T. an, or,.iz* — Ms. 462 :227, 7. 6 C. 2siebenz. T. d u. e bei Ms.
umzustellen, atz, e, ia, er, an. Form = 292,1 — Ms. 471: 10, 37. 4 C. an,
e, en, ur. — id. 194,17. 5 C. or, ai, e, an. — id. 451, 2. 2 C. anz,
os, ui, at. — Ms. 488 : 402,1 (150, 1) — Ms. 487. 2 C. s. Römer p. 50.
— Ms. 508 :286, 1 (8 S.) 5 C. an, ir, es. - Ms. 509 : 70, 32. 6 C.
2 T. at, o, e. — Ms. 510 : 248, 36. 6 C. 2 T. Reimw. a = ida, ari,
ia. b = en, etz, at c = os, atz, ans. — id. 406, 16. 8 C. C. 1 u. 2
zeigen das Schema a b b a c c a a, die übrigen C. abbaccbb.
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Reimw. a=os, en, it, ort(z). b = ar, or, atz, ans. c=al, on, iers,
etz. — id. 437, 10. 6 C. 2 T. Reimw. a = ia, endre, ansa. b=o, i,
ier. c = is, or, an. — Ms. 515; 218, 1. 5 C. 1 T. or, en, ar, aia. C.
1, 3, 5, 4, 2, der hs. Ord. folgen nach einander. — Ms. 535 : 10, 3.
6 C. 2 T. en, or. ais, eigna. Ms. 535, 19 zu setzen. — id. 10,28.
6 C. 2 T 4 als, es, ir, atz. — id. 16,16. 6 C. 2 T. an, or, os, ir.
— id. 97,7. 4 C. o, al, en, atz. — id. 97,12. 6 C. 2 T. ensa, ir,
en, an. — id. 123,1. 2 C. an, os,ier, e. Auch Daude de Carlus
anzug. — id. 129, 2. 2 C. os, enz, aia, e. — id. 136, 3. 4 C. is, or,
en, ar; irrtüml. auch unter 418 bei Ms. — id. Ib9, 1. 5 C. 2 T.
an, os, er, ir. — id. 153,1. 6 C 2 T. anda, atz, ai, er. — id. 197, 2. 2
C. (i)er, or, iza, en. — id. 226, 5. 4 C. os, ar, ent, or. — id. 226,7.
6 C. 2 T. ens, is, ansa, ir. — id. 248,14. 6 C. 2 T. ens, ar, itz,
ida. — id. 248,16. 5 C. 2 T. ar, en, ia, ans. — id. 248, 37, 4 C.
2 T. ar, os, (i)er, e. — id. 252,1. 6 C. 2 T. or, er, ia, an. —
id. 295, i. 6 C. os, ar, en, or. Fehlt 535, 18. — id. 313,1. 6 C.
1 T. Reimw. a = ada, ailla, ona. b = ai, it, an. c = os, ar, il. d =
en, ir, at(z). — id. 358,1. Aufforderung in 2 C. 1 vierz. und 1 zweiz.
Tom. os, ens, aya, e. Entgegnung in gleicher Form. — id. 359,4.
8 C. ent, at, ia, es. — id. 366,10. 6 C. 2 T. os, en, ai, an. — id.
438, 1. 6 C. Reimw. a= ona, eta, ona (= a,). b = at, es, at(=b,).
c = an, i(s) i(n), is (= 02 ). d = el, al, an (=c,). — id. 457, 33.
2 C ar, os, (i)er, e. — id. Aic. u Gir. 6 C. 2 T. al, ir, eu, en.
Fehlt noch bei Ms. 535, 20. — Ms- 536 : 129,1. 3 C. at, on, ana,
enz. - id 201,1. (323, 2) 6 C. 2 T. ensa, ir, e, (i)er. — Ms. 545 :185,2.
6 C. 2 fiinfz. T. atz, en, ia, is, or, ensa a b d e f 8, c 7 S. —
Ms. 546 : 10, 6. 6 C. 2 fünfz. T. en, or, es, atz, e. — id. 119, 6.
6 C. 2 fünfz. T. age, os, iz, an, ors. a b c 7, de 8 S. — Ms. 549 : 24,1.
6 C. 2 T. it, os, en, ida, at. — id. 201, 5. 5 C. en, at, or, era, ai.
Reim d verschieden. — id. 236,8. 4 C. ensa, an, ar, os, at. — id.
253,1. 2 C. es, an, aing, en, ir. — id. 388, 4 (irrtüml. Raimb. 1
angeg.). 6 C. 2 fünfz. T. it, ais, en, als, er — Ms. 552:432,2
(Torney.) 6 C. 3 fünfz. T. atz, o, ors, an, en, es. — Ms. 563 : 366,30.
ab 7 S., c d e 5 S. 4 C. 2 T. Text verderbt nach M. W. II, 32 a
b d = os, ens, aire in allen C. c=atz C. 1 u. 2, en C. 3, ers C. 4.
e = art C. 1 u. 2, e C. 3, or C. 4. Torn. schliessen sich C. 3 an.
— Ms. 576 : 323, 4. 6 C. 2 T. C. 1, 2, 5, 6 a b b a c d d. C. 3
u. 4ababcdd. Reime a b wechseln : a *-= orn, er, en. b — ir,
es, e. 6 d überall = ena, or. — Ms. 579 : 17,1. 3 C. atz, en, anha,
es. — id. 97, 4 6 C. en, or, uda, ir. — id. 229, 1. 6 C. 2 T. Vers-
mass ist 7 7 8 7 7 7 7 7. iu, es, ira, en. — id. 392, 31. 3 C. aut,
uz, ona, es. — id. 457, 33\ 2 C. Yersmass für letztes c = 7. ir, ar,
aigna, ai. cf. Ms. 535:457,33. Ms. 590:171,1. 4 C. or, en,
« os, atz, o. — id. 426, 1. 6 C. 2 sechsz. T. ors, en(z), iva, ar, e(u).
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Ms 590, 8 zu setzen. — Ms. 591 :248, 76. Toney. 6 C. 3 siebenz.
T. ar, o, anha, otz, er. — Ms. 602: 155, 24. 6 C. 2 sechsz. T. or,
ays, aire, os, an. a b d e 8, c 7 S. — Ms. 603: 145,1. 6 C. 2 T.
en, os, er, ortz, an(s). Str. 2 V. 7 ist Umstellung nötig oder statt
jois : dans. — id. 226, 8. 6 C. 2 T. en, os, er, ortz, an(s). metr =
189, 1. — Ms. 641 :167, 47, 6 C. 2 T. atz, os, ida. — Ms. 642 : 8,1.
6 C. 2 T. or, atz, o. — Ms. 660 :10,19. 6 C. 2 T. os, or, ar, atz.
— id. 287, 1. 8 C. 2 zweiz. T. elh, an, atz, al. — id. 437,11. 6 C.
2 T. iers, er, en, e. — Ms. 669 :242, 22. 6 C. 2 T. eis, er, or, ier,
en.'— Ms. 670: 52, 4. 6 C. Reim d = ia geht durch; sonst Reimw.
a = ors, ars, ers. b~ort, it(z), at (=e ,). c=en, an, e. e = at, ir,
ar. — Ms. 671: 16,15. 4 C. ier, en, o, aire, e. a b c e 8, d 7 S. —
Ms. 678 : 436, 1. 6 C. 2 T. oil, or, ais, er, anz, os. — Ms. 685:233,5.
4 C. 2 T. o, aire, or, an, e. — Ms. 687 :454, 2. 2 C. oit, es, ella,
al, ai, able. — Ms. 702 :449, 3. 6 C. 2 T. itz, or, an, ia. 702,2
anzug. — Ms 747 (= 748): 201, 2. 5 C. el, ais, er, itz, an, atz.
— Ms. 755:366,17. 5 C. en, er, ai, aire.—
193] Unter Anmerk. 2 bei Maus finden sich: No. 3:242,69.
8*C. 2 zweiz. T. Reimw. v. a=anda, onda, eira, uda. b = atz geht
durch. — No. 4 Doppelform: 231, 3. 6 C. Reimw. y. a = ap, im,
oc. b = erna geht durch. — id 451,1. 14 C. 8 S. Reimw. v. a =
am, on, or, az, ai, es, uoill. Korn b überall = iz. — No. 10 : 461, 16.
6 C. 2 T. ar, ia. — No. 18:461,56.6 C. 2 T. 10 S. Reimw. a = age, endre,
enda — b = e, en, os. Ms. p. 48 irrtüml. Reimw. jede C. angeg.
— No. 19:97,3. 2 C. os, iers, ansa. metr. = 80,25; 392,15. — id.
149,1. 6 C. 2 T. utz, o, ensa. — id. 392,15 Torney. 6 C. os, ers, anza.
— No. 24 : 197,3. 2 C. 2 T. oill, en, eira. — id. 401,6. 6 C. 2 T. ol,
o, eta. — No. 25 : 226,1 Torney. 8 C. 4 T. 7 S- os, ensa, ar. — No.
27 :19,1. 2 C. 2 T. eza, es, ia, er. — No. 30 : 248, 20. 6 C. 2 fünf. T.
or, ir, atge, atz. — No. 33 : 75, 3. 8 C. 2 T. 7 S. Reimw. a=echa,
orta, ega, acha. b = en, ai, ar, au. — No. 37:84, 1. 6 C. enz, is,
ai, ia. — id. 129, 3. 3 C. enz, is, ai(s), ia. — No. 39:296, 2. 6 C.
2 T. atz, ia, ors, enha. metr. = 96, 8. — No. 41 :76,1. 4 C. en, o,
os, atge. — id. 425,1. 6 C. 2 T. en, o, os, atge. — No. 44: 12, 1.
2 C. 2 T. enz, ors, ensa, os. — id. 144,1. 6 C. 2 T. enz, ors, ensa,
os. — id. 198,1. 2 C. 2 T. os, an, en, at(z). — id. 248, 34. 6 C.
2 T. os, an, en, at. — id. 283, 2. 6 C. 2 T. enz, ors, ensa, os. —
No. 46:460, 1. 4 C. 2 T. er, or, ansa, ar. a b d 8, c 7 S. —
194] Bei Maus finde ich nicht B.G. No.: 165, 5 (Ms. 213 G.F. 5
angeg.). 6 C. 2 T. Reimw. a = an, is, or. b=ir, on, er (mit entspr. frz.
Formen). — 238, 3 a b a b b b c c b. ai, en(z), ir. 6 C. 2 fünf. T. s.
76 767 6 * 7 76
No. 301. —- 292,1. abbaaöa6ddeeö(c7S., sonst 8 S.), atz,
e, ia, er, an. 3 C. 2 siebenz. T. Bei Ms. irrtüml. No. 476 angeg., es gehört
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zu No. 462. 1 C. fehlt zwischen 2. u. 3. — 298,1 (bei Maus 397).
äbäbdddcöddc (10 S.). enza, isa, aia, o. 2 C. — 248, 74
Torney, abbaöödd (10 S.). ens, ors, ensa, os. 6 C 3 T.
(Ms. 535, 20 entsprechend ). — 388, 1. a b b a a a c c d d (8 S)
er, enz, utz, os. 5 C. —
§• 84.
195] Die Anzahl der Strophen schwankt also zwischen 2,
з, 4, 5, 6, 8, so dass es die Dichter bald mit einer Erwiderung
bewenden lassen, bald je zwei bis vier, höchstens fünf mal (incl.
Torn.) auf die Streitsache eingehen. Eine Ausnahme macht
451,1, wo sich die Wechselrede durch 14 Strophen bewegt.
Bei den Tenzonen von 3 und 5 Coblen lasse ich es unentschie¬
den, ob die mir zur Verfügung stehenden Texte die richtige
Ueberlieferung haben, umsomehr, als bei den meisten die sonst
üblichen Torn. fehlen. Das Verhältniss der Strophenzahl ist
folgendes:
2 Str. ersch. 31 mal, in 6 Fällen mit 2 Torn.
3# n 9„„3„ » 2 (1) „
4 „ « 28 „ „ 12 „ « 2 (1) ff
5 « ff 10 ff ff 3 „ « 2 (1) „
6 „ « 88 „ „ 64 „ „ 2
fünfmal mit 3 Torn. (Torney.), einmal mit 4 Torn. 8 Str. ersch.
9 mal, 4 mal mit 2, einmal mit 4 Torn. (Torney.). Bei 194, 18
finden sich 9 C. mit 2 Torn., doch sind hier 2 Part, verbun¬
den und 358,1 nnd 448, L nehmen eine Ausnahmestellung ein.
(s. §. 67).
196] Die Verszahl der Strophen war ebenso verschieden,
doch wurden, wie oben 6 Strophen mit gew. 2 Torn., hier 8
Verse bevorzugt. Die 4 und funfz. Str. begegnet etwa: 1 mal;
6zeil.: 8; llzeil.: 3; 12zeil.: 3; 13zeil.: 5; lözeil.: 4; 21zeil.: 1;
7zeil.: 18; 8zeil.: 75; 9zeil.: 27; lOzeil.: 30 mal. Lanfr. Cig. 13
и. Raimon Guillem 1 können ebensowohl als Sirventese gelten.
197] Unter der Verssilbenzahl spielt der lOSilbner die be¬
deutendste Rolle. Er tritt über 50 mal allein auf und ausser¬
dem noch vielfach gemischt mit 6, 7 u. SSilbnern. Nach ihm
folgen die 7 und 8 Silbner (etwa 20 mal), beide kommen noch
ebenso oft gemischt vor, wobei der 7 Silbner gewöhnlich weibl.
Ausgang zeigt. Ueber die Behandlung der Caesur im 11 Silbner
s. Zs. 11,197 ff. zu 42,3. 98,1. 205, 1. 229,2.
198] Der strophische Bau der Tenzone steigert sich von
den weniger vorkommenden einfachen Formen bis zu höchst
kunstvollen. Am beliebtesten war auch für sie die Reimreihe
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abbaccdd (Ms. 535), welche ca. 30 mal angewendet ist;
dann folgt das Reimschema ab abc c c b (6 mal), dann a b
b a c d d c und abbaccddee(5 mal), dann a a a b
b b (4 mal). Die übrigen Strophenformen wiederholen sich sel¬
tener. Der Typus mit gekreuztem Aufgesang war beliebter
wie mit gepaartem Aufgesang.
199] Die Strophen sind nur zweimal einreimig, 2 und 3rei-
mig 37 mal, 4reimig ca. 70, öreimig ca. 25 und öreimig 8 mal.
Auffällig erscheint das häufige Vorkommen des Reimwechsels.
Gänzlicher Reimwechsel findet 27 mal, teilweiser 8 mal statt
und zwar, der Reimregel der Tenzone gemäss, alle 2 Coblen.
Eine Ausnahme macht nur 422,2, wo jede Cobla andere Reime
aufweist. Ueber die Eigentümlichkeit in 112,1 s. §. 12. Auf¬
fällige Mischung der Reime der vorhergehenden C. hat 438,1
C. 5 u. 6. ln 194,18 haben beide Part, besondere Strophen¬
formen und Reime, nur stimmen die Körner c e des angefug¬
ten Part, mit den Reimen a und b des ursprünglichen überein
(ir, en). Reimablösung hat 448,1 C. 6 — 11 und Verkehrung
der Reimsilben a b C. 12 — 17. Letzteres ist auch der Fall in
267,1 C. 3 u. 4, wärend c die Stelle im Reimschema beibe¬
hält. Sonstige Wechsel der Reimfolge sind selten. 406,16 sind
für die 2 letzten a Reime in C. 1 u. 2 in den übrigen Coblen
die b Reime eingetreten und 323,4 zeigt C. 3 u. 4 gepaarten
Aufgesang statt des gekreuzten Aufgesanges der übrigen Coblen,
zudem wechseln die Reime a b von 2 zu 2 Coblen. Ein voll¬
ständiges Aufgeben des ursprünglichen Reimes und seines
Schemas ist nur 386,1 zu beobachten.
200] Auch der Körner als Mittel zur Verbindung der
Strophen haben sich die Dichter bedient Ein Korn enthält
in :4zeil.C. 451,1. 5zeil. C. 165,1. 7zeil.C. 10,19. 46,3. 191,1.
287.1. 323,4. 437,11. 8zeil. C. 76,1. 260,1.366,17.425,1.
449.1. 9zeil. C. 10,6. 52,4. 84,1. 119,6. 129,3. 233,5. lOzeü.
C. 16,15. llzeil. C. 454,2. lözeil. C. 201,2. Zwei Körner
sind ungleich seltener: in 8zeil. C. 145,1. 226,8. 260,1. 422,22.
Drei Körner in 9zeil. C. 436,1. Die Körner konnten von 2
zu 2 Strophen im Reim mitwechseln. (52,4. 260,1.) oder durch¬
reimen bei sonst gänzlichem (165,1. 451,1) oder teilweisem
(323,4) Reimwechsel.
201] Als rim equivocs (Leys 1, 158) und hiermit sich berüh¬
rende gram. Reime sind folgende, zuweilen in erster, zuweilen erst
in zweiter Cobla gebundene Reime zu verzeichnen: aver: aver
19.1. 205, 4. jai: jai 366,17. plaia: plaia 298, 1. vis: vis 165,5.
s. auch 231,3. complit: complida 24,1. 248,14. 424,1. guitz:
guida 248,14. 424, 1. faiditz: faidida, grazitz: grazida 424,1,
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auzitz: auzidä 248, 14 C. 3. escarnit: escarnida C. 6. escalfit:
escalfida, vestit: vestida 24,1. Entferntere Ableitungen sind
zahlreicher vorhanden: vest: devest 151, 1 (111, 2). plaing:
complaing 253,1. s. f. 12, 1. 16,17. 97,12. 167,44. 197,2. 233,5.
236,12. 238, 1. 388,1. 432, 2. 436, 2.461,56. In 112, 1 haben
costa (constat) und escosta (auscultat) grammatisch nichts mit
einander gemein.
202] Ueber Alliteration ist wenig zu bemerken. Wenn
sie nicht in stehenden Redensarten oder durch besondere Stel¬
lung im Verse und mehrmaligen Anlaut hervor tritt, so ist selten
Absicht von Zufall zu unterscheiden. Von ersteren führe ich
an: col e cais 155,24 C. 3. 165,1 C. 4. dans e deshonors 392,29
C. 3. dans e destrics 10, 28 C. 2. fam e freg 437,10 C. 3. freich
ni fam 97, 3 C. 2. joi ni jauzimens 388, 1 C. 5. turmenta el
trebalha 238, 1 C. 6 Für die Alliteration durch zweimalige
Wiederkehr desselben Anlautes sind viele Verbindungen meist
gleichbedeutender Worte vorhanden: 226, 7 C. 4. 52, 4 C. 5.
84.1 C. 4. 248,16 C. 2. 366, 30 C. 1. 236, 8 C. 4. 451,1 C. 3.
24, 1 C. 5. 226, 5 C. 1. 226, 8 C. 2. 437, 10 C. 7. 119, 6 C. 3.
185, 2 C. 7. 185,2 C. 5. 1,1 C. 3. Die Reihenfolge dieser Zah¬
len giebt die alphabetische Ordnung an. — Sprachliche Spie¬
lereien finden sich 98,1 C. 4. 229,1 C. 5,7. 52,3 C. 3. bes. 138,1.
(cort). Alliterationen durch zweimalige Wiederkehr desselben
Anlautes kommen zuweilen verschiedene in demselben Verse
vor 3*9,29 C. 2. 97,12 C. 6. 225,14 C. 8. 248,16 C. 2. 238,2
C. 1. 238,2 C. 6. Dreimalige Wiederkehr des gleichen An¬
lautes ist ebenfalls nicht selten, scheint aber oft auf Zufall zu
beruhen, d: 10, 28 C. 2. 144,1 C. 4. 153, 1 C. 6. 165,5. C. 6.
233,5 C. 4. 248,36 C. 3. 283,2 C. 2 - 5. 406,16 C. 6. f: 16,15
C. 2. 167,42 C. 2. 233,5 C. 3. j: 46,3 C. 4. 229,1 C. 5.
425.1 C. 6. 1: 201,1 C. 3. 218,1 C. 2. m: 1,1 C. 3. 97,12
C. 3. 227, 7 C. 3. 248,37 C. 1. 249,2 C. 3* 401,6 C. 6. p : 1,1
C. 2. 10,37 C. 4. 97,3 C. 1. 97,12 C. 2. 139,1 C. 1 u. 2.
153.2 C. 6. 248,37 C. 1. 248,76 C. 6. 248,77 C. 3. 392,15
C. 3. 401,6 C. 3 etc. Doppelanlaut pr : 226,8 C. 2 u. 5. 238,1
C. 6. 437,8 C. 1 pl: 139, 1 C. 2. s: 218,1 C. 1. 248,14 C. 5.
v: 136,3 C. 2. 138,1 Torn. Viermaliges Vorkommen desselben
Anlautes ist schon seltener, d: 196,1 C. 1. 449,1 C. 3.
k : 248,37 C. 4. 153,2 C. 2. 454,2 C. 1. s: 10,28 C. 3. 248,75
C. 2. Fünfmaliger p Anlaut: 76,1 C. 4. 152,1. Sechsmaliger
d Anlaut: 52,4 C. 4. Bei manchen Dichtern, welche die Allite¬
ration verwenden, lässt sich das Bestreben erkennen, dieselbe
durch Beibehaltung des gleichen Anlautes in mehreren Strophen
7*
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noch deutlicher hervortreten zu lassen. Besonders häufig kehrt
der pLaut wieder, was vielfach auf der Natur der Gedichte
(pretz, plus) beruht, s. 52,4. 97,3. 139,1. 189, 5. 226, 5. 238,1.
238,2.283,2.392,15.
203] Im Anschluss an diese Erörterungen über die Form
würde noch die formelle Selbständigkeit der Tenzone zu unter¬
suchen sein. Unter Zugrundelegung der §. 81 gedeuteten An¬
weisung der Doctrina über die Melodie könnte man — wie dieses
irrtümlich auch beim Sirventes geschehen (Giomale di fil. rom.
11,73 f; Levy, Guillem Figueira p. 15) — ein durchgängiges
Abhängigkeitsverhältniss der Tenzone von andern Gedichten
vermuten, da die Nachahmung der Melodie auch gewisser-
massen die metrische und strophische Entlehnung des Muster¬
gedichtes in sich schliesst. Da jedoch zur endgültigen Entschei¬
dung dieser Frage das mir zur Verfügung stehende Material
noch nicht ausreicht, so will ich mich einstweilen mit dem Hin¬
weis auf die mehrfach vorkommenden isolirten Strophenformen
begnügen und nach dem bisherigen Ergebniss meiner Unter¬
suchung bemerken, dass, wenngleich die meisten Strophenfor¬
men der Tenzonen sich als Nachahmungen erweisen, doch
andere nicht allein original sind, sondern auch entgegen der
von Maus, P. Card. p. 82 vertretenen Ansicht von späteren
Gedichten entlehnt wurden. Ich gedenke gelegentlich hierauf
zurückzukommen.
Anhang.
§. 85 .
Ich füge hier einige, bisher ungedruckte Lieder an, welche
jedoch auf volle handschriftliche Treue keinen Anspruch machen.
Es sind fast nur Unica.
I. Gui — Falco. Hs. R.
1 Falco en dire mal
Vey qnes trop abrivatz
3 E fos ne canslgatz
E portatz nel senhal
E digatz me per cal
6 Fos de clanstra gitatz
Qne can monge senhatz
Laissa lorde quere
9 Pneys prez om mens sa fe
Qaieu nay anzit clamor
E digas me per qne
12 Tssitz del refreidor.
34 d, B. Verz. 191,2.
Senker a vos qne val
Dir ennetz ni foltatz
15 Qne res noy gazanhatz
Qneus pnesc dir atertal
Quel vostre panbr ostal
18 Vien hnm davol percatz
El vestir rar compratz
Qnel coms nanfos vos fe
21 Don nes da matz a me
Car non len faytz honor
Pus per antrny merce
24 Vivetz a deshonor.
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Falco mens que non val
Vielh vestir resuydatz
27 Val joglar eslengatz
Sa tos non era mal
Bens det lo colp mortal
30 Aquel queus ditz badatz
E car trop parlavatz
Mes vos hom aytal fre
33 El mas ques o fes be
Qne nessi tiobador
Deo hom can ditz per que
36 Gastlar ab razor.
Senher si diens mi sal
Mays am esser talhatz
39 De razor qne tocatz
De la vostra destral
Senher guay cad on pal
42 Degratz estre crematz
Per los mortals peccatz
Cavetz fatz far aucse
45 Per ques fols que mante
Destral am Ja mal mor
Ganc als sens ni a se
48 Non tenc fe ni amor.
II. Tornas — Bernado. Hs.
I Bernado la lenser dona ques myr
En tot lo mon ni anc fos ni er mays
3 Diens prec qnem gar de mal e de
falhir
Em do samor em tragna dest pantays
E dels peccatz cai faitz mortals e lais
6 Me do sil play de tot be far ayzina
Car dels peccatz ben es hora quem
lays
E prec ne lny a cuy lo mon saclina.
9 Senher si per iutgar ni per mentir
Pot hom correr vas dieus fls ni verays
Ni pel segle enganar ni trahir
12 Ni per jazer de mans putas savays
Seretz senher vos sals per tostems
mays
Ghus nons estors parenta ni cozina
15 Que non acortz lo jazer ol bays
Per que es sals si com yen vey mesina.
Mor de trneya diens prec que te azir
18 Gar aysim vas de totz jorus a biays
E ja per mi non auras que vestir
Ans anaras a guiza de bastays
21 Per tal que tug sen tragan lur estays
E ieu dartay c. de sobre lesquina
E not pesses de bo morcel tengrays
Falco vostre captal
Perdetz can fos desfaytz
51 Per que tornes cochatz
Ser vir al ospital
E sei yvern coral
54 Es nutz ni despnlhatz
Las tavernas eis datz
Ne reptatz mais qne re
57 El senhal com nons ve
Que prezetz per folor
Cangot (?) gnerriers so cre
60 Falco vos son peior.
Peior gnerrier no cal
A totz vostres conhatz
63 Que vos lor es estat
Also descominal
Canc non gardetz lnr sal
66 Si bens fos adobatz
Ni despaza senchatz
Senhen gui del comte
69 Don enquer vos sove
Nanfos vostre senhor
Don ac man palafre
72 Ses fre vostra seror
R. 34 c, B. Verz. 441,1.
24 Ni quel te don si no so or o espiua.
Senh’ tomas be mal sabetz partir
Car anc per vos non compli be lo cays
27 Enans vos vey a totz jorns ris ab ir
Et es vers so quen borrel men retrays
Senher si anc vos fossetz cuendes ni
jays
30 Ar en nzatz a ley qne vos aclina
Non diray plus per ma dona men lays
A cuy es gren car ab vos mien tayna.
33 Tart puiaras mort de trueya tonina
Ni a valor ans eng tot jorn tabays
E say o ben el cor que no devina.
36 Senher thomas vostra valor noys flna
Si com dizetz quien die per san
giroais
Ganc per oste non crec vostra topina.
39 Mor de trueya potz as de sarrazina
Dir potz qnet vols car yen nom tenc a
fais
Lo fol parlarde ta lengoa mesquioa.
42 Pan durdy vielh e vi mndat de tyna
Bevetz senher e manjatz ogan mais
Et estaytz caut al foc en la coz’na.
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III. Maistre — Fraire Berta. Hs. R 142 d, B. Verz. 292,1.
Vgl. XVII.
1 Fraire berta trop sei estatz
E sim fos gent prezera me
3 Quieu cugey morisses desse
Mas er vey ques rejovenhatz
Per quieu vuelh cades tenhatz
6.vostra via
Per tot aqui on soliatz
Vezer si ja prous tenria
9 Lun de sels queus solian valer
Ou8 an gitat a nonchaler
E seus donc brocatz enan
12 E si es meus al cap del au
Tornatz a la compauhia.
Maistre sieus penediatz
. . mil mals com dun sol be
42 Enqueras trobaratz meroe
Ab dieu mas mal von assematz
Can digatz cab ma mort voldratz
45 Creisser vostra manentia
Bel maistre saprendiatz
. 1 . sen de mi bous seria
48 Trop a lougua via teuer
Totz hom que lautrui mort esper
E ies bei dig ni fag prez*[n]t
51 Nos devou desfar car nos fan
A for de mercadaria.
Maystre leu uos enuiatz
15 De gran honor e de gran be
E car uou8 azautatz de me
E saubut e cossi covidatz
18 Car la mort vostr oste voldratz
Len ....
.qus.
21.deguia
Eras vey vos.
• . . • • . . dretz e luuh aver
24 Nous puosc trobar pe[tit] ni gra[n]
E seratz meus a sant ioan
Totz me deses p[er]aria.
. 27—39 .
IV. Donzela — Domna. Hs.
1 Bona domua tau vos ai flu coratie
Nou puesc mudar nous cosselh
vostre be
3 E die vos be que faytz grau vilanatie
Car sei home cane tau uon amet re
LayBsatz morir e no sabetz per que
6 Pero si mor vostre er lo dampnatie
Cautra domna mas vos a grat uol ve
Ni eu luy uon a poder ni senhoratie.
9 Na donzela bem deu esser salvatie
Can el gaba nis vaua de me
Tant a son cor fol e leu e volatie
12 Que mamistat eu lunha re uos te
Per que mamor nol tanh ni nol cove
E pus el eys sa enques la folatie
15 No men reptetz si la foldat len ve
Caysi o aug dire que dretz es onratie.
Bona domna sidrel podetz o peudre
18 O far tot so queus vengua a talen
Que res nou es quel vos puesca defendre
Aysi lavetz ses tot retenemen
Vos eratz per las cortz ouratz
54 E grazitz (berta) per quieu voldria
Barta sieus vengues a plazer
Canassetz onrar e vezer
57 La rica cort on lautri van
Et agratz mi estort dafan
En Joau de vilania':
60 Maistre tot ioru me sercatz
Com mortz o vieus teugues via
E ieu puesc vos dire per ver
63 Que pauex dostes e grau aver
Voldratz entre uos eu ioau
E daiso es ben acordan
66 E dals per com te bailia.
R 35 a, B. Verz. 461,56.
21 E nom par ges queus sia davineu
Pus ab un bays li fes lo cor esteudre
Aisi col foc quel mort carbon e seu
24 Pueis caut el mor no sou cal merce
penre.
Na donzela no me podetz repenre
Quiel dey mamor ab ayt&l covineu
2 7Qwe el for mieusper donar eper vendre
E que tostems fos a mo mandameu
Mays el a fag vas my tal falhimen
30 Don ies uos pot escondir ni defendre
Non o fas mas si mamor li defen
Car ja per el uo vuelb mo pretz
dissendre.
33 Suau parlem dona com nous entenda
Ara digatz que forfaytz es vas vos
Mais que per far vostres plazers se
renda
36 Son cor hu mil contral vostr ergulhos
Vuelh que digatz dona per cal razos
Poyretz estar que merce no von prenda
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39 Qe mil sospirs ne failioru engoysos 48 Si el vol quiel don lezer que ml
Dons per I sol nol denhatz far emenda. entenda.
Si mamor vol na donzela que renda
42 Ben li er obs eia gais e pros
Francx e umilh cab nuls hom dos
contenda
E a caßcos sia de bei respos
45 Gami non tanh hom fei ni ergulhos
Que p er mon pretz dechaya ni discenda
Mas francx e fls selans e amoros
Aytal lanretz ia regart no von prenda
Bona dona que\ sieu cor avotz vos
51 Que el non a poder cad antra entenda.
Bonais la fin donzelam que satenda
E vos siatz garda entre nos dos
54 E quens tengnatz ab aquels quels tort
prenda.
V. Faure — Falconet. Hs. R 143 a, B. Verz. 149,1.
1 En Falconet bem platz ear es vengutz
Que loncx temps a no fl ab vos tenso
3 E partrai vos un joc qn er lnenh
saupntz
E ja no oug qne men dignatz de no
A cada joc metam nn croy baro
6 E nols prenguam mas can per lur
valensa
Ni non laissem a jogar per temensa
Dels ricx malvatz sol cals pros
sapcha bo.
9 Faure del jec vos dey esser tengntz
Car daital joc say a tot home pro
Per quieu no soy del jogar esperdutz
12 E jognerans En Gui de Cavalho
Si no fos pros e agran be razo
E diguetz rni cal baro de Proensa
15 Voletz jogar pus vostre joccomensa
Quieu vos joc sei de cuy pos quieira so.
Paucx es lo dans cant lo iocx er
perdntz
18 Si non creyssetz falconet lespoio
Mas yeu metrai tal don seretz vencutz
En maltortel e son frair en raino
21 Quecx per V sols e metieus naJbaro
Per autres V e vil joc vos agensa
Meietz y may quieu no joc per
crezensa
24 Car del joc vi trop gran melhurazo.
Faure, per joc es hom trop mal
volgutz
Gant hom non pren en gatge per faiso
27 Gar I daqnels val may neys sera mutz
No fan ros tanh ab so vielh guaranho
Naimeriguet et hom nom ochaizo
30 Si per x sols lo met yeu fas falhensa
E per bremon per xx a leschazensa
Car de x sol e de xx fas mon pro.
33 En Falconet, mas lo coc es cregutz
Gel doblaray del Senhor de cuy fo
Say foucalquier don es coms abatutz
36 E metieus il seuhor de cortezo
Ab son oncl en R. de meolho
Cab aquestz tres mes be semblans
qweus vensa
39 Queis son tan croy camin tanh
penedensa
Car nay parlat e quier na dieu perdo.
Contral comte vos er lenuitz rendutz
42 Del flac senhor de berre dalanso
Ab los profleitz ergulhos mescrezutz
Vos reiremt de trip e de tolo
45 Ab lo nove faure de berguonho
Car anc no vim segou ma conoissensa
Tan malvat frug de tan bona semensa
48 Com auzem dir que foronlor pairo.
Si non issetz falconet de proensa
Be mes semblan segon ma conoissensa
51 Qe plumaran gralhor vostre falco.
Sol qen daur de sal dieu non ai
temensa
Sa vas caslus faure lay part durensa
54 Cab luy trobom tostemps condntz e do.
VI. Eble d’Uisel—Gui d’Uisel. Hs. D» 210 d, B. Verz. 129,2.
1 En Gui digaz la qal penriatz vos E granz osas afaitadas ab ros
Enon mentaz sitot vos faiz feignenz Tro a calenda maia
3 Capa de pers un mes denant avenz 6 0 tot lestiu dona cortesa e gaia
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Bella de cors humil de bona fe
E tot aital com a fln drut cove.
9 Nebles ges eu no son cum vos
Qem teigua dan freicbs ui ploia ui
venz
Qe fln amor3 meu deffent e jovenz
12 Qe mart lo cor aissi totas sazos
Qa panc no vau ses braia
E de domna no cuidez qeu mestraia
15 E la capa lais a vos cui cove
Ei 11 domna sai qe nous faria re.
VII. Gausbert—Peire Bremern. Hs. E 223 b, B. Verz. 171,1.
1 Peire Bermon maint fln eutendedor
Preion de cor una dona plazen
3 Mas li dui son tan bei e tan valeu
Per ca leis plai caz amdos fass amor
Luns ha de leis lo semblan amoros
6 E gaps e ris e lesgart el solatz
Per com cnia quel naia mais assatz
Lautre ses plus un baizar en rescos
9 Lus ha de lei houor e lautre pro
Diguatz a quäl vai meils segon razo
Pos tan vos platz en iosbert ses temor
12 Farai ab vos tenso de partimeu
' E sim vensetz tenrai vos per saben
Que sei vos lais que tenh per fenhedor
15 E prenc lamic leial e temeros
Qui en celat viu iauzens et onratz
Ab dous plazer quar sap qeus ben
amatz
18 Per soill vai meils cal autre per un
dos
Queus ai laisat e si dieus mi perdo
Sil razouatz vei vos peiurazo.
21 Peire bermon dona de gran valor
Non put onrar son preiador plus gen
Salua sonor consill mostr en parven
24 Que sos uezer e sos precx lan sabor
E lacueill gen e* les de bei respos
E tan sofre quel sia tan privatz
27 Que crims len sor de mals dizedors
fatz
Quill pren em patz per lui teuer joios
Valon trop mais tals honors a bando
30 Que lautr un bals ses plus de sospeiso.
[fruit que fior
Mil tans pretz mais en iosbert
Per que ai pres lo fruit mon essien
33 Quar baizar es fruit damor veramen
Es penrel deu lamic en tal dousor
Que noill sia nuill ioi tau saboros
36 E quin vol mais la bruida dels
malvatz
Cun douz baizar no par euamoratz
Que fls amicx deu esser volontos
39 Qe sa dona garde de mal resso
Per quel baizar vi gran meillurazo.
VIII. GL Riquier - Grainier. Hs. R 33 d, B. Verz. 248,34.
1 Grainier pus nou puesc vezer vos
Parlar yeu vuelh e digatz men ehantan
3 Dest partimeu quieu vos meti denan
Cal penriatz per melhor ad estros
Que donzela amassetz Halmen
6 E non acsetz mas sol laculhir gen
0 tal veuua queus fes tot vostre grat
En dreg damor chauzetz lo plus onrat.
9 Guiraut Riquier mays vuell esser
ioyos
De donzela que fassa bei semblan
Que can remir lo cor ni en resplan
12 Sa grant beutat e son pus amoros
Car donzela ama pus ccralmen
Sitot ades no so fa a parven
15 Per quieu vuelh mays ab lieys
parlar mon grat
Que de veuza fezes ma voluntat.
Raynier mal paretz cobeytos
18 Del onrat joy qe tug li fln amau
Enueyan tan en sofron tal afan
Qe mans na mortz e mi te cossiros
21 Camar voletz desesperadamen
Ab laculhir non poder vos repren
Yeu vuelh jauzirso cay tant dezirat
24 E vos la getz ab cor desesperatz.
Guiraut Riquier yeu ay mantas sazos
Oaug e deport ab lieys onpretz sespan
27 Que bei parlar me dona joya gran
E tenc mon cors alegre e joyos
El aculhir donam tant dardimen
30 Que nom menbra degun mal pessamen
May la veuza ca so marit uzat
Uzara vos ab sa falsa bontat.
33 Anc nous destreys amors nayman
ginhos
Que lonrat joy sieu metatz en soan
Per laculhir es amatz ab enian
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36 Ses tot respieg e sirvetz en per dos
Grainier car res nol fal falh viven
A sei que pot complir tot son talen
39 E sil veuza blasmatz de falsetat
Al doozela aytal dizetz vilt&z.
Trop poyria durar nostra tenso
42 Amtes Guiraut et anem non layssan
Pero bens die qe la veuza soan
P er lacnlhir don maonda razos
45 Qel donzela macuelh tan dossamen
Cap si reten tot mon cor e mon sen
E pus yeu puesc ab leys parlar mon
grat
48 Del partimen ay tot lo miels triat.
Graynler chanzit avetz nessiamen
En darsadier prec quen don jutjamen
51 Que falhitz es et yeu ai von proat
Car per longnier laissatz jox acabat.
Quiraut Kiquter ades mi ten jauzen
54 La donzela can vey son bei cors gen
En dardassier digan la veritat
Cals de nos dos a pres lo pus onrat.
IX. Richart (Graf) - Guillem. Hs. R 24 a, (B. Verz. 201,2.)
1 Gail lern dun plag novel
Que non o auzis anemais
3 Me fo mandat lautrier
Quieu fos jutjes verays
E mas tan mes ayzit
6 Sia tot issernitz
Una domnab cors bei
Amon eenes enian
9 Duy cavayer prezan
Mas also entendatz
Lun es pus ricx assatz
12 De leys cuy cascun blau
E lautre non ges tau
Al cal vos acordatz
15 Quel q ue\ sia pus ouratz.
Senher com lo sagel
Damor senes biais
18 Ay legit tot entier
Per quieu say totz los plais
Pos meus es lo chauzitz
21 Non dey estre marritz
Beus die que ques grazel
Conor y a pus gran
24 Sei bas vay melhuran
El dons er pus bauzatz
Et es mager lo gratz
97 Que dun ric benanan
Cuy seria semblan
Quesser degues amatz
30 Car sol es pozestatz.
Guilhem ab bo sembel
Pot far maiors assays
33 E pus grans colps y der
E suefre maior fays
Sei ques pros et arditz
36 Si com cors es garnitz
De lance de cotel
E dausberc e de bran
39 E dol me que resplan
Que sera desarmatz
P er quel pus assazatz
42 Mas de pres a talan
Noy deuri auer dan
Car es ricx hom clamate
45 Si dals non lencolpatz.
Senher trosca martel
Ni daqui o roais
4 8 Non a nulh cavayer
Vas foldat non eslays
Si razonar uim ditz
51 Quesser deya gequitz
Un senhor de castel
Qe serven e donau
54 Fai tot son benestan
Del poder quel es datz
Per sei cuy razonatz
57 Car sama lamiran
El rey tut cuydaran
Temens o paupretatz
60 Aport lur amistat«
Senher coms ricairel
Don escarsedat nays
68 Comenserol premier
Per so que pretz abays
Don es iovens delitz
66 E domneys avelitz
Mas ges vos non apel
Ni cels que tort noy an
69 Mas ay8ous vau mostrau
Qe may donor nauratz
De negun so sapchatz.
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X. Simon Doria — Albert.
1 Nalbert chau$e$ la cal mais vos
plairia
En dreit damor pnois tant for? nes
lasais
3 Yostra dompna vestida cascun dia
E causada aver dins un pal als
On una canbra sol ce lum noi sia
6 Tnta nuda sicous plairia mais
Cascnna nnog tenir per drudarla
Din$ ric lie$ cansir podes ooimais
9 Cal mien senblant ien sai ben cal
penria.
Amic Simon ben uos die senes bausia
Cieu am mil tarn dompna tener eu
pais
12 Cascnn giorn causada e vestida
En canbra en loc segur ses fais
Cauer gella i priuat queu volria
15 Tuta nuda de nuotz qe noi fos rais
Qeu non volgra dopna auer i bailia
Sieu no la uis qim doues rais
18 Per cieu die qe als non iuiaria.
Amic Albert mais am la nuoc escura
Tenir mi don en aisis lioc
21 Eil toc sou pie$ e sa mamela dura
Cadunc conplis amon talent lo ioc
So queu non poi cant e sa vestidura
24 So sabes ben ben sai cem dires oc
Ce del sieu cor ueser nom prent
gran cura
Cel giorn la uei uestida ma no la toc
Hs. T 72 b, B. Verz. 436,2.
27 P er qieu die ben se ben gardas dritura.
Maistre simon non causes a mesura
E ben mi par ce non sias al foc
30 Don solia iesse^ en grant cura
Anc rei o mai ce sias del sen coc
Qe qant ieu uei la bela ereatura
33 leu sui mager cel segner de maroc
Caisi pogra tocar laida pentura
Seu no la uis qali sera ne broc
36 Noi creias mais qiles paraula iscura.
Bern merauigll nalbert qen tutas gisa
Non autre as del plat so ceu uos en die
39 Qe qan ieu tec midons sen camisa
Lenperador non evei frederic
Qem sai qelles blaha e frescha e lisa
42 Donc cals obs mes veder son gai
cors ric
Don soi sertan qe ual lonor di pisa
Pero beus la sudor el fastic
4 5 Yeser lo iorn puois tant laues enquisa.
Ben es simon uostra ualor enquisa
Piuos camor aues mes eu oblit
4 8 Qe de bordel par qens sia tramisa
Can sol dengus lanetg tot amendic
Mais cant ieu uei mi do am pena grisa
51 Lo mont mi par ce sia tut floris
Adouc sai se borges o marcesa
Per cieu uos prec canc uos castic
54 Non uos plasa mais deutrar ital
fantisa.
XI. Guionet — Cadenet.
1 Cadenet pro domna gaia
Pregan dui fln amador
3 E leis non platz que dret aia
Per qne Ins pert sa valor
Quera pros tan gren pensansa
6 Len ven car non es jauzens
Lautr en meillura et enansa
Quera enans recrezens
9 Digatz mal vostre escien
Quais ama plus flnamen,
Guionet cel que se6uiaia
12 Tant qen pert pretz e valor
Per leis ques pros e veraia
Que noi ten a servidor
15 Ama meils noi ha doptansa
160 b, B. Verz. 238,1.
Que sapchatz quel pesamen
Li toi tuta la mantenensa
18 De sos bels captenemens
Qe tant p liual cor el talen
En amor coblidal sen.
21 Cadenet sieu vos dizia
Qne conogut vos avetz
Eu sai ben queu failliria
24 Atressi cum vos failletz
Car sieu quec iorn peiuraua
Donos queiia ieu sou dan
27 De mi dons sieu la preiaua
Donc non ama si dons tan
Cel cades es plus savais
30 Com cel qui totz jorns val mais.
Hs. I
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107
Guiouet si retenia
La bella cel qui pert pretz
33 En sa valor toruaria . • .
36 Gel qne8 avols tant ni quan
Ja nons cnietz queill menbraoa
De pretz plns qua no enfan
39 El pros es felz quant sirais
E si sespert non pot mais.
Cadenet sen aisi era
42 Tom fos per esser malvatz
Drutz lamais hom non penssera
De ren mais de malvestatz
45 Gar qni non puingna que vailla
Mais quenans nou ha valgut
XII. Oste — Guillem. Hs.
1 Guillem razon ai trobada
Tals cnm ieus dirai
3 De dos cavalliers queu sai
Questan en un encontrada
Chascuns es valens e pros
6 Digatz cal val mais damdos
Que lus es pros per amor veramen
Mas anc lautre nou ac cor ni talen.
9 Nostes totz pros magrada
Mas mais valen plai
Valors que de si estai
12 Que eil qamors a donada
Gamors toi soveu sos dos
Per ques chastels entrels bos
15 Qoaut lai per si eis paucamen
Gautre plus ries qui la denteudimeu.
Guillem beus die ses faillia
18 Mal auetz chaussit
Aqui mauetz enrequit
Gel qui met e no men cailla
21 Non fai ges tant a prezar
Gum cel qui met per amar
Qui sab honore bon pretz mantenir
24 Oo mais fai hom mais len deu hom
grazir.
Nostes mal fai qui egailla
Fons ni flums complitz
27 Ab cistern ab murs blanqultz
50 prez cuiatz que non faillia
48 DomDa sil reten per drut
51 fai car non ama be
Si per leis meils nois capte.
51 Guionet ja nom laissera
Son pretz lo pros nil prezatz
Ans sapchatz que meillur era
54 Mas del tot es oblidatz
Sil turmenta el trebailla
Amors que de so vengutz
57 Li son tuit sei faig ses'failla
Don el mais non a pogut
Quom enamoratz no ve
60 Ni au ni enten fort be.
I 162 d, B. Verz. 313,1.
Que ses pldia non ore vailla
Ren el pretz queus aug comtar
30 Sol lamors lo desampar
Muor tost el mieus viu que non pot
morir
Anz sotz oil fons acel quil sap noirir.
33 Guillem anc iorn no fon bona
Amors per semblan
Cades percasa son dan
36 E cel camors enpreisona
Fai aprezar per un mil
Si ben en parlatz subtil
39 Quaitan val mais cel ques enamoratz
Cum fai celleis per cui el es amatz.
Nostes qui per amor dona
42 E nes pros tot lan
Eu fer de lansa e de brau
Non sai grat a sa persona
45 Sun coutel sieu non lafll
Non uol saillar al fozil
Grazisc lo taill e damor sial gratz
48 Quaissi laill creis e fai pros deltz
mal u atz.
Nostes mais val chant e quil
Dauzel diuern que dabril
51 Car qui sap far se s amor faitz honratz
Val mais assatz que sera enamoratz
XIII. Peire Torat—G. Riquier. Hs. R 35 b ; B. Verz. 358,1.
1 Guiraut Riquier, si beus es luenh de 3 Üna don ay amada lonjamens
nos Bele gens huelhs et ab plasens faysos
Coselb vosquier e donatz lombreu- Quem ausi em esglaya
mens 6 E no yol far eudreg mi ren quem playa
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108
Et yeu fas tot so que vol ui cove
E Heys no denha ni vol aver merce.
9 E soy pregatz per autra ad estros
Aytan bela et aytan aviuens
E vol me far an aital mandamens
12 Si laysi leys qne mes de greu respos
Que samor nom estraya
Per lunhares que hom de mil retraya
15 Ans ditz qne mer plazens en tota re
Simlays damarlautra qne nom rete.
Diens prec yen cam vos aya
18 Na bei deport que tan fort vos esglaya
Gr. riquier e vos preyatz per me
Gar desamatz am e non ay nulh be.
21 Den dardasiervos puesc dir una re
Que fort ama nalazaytz e platz me.
1 Gr. riqnier. siens es tan lonh mos
cors
Es pres de vos • . •
3 En p. torat car crezes mot valens
XIV. Lantelm — Raimon.
1 Ramond una doma pros e valentz
Ama son drutz el fai damor socors
3 Taut qll marit sap cal es lor amors
Sis cola domna eill veda sos talentz
Tut frei au mal e enuol e temensa
6 Cals dels trei fai plus greu penedensa
La domna ol(s) drutz ol maris gelos
Luns vos en trai del tres lais los dus.
9 Lantelm lo drutz e la domna mes
parventz
Qe tragan plus oa doble lor dolors
Ce Inns a dol del dan ce lautre sors
12 E del sieu dan es antresi dolentz
Aqist dui fan dafan dobla sofrensa
Et el marit a un petit demten$a
15 El es daitant segor e poderos
Qus autre iratz en saria gioios.
Ramond vos nom i guzias com om
conoiseut
18 Qne la domna el drutz a tau pena
doussor
Qe son amaire ci meda falors
Ma lo maritz trai sent ben tutz
turmentz
21 Qeilla del drutz dol e mal ses garensa
J2 de la domna afan e mescreensa
Et auc nous vi ans me soy volontos
Mays pero co quem naya
6 Per negun fag mo saber no sesmaya
Ans vos daray cosselh segon ma fe
Bon e lial e ad bonor de me.
9 So ques pns car tenc per pns pressios
Que so com pot aver levieyramens
Car so que ven va len eysamens
12 Per quens cosselh ans amar en perdos
Leys quens nafra ses playa
E quens laysetz delautra queus assaya
15 Car prometen vos vol tyrar a se
Non peramor mays per enian so cre.
Tota doua ques gaya
18 Vol assayar finamen ans quel aya
Esgardamen de far plazer en re(lj
Mas pueys ne val vc. malstraytz un be.
21 En p. tornat mon bei deport me te
Ses tot respieg e per tant nom recre.
Hs. T 76 a, B. Verz. 283,2.
E de sun dan es ades angoisos
24 E la domna el drutz samau que
tra6tortz bons.
Lantelm ben panc es en amor sabentz
Qentrels amantz es aital ns el cors
27 Con plus samon magier es lor langors
Sill nons veson cel rnoron esament
Com tautalus ce so ce plus lagensa
30 Ve e non a aguuda ni valensa
Ma lo maris ce plus es cosiros
Baisa la domna et remau daffan blos.
33 Ramond damor sal mieltz caltr om
* viventz
El saus ve$ers sai del Ans amadors
Can en pensa na tant fln gioi cel paors
36 De nul gelos non deu esser gia sentz
La domua el drut an damor maute-
nensa
El gielos es pels mals for disensa
* 39 Ce ab aiso leis uas cni es orguoglos
Quel bais noil val quell aigal carbos.
Lantelm al drutz nonz (u)e al plur-
amentz
42 Caisi con lors es de joi sabors
Lo pens aisi lor notz com alla flors
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109
Can faill al frutz doo pes esser manentz
4 5 La domna el drutz an damor so venen$a
Gar cascnn mnor car an del frnit
faglien$a
Mas lo maris nom trai malern perdons
48 Qil giae a )a domna el drntz
mnor enveos.
Ramond car a veraia conoisen^a
Na salvagia de londre on gioi comenza
51 Vos diga cal trai plns mal angoisos
La domna ol drntz ol marit gelos.
Lantelm daiso uoill q ue don la
sentenga
54 Labinia de canais cades gen$a
E de pres e soraiöa de le pros
Damor de sen e de belas faisons«
XV. G. Riquier — Miquel de Castilho — Codolet. Hs. R 34 a,
B. Verz. 248,11.
I An Miquel de Castilho Del deman q ue deya.
Et a tu Codolen deman
3 Si deu saber mal o bon
De si dons a fln ayman
Sil fa es o tart nonchalen
6 A vista de tota gen
Si selat
Loy fa de bon grat
9 Mas res non lantreya
De so quel guerreya
Gr. Riquier non es bo
12 Qen amor ay enian
Car us non pot far son pro
De sidons ab fals semblans
15 E die vos qe non es gen
Samor ni son lag parven
Nil ris fat
18 Es gay biaysat
Nom play ans mesfreya
Amors que guprreya.
21 Codolet. Guiraut Riquier bei e bo
Mes quieu diga en chantan
Mon cor de bela razon
24 Que vos me metetz
Si midons quee davinen
Mens garda am fals parven
27 Lo selatz
Li prec ab bon grat
Si tot ses desleya
30 Amors quem guerreya
Guiraut Riquier Les damor no sabetz
p(e)r(b)o
Cans dizetz fallimen gran
33 Miquel e no sabetz con
Quieu res dace nous deman
En Codolet falh yssamen
38 Non tan sabiamen
Car lauzat
Ma lesgart priuat
39 Mas res nom despleya
Miquel. Yen vos ay dita razon
42 Gr*. 8egon mon semblan
E vos metetz mi tenso
Ab vostre genh cavetz grau
45 Quieu parli pron q ue menten
Del deman caysi conten
Sil amat
48 Nol a joy donat
De leys cuy enveya
Ben laus ques recreya.
51 Codolet. Guiraut Riquier oc e no
V 08 puesc dir al meu semblan
Mays er ay chauzit mon pro
54 De so canatz demandan
Sis fls aman que senten
A pros don conoysent
57 Ques gardat
Laya per privat
De fln cor lautreya
80 Le joi quel guerreya.
Gr. Riquier. Miquel ab razonar geu
Cuiatz cobrir falhimen
63 El falhat
Codolet vertat
Mais lo viguier veya
66 Damor cal pus fadeya.
Miquel. Guiraut R. nom repen
Per vostre blasmar soven
69 Ni falsat
Non ay lo dictat
Mas mon cor santreya
72 A luy giar coveya.
Codolet. Per conrat vigier valen
Yuelh venir a ensenhamen
75 Cal falhat
Dig na escac mat
Gr’, e qe veya
78 De nos cal fadeya.
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110
XVI. Lanfranc Cigala. Hs. I 93 c, B. Verz. 282,4.
1 Eutre mou cor e mon saber Pois prega tal qoe non la ui pregan
Si pioc tenzos lautra Dueg quem Mas eu tengra plus bella cortezia
dormia 24 Si de . cellui qui lames fos amia.
3 Del faillimeu don siplaingnoulamau
Queu dizia quen lor colp esdeve Senz vos el corfailletz al mieuparer
E mos cors ditz seingnor ges eu nol cre Q^el faillimenz mou totz de leuiaria
6 Anz es amors cel qui fai tot lengan 27 Dels amadors qui sou fals e chamiatz
El sens carget Jas domnas de faillia ® car domuas i trobon pauc de fe
Et eoaisBi tenzonem tro al dia, Si fan preiar et longnon lnr merce
30 P er conoisser lo leial del truan
9 Mos cor levet et dis eus voill querer e quan trobon amic senz tricharia
Seingnor sius platz perdon queu Li faü amor ß i coma f az ] a mia.
primers dia
Se cel qi fail agnes lo dol el dan 33 Ab tan mi fo uengnia per vezer
12 Tot lagr amors caitan mal si capte Som fon semblan ma domna quem
Qoel destreing lun e laisse lautrel fre disia
E lun tesors lautre carga dafan Bels douzamicseu vos ren merce grau
15 E fui als proseil fals uan manentia 36 ^onor qnaves faicha per me
Ara iutiaz si respogtz far poiria. ^ * as dompnas e non faillatz de re
Sil drut fosson tal com vos ia blasman
Et eu seingnor en dirai mo voler 39 N on gannera negus de drudaria
18 Zo dis mos senz queu crei queil fail ia Mas 8auiß laI1 qne f olß ] eu 8 a follia
sia
De las domnas car si fan pregar tan Domna merces quar maves onrat tan
Esser tal us que can la dompna ve Voetre sui eu e serai a ma via
21 Qui ben la prec iamais noill volra be Em lau de vos ^ ^ nes Pl a *£ na damia.
XVII. — XIX. zu III, welches der Form nach genau mit
Guill. Peire Cazals 7 stimmt, stehen auch in naher Beziehung:
Blacatz 6 (M. W. 11,136) und 1, sowie Isnart 1,2; vgl. S.
50 Anm. unten. Die 3 letzten Gedichte, welche nur in D ft
207 c — 208 und in N. 281 a — c stehen, sind noch ungedruckt.
Ich teile daher ihren Text nach D a mit:
XVII. Nasnarz d'Antravenas. D a n° 757, B. Verz. 254,1.
R.Ch. V,40 Q. 1,2.
1 Del sonet den Blacaz
Sui tant fort enveios
3 Qe descortz e chanzos
E retroenzas i faz
E quar vei qa loi plaz
6 Sirventes i faria
Si faire li sabia
E pos far no li sai
9 Una danza i farai
Coindeta e ben estan
Que chantoill fin aman
12 E mova de coindia.
Si plagues an Blancaz
P 08 novels es lo sons
15 Mais valgra sa chanzos
Si meses puois e praz
Horz e vergers et pra$ foillaz
18 Espaigna et Almaria
E Franza et Lombardia
E los bauzes Bertelai
21 E los loncs jornz de mal
El dolze mes de lan
El herba saint Johan
24 E la pasqa floria.
De tant fo mal menbratz
Car dons rainatz lo ros
27 Ni belins lo moutos
Nisigrins lafllaz
Ni floris qera amaz
3u Ni meilans ni pauia
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111
Nil puois 8aint& maria
Ni tiflas de roai
33 Ni raols de cambrai
XVID. Blacaz. D» n°
1 Ben fni mal conseillaz
Gar las granz messios
3 Qne uei for ab aillos
Noi miß el bei solaz
De loi ques tant preisaz
6 Pos tenc la soz bailia
Ni mis la seignoria
Qne de bariols leschai
9 Nil ric deman qne fai
Ni mis la testa gran
De loi qe tel sos man
12 Qen aureilla tenia.
£ fo be grans foldaz
Car noi fol guarraignos
15 Qel ac qnant fo espos
Ben a trent anz passaz
Pos tengnt la assaz
18 Ben lan qen mon chansia
Noi foron nil deman
De percenal lenfan
36 Ni fo lalba del dia.
758, B. Verz. 97,1.
E car son nom non cambia
Que conestables fai
21 Maint canal sanr e bai
Det lautrer e ferran
Sen percaz mal e9tan
24 Per qel noms li taingnia.
E fai laiz oblidatz
Car del sens compaignos
27 Noi mesi mais de dos
E fos enamiraz
En bechal desmongaz
30 Fos en la primaria
Cnna ues lo dia
Des a mangar sesmai
33 En cort plus non dirai
Qne nombran
Lei son dels poinz suan
36 Don fai cara maria.
XIX. Nisnarz D a n°
1 Trop respont en blacaz
A lei dornen iros
3 E car di mal de nos
Fai qne mal enseignaz
E Serie foldatz
6 Sen meteis li dizia
Qne uins lo contraria
Mas aitant li dirai
9 Qni mais di qne non sai
Chascnns enten mon chan
E Isis men ab aitan
12 Qe mais dirs es folia.
Qnant es del tot armaz
Es tant gaillarz e pros
15 Per qen sni temeros
759, B. Verz. 254,2.
E nolria sil plaz
18 Vendet la seinoria
Qe sa neza i tenia
De qe fez conrat plai
21 E qnant fo pres cbo fai
Qua nn nilan truan
Rendet lansberc el bran
24 Feiz grant canal&ria.
Dels diners qneill denia
Nespaza nolc far plai
27 Mais qne metre en assai
Son aalen cors prezan
Si fer el datrestan
30 Ainz que nos combatria.
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112
Nachtrag.
Erst bei Durchsicht des letzten Currecturbogens kam mir
eine Arbeit von H. Knobloch „Die Streitgedichte im Proven-
zalischen und Altfranzösischen“ (Diss. Breslau 1886) zu Händen.
Dieselbe veranlasst mich zu folgenden Nachträgen.
Zu 8. Der eingehende Vergleich, welchen Knobl. p. 57 ff.
zwischen dem Jeu-parti und Joc partit zieht, bestätigt, dass
ersteres keinen originellen Zug an sich trägt, vielmehr in seinem
ganzen Gerüst, in Formulirung der Frage, Raisonneraent, Wahl
der Richter etc. eine Copie des prov. Joc partit ist. Auch
lassen sich vollständige inhaltliche Uebereinstimmungen der
subtilen Streitfragen constatiren, doch ist daraus bei der Ein¬
seitigkeit des Stoffes, welchen beide Litteraturen in dieser Lie¬
dergattung behandeln, nicht stets auf Nachahmung zu schliessen.
Die Zahl der Jeux-partis ist etwas zu vermindern, da Raynaud,
wohl durch die Bezeichnungen in den Handschriften verleitet,
auch einige fingirte Tenzonen resp. Dialog-Canzonen (No. 335)
oder mildere persönliche (No. 1111. 1966) und politische Ten¬
zonen (No. 1878) als Jeux-partis und einige Jeux-partis irrtüm¬
lich doppelt aufgefuhrt hat, wie No. 770 (Forts, von 861) und
No. 916 (Forts, von No. 947). Aus No. 1448, welches selbst
kein Jeu-parti ist, sind drei Strophen eines Jeu-parti zwischen
Gautier d’Aispinau und Bestourn6 (Gautier, un jeu vos veul
f iartir) als besondere Nummer auszuheben < Knobl. p. 63). Auch
ür die übrigen im Nordfranzösischen vorkommenden Arten des
eigentlichen Streitgedichts (s. zu 106 u. 132) ist Entlehnung
aus dem Prov. anzunehmen.
Zu 9. Frag- und Antwort-sonett im Italienischen. Die
Proposta eines solchen druckt Knobl. p. 68 nach Poet, del
primo sec. 1,535 ab. Der Gegenstand der Frage, welche zwischen
Bartolomeo Notaio da Lucca und Bonodico verhandelt wird,
ist derselbe wie Raimb. de Vaqu. (392) 29. Ein Sonett von
Palamidesse Belindore: Due cavalier cortesi e d’un paraggio
(Canzonette Antiche, Firenze 1884 p. 42) enthält eine ähnliche
Frage wie Guionet (238) 2. (Knobl. p. 69). Ueber die Frage,
ob die Liebe zu einer Donna oder Tozeta vorzuziehen sei, ver¬
handeln im Ital. 1) Ricco und Ser Pace (Poeti del primo sec.
II 395 u. 404 f.). 2) Verzellino und Dino Frescobaldi (P. d.
p. s. II, 526 f.) Knobl. p. 68. Eine dreiteilige Frage, welche
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113
dem Torneyamen 432, 2 ähnelt, ist Gegenstand eines Streites
zwischen Adrianus und Frate Anton da Pisa. Hier setzt die
Dame dem einen der drei Liebhaber ihren Kranz auf, nimmt
sich den des anderen und erteilt dem dritten einen leichten
Backenstreich s. Neumanns Lbl. 1885 p. 74. Knobl. p. 44.
Zu 19. Als allgemeinste Bezeichnung des Streitgedichts
führt Knobl. p. 4 für tenso den Abs. 74 dieser Arbeit erwähn¬
ten Namen „guerrier“ aus dem Gedichte Joans de Pennas 1 an,
in welchem Dichterund Dame sich mit „guerrier“ und „guerrieira“
anreden. Das Gedicht wird von KnobL für eine wirkliche
Tenzone gehalten, ist aber zweifellos als Canzone in Gespräch¬
form anzusehen. Es ist daher misslich, diesen nur einmal be¬
legten und dort als Scherzwort verwendeten Namen gleichbe¬
deutend mit „tenso“ zu halten. Bezl. der Auffassung von „guerra,
guerrier“ bemerke ich die Stellen: „Guionet, ben vei con vai
Vostre razonamentz; E guerram tornatz lo plai Lai on vos
sofraing sens 238,3 C.4. E no m’en tengas per guerrier 242,22
C. 1.“ Uebrigens wären Belegstellen in dem von Knobl. aufge¬
stellten, jedoch nicht vollständigen, Namenverzeichnfss (bes.
für Törney.) erwünscht gewesen.
Zu 23. Dass speciell der Ausdruck „partimen“ für die Ten¬
zone im engeren Sinne missbräuchlich angewendet worden sei,
wird zwar durch die Gedichte selbst nicht bezeugt (Knobl.
. p. 7), doch findet sich die Verbindung „partir plait“ in der pers.
Tenzone zwischen Blacatz und P. Vidal: „Quar anc partis plait
tan descomunal 97,7“; vgl. auch das persönl. Partimen 111,1
(§. 66 ).
Zu 67. Denselben Charakter wie die §. 25 besprochenen
Desputoisons tragen auch noch die von Knobl. p. 55 — 56 er¬
wähnten fing. Tenzonen zwischen Cuer u. Corps (B. afrz. Chr.
462); Raison u. Jolive pensee (Arch. 42, 293); Raison u. Amour
(Ec. des ch. V, 15); cf. Garin lo brus 1 (Abs. 89); ferner 2
Gedichte von Butebeuf: 1) Lautrier un jor jouer aloie (B. afrz.
Chr. 371), in welchem er den Jongleur Charlot und einen Barbier
sich über ihren Vorzug streiten lässt und den Barbier für den
weniger schlechten erklärt; 2) Desputoisons- dou Croisie et dou
Descroisie (A. Jubinal, Oeuvres compl. de Rut. p. 124 ff.),
welches den Streit eines Kreuzritters mit einem, der das Kreuz
nicht genommen hat, darstellt.
Zu 71. Zu den in Coblas tenzonadas abgefassten Gedich¬
ten werden von Knobl. p. 11 auch die Tenzonen: „NAimeric,
queus par d’aquest marques“ (s. 137) und teilweise diejenige
zwischen Cercalmon und Guillalmi (s. 27) gerechnet. Nach der
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von den Leys angegebenen Probe scheint jedoch hauptsächlich
die Cobla der dialogisirten Canzonen diesen Namen zu ver¬
dienen. Auch im Nordfranz, giebt es Coblas tenzonadas: Qu’
est ce que j’oy? „ce suis je“, qui? „ton cueur“. B. afrz. Chr.
462 (Knobl. p. 52). Beiläufig will ich hier noch auf eine fer¬
nere Notiz der Leys hin weisen: „Alqu fan dansa de coblas ten-
sonadas laqual adonx appelan dans, pero entre dans e dansa
no fam lunha diferensa“ (p. 342). Eine mit der Tenzone oder
dem Partimen gar nicht in Zusammenhang stehende Cobla
partida wird von den Leys p. 334 erklärt: „Cobla partida es
can conte dos o motz diverses lengatges.“
Zu 72 — 74. Knobloch (p. 14 u. 22 f.) rechnet die Abs. 72
bis 74 besprochenen Gedichte teils zu den wirklichen (Joh. de
Pennas 1. Pistol. 4. G. Rain. d’At 4) teils zu den fingirten
Tenzonen (Alb. de Sest. 10. Aim. de Peg. 23). Raimon de las
Salas 3 u. Bertr. del Pojet 1, welche ich bei Knobl. nicht finde,
hätten mit noch grösserem Recht zu ersteren zählen können,
während die Aufführung des romanzenartigen Gedichts 461,28
(Arondeta de ton chantar m’air, Arch. 34,377) und der Ver¬
weis auf die Romanze 323, 23 (s. Römer §. 35) unter der fin¬
girten Tenzone besser unterblieben wäre. S. 53 lässt Knobl.
für solche Gedichte im Nordfranz, die Beteiligung zweier Ver¬
fasser unentschieden. Dialoge zwischen Dichter und Dame,
ähnlich wie im Prov., sind Raynaud 30. 335; ferner „Douce
dame, cui j’ain en bone foi“ (Arch. 42, 277), in welchem Kreuz¬
ritter und Dame ihren Trennungsschmerz aussprechen und
„Chanter me convient plains d’ire“ (Hist. litt. XXIII, 819). Dieses
Gedicht hat etwas mehr den Charakter eines Streites, wie auch
die fing. Tenzone des Quene de Bethune: „II avint ja en cel
autre pais“ (Schel. I, 20). Ob die Pastorelle eigentlich als eine
besondere Art der fing. Tenzone aufzufassen ist, wie Knobl. p.
23 will, lasse ich dahingestellt.
Zu 89. Fingirte Partimen (bezw. Torneyamen) wie Lan-
franc Cigala 4 gab es auch im Altfranz. So z. B. Raynaud
1075, in welchem der Dichter mit der Minne darüber streitet,
ob die Liebe einer Dame fortbestehen könne, wenn ihr von
Jugend auf geliebter Ritter bartlos bleibt. In einem anderen
fing. Jeu-parti: „Conseilliez moi signour“ (Arch. 42, 254) spricht
der Dichter sein Schwanken zwiscnen der Annahme einer zwar
ehrenvollen aber genusslosen und einer genussreichen aber
weniger ehrenvollen Liebe aus. (Knobl. p. 71 f.)
Zu 96 — 100. Auch Knobloch rechnet p. 20 - 22 sowohl
die kürzeren, aus Herausforderungs- und Erwiderungs-Cobla
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bestehenden, wie längeren Gedichte, bei welchen Angriff und
Antwort je aus einer Cobla mit Tornada oder mehreren Coblen
bestand, zu den Tenzonen („tenzonierende Coblas“). Zu den
längeren Antwortgedichten p. 49 unten füge hinzu: Uc de Ma-
taplana 1 — Raimon de Mir. 30, Raimons Verteidigung gegen
den Tadel Uc’s wegen Trennung von seiner Gattin; ferner Bo-
nifaci Calvo 7 — Bertolomeu Zorgi 10 (L. u. W. 396), in wel¬
chem Zorgi seine Mitbürger, die Venezianer, gegen die ihnen
von Calvo gemachten Vorwürfe in Schutz nimmt.- In den Er¬
widerungen wurden dieselben Reime angewendet.
Zu 106. Tenzonen mit so ausgeprägt kriegerischem Cha¬
rakter finden sich im Nordfranz, nicht, dagegen sind wieder
mildere, dem Partimen sich nähernde (s. §. 56 — 58) auch dort
vorhanden: Raynaud No. 1111. 1966.
Zu 132. Knobloch p. 18 f. trennt die historischen Tenzonen
nicht als besondere Art ab, sondern bringt sie mit Ausnahme
von Faure 1 (von K. p. 8 als Part, bez.) mit der Tenzone im
eng. Sinne zusammen. Ich würde dieselben, wenn nicht als be¬
sondere Art, mit Uebergehung der stricten Forderung der Leys,
dass das Part, eine zweigliederige Frage sein müsse, lieber als
Partimen auffassen. Auch im Nordfranzös. giebt es politische
Tenzonen: Raynaud 1878 und „Gatiers, ke de France veneis“
(L. d. L. 176 ff.), welche Knobl. p. 54 consequent zu den Ten¬
zonen im eng. Sinne zählt. Erstere bezieht sich auf die während
der Minorität Ludwigs IX. ausgefuhrten Kämpfe der Barone
Frankreichs, welche wegen ihres Zögerns verspottet werden,
letztere tadelt Pierre Mauclerc, dass er seine Tochter Iolande
mit dem so entfernten Grafen Hugo v. Lusignan vermählt hat.
(Knobl. p, 55).
Zu 142 u. 165. Die zu wählenden, gegen einander geteil¬
ten Gegenstände werden im Prov. gewöhnlich „partz“ 1,1. 248,20.
201,6. 233,5. 236,8. 248,14. 248,75 etc.), „parti(d)a“ (24814.
201,6), „jocx“ (432,2. 248, 75). „razos“ (10, 19. 239, 1. 249,2.
248, 28. 406, 16) genannt, welches jedoch wie jocx auch allgemein
für den Gegenstand der Streitfrage gebraucht wird: „D’esta razo
quem partetz“ 236,8. s. auch 296, 2 Torn.; ferner steht dafür auch
„partimen“ (En R. nul consirer Non ai d’aquest dos partimens 388,1)
und n pla§(plaitz) a : „Monge, eu vosdemantdedozpla§cortes 75,5.
NAlbert, eu sui en error D’aquests dos cortes plaiz jujar 167,42.“
Im Allgemeinen lässt sich also behaupten, dass sich dieselben
Ausdrücke, welche für das Spiel gelten, auch für seine Teile
wiederfinden. Wie für die Entscheidung des Richters wird
auch für diejenige des herausfordernden Dichters „jutjar“ (10, 28.
8 *
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167,42. 461, 16) oder „faire jutjamen“ gebraucht: „Ieu no fas
jes volontier jutjamen 145, 1 Ö. 2, 3. E die vos per mon ju-
jamen 167, 42 C. 2.“ Letzte beiden Stellen, welche Knobloch
übersehen, stimmen mit dem nordfranz. „faire jugement“ überein,
woraus Knobloch den handschriftlichen Titel „jugement d'amors“
für das jeu-parti herleiten will. Neben „jugamen“ wird auch
„conseil“ gebraucht, und zwar selbst in solchen Partimen, deren
Streitfrage nicht als eine Bitte um Rat formulirt ist: „NElias
a lausemador Datz conseill ..... Mas greu tenrant l’amic
verai Lo vostre conseill per meillor 194,17. De vostre conseil
mi destoil 436, 1.“, vgl. hierzu Knobl. p. 6 u. 51. Dass die
Beweisführung weniger auf Beibringung wirklich überzeugen*
der als höchst sophistischer Gründe hinauslief, ist bei der Sub-
tilität der Fragen selbstverständlich. Fast ausnahmlos — nur
einmal erklärt meines Wissens ein Streiter beinahe für die geg¬
nerische Ansicht gewonnen zu sein 167, 44 Tom. 1 — beharren
denn auch die Kämpfer bei ihrer eigenen Ansicht. Auf die oft
sehr frivolen Ausführungen der Trob. näher einzugehen, hielt
ich für überflüssig.
Zu 151. Aehnlich wie Bertr. d’Alam. in 205,1 wird auch
im Nordfranz. Mahieu le Juif, der zur röm. Kirche übergetre¬
ten und Mönch geworden war, spottend gefragt, welcher von
drei Ständen besser sei, derjenige eines Mönches, Ehemannes
oder Junggesellen; also auch hier eine dreiteilige Frage zwischen
zwei Dichtern wie 97,3 u. 283,2. (Knobl. p. 65).
Zu 174. Diez, „Ueber die Minnehöfe tf p. 124 fuhrt ein
solches über einen wirklichen Streit gefälltes, in Reimpaaren
abgefasstes, Urteil auf. (Knobl. p. 50). cf. Bartsch, Grdr. §. 29
Anm. 8.
Zu 195 ff. Tenzonen, in welchen sich die Wechselrede von
Reimpaar zu Reimpaar bewegt, in welchem Falle sie nach den
Levs 20 — 30 Paare zählen können, sind nach der Zusammen¬
stellung in §. 83 nicht vorhanden. Für das Nordfranz, gelten
hinsichtlich der Form im Allgemeinen dieselben Regeln wie für
das Provenzalische. Auch hier wird das Gesetz der Beibehal¬
tung derselben Reime beobachtet. Als Ausnahmen davon sind
nur Raynaud (30), 840, 1187, 1191, 1949 zu verzeichnen. Ge¬
wöhnlich zählt auch das nordfranz. Streitged. 6 — 8 Strophen,
nur einmal 20 achtzeil. Strophen in einem Jeu-parti v. Adam
de la Halle und Jehan Bretel (Couss. 172 ff.). Mehr wie zwei
Teilnehmer sind Knobloch (p. 52) nur einmal begegnet im Jeu-
parti „Biau sire tresorier aAire“ (Ec. d. Ch. V, 474), in wel¬
chem zwei Dichter je eine Partei bilden, sodass der eine zu¬
gleich im Namen des anderen spricht.
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117
Am Schlüsse geht Knobloch kurz auf das Werk des
Andreas Capellanus über die Liebe (de arte amandi et repro-
batione amoris) ein, welches mehrere mit dem Jocx partitz"
übereinstimmende Fragen und ebenso sophistische Erörterungen
derselben enthält. Ob sich Andreas aesshalb bei Abfassung
seiner Mustergespräche für Liebende diese Streitgedichte viel¬
fach zum Vorbilde genommen und seine Ansichten teilweise
aus diesen entlehnt habe (Knobl. p. 79), lasse ich jedoch auf
sich beruhen. In ihrer Darstellungsweise hatten die Quaes-
tiones des Andreas vermutlich Aehnlichkeit mit den Conten¬
tion es der Blanchemain. (s. Abs. 6).
Die noch ungedruckten, mir zum Theil unverständlichen prov.
Streitlieder füge ich, da Knobloch sie nicht benutzen konnte hier
noch an, während ich auf das französische Streitgedicht später
mit Benutzung eines grösseren Materials zurückkommen werde.
XX. Alexandri — Blacasset E 226» (M 260). B. Verz. 19,1.
1 Ed Blacasset bon pretz e gran largueza
Avetz ab joi a cui que plassa o pes
3 Quar ieD ho sai qoe nous plaz
escarseza
Ca mi anes donat dos palafres
Enaissi com iea uei suria
6 Pero bem platz sa vos plazia
Qoe ia nuill tems nom dasetz vostr
aver
Ab sol quel mieu no voillatz retener.
9 Alixandri sanc mi prestetz noos peza
Qoar nous pagoei ieo sai com ho
faretz
So caves dig qoeos dei ab grao
largueza
12 Er tot vostre sol de laotrem sostes
E qoar lo dons trop mais valia
Que) pretz en mon cauzimeD sia
lö Ho sieu rendes so caves dig per yer
Quieu yos donei rendrai vos vostr
aver.
Si ab vos saluar mi podia
18 Jamais ab autre non perdria
Qoar ieu no ueill sestiers puesc
retener
Mon bon amic perdre per mon auer.
21 Ab mi uos saluares tot dia
Que non perdres sieu non perdria
E podetz mi per amic retener
24 Sol no voillatz so quem prestetz auer.
4 mi dones E mi a. dat M — 5 Tot autressl — 7 non dones M — 13 dous val
mais quel prest non fes E — 14 Quel pretz fehlt E — 21 tota nia E — 22 perdria E .
XXL Bertram d’Alamano a Guigo H 54 d (R 25 a ). B. Verz. 76,1,
l Amie Ouigo be maurobs de ton sen
Si vqIs apenre del mestier de calsso
3 Qe trotiers fos una longa saizo
Mas pois uos fos apoiatz a serven
Emblaua8 bousbocs fedas eis moltos
6 Pois fos trobaire de far vers e chansos
Ar lest poiatz a maior honramen
Qel coms na fait caualarat saloatge.
9 E can iras gigo cridar la gen
• Zelosia cridaras per meisso
E cobeitatz per lo de don corsso
12 E muillon per parlar sutilmen *
E per enian cel de cui es salos
E per beure cel cui es corteissos
15 E cridaras lunc e per sobresen
E castelnon per ceba e formatge.
I massaut ff — 2 Car de m. vols apenre c. son — 4 pueis auzi dir que
pugiest — 5 Quenblauas et box et motos — 6 inglars de dir v. — 7 Araus sc en m.
ff — 8 caualier s. — 9 Can ff — 10 Gelozia cridar p. nermesson — 11 lo dnc de
torcho — 12 K per p. — 13 per beure sei cuy es corteso — 14 per enian lo senher
de selo.
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*
Guigo li respondet aisi.
Seu crit Bertram per cels que sod valen
18 No cridarai per vos Alamano
Qeu vos ai vist ses honor e ses pro
Annan la cort de Proenza segen
21 Qe no es [faytz] per vos conduz ni dos
Ans davols motz ner nassalhs enoios
No sap nulhs horns mielhs de vos far
paroen
24 £ ja per me no perdatz vostr usatge.
£ vos laisset tot zo com malvais pren
Pols vos laisset de tota valor blos
80 Mas beos laisset qe de totz bes socos
Oran malvestat ab lait captenemen
E gran cors flac farssit davol coratge.
33 Qe qe crida proenza per los pros
En cridarai avolessa ves vos
£ cridarai flaqesa e volpilhatge (nur H)
Vostre fraire Bertram al partimen 3fi Cavalier layttroper de donar leyt) |
Partis e pres per com lo tenc per pro A foc » foc P er reetanrar paratge.J jj,
27 Qe aisi tenc zo qe taing a baro
Qien vey tot lan R, vist lonia saso H — 20 Canan — 21 E — 22 Pero de
motz R, motz menals H — 23 Vos enanzatz enanatzfar prezen H — 26 per quel ten
hom per — 27 Qnel pres en so . . ad homebo — 29 Quel .. . totas razos — 30 Mal
uos 1. qe totz be vos s. — 31 ab croy captenemen — 32 Ab . . fals — 33 Also c.
gnigo totas sazos R crit H — 34 Tro que crides proeza per los pros.
XXII. Joan Lag — Eble.
1 Qui vos dararespieg dien lo maldia
Si non dizetz en chantan tota via
3 Que culatz far nebles del vostre afayre
Say sistay preyayre
Per larma de mon payre
6 No mes a veyaire
Que jamais sieus niscatz
Al mal queus vey trayre
9 Quieus die que pus trobatz
Estatz
No fer layre
12 Gant sap quer afolatz
Pessatz
Tost de rayre
15 Que fozetz mal camiat.
Camjatz soi yeu Joan Lag ses falhia
Com sei quen tot cant vol far se
fadeya
18 Cuy auen tot ca li enueya faire
Car tot mon afayre ,
Com lo degra cap traire
21 'Maue ades fayre
E vos dizetz chantatz
Co seray chantayre
24 Que totz son bes chantatz
Mal v atz
Bes chantaire
27 Totz jorns me bes vantatz
Seratz
En cantayre
30 Ben en chantaryatz.
R 34 d . B. Verz. 267,1.
Beus es forsatz com siatz bon doblaire
Pus auzl dir nebles que lemperaire
33 Vos vol vezer e crensben sieus vezia
Pro vos donaria
Mays per dien sieus auzia
36 Auzir nous volria
Car mal e lag parlatz
Mon parla ja
39 E vos chantariatz
Anatz
Ou que sia
42 Ja respieg non prendatz
Senhatz
Vos en via
45 Nous cal sieus periuratz.
Cuiatz layre tug sian vostre frayre
Que vos dizetz quieu fes tot mon
afayre
48 Pro per deniers e per dieu sim fazia
May per ren que sia
Yeu nom periuraria
51 Ni don no penria
Dome que sia natz
Que per joglaria
54 Hom fos prezentatz
Nom platz
Periuri a
57 Ni nulb malvat perchatz
Siatz
Te sauia
60 Auer mal conquistatz.
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XXIII. Lanfranc Cigala a Lantelms H 57 . B. Verz. 282,13.
Entgegnung s. R. Ch. V, 247.
1 Lantelm quius onra nius acuoill
A pauc de soienssa
3 Qen vos no trob om mas orgoill
Ab desconoisenza
E comtatz de gui de nantoill
6 En loc de valenza
Ez en pastatz coblas ab soill
De de8Conlnenza
9 Mas entre nos or nom be joill
Da bona semenza
Per qe las metonssai en moill
1*2 Qar son de dnrenza
Mas fort faillon breissan part oill
De quem desagensa
15 Qar ill prendon vostre jangloill
Per chan de proenza
Per qen lor do
18 Per cosseill bo
Ca joglar nec
Baus e pec
21 E cec
No dooon tan de grec
Car es grans faillenza
24 E ges no taing
Dir anr destaing
Ni taing abandonar
27 Ni far
Cuidaz
Dei sal qes teiguon car
HO Car es.tenenza.
Lantelm ens am per qeu no vo ill
Qe fondatz vos venza
33 Qennez ab bonas gens en broill
Si chans lor agenza
Car del vostre chan fan vostroill
36 Ploran penedenza
El chans plors fai lo plus vert foill
Secar en paruenza
39 E parlatz tan cab vostre groill
Faitz fugir plasenza.
XXIV. Raimbaut de Vaqueiras — Guillem de Bauz D a 210 c
(nach H in Monacis Facsimui 1 n° 3) B. Verz. 392,31.
1 Tuit me pregon Engles qe vos don 15 Qe mais amaz deniers e pauc darnes
saut Qen conoguz lamor de na felona.
Del fol amar don es en fol venguz
3 Don toz autrom fora decazeguz
Mas vos es tant de ric corage et haut
Qe la foudat don nulz hom nous rasona
6 Sabes cobrir e si fosson frances
Cil destela veniamen nagraz pres
Quar nous donet lo reis qom non-
chaizona
9 Bern meraneill de vos en raimbaut
Cum vos es tau endreich me irascuz
Qen breu serez per fol reconoguz
12 Plus qeu peirors qe hom ten per arnaut
Anaz vos en al rei de barsalona
Et als autres si com auez enpres
Angles ben tost venguest naimars
lassaut
18 (210^) Qeill pescador slus preiron
con un luz
Non die eu ges que anc fosses batuz
Si non fon colps que vengues de resaut
21 E no en mier mal sil reis uons
[det] nios dona
Ni car crezes lo sagel del borgues
Lo prodome per qe nauez comes
24 Bons dieus fora naimars que tost per-
dona.
Str. 2 gedr. R. Ch. V, 185 nach H.
Str. 3 nicht in B. G. verzeichnet.
XXV. Guiraut Riquier — Bonfil. R 35b. B. Verz. 248,16.
1 Auzit ai dirBofll que saps trobar
E fas coblas mays saber vuelh
breumen
3 Per can chans as de re espauen
0 as dona per que o deyas far
0 si cantas per plag de joglaria
6 Ni per auer de lunh home que sia
0 si chantas que ton pretz sen enans
Car ton can val sas razon per que
chans.
9 Guiraut yeu chan per mon cors
alegrar
E per amor de ley quem ten jauzen
E car me platz pretz e joy e joven
12 .
Mas jes non quier enans ten donarla
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Ca mans ne do per amor de mamia
15 Ques enend e pros e gay e benestans
E cban per lieys car mi fa bels
semblans.
Bofllh enquer te vuelh mays
demandar
18 Pas per amor cantas nit tens jaozens
Ni per domna e di mo sertamens
De cal leys es degra men o essar
21 Car nos tanh jes com que trachors sia
Cui es contra tengas nostra via
Car totz tos ditz e tos fatz son
pezans
24 A ihö crist car Ion auetz esglans
Pas plag damor layssatz per
sermonar
Laysal parlar e vist blanc vestimen
27 Gr. e pueis er grans lespntamen
Que ies midonsno vol crotz adhorar
E si en lei fos amor ni cortezia
80 Jal tuegar nom tengras a folia
XXVI. Marques Lanza -
B. Verz. 234,12.
1 Guillems de saint Disder vostra
semblanza
Me digaz dan sompni ver qem fo
salaage
3 Lantrer per bona esperanza
Madormi ab los salnz dun ver
message
En an verger plen de flors
6 Frescas de beilas colors
On feria ans venz isnels
Qae frais las flors eis brondels.
XXVII. Bertran — Bernart
1 En bernartz grans cortezia
Es en vos ab tot bon sen
3 E qar vei qen vos si lia
Vueilh vos mostrar mon talen
De so don sui en error
6 De leis qab semblan damor
Ma an lonc temps enganat
Per qieas prec en amistat
9 Mi digas sieu men partria.
En Bertran hom deu tot dia
A enian annar fugen
12 Per qeas conseilh ses baozia
Qneus partatz de leis breumen
Camors vol questuei ols aymans
Per qae degoS non den egser clamans.
33 Bofllh anc hom no poc pus ferm
amar
Ni en sermo non ac mens son enten
Que yeu per tal qae en lays dom-
ney plazen
36 May repenr et deguy del tneiar
E tu com fol despendes ta folia
Que vestimen velas dir not tanhia
39 Nil jutjamens pero tan per prezans
Sei dopian.
La tenso lais cueymay not respon-
dria
42 Car razot falh e dizes vilania
E passi men per mo senh en Bertran
Sei dopi an qnes damor benanans
45 Ta resposta no vnelh ni la paria
Destor enan car ma valor senbria
E mos sabers nes mermatz quera grans
48 Car ab ton pus mon er cazutz us pans.
Guillem de St. Disdier D a 209 a
9 Don del sompni vos dirai ma
esmanza
Qo qeo men pes nim nalbir en
mon corage
Lo vergers signiflcanza
12 Es damor e la flor domna daut
parage
El venz dels lanseniadors
E bruiz dels fals feignedors
15 Que baissa los pretz isnels
Qe fraing las flors eis brondels.
. . M 260». B. Verz. 75,2.
Pos conoisses la follor
15 Del siea semblan tricbador
Ab qens ha lonc temps trichat
Qom pos conois sa fondat
18 Si la sec fai gran follia.
Ieu ai vist per bon atendre
Amics bernartz conqerer
21 Doncs aten em vueilh entendre
En leis qar ric joi nesper
So es per lo sieu semblan
24 E sim vai samors luinhan
Es mi tot bon de sufrir
Per qe no men vneilh partir
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27 Per aver qeo saupes prendre.
Folls iest beüs en pnesc reprendre
Bertrams so vos die per ver
30 Qar dizes qe ses coutendre
Yoles ab leis remaner
Qeus vai tot jorn enganan
33 E plus fols qar per leDian
Qeus fai nesper ai jauzir
Qieu sai so voles segir
36 Qom nons pot de mort defendre.
Jen creciei gran adreiteza
Bernartz sapchas fos en vos
39 E vei qe non i san deza
So co el vostre respos
XXVIII. Eble d’Uisel
t En Gni digaz al vostre grat
Qal presaz mais segon razon
3 Domna adreita de la faicbon
0 antra ab antretal bentat
Qes mal enseignada e vilana
6 Ma6 vos la trobarez certana
Toz temps en toz vostres conenz
E eil qes adreita e plasenz
9 Nons dira ja de ren vertat.
Cosin tant ai acostnmat
Far plazers e prendre a sazon
12 Qant son damor dni compaignon
Qe mi faz dezaninen
42 Ancar vos die qatenden
La pro auinen anrai
Ses mort qar respos mi fai
45 En so qe la truep corte^a.
Bertrams per vostra simpleqa
Morres e es grans ra$os
48 Qar homs qenian e falsesa
Sec nneg e jorn volnntos
Morir den mon escien
51 Per qe morres veiramen
E pos morir tan vos plai
Morres qien mo sofrirai
54 Non per so q ue fort mi pe$a.
Gui d’Uisel. D 210*. B. Verz. 129,1.
Qe son ab gent mentir mesclat.
En Gnis sios avia colgat
15 Qnant parla part lo grat el don
La rosa per bona oebaison
E la dreit al tort esmendat
18 Ab bels diz qem reuen em sana
Don pois recort una setmana
Lo plazers el enseignamenz
21 E vos non serez tan jansenz
Que toz non portaz al comiat.
XXIX. Eble d’Uisel - Gui d’Uisel. D a 210*. B. Verz. 129.3.
1 Goi eus part mon essienz
Un joc dun serez conquis
3 En qal ouidaz qom moris
Ennapz daqes dos tormenz
Qe'tota una nuoit dauenz
6 Jacsez ab lei don es gais
Ous tengues us dels algais
En lega lo terz dun dia
9 Ghausez qal volriatz mais.
Neble cum hom recrezenz
Gui amors non abelis
12 Partez e sieu non ebausis
Petit maiuda mon senz
Qe si tot nom sui jauzenz
XXX. Enric — Arver. T
1 Amic Aruer duna ren vos deman
De dus amantz duna dompna ques
pros
3 Gq dun talenj e dun cor son amdus
15 De lei que aman me trais
Mais men val uns petitz iais
Qen legal bascles maucia
18 Mas vos qen sabez lais.
En gui plus flaira qausenz
Per qeu li ;ui eill gandis
21 Et a auz cet cäpis
Qe de toz a faiz siruenz
Mais am estar en pendenz
24 Gum fai iudas qe dieu trabis
Qil jamais mabraz nim bais
l’ro al diables qe seria
27 Daizo qil a faiz ci mais.
Cobla l ausserZ. 4 s.Rayn. Y 139.
75b. B. Verz. 139,1.
Mas son deuis lor preis e lor semblant
Car los es [sjemple e lautre sobran-
cier
6 Lun pauc presat e non gaire plasentier
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A lautre par tot le mont obesir
Gardas cal den la domna mais eslir.
9 Enric eo crei veramenh ses dutansa
Qel sobrancier [cjamor fa star gioyos
Deo mai plasir a domnas et es
raisons
12 Car preis ui sen ni valors non cen dan
Mai si col fruc qni de lalbre sobrier
Son plus plasent e de sabor pleuier
15 Tut autresi deo la dompna grasir
Lo sobrancier el nescic deo fuir.
Amic aroes eror vos nai menat
18 Non cutz cadreg anc fosses amoros
Ni sen ni preis non seg so sabes vos
Amors corals mas desirs e talen
21 E dompna mais donor e pres conqier
San paac senatz fai valor amendar
Qe fruitz far non sol lalbre que nol tir
24 Vol trop ne lo blatz uig ben engranir.
Enric parlatz vos en aquest e gabant
Ben sai damor ma nos nes oblios
27 Que sobran$ar adri$ tuta saisons
Degratz lansar e vos lanas blasmant
Camors corals aper ton temps mestier
30 Polar en aot sei non uen al ostier
Nen tenra uana lo blal$ fornir
E dacertan ben nil se deo partir.
33 Amic narue'r ben al merveglia gran
De vos qem faitz a diqoest plait tenson
Car non es grifagns et sparnier tan
bons
36 E non es al cel tant groa oolan
Mainera com un esparuer ostier
E mielz sap chascun son norit destrier
oü Frenar dira estraina miellf aog dir
Fruit darbre plantat de sas man cuglir.
Na tantalis ce de valor sobriera
42 Flors de beutat e miragl a los clera
Enric sabra nostra tenso fenir
Cal deu la dompna per raison miel$
islir.
45 Na balairis a coi don preis entier
Per sa valor domnas e caualier
Amic arner uoill ce deu caosir
48 Del dos amantz tut per lo sieu albir.
XXXI. Folquet de Marseilla — Totztems. B 73*>. B. Verz.
155.24.
1 Tostemps si vos sabetz damor
Triatz de doas cal val mays
3 Ses drotz de tal que nos biays
Yas vos ni sofr autr aymador
Empero nons fay a veiayre
6 Queas am ni qoes a/aut de vos
0 antra queus am atrestan
Et a dautres drotz ,1. o dos
9 E qeos fassa de plazers tan(ß)
Com fln amia den fayre.
Folquet mes maoetz en error
12 Que trop maoetz partit greu plays
Quen cascun a trebalb et fays
Pero sin penray la melhor
15 Beus die que no pretz gaire
Dona pul say companhos
Si tot mi fay damor semblau
18 Mays vuelh que mo tenh a rescos
Leys que non aya cor truan
Cab bels plazers me eug trayre.
21 Tostemps pauc avetz de valor
Si per aital amor es gays
Que pus donaus fay col e cais
24 Que 1 se tengua a desbonor
Beus die que seral reys son paire
Nous es 808 plag onratz ni bos
27 Mays val sela queus tem eus blan
Eus mostra semblan amoros
Sitot se \ay pueys percasaan
30 Cant vos non es el repayre.
Folquet vos razonatz folor
Que anc dona pus son drot trays
33 Sos pretz no fon fls ni verays
Nil sieu semblan gualiador
Nol podon per ren refayre
36 Lanta quilh fay totas sazos
Mas de bona dona prezan
Say quen es pns ondratz sos dos
39 Sitot nom fay damar semblan
Nom cal sol mam ses cor vaire.
Tostemps li nessi trobador
42 Fan tornar los bels dos sauays
E par a Ior semblan maluays
Quel dar non lor aia sabor
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45 Doncx com pot dona ben fayre
Que mostre semblan ergulhos
Mielbs es com suefral bei enian
48 Gaisso ja es de trassios
Que auen a motz sofrir lan
Yeu cug que tos nes cofraire.
51 Folquet tal mac a servidor
Que anc companhon nom atrais
Aram par que ad autres lays
54 Per quieu men part em vir alhor
Mays vos que es flsamayre
Cug quey sia esta razos
57 Cuiatz aissi cobrir lo dan
E saisi perdes las chansos
Que autre vos parta lafau
XXXII. Gaucelm Faidit —
B. Verz. 167, 42.
1 Nalbert eu sui en error
Daque8tz dos cortes plaiz juiar
3 Que doas domnas per amor
Volgron lor cavallier baissar
E luna no lausset far
6 Anz comenset a plorar
E lautra nous pot mudar
Qe non complit tot son talen
9 Digaz so qeus nes paruen
Cal en den mais lamics lauzar.
Seingner cellei fez mais damor
12 Que no sen saup amesurar
E deu auer mais de laussor
Per lamic si ben o volc far
15 Caz auenturas volc gitar
Per son bon amic gazaingnar
Molt lan pot mais lamics amar
18 Car noi gardet foldat ui sen
E die vos per mon juiamen
Que forsa damor li fez far.
21 Nalbert vos eill autr amador
Volez ades torz raissonar
Cum podes dir qe per follor
24 Deia mais druz sa domn amar
Sill domna saup de mal estar
Si ne son bon amic gardar
27 Molt lan deo mais lamic prezar
Car sen cuberc ab jauzimen
Eill vostres fez tan follamen
30 Qel mariz len degra laissar.
60 No say per queus es chantayre.
Tostemps de tort say dreg fayre
Per cami platz esta razos
63 E sieus en vens joi nayatz gran
Car vos sofretz los companhos
Mais nam tal quem fay semblan
66 Damor e noy ay cofraire.
Folquetz tostemps fatz gabayre
Jutjada sia esta razos
69 A na gaucelma vuelh que san
E si ieu ab companhos
Ja per so noy ira doptan
72 Que ben crey ner fls jutjaire.
Albert (de Sestaro) Da 15l ab .
Seingner eu tenc leis per meillor
Que noi saup geing ni uoutas far
33 Quel fals eill galliador
Se saben cubrir e laissar
Et hom no po cor deuinar
36 Catreissi pogon mal penssar
Aissei que ploret simplemen
39 Mais eill non ac galiamen
Que volc tot son cor demostrar.
Nalbert li fezel amador
42 Quill plait damor sabon jojar
Preson mais lamoros plor
Tan gen saup son cor passar
45 Et amor no po gaire durar
Qi noi sap cubrir ni celar
E eill qe nos volc capdelar
48 Fez vas son amic faillimen
E vas si mezeisa men
Per quel druz len degra encolpar.
51 Seingners eil plorars ha sabor
Eu uo sai fort ben aesmar
Sofferc per ben o per dolor
54 0 per sobrais de trop amar
Mais qui vol ses deupte pagar
Noi deu loniamen triar
57 Que so ques faiz non es a ffar
Don die eu que val per un cen
Cill que pag amorosamen
60 E meillz sen pot lamics dar.
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124
XXXIII. Guillem Rainion
1 Del joi damor agradiu
Cbauzetz a lei de cortes
3 Pouzei qoieu men alegr en pes
Em nesfortz en momelin
Per que mos Ans cors consira
6 Dana pros dona valen
Caz an dona dautra pren
Piguatz ves qnal plns se vira
9 En gnilem raimon daisiu
Mes qne sien chanzisc ades
De fin amor lo meils ca pres
12 Ne dei esser tan pensin
Me te ses joi e ses ira
E die qneill dona säten
15 Plus vas sei cui fai prezen
Daquo don lantre sospira.
Pouzet son fort cor antiu
18 Plan domna mai« por un tres
Qnan pren gaire ni panc ni ges
Oadreg ten hom per esquiu
21 Penre qai ben so albira
Donx quar fai maig donramen
A sei quil serf qaal prenden
24 Ben par camors lai la tira.
Sill ques vengutz al fort briu
Cab sin aol tener dos pres
27 Volgrieu mais qae donan monres
Qae prenden mas be uos plin
Gnilem raimon queus basira
XXXIV. Guiraut Riquier
1 Falco don auinen
Amatz may que res canc fos
3 Sabetz sertanamen
Quil ama atertan vos
Et als non podetz auer
6 On faytz tot vostre voler
Desamatz
Saben cal desplatz
9 Cauzetz ses falhensa
Cal plus vos agensa.
Per bo tenc lo partimen
12 Gr. mays luua razos
Val mays a mon essien
E ia nom sia autres pros
|5 Am mays leys qe si poder
Pouzet E 223 a . B. Verz. 229,1.
30 De joi si sill cab mert len
Mausi e sobre plazen
Prezes so de queill servira.
33 Pouset bens nei esforsiu
De pauc dir pero quius des
Trop foras mais del prendren pes
36 Mas sei ca lei dantan nlu
Fora grazitz e grazira
Pro mais donan que prenden
39 Catenden maten sirnen
Del joi plus iauzen jauzira.
Meils par qne amors abriu
42 Leis que pueia que prezes
Lo cor de son amic el bres
De gen servir azunin
45 Gnilem raimon e cbauzira
Uns secx uos qni anatz queren
Quar sei cadona repren
48 Penre ben par qen dezira.
Si la de palau ques mira
En pretz en joi et en joveu
51 Pouzet sill plagues plus gen
Dest partimen nos partira.
En iutz om meils non chauzira
54 Quil plus gen el meils repren
Qui razena faillimen
Cautra non bo acuillira.
Falco R 34». B. Verz. 248,28.
Na fara mi mon plazer
Que membratz
18 Per Jautr enianatz
Car a me parvensa
Fay o per temenga.
21 Pres auetz nessiamen
Co volpilh de dezir blos
Car am desesperamen
24 Voletz esser amoros
E faus o far non poder
Trebalhatz may vuelb teuer
27 Ley quem platz
A ma voluntatz
Que ses joi sabeusa
30 pe sa bor^ volensa,
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125
Mays Yuelh per son cors plazen
Trebalhat estar joyos
33 Que lautra ab marrimen
Per qieu la yos lays a estros
Com la podetz mantener
36 Dol na can lanatz vezer
£ solatz
De yos non 11 platz
39 Ans de laus comensa
Yra e mal rolensa.
Cuy pot complir son talen
42 De so de ques enueyos
Trebalhatz non es paraen
Que res sia sofrachos
45 Et amar ses bon esper
£1 trebalh el mal saber
Yos layatz
48 Qlem son acordatz
Cautra mal sabensa
Mon plazer nom tensa.
51 Sa leys camatz flnamens
Trebalhatz et enveyos
Pueys nons tenra per valen
54 Car vas amors non es pros
Yas ela faytz non dener
Cap joy se yoI sostener
57 Irans platz
Sol profieg nayatz
Yeu voelh entendensa
60 Damor ab plazensa.
Trebalhat mays fay valer
Ma part quel Yostra per ver
63 Don es matz
Son dreg ven jutjatz
En mi quel prec vensa
66 La maior falhensa.
Verzeichntes* der zur Sprache gekommenen prov
Gedichte*) mit Auenahme der §. 49-5t Anm.
angegebenen.
*Ademar 1 (Maus 248) . .
144.
146.
Aicard — Girard (entspr. Ms.
535)
148.
Aimerio l (Ms. 642) . .
, •
147.
Aim.
de Peg. 3 (Ms. 535)
144.
146.
»
„ „ 6 (Ms. 546)
. .
144.
»»
„ „19 (Ms. 660)
•
144.
ii ii 23 (Ms. 12)
73.
ii
„ „ 28 (Ms. 535)
144.
146.
ii
„ „ 37 (Ms. 471)
144.
146.
Alalsioa Yselda l(Ms.A. 3,44)
144.
146
Alb. Marques de Mal. 1 (Ms.
212)
108.
♦Alb.
de Sest. 10 (Ms. 17)
.
73.
11
„ „ 15 (Ms. 671)
144.
146.
ft
„ „ 16 (Ms. 535)
144.
146.
11
„ „17 (Ms. 283)
150.
Alexandri l (Ms. 2, 27) .
, ,
125.
Arman 1 (Ms. 549) . .
144.
146.
Anzer Figneira 3 (Ms. 61) . . 139.
Beatritz de Dia 3 (Ms. 418) 33. 102.
Bernart 3 (Ms 439) . . . . 129.
„ 4 (Ms. 670) . . 144. 146.
Bern, de Vent. 32 (Ms. 509) 34. 128.
Bertran 2 (Ms. 360) . .144. 146.
*„ 3 (Ms. A. 2,33) . 144 146.
„ 4 (Ma. 368) .... 101.
„ 5 (Ms. 159) . . 144. 146.
Bertr. d’Alam. I (Ms A. 2, 41) 95. 116.
„ „ 17 (Ms. 123). . .114.
Bert. Albarie 1 (Ms. 579) 144. 146.
Bertran Carb. 13 (Ms, 306) 70. 85.
„ „ 14 (Ms.A. 2,20) 70. 85.
Bertr. de Gordo 1 (Ms A. 2,37) 109.
Bertr. del Pojet 1 (Ms. 28) . . 74.
Blacatz 3 (Ms. A. 2,19) . . . 157.
*) Die mit * bezeichnten Gedichte erfordern Aenderongen oder Nach¬
träge im Verz. y. Bartsch Grdr. oder Eintragung neuer Dichter wie: Aicard —
Girard (s. 144), Condolet (248,11), Genoes (? 386,1), Graf (239,1), (Graf y.
Bretagne 165,5), Graf Rlchart (201,2), Graf v. Boy (2 48, 74), Pelre d’Estanh
(248,75), Senher (226, l).
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126
Blacatz 4 (Ms. 579) . . 144. 146.
„ 7 (Ms. 535) . . . . 119.
„ 8 (Ms. 346) . . . .119.
*„ 19 (Ms. 535) .... 144.
Bonafe 1 (Ms. 346) .... 124.
„ 2 (Ms. 17) .... 124.
Cavaire 1 (Ms. 317) .... 151.
•Cercamon 1 (Ms. 289) . . 27—29.
Dalfl d’Alv. 6 (Ms. 546) . 144. 146.
Daspols 2 (Ms. 280) . . . • 80.
•Daode de Carlos 1 (Ms. 535) 101. 125.
Eble d’ü.sel l (Ms. 536) . 144. 146.
„ „ 2 (Ms. 535) . 144. 146.
„ 3 (Ms. A. 2, 37) 144. 146-
•Elias d'üisel 3 (Ms. 535) . . 99-
Engles 1 (Ms. 282) ..... 100.
Enric 1 (Ms. 535) . . . 144. 146.
Esperdot 3 (Ms. 123) . . 144. 146.
Esqoilha 1 (Ms. A. 2,44) . • 144.
Este™ 1 (Ms. 603) . . 144. 146.
Fanre 1 (Ms. A. 2, 19) ... 136.
Folco 1 (Ms. 61).122.
Folquet (152) l (Ms. 47) . . 125.
Folquet (153) 1 (Ms. 535) 144. 146.
Folqoet (153) 2 (Ms. 52) . . . 144.
Fol. de Mars'. 24 (Ms. 602) 144. 146
„ „Romans 4 (Ms. 93) . .118.
„ „ „ 9 (Ms. 312) • . 117.
Garin lo Bros 1 (Ms. 25) . . 89.
•Gaucelm l (Ms. 25) . 144. 146.
*„ 5 (s. p. 96 onten) 144. 191.
G. Faidit 42 (Ms. 298) . 144. 146.
„ „ 44 (Ms. 447) . 144. 146.
„ „ 47 (Ms. 641) . 144. 146.
Gaosbert 1 (Ms. 530) . . 144. 146.
Graf. v. Poitou 2 (Ms. 28) . . 24.
*n „ »9 (MS. 95) . . 26
Graf v. Prov. 1 (Ms. 344) . . 144.
„ „ „ 2 (Ms. 359) . 70. 84.
Graf y. Rodes 2 (Ms. 545) 144. 146.
Gräfin ▼. Prov. 1 (Ms. 385) . . 103.
•Granet 2 (Ms. 249) . . 101. 112.
„ 4 (Ms. 359) .... 95.
„ 5 (Ms. 282) . . . .120.
*Gui 1 (Ms. ,353) . . . 144. 147.
„ 2 (Ms. 452) . . . 10i. 125.
Gui de Oav. 3 (Ms. 221) . 70. 87.
„ * „5 (Ms. 251) . 101. 118.
Gui d’üisel 2 (Ms. 456) . 144. 146.
„ * 16 (Ms. 95)1 . 144. 146.
„ „ 17 (Ms. 471) . . . 144.
„ „ 18 (Ms. 314) . 146. 155.
Goigo 1 (Ms. 397) ... 144. 146.
„ 2 (Ms. 140) .... 144.
•Goigo de Cab. 2 (Ms. 535) 132. 135.
„ * * 3 (Ms. A. 2,24) 115.
Guillalmet 1 (Ms. A. 2,44) . . 29.
•Goillem 1 (Ms. 536) 132. 141. 189.
*„ 2 (Ms. 747) . 144. 146.
„ ft (Ms. 549) . 144. 146.
*„ 6 (Ms. 344) . 159. 161.
•Guillem Angler 1 (Ms. 60) 36. 151.
„ „ 4 (Ms 278) 35. 147.
183. 184.
Goillem Gasmar 1 (Ms 515) 144. 146.
G. de Mont. 14 (Ms. 56) . 144. 146.
•G. de Mar l (Ms. A. 2,25) . 163.
M „ „5 (Ms. 535) . 144- 146-
„ „ „ 7 (Ms. 535) . 144. 146.
„ „ „ 8 (Ms.603) 144.147. 180-
G. P. de Cazals 7 (Ms. 46 a) . 147.
G. Raimon l (Ms. 579) . 144. 146.
„ „ 2 (Ms. 29) ... 137.
G Ralool d’At 3 (Ms. A. 2,4) 123.
» » 4 (Ms. 87) . . 74.
G- de St. Gregonft (Ms. 685) 144. 146.
„ „ „ Leidier 8 (Ms. 359) . 90.
•„ „ „ „ 12 (Ms. 359) 132. 141.
G. de la Tor 8 (Ms. 549) 144. 146.
n „ „12 (Ms. 366). 144. 146.
Goionet l (Ms. 390) . . 14 4. 146.
„ 2 (Ms 344) . . 144. 146.
*„ 3 (8. p. 96 unten) 144. 147.
•Guiraodo l (Ms. 280) . 144. 146.
Guir. de Born. 3 (Ms. 164) . . 72.
„ „ „ 22 (Ms. 669) 144. 146.
*„ „ „ 69 (Ms. A.2,3) 74. 105.
*Guir. Riqnier 11 (Ms. 366) . . 161.
„ „ 14 (Ms. 535) 144.146.
„ „ 16 (Ms. 535) . . 130.
„ „ 20 (Ms. A.2,30) 144. 146.
„ „ 28 (Ms. 366) 144. 146.
„ „ 34 (Ms.A.2,44)144. 146.
„ „ 36 (Ms. 510) 144. 146.
„ „ 37 (Ms 535) . .141.
*„ „ 74 (s. p. 97 oben) 162.
*„ „ 76 (Ms.34 4) 161.181.182.
„ „ 76 (Ms. 591) . . 161.
„ 77 (Ms. 282) 159. 164.
Goir. de Sal. 2 (Ms. 344) 144. 146.
Isabella l (Ms. 535) . . • • . 102.
•iseot de Capnio 1 (Ms. 549) 101. 104.
Janfre l (Ms. 408). 133.
•Joan d’Albosso 2 (Ms. 338) 132. 140.
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127
Joan Lag 1 (Ms. 139) . . . 101.
„ de Pennas 1 (Ms. 383) . 74.
Lanfr. Cig. 4 (Ms. 782) ... 89.
„ „ 13 (Ms. 216) . . . 125.
„ „ 14 (Ms. 344) . . . 152.
Lantelm 2 (Ms. A. 2,4 4) . . 156.
Lemozi 1 (Ms. 508) . . 34. 128.
Lignaure 1 (Ms. 660) . . . .131.
Maistre 1 (s. p. 96 unten) . . 30.
Maria de Vent, 1 (Ms. 585) 144. 146.
Marques 2 (Ms. A. 2, 39) . . . 144.
♦Matheus 1 (s. p. 97 oben) 101. 110.
Monchv. Mont. 7 (Ms. 579) ... 82.
„ „ „ 11 (Ms. 105) . . . 81.
„ „ „ 12 (Ms. 501) . . . 79
„ „ „ 13 (Ms. A. 2,4) . . 89.
♦Montan 2 (Ms. 210) . . 101. 103.
, 3 (Ms. 383) .... 135.
Oste 1 (Ms. 535) . . . 144. 146.
Peire d’Alv. 4 (Ms. 576) . 34. 128.
„ Daran 3 (Ms. 535) • . 90.
♦P. G. de Toloza l (Ms. 61) 101. 119.
♦Peire Torat t (Ms. 535) . 146. 153.
„ Trabnstal 1 (Ms. 535) 144. 146.
Peirol 10 (Ms. 535) . . 144. 146.
„ 17 (Ms. 755) . . 144. 146.
„ 29 (Ms. 317) .... 78.
„ 30 (Ms. 563) . . 144. 146.
Pistoleta 4 (Ms. 359) .... 74.
PrebostdeVal. l(Ms. 122)94. 144. 146,
♦Pujol 1 (Ms. 9 u. 169) . . . 144.
Raimbaut 1 (s. p. 97 oben) 144. 146.
*, 4 (Ms. 549) . 144. 146.
Raimb. de Vaqu. 7 (Ms. 491)88. 191.
♦„ „ „ 15 (Ms. A. 2, 19) 158.
159. 161.
Raimb. de Vaqu. 29(Ms. 359) 144. 146.
♦,, „ „ 31 (Ms. 579) 101. 107.
Raimon Escriva 1 (Ms. 33) . . 90.
R. G. de Beziers 6 (Ms. A. 2,24) 144.
Raimon Guillem 1 (Ms. 488) 138.
R. de Miraval 16 (Ms. 510) . 149.
R. de las Salas 3 (Ms. 579) . 74.
Rainaut de Pons (Ms. 342) 144. 146 .
Rieh, de Taraseon 2 (Ms. 229) 111. 125.
♦Rodrigo 1 (Ms 204) . . 144. 146 .
Roflan 1 (Ms. A. 2,41) . 144. 146 .
♦Rofln 1 (Ms. 590). . . 144. 146 .
Rosta^ng Ber. 2 (Ms. 12 ) . . 70.
*Sav. de Malleo 2 (Ms 552) 159. 16 I.
Sifre 1 (Ms. 4 6 ). 144 .
Simon Doria 1 (Ms 678) 144. 146 .
„ „ 2 (Ms. 212) . . 144 .
„ „ 3 (Ms. 61) . . 134 *
Sordel 10 (Ms. 510) . . 95. 146 -
„ 11 (Ms. 660) . . 144« 146 -
Taurel 1 (Ms. 535) . . . . 121*
Tornas 1 (Ms 306) .... lOl*
üc 1 (Ms. 123). 154.
Uc de laBac. 1 (Ms. 702) 144. 146 »
* „ „ „ 4 (Ms. 172) 144. 146*
Uc Catola 1 (Ms. A. 2,4) . 31. 127«
*„ „ 2 (Ms. 471) . .32. 102.
Uc de Maensac i (Ms. 177) , 129*
„ „ Mataplana 2 (Ms. 687) . lOl«
„ „ St. Circ 33 (Ms. 535) . 112 *
♦,, „ 33 a (Ms. 579)101. 112.
♦Uguet l (Ms 58) . . . 101 . 123.
Vescoms de Tor. 1 (Ms. A. 2,46) 113»
Anonym (461) 16 (Ms. A. 2,10)144, 146.
*, „ 43 (Ms. 309) . . 83.
„ „ 56 (Ms. A. 2.18) 104.
#
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128
Suchreg later.
Alliteration.
202.
Reim (gram.).
20t.
Antwort — Sirventes . .
96—100
Reimwechsel.
199.
Antwort — Sonette . . .
9.
Schachspiel s. Partimen.
Bartsch, Yerb. z. Grdr. s.
Streitged. i. Deutschen s.
Yerz. d. Ged. n. 101.
Estrif. Part.
Blanchemain s. Contentlones.
Strophenbau .
192—194.
Gertamen.
46—48.
196—198. 203 (Yerh. z.
Cobla tenzonada ....
71.
dem and. Dicht.)
Conflictus.
51—56.
Strophenzahl.
195.
Contentlones.
6.
Tensa .
19.
Dialog-Canzonen . . .
72—74.
Tenso .
19.
Estrif 9 (Verbreitung). 10
Tenzone (allgem.) .14 (Litte-
(deutsches) 38 (prov.).
ratur). 15. 16. 23 (Defin.
64 — 67 (nordfrz,). 68
d. Leya). 24—40 rAlter).
(engl.) 86 (catalan.).
44. 45 (Verb', z. Pasto-
Geteiltiu spil ....
3.
rela). 185. 186 (Impro-
Jeu-parti ......
8.
visiren). 187 (Ausfüh-
Kampf (leibl.) s. personl.
rung). 188. 189 (Vortrag).
Tenzone.
191 (versch. Sprachgeb.).
Kampfspiel s. Part. u. Torney
Tenzone (flngirt) . . .
75—93.
Koerner.
200.
17 (Bezeichn.)* 70 (V. z.
Munizarat (poet.) . . Ö7. Ho — 63
Vagantendicht. 71 — 74
Munäzarat (pros.) . . .
58 59.
(Yerh. z. Canzone).
Partimen.
142—157.
Tenzone (historisch) . .
132-141.
1. 3 (Verb. z. Kampf-
18 (Bezeichnungen;.
spiel). 4 (V. z. Schach-
Tenzone (persönlich) . .
101—131.
spiel u. Würfelspiel) 5
1. 2 (V. z. Kampf)- 17.
(Häuflgk.). 7 (V. z. port.
19 (Bezeichn.). 32. 33
o. span. Tenz) 8 (Jen-
(V. z. Canzone). 41. 96
parti). 10—12 (V. z. mhd.
bis 100 (Yerh. zum Sir-
u. nhd. Streitged.) 17.
ventes).
21 (Bezeichnungen). 24.
Torneyamen.
169 — 164
25 (Unterhaltungen). 35
4 (Y. z. Kampfspiel). 17.
(ältestes). 42. 43 (Eigen-
22 (Bezeichn.). 158 (Ent¬
artigk.). 50 (V. z. Cer-
wickelung).
tarnen). 52. 69. 70 (Y.
Urteil.
173—184.
z. Conflictus). 57. 63
Wettdichten 1. Prov. . .
49.
(Y. z. Mnnazarät).
Würfelspiel s. Partimen.
Plag (plait) .....
20.
Zeugnisse f. Beteil. versch.
Razonamen.
165—172.
Verf..
•
94-95.
Marburg. C.
L. Pfeil’sehe
UoWersitfits-Buchdruckerei.
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